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Veröffentlicht am 18.02.2020

Eine zauberhafte Reise in die Welt der Düfte

Der Duft der Erinnerung
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»Als es noch keine Zeit gab, lebte ich mit meinem Vater auf einem Eiland inmitten einer endlosen Inselgruppe, das aus dem kalten Salzwasser ragte und nach Luft hungerte.«

Die junge Emmeline wächst abgeschieden ...

»Als es noch keine Zeit gab, lebte ich mit meinem Vater auf einem Eiland inmitten einer endlosen Inselgruppe, das aus dem kalten Salzwasser ragte und nach Luft hungerte.«

Die junge Emmeline wächst abgeschieden von der Welt heran. Eng verbunden mit der Natur lebend, kennt sie alle Duftnuancen der Bäume und des Meeres.
Als Jugendliche muss sie die Insel jedoch verlassen und begegnet zum ersten Mal anderen Menschen. In der Schule hat sich Schwierigkeiten Anschluss zu finden. Die wahre Bedeutung hinter den Worten der Mitschüler ist Emmeline selten klar. Glücklicherweise kann sie sich mit einem Jungen anfreunden, der ihr ähnlich ist.
Später macht sie sich auf den Weg in die große Stadt und sucht ihre Mutter. Von ihr hat Emmeline ihren ausgeprägten Geruchssinn geerbt. Das Leben in der luxuriösen Wohnung der Mutter, sowie die Arbeit in der Parfumindustrie ist ein starker Kontrast zu dem gewohnten Leben Emmelines.

Die junge Frau muss nun ihren eigenen Weg finden.

Die Sätze der Autorin Erica Bauermeister waren ein Genuß zu lesen. Die Beschreibungen der Düfte und die Figur Emmeline sowie das Setting haben mich sehr angesprochen.
Zauberhaft erzählt, hatte der Plot für mich leider einige Unebenheiten, die mich davon abhielten, gänzlich in der Geschichte zu versinken. Auch die Auflösung war für mich nicht befriedigend. (siehe Spoiler)

Eine Geschichte über das Erwachsenwerden, Liebe und Düfte. Die Autorin kann wunderbar schreiben.
Ich würde sehr gerne wieder ein Buch von ihr lesen.



SPOILER!
Der Vater hat die Tochter entführt und damit der Mutter entzogen. Dennoch geht der Vater als der Gute aus der Geschichte heraus. Die Mutter wird als berechnend dargestellt. Emmeline beginnt für sie zu arbeiten und manipuliert ebenfalls Menschen durch Düfte. Später distanziert sie sich von ihrer Mutter.
Die Auflösung ist mir zu schwarz/weiß. Die nur positive Beurteilung des Vaters kann ich nicht nachvollziehen. Er hat seine Tochter angelogen.
Hintergrund für die Flucht des Vaters, war eine Erfindung, die Düfte auf Papier speichert (so wie eine Polaroidkamera, die ein Bild festhält). Für mich passte dieser Apparat, ein Science-Fiction-Element, nicht in die magische Stimmung der Geschichte.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Sehr berührend und emotional

Du wirst mein Herz verwüsten
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Morgane Ortin sammelt und veröffentlicht über ihren französischen Instagram-Account @amours_solitaires Kurznachrichten von Paaren. In einer Zeit, in der man sich möglichst cool und unnahbar gibt, möchte ...

Morgane Ortin sammelt und veröffentlicht über ihren französischen Instagram-Account @amours_solitaires Kurznachrichten von Paaren. In einer Zeit, in der man sich möglichst cool und unnahbar gibt, möchte die Autorin zeigen, dass die Romantik und die Liebe nicht tot sind.

Aus den Textnachrichten von 278 anonymen Absendern hat sie eine berührende Liebesgeschichte geformt.

Anfänglich war ich etwas enttäuscht, denn der Text besteht wirklich nur aus Kurznachrichten, die, mit Datum und Uhrzeit versehen, wechselseitig rechts und links auf den Seiten abgedruckt sind. So ergibt sich der Eindruck eines Dialoges.

Ich hatte das Buch nach gut einer Stunde durchgelesen. Einige Seiten sind, nur mit dem Datum versehen, frei geblieben.

Zur Geschichte
Zwei Menschen treffen sich, verlieben sich, ein Konflikt tritt auf, man entfremdet sich. All dies lässt sich aus den Nachrichten herauslesen. Sehr schnell habe ich mich emotional angesprochen gefühlt und begonnen ein Bild von einem Paar bzw. den Absendern vor meinem inneren Auge zu formen.

Die Texte waren zum Teil so berührend, dass ich weinen musste. Der Konflikt und die Entfremdung im letzten Drittel des Buches waren für mich jedoch nicht nachvollziehbar, so dass rückwirkend die Intensität und Ehrlichkeit der Worte an Wert verloren haben. War das zwischen den Protagonisten überhaupt Liebe?
Es entstand ein Bild eines überschwänglichen Paares, das wenig Reife und Durchhaltevermögen beweist. Damit wurde das Problem der Liebe in der Moderne perfekt nachgezeichnet.

Am Ende des Buches hat die Autorin von ihrem Instagram-Account erzählt und einen Aufruf zu einer Revolution der Liebe abgedruckt. Statt unsere Gefühle cool zu verbergen, sollten wir sie aussprechen. Wir sollten tolerant gegenüber allen Arten von Beziehungen sein und einen Raum des Wohlwollens schaffen.

Fazit
Ich habe das Buch als Vorab-Rezensionsexemplar erhalten. Hätte ich im Buchhandel in das Buch hineingeschaut, hätte ich es wegen des mageren Inhalts sicher nicht gekauft - was schade gewesen wäre.
Dennoch finde ich, dass man die Zusammenstellung fremder Kurznachrichten nicht als Roman und nicht zu einem so hohen Preis verkaufen sollte.

Das Problem hinter Coolness und versandenden Beziehungen ist meiner Meinung nach nicht die fehlende Romantik. Und gespeicherte Worte der Liebe können fehlende Verbindlichkeit nicht ausgleichen.

Ein interessantes Experiment mit berührenden Texten.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Eine Heldin mit Lippenstift und Revolver - unterhaltsam und spannend geschrieben

Die Spionin
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Nancy Wake kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Agentin im Widerstand der Franzosen. Die Deutschen fürchteten sie und hatten fünf Millionen Francs auf die Ergreifung der “Weißen Maus” ausgesetzt.

Marseille, ...

Nancy Wake kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Agentin im Widerstand der Franzosen. Die Deutschen fürchteten sie und hatten fünf Millionen Francs auf die Ergreifung der “Weißen Maus” ausgesetzt.

Marseille, 1940. Nancy, ursprünglich aus Australien stammend, lebt inzwischen in Frankreich. Sie heiratet den wohlhabenden Henri und genießt ihr Leben. Als das Land von den Deutschen besetzt wird, verwendet das Paar seinen Reichtum darauf, Menschen zur Flucht zu verhelfen und die Résistance zu unterstützen.
Bald schöpfen die Deutschen Verdacht und verhaften Henri. In letzter Minute kann Nancy nach England fliehen. Doch sie kehrt als ausgebildete Geheimagentin zurück, um für die Befreiung Frankreichs zu kämpfen. Nach einem Lebenszeichen ihres Mannes, hofft sie, ihn bald wiedersehen zu können.

Die Autorin Imogen Kealy erzählt die Geschichte der heldenhaften Spionin als biografischen Roman. Wir folgen sowohl Nancy, also auch dem fiktiven Gestapo- Beamten Major Böhm, der besessen davon ist, Nancy zu schnappen.

Unterhaltsam und spannend beschreibt die Autorin, wie sich Nancy während ihrer Ausbildung und später bei der Résistance Respekt verschafft. Am Ende wird sie 7.000 Partisanen anführen und unter großem persönlichen Einsatz für die Befreiung Frankreichs kämpfen.

»Wir sind der Ansicht, dass der weibliche Körper – «
Nancy ließ ihn nicht ausreden. »Was soll das heißen? Dass ich mit meinem weiblichen Körper kein Gewehr halten kann? Meinen Sie etwa meine Vagina? Meine Brüste? Dass ich deswegen kein sicheres Haus führen und weder Geld noch Waffen schmuggeln kann? (…)«

Nancy lässt sich von niemandem die Butter vom Brot nehmen und scheut sich nicht davor, Männer im Zweikampf zu töten. Gleichzeitig schläft sie stilvoll mit Satinkissen in Scheunen und legt vor dem Kampf Lippenstift auf.

Im Vergleich zu “Die Frau, die vom Himmel fiel” von Simon Mawer, der ebenfalls von einer Spionin in Frankreich erzählt, handelt es sich hier um einen Unterhaltungsroman.
Die Erlebnisse und die reale Person der Nancy Wake sind für mich faszinierend und interessant. Gerne würde ich die Autobiografie der Australierin lesen.
Der Erzählstil der Autorin des vorliegenden Romans wird dem Potential der Geschichte meiner Ansicht nach nicht vollends gerecht. Wäre das Buch ein Film, würde ich ihn als Popcorn-Kino bezeichnen - trockene Sprüche und Action-Szenen eingerahmt von einer dramatischen Liebesgeschichte.

Ein unterhaltsamer, spannender Roman über eine echte Heldin und die Kämpfe des Widerstands in Frankreich.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Wege aus der Depression - du kannst jetzt sofort etwas tun!

Läuft bei mir (nicht) - Wie du deiner Depression auf die Nerven gehst
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Wenige Monate nach ihrer Hochzeit wird Bella Mackie von ihrem Mann verlassen. Schon fast ihr ganzes Leben hat sie eine Angststörung und Depressionen. Statt sich wie gewohnt zurückzuziehen, entscheidet ...

Wenige Monate nach ihrer Hochzeit wird Bella Mackie von ihrem Mann verlassen. Schon fast ihr ganzes Leben hat sie eine Angststörung und Depressionen. Statt sich wie gewohnt zurückzuziehen, entscheidet sie sich, zu laufen. Am Anfang nur ein paar Meter in einer ruhigen Gasse.

Sie beschreibt, wie sie sich motiviert und ihre Läufe langsam verlängern kann. Der Sport ähnelt dem Gefühl, das sie bei Panikattacken hat - schneller Puls, Atemnot. Nun lernt sie diese Empfindungen mit etwas Positivem zu verbinden. Ihr Selbstbewusstsein wächst.

Mackie erzählt von ihrer Jugend und der Entwicklung ihrer Angststörung. Typische zwanghafte Gedanken in einem ihrer Selbstgespräche sind zum Beispiel:
»Was, wenn Freunde versuchen, mich zu vergiften?«
»Warum sollten sie das tun? Das ist doch verrückt.«
»Du bist nicht verrückt, das ist deine Angststörung.«

Die Journalistin bringt Zahlen zu verschiedenen psychischen Erkrankungen, erläutert die Funktionsweise der kognitiven Verhaltenstherapie, von Antidepressiva und Sport und dem Aufenthalt in der Natur. Dabei erzählt sie von ihren immer länger werdenden Joggingrunden, die sie in London durch Parks und an Treidelpfaden entlang führen. Die negativen Nachrichten, mit denen sie täglich in ihrem Job bombardiert wird, verarbeitet sie, indem sie nach Feierabend vom Büro nach Hause läuft.

Mein Fazit
Ein guter Einstieg in die Thematik. Ein persönliches Buch, das betroffenen Menschen Mut zum ersten Schritt macht und Angehörigen Verständnis vermittelt.

“Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben” von Matt Haig fand ich persönlich besser strukturiert, und es ist mit einem Inhaltsverzeichnis versehen.
Bella Mackie wiederholt sich öfters und das Einstreuen von Statistiken fand ich wenig relevant. Sehr gut gefallen haben mir dagegen ihre Verweise auf weiterführende Literatur und ihre Offenheit. Ich kann mir nun besser vorstellen, was Menschen mit einer Angststörung und Depressionen empfinden. Auch ihr Rat, sich eine sportliche Betätigung zu suchen, finde ich sehr konstruktiv. Man kann sofort starten (Wartezeiten für Psychotherapie sind lang) und man muss keine Tabletten nehmen.

»Das Laufen bringt mir Erleichterung. (...) Deine Erleichterung zeigt sich möglicherweise anders, aber bitte versuche, sie zu finden - hör nicht auf, bis du auf etwas gestoßen bist. Fordere es ein - du solltest nicht noch einen weiteren Tag voller Kummer verbringen.«

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Verlier dich nicht in Geschichten

Auf dem Weg
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Die Hölle ist hier. Oder der Himmel. Je nachdem, welche Geschichte du dir selbst erzählst.
Spirituelle Bücher haben den Effekt, dass man nicht aufhören kann, sie zu konsumieren. Immer glaubt man, dort ...

Die Hölle ist hier. Oder der Himmel. Je nachdem, welche Geschichte du dir selbst erzählst.
Spirituelle Bücher haben den Effekt, dass man nicht aufhören kann, sie zu konsumieren. Immer glaubt man, dort die abschließende Antwort zu finden: Wie kann ich für immer glücklich sein? Oder zumindest glücklicher als jetzt? Bin ich für immer glücklich, wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe? Was ist der Sinn des Lebens?
Das Problem ist, dass die Antworten nicht im Außen zu finden sind.
Der Sinn des Lebens ist, zu leben. Wie du das tust, bleibt dir überlassen. 
Diese Freiheit überfordert manche Menschen. Sie wollen Regeln und fühlen sich gut, wenn sie sich an die Regeln halten. Und vielleicht hoffen sie auch auf eine Belohnung von “oben”. Halten sie sich mal nicht an die Regeln, fühlen sie sich schlecht.Sie wollen Antworten auf Fragen: “Warum ist die Person krank geworden?”, “Warum ist mir dies zugestossen?” Und die Fiktion liefert vermeintlich beruhigende Antworten.
Religionen, Parteien, Nationen bieten Narrative vom “wahren Sinn des Lebens” an. Die Wahrheit ist, dass ihn niemand kennt.Daher finde ich den Titel “Eine Reise zum wahren Sinn des Lebens” irreführend. 
Es ist schwer, Freiheit und Nichtwissen auszuhalten.Wie soll ich leben? Ich weiß es nicht. Entscheide selbst.Warum ist dies und das passiert? Ich weiß es nicht. Lebe mit dem Nichtwissen.
Yongey Mingyur Rinpoche ist tibetischer Abt und seit seiner Kindheit extrem behütet aufgewachsen. Er hatte einen Diener, alle Mahlzeiten wurden für ihn zubereitet. Er musste selbst nie mit Geld umgehen.Eines Nachts verlässt er sein Kloster, um auf Wanderschaft zu gehen.Er reist in übervollen Zügen mit stinkenden Toiletten und schläft wie ein Bettler in einem Bahnhof. Da er wie ein einfacher Mönch gekleidet ist, wird ihm nicht mehr die gewohnte Achtung entgegengebracht.Obwohl er in Meditation und den buddhistischen Lehren seit seiner Kindheit ausgebildet wurde, empfindet er Scham und Abneigung. 
Der Autor erzählt von Begegnungen mit anderen Reisenden, von Touristen aus Amerika und den Bestattungsritualen in Varanasi, setzt dies in Verbindungen mit Konzepten wie Identität, Vergänglichkeit und Karma. Er zeigt, wie er sich mit konkreten Meditationsübungen den Situationen und Emotionen stellt, statt ihnen auszuweichen.Ein Beispiel:Wir würden uns oft fragen “Wo sind meine Schlüssel? Wo ist mein Handy?” Dabei sollten wir uns genauso oft fragen: “Wo ist mein Geist?”
Gut fand ich, dass er sagte, die Hölle sei kein Ort, sondern ein Geisteszustand. Das Rad der Wiedergeburt ist das Rad, der sich immer weiterdrehenden Gedanken, die Wut oder Gier oder Angst hervorrufen.Das Buch gibt einen Einblick in den tibetischen Buddhismus, die Wanderschaft eines Mönches und seinen Umgang mit der Welt und seinen Gedanken und Gefühlen.Mir persönlich ist es nicht radikal und umfassend genug, um dem Leser eine abschließende Hilfestellung zu geben.
Als weiterführende Literatur empfehle ich “Die Seele will frei sein” von Michael A. Singer.