Eine perfekte Freundschaft?
Sieben Lügen18 Jahre sind Jane Black und Marnie Gregory nun schon enge Freundinnen. Seit der gemeinsamen Schulzeit verbringen die Engländerinnen regelmäßig Zeit zusammen und nehmen rege am Leben der jeweils anderen ...
18 Jahre sind Jane Black und Marnie Gregory nun schon enge Freundinnen. Seit der gemeinsamen Schulzeit verbringen die Engländerinnen regelmäßig Zeit zusammen und nehmen rege am Leben der jeweils anderen teil. In der schweren Zeit, als Jane ihren Mann Jonathan bereits kurz nach der Hochzeit verlor, war Marnie ihr eine Stütze. Nun ist es die beste Freundin, die glücklich liiert ist. Doch anstatt sich für Marnie zu freuen, beginnt Jane eine Kette von Unwahrheiten. Mit einer Notlüge fängt alles an: „Natürlich passen du und Charles gut zusammen", versichert Jane Marnie. Aber je mehr Jane sich in den Lügen verstrickt, desto mehr läuft aus dem Ruder – und zwar gewaltig…
„Sieben Lügen“ ist ein Thriller von Elizabeth Kay.
Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 46 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Zudem ist es in neun Teile gegliedert: die sieben Lügen, „Die Wahrheit“ und „Vier Jahre später“. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Jane – mit Ausnahme des letzten Teils. Sie wendet sich immer wieder an eine dem Leser unbekannte Person, die sie direkt anredet. Neben dem aktuellen Geschehen gibt es Rückblenden. Dieser Aufbau ist kreativ und sehr gut durchdacht.
Der Schreibstil ist anschaulich, schnörkellos und – dank viel wörtlicher Rede – lebhaft. Der Einstieg in die Geschichte ist ziemlich direkt und fiel mir leicht.
Echte Sympathieträger gibt es bei den Protagonisten für mich nicht. Im Mittelpunkt des Thrillers stehen die beiden Frauen. Es sind zwei interessante Charaktere, die mit ihren menschlichen Schwächen realitätsnah wirken. Schon nach wenigen Kapiteln verfestigt sich der Eindruck, dass mit Jane etwas nicht stimmt und sie wahrscheinlich seelisch instabil ist. Ihr psychischer Zustand lässt sich aber nicht so recht fassen. Auch bei Marnie kommen allmählich Zweifel auf, ob sie so perfekt ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Charles wird gar als arrogant, überheblich und egoistisch dargestellt.
Thematisch deckt der Thriller so einiges ab. Es geht um Freundschaft und Liebe, aber auch um Demenz, sonstige physische, aber auch psychische Krankheiten, Unglücksfälle, Verlust, Trauer und andere dramatische Ereignisse. Dies macht das Buch tiefgründiger und abwechslungsreicher als erwartet.
Ein kleines Manko ist für mich die Spannungskurve. Schon am Ende des ersten Kapitels, also sehr früh, erfährt der Leser, dass Charles sein Leben lassen musste. Damit wird die Neugier geweckt, wie es dazu gekommen ist. Die genauen Umstände sind jedoch bereits zur Mitte des Buches geklärt, wodurch das Tempo des Thrillers leider zwischenzeitlich spürbar nachlässt. Erst gegen Ende hin nimmt die Geschichte wieder deutlich mehr Fahrt auf. Im letzten Drittel gibt es noch Überraschungen und Wendungen, allerdings auch ein oder zwei Ungereimtheiten. Das Ende ist ein wenig offen gehalten, was mir gut gefallen hat, weil es zur Geschichte passt.
Das geheimnisvolle Cover trifft meinen Geschmack. Erfreulich finde ich auch, dass sich der deutsche Titel so stark an der englischen Originalausgabe („Seven Lies“) orientiert.
Mein Fazit:
„Sieben Lügen“ von Elizabeth Kay ist ein lesenswerter Psychothriller. Beim Spannungsaufbau schöpft die Geschichte zwar nicht ihr gesamtes Potenzial aus. Dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt.