Die Mechanik des Herzens von Mathias Malzieu
Jack wird in der kältesten Nacht des Jahres geboren, doch sein Herz ist zu Eis erstarrt. Die Hebamme Madeleine setzt ihm eine Kuckucksuhr ein, welche sein Herz beim Schlagen unterstützt. Da die Mutter ...
Jack wird in der kältesten Nacht des Jahres geboren, doch sein Herz ist zu Eis erstarrt. Die Hebamme Madeleine setzt ihm eine Kuckucksuhr ein, welche sein Herz beim Schlagen unterstützt. Da die Mutter ihr Kind nicht behalten will und Madeleine keine Eltern für ihn findet, zieht sie ihn selbst groß. Sie stellt drei Regeln für Jack auf, der sein Herz und damit auch seine Kuckucksuhr nicht zu stark belasten darf. Jack darf seine Zeiger nicht berühren, sich nicht aufregen und sich nicht verlieben. Mit zehn Jahren darf Jack das erste Mal mit seiner Mutter in die Stadt. Dort trifft er die kleine Tänzerin Acacia, welche er von dieser Zeit an nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Nach dieser Begegnung muss Madeleine seine Uhr reparieren, da diese vollkommen aus dem Takt gekommen ist. Viele Jahre träumt Jack von Acacia, findet sie aber in der Stadt nie wieder. Einige Jahre später begibt sich Jack auf eine große Reise, um nach der kleinen Tänzerin zu suchen.
Was für ein Buch! Eine kleine Zusammenfassung meiner Gefühle nach dem Lesen des Buches könnte folgendermaßen aussehen: unerwartet, unendlich traurig, düster, lebhaft, fantasievoll, spritzig, von einer anderen Welt!
Mit „Die Mechanik des Herzens“ erschafft Mathias Malzieu ein einmaliges Werk, welches vor Fantasie und Einfallsreichtum nur so strotzt! Nach dem Lesen des Klappentextes dachte ich, ich wüsste worauf ich mich einlasse, wenn ich dieses Buch lese. Aber da habe ich wohl falsch gedacht. Nachdem ich zu Beginn bei jedem zehnten Satz den Kopf geschüttelt habe und über die Fehlerhaftigkeit des Inhaltes nachgedacht habe, musste ich nach fünf Seiten feststellen, dass jeder Satz, ja jedes einzelne Wort vom Autor genauestens überdacht und ausgewählt wurde. Man könnte sagen, dass ich falsch gedacht habe, da ich scheinbar vergessen hatte, wie man die Realität ausschaltet und sich vollkommen auf eine neue Welt einlässt! Nachdem mir das gelungen ist konnte ich mich vollkommen in das Buch einfühlen.
Die Phantasie des Autors scheint keine Grenzen zu kennen, was den Leser in eine vollkommen neue Welt trägt. Die Worte von Malzieu sind so stark und so bildhaft, dass diese Welt vor meinen Augen entstand. Ich sah Jacks Kuckucksuhr in seiner Brust, Menschen die zu Eissäulen erstarrten und die kleine Tänzerin genau vor mir. Ich bilde mir ein, die Charaktere und die geschilderten Orte unter hunderten von Zeichnungen wiedererkennen zu können. Kurzum: kein Autor vorher hat es geschafft eine solch fiktive Welt so lebhaft erscheinen zu lassen!
Auch die Charaktere, welche so liebevoll bis ins kleinste Detail erschaffen wurden sind mir ans Herz gewachsen und einige Stellen im Buch haben mir vor Traurigkeit beinahe den Atem geraubt. Jack, welcher anfangs so klein, zerbrechlich und unerfahren wirkt und sich dann allein auf den Weg in die große, weite Welt begibt, wollte ich ihn einfach nur beschützen. An einigen Stellen wollte ich ihm sogar Ratschläge zurufen. Die kleine Tänzerin, welche so eitel und doch sympathisch ist, kann ich mir aus dieser Geschichte mit all ihren Eigenheiten nicht mehr wegdenken! Auch wenn das Buch nur sehr wenig Seiten hat, geschieht auf diesen sehr viel. Der Autor baut immer wieder größere Zeitsprünge ein, welche inhaltlich passend sind und die Handlung weiter voran treiben.
Das Hauptthema des Buches ist die Liebe. Die Hauptbotschaft: Liebe kann unglaublich schön sein, aber auch unglaublich grausam. Ein tolles Märchen für Erwachsene, welche mich zum Träumen und mitfühlen brachte und mich nicht mehr los lässt. Die unglaublich vielen Metaphern und die poetische Sprache machen dieses Buch zu einem unvergleichbaren Leseerlebnis!