Man findet die Bücher ja mittlerweile überall - auf Bücherflohmärkten, in offenen Bücherregalen, in der Onleihe, in Schnäppchenauslagen und natürlich im Internet. Auch noch Jahre nach dem Erscheinen, das ...
Man findet die Bücher ja mittlerweile überall - auf Bücherflohmärkten, in offenen Bücherregalen, in der Onleihe, in Schnäppchenauslagen und natürlich im Internet. Auch noch Jahre nach dem Erscheinen, das Hype, Aufschrei und Skandal in einem war, ist diese Reihe omnipräsent. Auch wenn ich eigentlich nie vor hatte, sie zu lesen, muss ich zugeben, dass ich neugierig war. Tja, Neugier plus Langeweile plus zufällig gerade in der Onleihe verfügbar führte dazu, dass ich jetzt doch mal angefangen habe.
Handlung: Was die Handlung betrifft war ich darauf vorbereitet, dass außer seitenlangen, ausufernden Sexszenen, dürftigen Gesprächen und langen inneren Monologen Anas nicht besonders viel passieren würde, doch dass hier wirklich jeder Versuch, Spannung aufzubauen, von einer Ansammlung (häufig sehr gleicher und für mich definitiv nicht reizvoller) Sexszenen zunichte gemacht wird, sorgt nicht unbedingt dafür, dass man die 608 Seiten an einem Tag lesen will. Dazu gesellen sich schwere Mängel im Aufbau wie nicht aufgelöste Andeutungen, Zeitsprünge, Logikfehler, auf später vertröstete Erklärungen und gaaaaanz viele Wiederholungen.
Charaktere: Auch was die Protagonisten anbelangt hatte ich gar nicht viel und schon gar keine psychologisch ausgefeilte, tiefgründige Charakterdarstellungen erwartet. Dass sowohl Ana als auch Christian so widersprüchlich, nicht schlüssig ausgearbeitet und voller wenig glaubwürdiger Klischees sein würden, hat mich aber abermals enttäuscht. Es ist schon bezeichnend, dass die spannendsten Charaktere hier Anas Unterbewusstsein und ihre "innere Göttin" sind, die hier ständig vor- und zu Wort kommen. Kindheitskomplexe, ein sprechendes Unterbewustsein, abartige Neigungen und ständige Erwähnungen von Hirnregionen - Was jeden Freud-Anhänger glücklich machen würde, hat mir als Psychologie-Studentin die Haare zu Kopf stehen lassen. Anastasia tritt moderne Frauenbilder mit Füßen und Christian, nun ja, den konnte ich nicht wirklich ernst nehmen. Allein was er manchmal für Dinge von sich gegeben hat - ich musste mich teilweise totlachen
Schreibstil: Und hier wären wir schon beim dritten Punkt, der das schreibhandwerkliche Geschick der Autorin stark anzweifeln lässt. E. L. James´ Schreibstil schlicht zu nennen ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Plumpe Aneinanderreihung immer gleicher Sätze, seltsame Dialoge, viele Wiederholungen und teilweise stümperhafte Übergänge - gut gemacht oder literarisch hochwertig geht definitiv anders.
Aber: Nun ja, aber "sex sells" und das sieht man nicht nur an dem immensen Erfolg der Reihe, sondern auch daran, dass ich immerhin noch acht Jahre nach dem großen Hype der Anziehung der Geschichte erlegen bin. Also ganz so falsch gemacht, kann es die Autorin dann offensichtlich doch nicht haben. Denn auch auf mich hatte die Geschichte seltsamerweise trotz allem eine fesselnde Wirkung und ich bin zu meiner großen Überraschung wie Millionen anderer Leser vor mir auf die Mischung aus Voyeurismus, Neugier, erotischen Fantasien und der Annähern zwischen Licht und Schatten, Unschuld und Verdorbenheit hereingefallen.
Das Urteil:
Dürftige Handlung, miserabler Schreibstil, klischeehafte Charaktere - das literarische Niveau der Geschichte ist wirklich bemerkenswert niedrig, doch trotz dass ich nur mit Mühe und Not durch die 608 Seiten gekommen bin, kann ich nach dem Lesen nun besser verstehen, worin die faszinierende Wirkung auf die Leserschaft besteht.
Nachdem ich letzte Woche "Staub und Flammen" von Kira Licht gelesen hatte, habe ich richtig Lust auf eine weitere Geschichte auf Basis der griechischen Mythologie bekommen. Wie gut, dass der erste Teil ...
Nachdem ich letzte Woche "Staub und Flammen" von Kira Licht gelesen hatte, habe ich richtig Lust auf eine weitere Geschichte auf Basis der griechischen Mythologie bekommen. Wie gut, dass der erste Teil von Marah Woolfs "Götterfunke"-Trilogie seit Ewigkeiten ungelesen bei mir herumsubte (übrigens: Neologismus, der). Leider habe ich aber keine spannende Adaption auf die griechischen Sagen bekommen sondern in erster Linie ein viel zu kindisches und stellenweise nerviges Teenie-Drama, das sich eigentlich in zwei Sätzen zusammenfassen lässt: "Cayden ist so heiß. Jess ist so eifersüchtig."
Das Cover hat mir nie gefallen. Während die der Ebook-Ausgabe einfarbig und mit goldenen Ornamenten verziert sind und ein einzelner Flügel das Hauptmotiv ist, ist
die gebundene Ausgabe ein einziges Durcheinander aus bunten Lichtpunkten, wildem Rankenmuster, einem viel zu großen, übertrieben geschminkten (und meiner Meinung nach überhaupt nicht passenden) Modellgesicht und dem überdimensionalen etwas verwirrend formatierten Titel. Innerhalb der Buchdeckel gefällt mir die Gestaltung schon viel besser. Eine grob gezeichnete Karte in den Innenseiten der Buchdeckel, eine mit Ranken verzierte Schonseite, eine vorangegangene Erklärung der Regeln des göttlichen Wettstreits und am Ende ein äußerst hilfreiches (wenn auch durch die Beifügung von zwei Leseproben schwer auffindbares) Glossar mit einem Götterstammbaum.
Erster Satz: "Prometheus hatte sich diesen lächerlichen menschlichen Namen gegeben."
Dass die Geschichte aus der Sicht des Götterboten und heimlichen Kommentator der Geschichte Hermes so selbstkritisch beginnen würde, hat mir große Hoffnung gemacht. Ich meine, es ist ja tatsächlich etwas unfreiwillig komisch, dass Prometheus, sich als einziger der auf der Erde wandelnden Götter einen neuen Decknamen verpasst hat, die anderen aber ihre normalen Namen behalten haben. Wenn sich die Autorin schon dafür entschieden hat, dass man eine Athene namens Ash und ein Apoll namens Ayden nicht hätte ernst nehmen können, warum benennt sie dann ihren Hauptprotagonisten anders? Was aber Ausgangspunkt für einen Insiderwitz hätte sein können, wird nicht das einzige bleiben, was in dieser Geschichte unfreiwillig komisch erscheint und sich dem Leser nicht ganz erschließt. Ich war grundsätzlich sehr gespannt auf die Umsetzung von Prometheus´ Geschichte, da dieser eine Figur ist, die in sonstigen mir bekannten Romanen eher ausgespart wurde. Da in dieser Geschichte jedoch die Mythologie nichts mehr als eine nette Kulisse ist, rate ich allen interessierten, die Sagen lieber zu googeln. Denn mehr als die hinten im Glossar stehenden Kurzerklärungen erfahren wir nicht über die Götter und Titanen, die eigentlich Hauptfokus der Geschichte sein sollten.
Stattdessen hat die Autorin ihren Fokus sehr stark auf den Romantik-Anteil konzentriert und die Fantasy-Komponente bis auf einzelne Szenen eher in den Hintergrund gedrängt. Ich hatte mich zu Beginn gewundert, dass Caydens Ziel und Aufgabe den gewöhnlichen Flüchen entgegengesetzt ist. Anstatt ein Mädchen dazu zubringen, sich in ihn zu verlieben, wie wir das aus tausenden Beauty-and-Beast-Adaptionen kennen, muss er die Eine finden, die seinem göttlichen Charme widerstehen kann. Das fand ich erstmal eine sehr spannende Idee, dass das aber als Geschichte überhaupt nicht funktioniert, ist mir (und wohl auch der Autorin) erst im Verlauf der Geschichte aufgefallen. Irreführend dabei ist auch, dass nicht mal Jess die Auserwählte und Zentrum seiner Aufgabe wird, wie ich das aufgrund des Klapptextes eigentlich dachte. Stattdessen muss Cayden dafür sorgen, dass ihre beste Freundin Robyn ihn abweist und benutzt dabei sie als reinen Spielball um bei Robyn für Unmut zu sorgen. Dass dabei viel Drama, Eifersucht und Zickenkrieg vorprogrammiert ist, wird bald klar und nach wenigen Seiten bin ich aus dem Augen-verdreh-Modus gar nicht mehr herausgekommen. Während Jess den normalen Camp-Alltag mit Kursen, neuen Bekanntschaften und Abendprogramm bestreitet dreht sich jede weitere freie Minute um Cayden, sein Aussehen, sein neustes Anhängsel, sein Verhalten und das Chaos, das er mal versehentlich und mal aus purer Berechnung auslöst. In all dem Drama und den vielen Wiederholungen plätschert die eigentliche Rahmenhandlung eher ziellos dahin und auch die "große Enthüllung" der Götterwelt und ein paar Begegnungen mit Monstern, eine Verschwörung und das Auftauchen eines Bösewichts, konnten die Story nicht mehr retten.
Das Camp-Thema ist ja schon bekannt aus anderen Büchern des Genres wie zum Beispiel die Shadow Falls Reihe oder Percy Jackson. Statt dies als dynamisches Setting mit vielen verschiedenen Handelnden auszuspielen, konzentrieren wir uns jedoch nur auf einzelne ausgewählte Personen und haben bald das Gefühl, in einem Hühnerstall aus kochenden Hormonen gelandet zu sein. Selbst die auftauchenden Götter wirken eher wie ein Haufen pubertierender Jugendlicher und nicht wie uralte, weise Götter, sodass ich bald keinen einzigen Protagonisten mehr wirklich ernst nehmen konnte. Die einzigen Figuren mit Potential - Leah, Apoll und Athene - haben äußerst seltene und kurze Auftritte, sodass sie in dem Cayden-Wahnsinn unter gehen. Andere Nebenfiguren wiederum wie zum Beispiel Jess´ Kindheitsfreunde Cameron und Josh hätte man problemlos aus der Gleichung streichen können, ohne auch nur ein Detail zu verändern. Während ersterer nach Strich und Faden von seiner Freundin Robyn betrogen wird, ohne dass es irgendeinen zu stören scheint, ist Josh der typische gutaussehende beste Freund, bei dem ich stark befürchte, dass er uns in Zukunft noch ein Liebesdreieck bescheren wird.
"Ich hatte gedacht, ich würde ihm etwas bedeuten. Aber er hatte mich getäuscht, genau wie all die Mädchen vor mir."
Besonders auf den Geist gegangen sind mir aber Jess und Cayden, deren Gefühle, Gedanken und Handlungsmotive trotz ellenlangen Breittretens sehr blass und oberflächlich bleiben. Jess, die wir eigentlich als verantwortungsbewusstes, bodenständiges, kluges Mädchen kennenlernen, nervt nach ihrem Treffen mit Cayden zusehends mit ihrem Herumgesabbere und wechselt im Seitentakt von "was erlaubt er sich, ich bin fertig mit ihm" zu "egal was er macht, ich bete den Boden unter seinen Füßen an". Das ist weder reif, noch zeugt es von besonders viel Stolz, Selbstachtung oder Handlungskontrolle. Zusätzlich zu ihrem äußerst nervigen Verhalten, erscheint sie mit der großen Diskrepanz zwischen ihren Worten und ihren Taten zunehmend unglaubwürdig. Sie verurteilt nämlich alle, die Caydens Anziehungskraft nicht widerstehen können, ist aber selbst die Erste an der Sabberfront und misst jegliches Verhalten mit zweierlei Maßen. Cayden hingegen zieht das Gewinnen seiner Wette, durch die er endlich seine Unsterblichkeit verlieren würde (warum er das so dringend will, ist nicht klar), allem anderen vor und schreckt nicht davor zurück, mit Mädchenherzen zu spielen und Gefühle zu verletzen. Dass er sich dann plötzlich in eines seiner "Opfer" zu verlieben scheint, sich aber erst für sie entscheidet, als er bereits sicher verloren hat, macht ihn in seinem egoistisches Verhalten auch nicht sympathischer. Da kann die Protagonistin noch so oft eine muskulöse Brust oder seine schönen Augen beschreiben - warm wurde ich mit dem rücksichtslosen Titan nicht mehr.
Allgemein hat mir die teilweise sehr überspitzte Darstellung von lebendigen männlichen und weiblichen Klischees im Liebesrausch überhaupt nicht gefallen. Die Jungs sind hier allesamt gutaussehende Playboys, die absolut jeden anbaggern, der nicht bei drei auf dem Baum ist, während die Mädchen als junge, naive Dinger dargestellt werden, die sich jedem an den Hals werfen und Bitch-Fights ausrufen. Das ist nicht nur lächerlich und ziemlich öde zu lesen sondern auch ziemlich sexistisch. Wer die Dinge selbst in die Hand nimmt, wird als Bitch bezeichnet, wer sich nicht schlecht behandeln lassen will, als zickig und hysterisch und wer ein wenig mehr Selbstbewusstsein hat als der Camp-Durchschnitt, gilt schnell als eingebildet - die Protagonistin hingegen darf in Selbstmitleid baden, eifersüchtig sein, zwischen mehreren Polen hin und her pendeln und wird dabei immer als tapfer und mutig beschrieben und bleibt die "ganz besondere Schneeflocke".
Ich fasse nochmal kurz zusammen: viele sexistische Klischees, eine nervige Protagonistin, ein unsympathischer Protagonist, ein sehr geringer Fantasy-Anteil und ein vernachlässigter Spannungsbogen - der Funke ist bei mir hier definitiv nicht übergesprungen. Daran konnte auch Marah Woolfs Schreibstil nichts ändern, der leider vieles, was zu einer spannenden Schlüsselszene hätte werden können, schnell und plump abhandelt. Auch der für einen New Adult Roman typische umgangssprachliche, schlichte Stil unterstreit nur, dass wir hier nicht mit vielen mystischen Fantasy-Szenen rechnen können. Und um meine ultimative Enttäuschung nochmal auszudrücken: auch die eingeschobenen Berichte von Hermes, die ich anfangs für sehr vielversprechend hielt, deren Funktion sich mir aber rückblickend betrachtet nicht ganz erschließt, wirken eher gezwungen und unnötig. Er fasst häufig einfach nur das vorherige Kapitel kurz zusammen, gibt pseudo-weise und häufig sexistische Kommentare ab und nervt mit offensichtlichen Vorausdeutungen. Band 2 werde ich wohl nicht mehr lesen.
Fazit:
Viele sexistische Klischees, eine nervige Protagonistin, ein unsympathischer Protagonist, ein verkümmerter Fantasy-Anteil und ein vernachlässigter Spannungsbogen - der Funke ist bei mir hier definitiv nicht übergesprungen. Leider habe ich hier keine spannende Adaption auf die griechischen Sagen bekommen, sondern in erster Linie ein viel zu kindisches und stellenweise nerviges Teenie-Drama.
Nachdem ich letzte Woche "Staub und Flammen" von Kira Licht gelesen hatte, habe ich richtig Lust auf eine weitere Geschichte auf Basis der griechischen Mythologie bekommen. Wie gut, dass der erste Teil ...
Nachdem ich letzte Woche "Staub und Flammen" von Kira Licht gelesen hatte, habe ich richtig Lust auf eine weitere Geschichte auf Basis der griechischen Mythologie bekommen. Wie gut, dass der erste Teil von Marah Woolfs "Götterfunke"-Trilogie seit Ewigkeiten ungelesen bei mir herumsubte (übrigens: Neologismus, der). Leider habe ich aber keine spannende Adaption auf die griechischen Sagen bekommen sondern in erster Linie ein viel zu kindisches und stellenweise nerviges Teenie-Drama, das sich eigentlich in zwei Sätzen zusammenfassen lässt: "Cayden ist so heiß. Jess ist so eifersüchtig."
Das Cover hat mir nie gefallen. Während die der Ebook-Ausgabe einfarbig und mit goldenen Ornamenten verziert sind und ein einzelner Flügel das Hauptmotiv ist, ist
die gebundene Ausgabe ein einziges Durcheinander aus bunten Lichtpunkten, wildem Rankenmuster, einem viel zu großen, übertrieben geschminkten (und meiner Meinung nach überhaupt nicht passenden) Modellgesicht und dem überdimensionalen etwas verwirrend formatierten Titel. Innerhalb der Buchdeckel gefällt mir die Gestaltung schon viel besser. Eine grob gezeichnete Karte in den Innenseiten der Buchdeckel, eine mit Ranken verzierte Schonseite, eine vorangegangene Erklärung der Regeln des göttlichen Wettstreits und am Ende ein äußerst hilfreiches (wenn auch durch die Beifügung von zwei Leseproben schwer auffindbares) Glossar mit einem Götterstammbaum.
Erster Satz: "Prometheus hatte sich diesen lächerlichen menschlichen Namen gegeben."
Dass die Geschichte aus der Sicht des Götterboten und heimlichen Kommentator der Geschichte Hermes so selbstkritisch beginnen würde, hat mir große Hoffnung gemacht. Ich meine, es ist ja tatsächlich etwas unfreiwillig komisch, dass Prometheus, sich als einziger der auf der Erde wandelnden Götter einen neuen Decknamen verpasst hat, die anderen aber ihre normalen Namen behalten haben. Wenn sich die Autorin schon dafür entschieden hat, dass man eine Athene namens Ash und ein Apoll namens Ayden nicht hätte ernst nehmen können, warum benennt sie dann ihren Hauptprotagonisten anders? Was aber Ausgangspunkt für einen Insiderwitz hätte sein können, wird nicht das einzige bleiben, was in dieser Geschichte unfreiwillig komisch erscheint und sich dem Leser nicht ganz erschließt. Ich war grundsätzlich sehr gespannt auf die Umsetzung von Prometheus´ Geschichte, da dieser eine Figur ist, die in sonstigen mir bekannten Romanen eher ausgespart wurde. Da in dieser Geschichte jedoch die Mythologie nichts mehr als eine nette Kulisse ist, rate ich allen interessierten, die Sagen lieber zu googeln. Denn mehr als die hinten im Glossar stehenden Kurzerklärungen erfahren wir nicht über die Götter und Titanen, die eigentlich Hauptfokus der Geschichte sein sollten.
Stattdessen hat die Autorin ihren Fokus sehr stark auf den Romantik-Anteil konzentriert und die Fantasy-Komponente bis auf einzelne Szenen eher in den Hintergrund gedrängt. Ich hatte mich zu Beginn gewundert, dass Caydens Ziel und Aufgabe den gewöhnlichen Flüchen entgegengesetzt ist. Anstatt ein Mädchen dazu zubringen, sich in ihn zu verlieben, wie wir das aus tausenden Beauty-and-Beast-Adaptionen kennen, muss er die Eine finden, die seinem göttlichen Charme widerstehen kann. Das fand ich erstmal eine sehr spannende Idee, dass das aber als Geschichte überhaupt nicht funktioniert, ist mir (und wohl auch der Autorin) erst im Verlauf der Geschichte aufgefallen. Irreführend dabei ist auch, dass nicht mal Jess die Auserwählte und Zentrum seiner Aufgabe wird, wie ich das aufgrund des Klapptextes eigentlich dachte. Stattdessen muss Cayden dafür sorgen, dass ihre beste Freundin Robyn ihn abweist und benutzt dabei sie als reinen Spielball um bei Robyn für Unmut zu sorgen. Dass dabei viel Drama, Eifersucht und Zickenkrieg vorprogrammiert ist, wird bald klar und nach wenigen Seiten bin ich aus dem Augen-verdreh-Modus gar nicht mehr herausgekommen. Während Jess den normalen Camp-Alltag mit Kursen, neuen Bekanntschaften und Abendprogramm bestreitet dreht sich jede weitere freie Minute um Cayden, sein Aussehen, sein neustes Anhängsel, sein Verhalten und das Chaos, das er mal versehentlich und mal aus purer Berechnung auslöst. In all dem Drama und den vielen Wiederholungen plätschert die eigentliche Rahmenhandlung eher ziellos dahin und auch die "große Enthüllung" der Götterwelt und ein paar Begegnungen mit Monstern, eine Verschwörung und das Auftauchen eines Bösewichts, konnten die Story nicht mehr retten.
Das Camp-Thema ist ja schon bekannt aus anderen Büchern des Genres wie zum Beispiel die Shadow Falls Reihe oder Percy Jackson. Statt dies als dynamisches Setting mit vielen verschiedenen Handelnden auszuspielen, konzentrieren wir uns jedoch nur auf einzelne ausgewählte Personen und haben bald das Gefühl, in einem Hühnerstall aus kochenden Hormonen gelandet zu sein. Selbst die auftauchenden Götter wirken eher wie ein Haufen pubertierender Jugendlicher und nicht wie uralte, weise Götter, sodass ich bald keinen einzigen Protagonisten mehr wirklich ernst nehmen konnte. Die einzigen Figuren mit Potential - Leah, Apoll und Athene - haben äußerst seltene und kurze Auftritte, sodass sie in dem Cayden-Wahnsinn unter gehen. Andere Nebenfiguren wiederum wie zum Beispiel Jess´ Kindheitsfreunde Cameron und Josh hätte man problemlos aus der Gleichung streichen können, ohne auch nur ein Detail zu verändern. Während ersterer nach Strich und Faden von seiner Freundin Robyn betrogen wird, ohne dass es irgendeinen zu stören scheint, ist Josh der typische gutaussehende beste Freund, bei dem ich stark befürchte, dass er uns in Zukunft noch ein Liebesdreieck bescheren wird.
"Ich hatte gedacht, ich würde ihm etwas bedeuten. Aber er hatte mich getäuscht, genau wie all die Mädchen vor mir."
Besonders auf den Geist gegangen sind mir aber Jess und Cayden, deren Gefühle, Gedanken und Handlungsmotive trotz ellenlangen Breittretens sehr blass und oberflächlich bleiben. Jess, die wir eigentlich als verantwortungsbewusstes, bodenständiges, kluges Mädchen kennenlernen, nervt nach ihrem Treffen mit Cayden zusehends mit ihrem Herumgesabbere und wechselt im Seitentakt von "was erlaubt er sich, ich bin fertig mit ihm" zu "egal was er macht, ich bete den Boden unter seinen Füßen an". Das ist weder reif, noch zeugt es von besonders viel Stolz, Selbstachtung oder Handlungskontrolle. Zusätzlich zu ihrem äußerst nervigen Verhalten, erscheint sie mit der großen Diskrepanz zwischen ihren Worten und ihren Taten zunehmend unglaubwürdig. Sie verurteilt nämlich alle, die Caydens Anziehungskraft nicht widerstehen können, ist aber selbst die Erste an der Sabberfront und misst jegliches Verhalten mit zweierlei Maßen. Cayden hingegen zieht das Gewinnen seiner Wette, durch die er endlich seine Unsterblichkeit verlieren würde (warum er das so dringend will, ist nicht klar), allem anderen vor und schreckt nicht davor zurück, mit Mädchenherzen zu spielen und Gefühle zu verletzen. Dass er sich dann plötzlich in eines seiner "Opfer" zu verlieben scheint, sich aber erst für sie entscheidet, als er bereits sicher verloren hat, macht ihn in seinem egoistisches Verhalten auch nicht sympathischer. Da kann die Protagonistin noch so oft eine muskulöse Brust oder seine schönen Augen beschreiben - warm wurde ich mit dem rücksichtslosen Titan nicht mehr.
Allgemein hat mir die teilweise sehr überspitzte Darstellung von lebendigen männlichen und weiblichen Klischees im Liebesrausch überhaupt nicht gefallen. Die Jungs sind hier allesamt gutaussehende Playboys, die absolut jeden anbaggern, der nicht bei drei auf dem Baum ist, während die Mädchen als junge, naive Dinger dargestellt werden, die sich jedem an den Hals werfen und Bitch-Fights ausrufen. Das ist nicht nur lächerlich und ziemlich öde zu lesen sondern auch ziemlich sexistisch. Wer die Dinge selbst in die Hand nimmt, wird als Bitch bezeichnet, wer sich nicht schlecht behandeln lassen will, als zickig und hysterisch und wer ein wenig mehr Selbstbewusstsein hat als der Camp-Durchschnitt, gilt schnell als eingebildet - die Protagonistin hingegen darf in Selbstmitleid baden, eifersüchtig sein, zwischen mehreren Polen hin und her pendeln und wird dabei immer als tapfer und mutig beschrieben und bleibt die "ganz besondere Schneeflocke".
Ich fasse nochmal kurz zusammen: viele sexistische Klischees, eine nervige Protagonistin, ein unsympathischer Protagonist, ein sehr geringer Fantasy-Anteil und ein vernachlässigter Spannungsbogen - der Funke ist bei mir hier definitiv nicht übergesprungen. Daran konnte auch Marah Woolfs Schreibstil nichts ändern, der leider vieles, was zu einer spannenden Schlüsselszene hätte werden können, schnell und plump abhandelt. Auch der für einen New Adult Roman typische umgangssprachliche, schlichte Stil unterstreit nur, dass wir hier nicht mit vielen mystischen Fantasy-Szenen rechnen können. Und um meine ultimative Enttäuschung nochmal auszudrücken: auch die eingeschobenen Berichte von Hermes, die ich anfangs für sehr vielversprechend hielt, deren Funktion sich mir aber rückblickend betrachtet nicht ganz erschließt, wirken eher gezwungen und unnötig. Er fasst häufig einfach nur das vorherige Kapitel kurz zusammen, gibt pseudo-weise und häufig sexistische Kommentare ab und nervt mit offensichtlichen Vorausdeutungen. Band 2 werde ich wohl nicht mehr lesen.
Fazit:
Viele sexistische Klischees, eine nervige Protagonistin, ein unsympathischer Protagonist, ein verkümmerter Fantasy-Anteil und ein vernachlässigter Spannungsbogen - der Funke ist bei mir hier definitiv nicht übergesprungen. Leider habe ich hier keine spannende Adaption auf die griechischen Sagen bekommen, sondern in erster Linie ein viel zu kindisches und stellenweise nerviges Teenie-Drama.
"Heartbreaker" war meine Strategie, mit meinem Stress in der Prüfungsphase umzugehen und mich abzulenken. Das hat im Endeffekt auch gut geklappt, denn der Roman macht gute Laune - wenn man sich nicht gerade ...
"Heartbreaker" war meine Strategie, mit meinem Stress in der Prüfungsphase umzugehen und mich abzulenken. Das hat im Endeffekt auch gut geklappt, denn der Roman macht gute Laune - wenn man sich nicht gerade über die stereotype Geschichte oder die überzogene Erotik aufregt...
Das Cover passt mit der Andeutung eines Penthouses mit glänzendem Boden, Glasfront, Stahlträgern, dem Ausblick auf die Skyline von Harbor City und der Rückansicht eines Mannes im Anzug sehr gut zur Geschichte, verrät aber nicht Zuviel und lässt der Fantasie Freiheiten. Auch der Titel ist prägnant, wenn auch nicht mit besonders hohem Alleinstellungswert gewählt, wobei ich mich auch hier mal wieder fragen musste, warum man als Verlag nicht einfach den englischen Originaltitel übernehmen kann, wenn man sich schon für einen Titel in der englischen Sprache entscheidet. "The Negotiator" - wie der Roman im Original heißt, hätte für mich nochmal eine ganze Spur besser gepasst. Ansonsten kann man noch bemängeln, dass nicht gekennzeichnet ist, ab wann aus Sawyers und wann aus Clovers Perspektive (personaler Er-Erzähler) erzählt wird. An den allermeisten Stellen kann man sich es nach einigen Sätze erschließen, da aber kaum Szenen auftreten, in denen sie nicht zusammen auftauchen und die Perspektive auch gern mal mitten in der Szene wechselt, kann man schon mal verwirrt werden.
Erste Sätze: "Ich werde dich umbringen, Hudson. Langsam. Mit einem Löffel."
Schon beim ersten Satz hatte ich ein Grinsen im Gesicht. Wir lernen den Unternehmer und Millionär Sawyer Carlyle kennen, der wütend auf sein Bruder ist, weil der sich mal wieder einen Scherz erlaubt und eine Stelle als persönlicher Puffer ausgeschrieben hat, ohne damit gerechnet zu haben, dass sich tatsächlich auch jemand auf diese Stelle bewerben wird.
„Oft mürrische, arbeitssüchtige und anspruchsvolle Führungskraft sucht kurzfristig »Puffer« für lästige äußere Ablenkungen alias Menschen. Aufdringliche Freigeister mit übertriebenen Marotten oder genereller Überempfindlichkeit werden nicht eingestellt. Bewerber sollten rund um die Uhr verfügbar sein. Gehalt verhandelbar. Diskretion obligatorisch.“
Als wäre dieser öffentliche Streich gegen ihn schon genug, sitzt sein Empfangsbereich nun auch noch voll mit Bewerbern auf eine Stelle, die es gar nicht gibt. Als eine der Bewerberinnen - eine junge Abenteurerin - in einer zufälligen Begegnung Sawyers schwierige, kuppelsüchtige Diven-Mutter zur Schnecke macht und tatsächlich zum Rückzug bewegt, muss er jedoch neidlos anerkennen dass diese junge Frau sein Leben tatsächlich einfacher machen würde und er stellt sie ein. Auch für Clover ist das überraschende Jobangebot ein riesiger Gewinn. Mit den 15000 Euro, die sie für sechs Wochen Anstellung erhält, will sie sich ihr nächstes Abenteuer in Australien finanzieren. Dass sich aus dieser Win-Win-Situation mehr entwickeln würde, war keinem von ihnen klar doch als ihnen die Liebe in die Quere kommt, müssen sie ihren Lebensplan noch einmal überdenken und herausfinden, was sie wirklich mit ihrer Zeit anfangen wollen...
Was nach einer echt netten - wenn auch absolut nicht neuen - Idee klingt, stellt sich bald als sehr wenig Inhalt für die knapp 300 Seiten heraus. Denn wenn man die körperliche Anziehung, die tausend Sex-Szenen, ein paar kurze Auftritte auf sozialen Events und spritzige Dialoge abzieht, bleibt nicht mehr viel übrig. Dazu kommt, dass viele Stellen im Besten Fall unauthentisch, eher unrealistisch erscheinen. Schon das Grundkonstrukt steht meiner Meinung nach auf wackligen Beinen: ich meine als ob jemand der bei ihm zuhause wohnt und gemeinsamen Aktivitäten nachgeht, um eine angebliche Verlobung aufrechtzuerhalten, weniger von der Arbeit und einem wichtigen Deal ablenkt als die Kuppelversuche seiner Mutter? Außerdem erfährt man dafür dass Sawyer seine Arbeit so wichtig ist basically Null über das, was er eigentlich macht und erlebt ihn stattdessen immer wieder beim Sportmachen, Herumlungern oder in versauten Fantasien schwelgen. Was sehr unterhaltsam, rasant und heiß klingt und auch beginnt, wird also leider bald zu einem einzigen Klischee und wenn man die vielen Erotikszenen (und mit vielen meine ich wirklich jede zweite Szene, augenroll) abzieht, bleibt nur heiße Luft.
"Das Leben tut, was es will, es richtet sich selten danach, wie du es dir vorstellst", sagte ihre Mutter. "Außerdem haben nicht alle Abenteuer etwas mit dem Retten des Regenwaldes zu tun. Einige von ihnen beinhalten, dass du dein Herz riskierst - und diese Art von Abenteuer ist genauso wichtig."
Wenn man sich jedoch nicht an einem klischeehaften Aufbau, dünner Handlung, überzogener Erotik oder einigen logischen Problemen stört - also ein sehr anspruchsloser Fan des Genres (oder wie in meinem Fall: sehr gestresst ist und nach Ablenkung sucht) kann man aber durchaus Spaß haben. Dafür sorgt in erster Linie Avery Flynns witziger Schreibstil mit ihrer teilweise absurden Szenengestaltung, den schlagfertigen Dialogen und der greifbaren (wenn auch stark sexualisierten) Anziehungskraft zwischen den Protagonisten. An zweiter Stelle sorgt die weibliche Protagonistin Clover alias Clover alias Jane Lee dafür, dass man zwischen dem ganzen Augenrollen auch immer wieder grinsen muss. Die spritzige Abenteurerin ist nicht auf den Mund gefallen, flucht gerne in fremden Sprachen, trägt ausgefallene Kleider, liebt Upcycling-Marathons und erscheint mit ihrer selbstbewussten und selbstbestimmten Art sehr sympathisch. Gut gefallen hat mir auch dass sie aufgrund ihrer durch die taffe Maske immer wieder durchscheinende Orientierungslosigkeit, mehr Tiefe hat als alle anderen Protagonisten zusammen.
"Ich liebe es, dass du in anderen Sprachen fluchst. Ich liebe es, dass du die erste Person bist, die ich morgens sehen will, und abends de letzte, die ich berühren will. Ich liebe es, dass du mich ausmanövriert hast, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen. Jedes Mal.
Ich liebe dich, Clover Lee."
Leider verwandelt aber auch sie sich in der zweiten Hälfte in ein laufendes Klischee. Die sonst so reflektierte, unabhängige Frau stürzt in eine Lebenskrise als sie denkt, er liebe sie nicht - sie wird zu einem heulenden, zickenden Etwas von dem man nur dachte: wer bist du und was hast du mit Clover gemacht. Trotzdem hat sie mir um Welten besser gefallen als Sawyer, dessen einziger Pluspunkt sein Faible für Liebeskomödien ist. Ansonsten hatte ich für den typischen heißer CEO mit übersteigertem Ego, keinem Blick für Details, Blindheit gegenüber Clovers Gefühlen und seiner nervigen Dauergeilheit nicht viel übrig. Wie in diesem Genre so häufig scheint er eine reine Projektionsfigur für weibliche Fantasien zu sein lässt aber vermissen, was ich an Protagonisten wirklich mag: Charakterentwicklung! Trotz dass beide Protagonisten abwechselnd erzählen, fehlte mir definitiv die Nähe zu Sawyer, sodass ich ihn leider bald nur noch als Pseudocharakter wahrnahm.
Als wir dann nach viel vorhersehbarem Hin und Her gerade die obligatorische Prä-Happy-End-Krise überstanden hatten und ich dachte, wir könnten jetzt endlich noch ein bisschen emotionale Entwicklung abseits von Drama oder Sex bekommen - hörte das Buch einfach auf und die Restseiten in meiner Hand, die mir noch Hoffnung geschenkt hatten entpuppten sich als 50 (!) Seiten an Leseproben für die beiden folgenden Bände. Als dann auf den plötzlichen Schluss auch noch ein echt übertriebenes Happy End folgte, welches mir mit der "plötzliche Heirat/ Kinder/Liebe des Lebens"-Nummer vor dem Hintergrund, dass die Charaktere sich 300 Seiten entweder angegiftet haben oder Sex hatten, ein wenig überzogen erschien. So ließ mich das Buch ein wenig unentschlossen zurück, ob ich die weiteren Bände auch lesen soll.
Fazit:
Ziemlich viele Klischees, eine sehr dünne Handlung, kaum emotionale Entwicklung, viel zu viel Erotik und ein stereotyper, teilweise unsympathischer männlicher Protagonist - diese Geschichte wird leider nur sehr anspruchslose Fans des Genres überzeugen.
"Heartbreaker" war meine Strategie, mit meinem Stress in der Prüfungsphase umzugehen und mich abzulenken. Das hat im Endeffekt auch gut geklappt, denn der Roman macht gute Laune - wenn man sich nicht gerade ...
"Heartbreaker" war meine Strategie, mit meinem Stress in der Prüfungsphase umzugehen und mich abzulenken. Das hat im Endeffekt auch gut geklappt, denn der Roman macht gute Laune - wenn man sich nicht gerade über die stereotype Geschichte oder die überzogene Erotik aufregt...
Das Cover passt mit der Andeutung eines Penthouses mit glänzendem Boden, Glasfront, Stahlträgern, dem Ausblick auf die Skyline von Harbor City und der Rückansicht eines Mannes im Anzug sehr gut zur Geschichte, verrät aber nicht Zuviel und lässt der Fantasie Freiheiten. Auch der Titel ist prägnant, wenn auch nicht mit besonders hohem Alleinstellungswert gewählt, wobei ich mich auch hier mal wieder fragen musste, warum man als Verlag nicht einfach den englischen Originaltitel übernehmen kann, wenn man sich schon für einen Titel in der englischen Sprache entscheidet. "The Negotiator" - wie der Roman im Original heißt, hätte für mich nochmal eine ganze Spur besser gepasst. Ansonsten kann man noch bemängeln, dass nicht gekennzeichnet ist, ab wann aus Sawyers und wann aus Clovers Perspektive (personaler Er-Erzähler) erzählt wird. An den allermeisten Stellen kann man sich es nach einigen Sätze erschließen, da aber kaum Szenen auftreten, in denen sie nicht zusammen auftauchen und die Perspektive auch gern mal mitten in der Szene wechselt, kann man schon mal verwirrt werden.
Erste Sätze: "Ich werde dich umbringen, Hudson. Langsam. Mit einem Löffel."
Schon beim ersten Satz hatte ich ein Grinsen im Gesicht. Wir lernen den Unternehmer und Millionär Sawyer Carlyle kennen, der wütend auf sein Bruder ist, weil der sich mal wieder einen Scherz erlaubt und eine Stelle als persönlicher Puffer ausgeschrieben hat, ohne damit gerechnet zu haben, dass sich tatsächlich auch jemand auf diese Stelle bewerben wird.
„Oft mürrische, arbeitssüchtige und anspruchsvolle Führungskraft sucht kurzfristig »Puffer« für lästige äußere Ablenkungen alias Menschen. Aufdringliche Freigeister mit übertriebenen Marotten oder genereller Überempfindlichkeit werden nicht eingestellt. Bewerber sollten rund um die Uhr verfügbar sein. Gehalt verhandelbar. Diskretion obligatorisch.“
Als wäre dieser öffentliche Streich gegen ihn schon genug, sitzt sein Empfangsbereich nun auch noch voll mit Bewerbern auf eine Stelle, die es gar nicht gibt. Als eine der Bewerberinnen - eine junge Abenteurerin - in einer zufälligen Begegnung Sawyers schwierige, kuppelsüchtige Diven-Mutter zur Schnecke macht und tatsächlich zum Rückzug bewegt, muss er jedoch neidlos anerkennen dass diese junge Frau sein Leben tatsächlich einfacher machen würde und er stellt sie ein. Auch für Clover ist das überraschende Jobangebot ein riesiger Gewinn. Mit den 15000 Euro, die sie für sechs Wochen Anstellung erhält, will sie sich ihr nächstes Abenteuer in Australien finanzieren. Dass sich aus dieser Win-Win-Situation mehr entwickeln würde, war keinem von ihnen klar doch als ihnen die Liebe in die Quere kommt, müssen sie ihren Lebensplan noch einmal überdenken und herausfinden, was sie wirklich mit ihrer Zeit anfangen wollen...
Was nach einer echt netten - wenn auch absolut nicht neuen - Idee klingt, stellt sich bald als sehr wenig Inhalt für die knapp 300 Seiten heraus. Denn wenn man die körperliche Anziehung, die tausend Sex-Szenen, ein paar kurze Auftritte auf sozialen Events und spritzige Dialoge abzieht, bleibt nicht mehr viel übrig. Dazu kommt, dass viele Stellen im Besten Fall unauthentisch, eher unrealistisch erscheinen. Schon das Grundkonstrukt steht meiner Meinung nach auf wackligen Beinen: ich meine als ob jemand der bei ihm zuhause wohnt und gemeinsamen Aktivitäten nachgeht, um eine angebliche Verlobung aufrechtzuerhalten, weniger von der Arbeit und einem wichtigen Deal ablenkt als die Kuppelversuche seiner Mutter? Außerdem erfährt man dafür dass Sawyer seine Arbeit so wichtig ist basically Null über das, was er eigentlich macht und erlebt ihn stattdessen immer wieder beim Sportmachen, Herumlungern oder in versauten Fantasien schwelgen. Was sehr unterhaltsam, rasant und heiß klingt und auch beginnt, wird also leider bald zu einem einzigen Klischee und wenn man die vielen Erotikszenen (und mit vielen meine ich wirklich jede zweite Szene, augenroll) abzieht, bleibt nur heiße Luft.
"Das Leben tut, was es will, es richtet sich selten danach, wie du es dir vorstellst", sagte ihre Mutter. "Außerdem haben nicht alle Abenteuer etwas mit dem Retten des Regenwaldes zu tun. Einige von ihnen beinhalten, dass du dein Herz riskierst - und diese Art von Abenteuer ist genauso wichtig."
Wenn man sich jedoch nicht an einem klischeehaften Aufbau, dünner Handlung, überzogener Erotik oder einigen logischen Problemen stört - also ein sehr anspruchsloser Fan des Genres (oder wie in meinem Fall: sehr gestresst ist und nach Ablenkung sucht) kann man aber durchaus Spaß haben. Dafür sorgt in erster Linie Avery Flynns witziger Schreibstil mit ihrer teilweise absurden Szenengestaltung, den schlagfertigen Dialogen und der greifbaren (wenn auch stark sexualisierten) Anziehungskraft zwischen den Protagonisten. An zweiter Stelle sorgt die weibliche Protagonistin Clover alias Clover alias Jane Lee dafür, dass man zwischen dem ganzen Augenrollen auch immer wieder grinsen muss. Die spritzige Abenteurerin ist nicht auf den Mund gefallen, flucht gerne in fremden Sprachen, trägt ausgefallene Kleider, liebt Upcycling-Marathons und erscheint mit ihrer selbstbewussten und selbstbestimmten Art sehr sympathisch. Gut gefallen hat mir auch dass sie aufgrund ihrer durch die taffe Maske immer wieder durchscheinende Orientierungslosigkeit, mehr Tiefe hat als alle anderen Protagonisten zusammen.
"Ich liebe es, dass du in anderen Sprachen fluchst. Ich liebe es, dass du die erste Person bist, die ich morgens sehen will, und abends de letzte, die ich berühren will. Ich liebe es, dass du mich ausmanövriert hast, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen. Jedes Mal.
Ich liebe dich, Clover Lee."
Leider verwandelt aber auch sie sich in der zweiten Hälfte in ein laufendes Klischee. Die sonst so reflektierte, unabhängige Frau stürzt in eine Lebenskrise als sie denkt, er liebe sie nicht - sie wird zu einem heulenden, zickenden Etwas von dem man nur dachte: wer bist du und was hast du mit Clover gemacht. Trotzdem hat sie mir um Welten besser gefallen als Sawyer, dessen einziger Pluspunkt sein Faible für Liebeskomödien ist. Ansonsten hatte ich für den typischen heißer CEO mit übersteigertem Ego, keinem Blick für Details, Blindheit gegenüber Clovers Gefühlen und seiner nervigen Dauergeilheit nicht viel übrig. Wie in diesem Genre so häufig scheint er eine reine Projektionsfigur für weibliche Fantasien zu sein lässt aber vermissen, was ich an Protagonisten wirklich mag: Charakterentwicklung! Trotz dass beide Protagonisten abwechselnd erzählen, fehlte mir definitiv die Nähe zu Sawyer, sodass ich ihn leider bald nur noch als Pseudocharakter wahrnahm.
Als wir dann nach viel vorhersehbarem Hin und Her gerade die obligatorische Prä-Happy-End-Krise überstanden hatten und ich dachte, wir könnten jetzt endlich noch ein bisschen emotionale Entwicklung abseits von Drama oder Sex bekommen - hörte das Buch einfach auf und die Restseiten in meiner Hand, die mir noch Hoffnung geschenkt hatten entpuppten sich als 50 (!) Seiten an Leseproben für die beiden folgenden Bände. Als dann auf den plötzlichen Schluss auch noch ein echt übertriebenes Happy End folgte, welches mir mit der "plötzliche Heirat/ Kinder/Liebe des Lebens"-Nummer vor dem Hintergrund, dass die Charaktere sich 300 Seiten entweder angegiftet haben oder Sex hatten, ein wenig überzogen erschien. So ließ mich das Buch ein wenig unentschlossen zurück, ob ich die weiteren Bände auch lesen soll.
Fazit:
Ziemlich viele Klischees, eine sehr dünne Handlung, kaum emotionale Entwicklung, viel zu viel Erotik und ein stereotyper, teilweise unsympathischer männlicher Protagonist - diese Geschichte wird leider nur sehr anspruchslose Fans des Genres überzeugen.