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Veröffentlicht am 18.02.2020

5 Millionen Franc

Die Spionin
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… Kopfgeld sind auf sie ausgesetzt, doch „Nancy wusste, dass sie sich vor den Deutschen und ihren französischen Handlangern fürchten und mit eingezogenem Kopf auf das Ende der Besatzungszeit warten sollte, ...

… Kopfgeld sind auf sie ausgesetzt, doch „Nancy wusste, dass sie sich vor den Deutschen und ihren französischen Handlangern fürchten und mit eingezogenem Kopf auf das Ende der Besatzungszeit warten sollte, aber dazu war sie nicht in der Lage. Geduld und den Kopf einziehen war ihr nicht gegeben.“ (S. 16)

Marseille 1943: Nancy ist gebürtige Australierin, ehemalige Journalistin, mit dem französischen Geschäftsmann Henri Fiocca verheiratet – ihrer großen Liebe – und arbeitet in der Résistance als Fluchthelferin. Henri unterstützt sie dabei mit Geld (sehr viel Geld). Weil Nancy den Nazis immer wieder entwischen kann, nennen diese sie bald „Weiße Maus“ – ohne zu wissen, dass sie eine Frau ist. „Ich bin eine Frau mit teurem Geschmack und reichem Ehemann. Niemand, der mich durch die Gegend flanieren sieht, kommt auf die Idee, dass ich die Weiße Maus sein könnte.“ (S. 29) Doch als die Gestapo Henri verhaftet, muss sich Nancy in Sicherheit bringen. In einer abenteuerlichen und gefährlichen Flucht gelangt sie nach England, lässt sich vom Geheimdienst anwerben und geht nach der Ausbildung zurück in die Auvergne, um mehrere tausend Partisanen anzuführen.

Imogen Kealey erzählt in „Die Spionin“ die Geschichte der fast vergessenen Topspionin Nancy Wake in Form eines biografischen Romans und orientiert sich dabei an deren Erlebnissen, auch wenn sie einige Dinge zu Gunsten der Handlung angepasst hat.

Kealey schreibt extrem fesselnd. Ich habe mit Nancy geliebt, gefühlt, gekämpft und gelitten. Sie wird als wunderschöne, leidenschaftliche, furchtlose, mutige und willensstarke Person geschildert – eine Frau mit Chuzpe. Mir hat gefallen, wie die Autorin den Zwiespalt schildert, in dem sich Nancy befindet. Sie tut alles, um die Nazis zu vertreiben aber sie sorgt sich auch die ganze Zeit um ihren Mann, weiß nicht, ob er noch am Leben ist. Dadurch gerät sie mehrfach in Versuchung, ihre Mission zu Gunsten seiner Rettung aus dem Gestapo-Gefängnis zu gefährden. Eine besondere Tragik bekommt dieser Handlungsstrang durch den deutsche Major Böhm, ihren fanatischen und sadistischen Gegenspieler. Er will sie um jeden Preis fassen und geht dafür über Leichen – auch über die Unschuldiger. Aber nicht nur Böhm, auch den Partisanen muss sie immer wieder beweisen, dass sie mindestens genauso gut ist wie ein Mann. Es fällt ihnen nicht leicht, sie als Anführerin zu akzeptieren, sie muss sich durchzusetzen. Zum Beispiel war sie berühmt dafür, dass sie ihren Gegner mit der Handkante töten konnte – dies hat man ihr weder angesehen noch zugetraut und das war ihr Vorteil. Sie setzte sich bis zur totalen Erschöpfung für die gemeinsame Sache ein und erbringt dabei fast übermenschliche Leistungen, ist sich aber auch der stets latent drohenden Gefahren bewusst. Unterstützt wird sie u.a. durch den englischen Funker Denden, ihren besten Freund. Er ist für den Kontakt nach England zu ständig, koordiniert die Nachschub-Lieferungen via Fallschirm (Waffen, Nahrung, Geld und Nachrichten) und deren Abwurfpunkte. Dass er schwul und von den anderen Männern deswegen diskriminiert wird, macht seinen Aufenthalt unter ihnen besonders brisant.
Interessant fand ich auch die Schilderungen, wie Nancy sich trotz der Kämpfe und dem Leben im Untergrund ihre Weiblichkeit bewahren konnte – sei es, indem sie Highheels aus dem Flugzeug springt, vor den Einsätzen einen roten Lippenstift namens „Victory“ aufträgt oder auf ihren Erkundungs- und Versorgungstouren immer wieder verschiedenen Tarnungen nutzt und die Besatzer so an der Nase herumführt.

Die Autorin beschönigt nichts. Das Grauen des Krieges, die Zermürbungskämpfe der Partisanen und brutalen Vergeltungsschläge der Deutschen werden sehr detailliert und aufwühlend geschildert. Sie erwähnt auch mehrfach die selbstlose Hilfe und Unterstützung der Bevölkerung, ohne welche die Kämpfer keine Chance gehabt hätten.

Mein Fazit: Eine sehr gelungene und extrem spannende Mischung aus Spionageroman und Biografie.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Der gefallene Engel

Die Diva
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Als Maria Callas 1957 auf einer Party Aristoteles Onassis vorgestellt wird begreift sie sofort, warum er bei Frauen so beliebt ist: „… dieser Mann hatte etwas an sich, das ihn erstrahlen ließ wie einen ...

Als Maria Callas 1957 auf einer Party Aristoteles Onassis vorgestellt wird begreift sie sofort, warum er bei Frauen so beliebt ist: „… dieser Mann hatte etwas an sich, das ihn erstrahlen ließ wie einen Fixstern zwischen Sternenstaub.“ (S. 11). Und sie ist irritiert, dass er offen zugibt keine Opern zu mögen und sie trotzdem sofort auf eine Kreuzfahrt einlädt, denn sie sind beide verheiratet. Marie hat kein Interesse an ihm, steckt ihre ganze Kraft in ihre Karriere, obwohl sie gern eine längere Pause machen würde. Sie fühlt sich ausgebrannt, aber Meneghini, ihr Mann und Manager, will davon nichts hören. Er hat sie erschaffen, ihr den Weg geebnet, also hat sie alle Auftritte zu absolvieren, die er für sie aushandelt. Dass ihre Ehe keine wirkliche Liebesbeziehung ist, stört sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. „Vielleicht würde sie ihn heute nicht noch einmal heiraten … aber er hatte ihr die Bühne zu Füßen gelegt und ihr Geborgenheit geschenkt, als sie beides mehr benötigte als alles andere.“ (S. 97)

11 Jahre später verlässt Maria wütend und zutiefst gekränkt Aristoteles‘ Schiff, ihr zweites Zuhause. Er ist die Liebe ihres Lebens, aber nachdem sie in den letzten Jahren über seinen diversen Affären hinweggesehen hat, fühlt sie sich dem Kampf gegen Jackie Kennedy nicht gewachsen. „Aristo wollte nicht nur der reichste Mann auf Erden sein, sondern auch jener, der am meisten bewundert wurde.“ (S. 28) Kurze Zeit später wird sie mit einer Überdosis Schlaftabletten ins Krankenhaus eingeliefert – wirklich nur ein Versehen?!

Michelle Marlys neuester Roman „Die Diva“ dreht sich um die sehr intensive, stürmische und aufregende Liebesbeziehung von Maria Callas und Aristoteles Onassis. Beide kommen aus armen Verhältnissen und haben sich ihren Reichtum bzw. ihre Berühmtheit hart erarbeitet. „Wir haben beide bei null angefangen und die Spitze erreicht, und das allein dank unserer Willenskraft und unseren Fähigkeiten.“ (S. 18/19)
Die Autorin zeichnet das Bild einer leidenschaftlichen, zerrissenen, aber auch konsequenten und sehr disziplinierten Frau. Maria arbeitet seit ihrer Kindheit hart für ihren Erfolg, hungert für ihre Figur und schluckt diverse Medikamentencocktails, um diese zu halten. Erst wurde sie von ihrer Mutter zu Höchstleistungen angetrieben, später von ihrem Mann – Erholung gönnt man ihr kaum.
Bei Aristoteles lernt sie erstmals die Liebe kennen und kommt zu Ruhe, er wird ihr Lebensmittelpunkt. „Es kam Maria so vor, als gäbe es kein Leben mehr für sie ohne diesen Mann.“ (S. 54) Doch die Beziehung ist ein einziges Auf und Ab. So emotional, wie sie früher auf der Bühne war, liebt sie jetzt – mit Haut und Haar. Dass er sie gegen eine Jüngere und Berühmtere austauschen will, kann sie nicht verwinden. „Warum hast Du Dir so viel Mühe gegeben, mich zu bekommen, wenn Du Dir jetzt so wenig Mühe gibst, mich zu halten?“ (S. 271)

„Die Diva“ hat mich ganz schnell in ihren Bann gezogen. Die Geschichte und die Frau dahinter haben mich gleichermaßen fasziniert. Mitreißend schildert Michelle Marly den Spagat zwischen harter Arbeit und Jet-Set-Leben, den Unterschied zwischen der privaten, schüchternen Maria und der öffentlichen Diva Callas – jederzeit perfekt und kontrolliert, bereit für den großen Auftritt. Ich habe wieder einmal die halbe Nacht durchgelesen, weil ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte.
Da ich kein Opernfan bin, hatte ich mich bisher noch nicht mit Maria Callas beschäftigt und sie vor dem Lesen auch nicht gegoogelt, sodass mich ihr Schicksal überraschen konnte. Und auch wen ich Onassis als nicht besonders nett empfindet, glaube ich doch zumindest zu verstehen, was Maria an ihm fand.

5 Sterne und meine Leseempfehlung nicht nur für Fans der Callas.

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Veröffentlicht am 17.02.2020

Musikstück ohne Schlussakkord …

Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung
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… so hat Wiebke vor 20 Jahren das plötzliche Ende ihrer Clique empfunden. Ihre ganze Kinder- und Jugendzeit haben Nicole, Kai, Hauke und Wiebke zusammen auf Föhr verbracht, waren beste Freunde und Bandkollegen. ...

… so hat Wiebke vor 20 Jahren das plötzliche Ende ihrer Clique empfunden. Ihre ganze Kinder- und Jugendzeit haben Nicole, Kai, Hauke und Wiebke zusammen auf Föhr verbracht, waren beste Freunde und Bandkollegen. Aber nach dem Abi sind Nicole und Kai einfach weggegangen – ohne Ankündigung oder ein Wort des Abschieds. Hauke hat die Insel kurz nach ihnen verlassen und auch der Kontakt zu ihm ist bald eingeschlafen. Jetzt ist er ein Bestsellerautor und kommt für die Premiere seines neuesten Krimis, der auf Föhr spielt, in Gretas Inselbuchhandlung.
Hauke freut sich, als er Wiebke bei der Lesung unter den Zuhörern entdeckt, aber dass auch Kai und Nicole da sind, überrascht ihn – sie leben doch gar nicht mehr hier?! Sind die extra wegen ihm angereist? Gerade noch hat er zu seinem Publikum gesagt: „Die Arbeit an diesem Roman war für mich eine wunderbare Zeit. Es war, als wäre ich noch einmal in meine Jugend eingetaucht.“ (S. 59), da stürzen auch schon die Erinnerungen auf ihn ein. Warum ist ihre Gruppe damals eigentlich zerbrochen und gibt es nach so vielen Jahren vielleicht einen Neuanfang? Spontan verlängert er seinen Aufenthalt, auch weil ihm Wiebke noch viel besser gefällt als früher.

„Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung“ ist der dritte Teil der Reihe rund um Gretas Buchhandlung und die Insel Föhr. Greta bekommt natürlich mit, dass es zwischen den ehemaligen Freunden kriselt und versucht zu vermitteln.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Haukes und Wiebkes Sicht erzählt, dadurch bekommt man einen guten Einblick in ihr Leben und ihre Gefühlswelt. Wiebke war schon damals in Hauke verliebt, aber der hatte nur Augen für Nicole. Auch jetzt gibt es einige Verwicklungen, wer für wen schwärmt.
Ich fand es sehr interessant zu lesen, wie sich die Freunde entwickelt haben, wer seine Jugendträume wie verwirklicht hat. Wiebke wollte eigentlich Musikerin werden, musste sich dann aber um ihren dementen Vater und den Hof kümmern. Inzwischen ist sie alleinerziehende Mutter von süßen Zwillingen und mit ihrem Leben ganz zufrieden. Aber der Hof rentiert sich nicht mehr und sie muss sich bald entscheiden, wie es weitergehen soll.
Hauke hatte nicht geplant, Schriftsteller zu werden und kann seinen Erfolg immer noch nicht fassen. Trotzdem ist er sehr bodenständig geblieben und fühlt sich auf der Insel sofort wieder heimisch. Aber möchte er auch wieder hier leben?

In seinem neuen Buch beschäftigt sich Janne Mommsen mit der Frage, wo man seine Heimat hat und wie die Dynamik innerhalb einer Gruppe von Freunden funktioniert. Ich fand es sehr spannend, das Wiedersehen und die daraus resultierenden Konflikte zu verfolgen. Auch das Inselfeeling hat der Autor wieder wunderbar rübergebracht, man will sofort die Koffer packen und ans Meer fahren.

5 Sterne für diesen unterhaltsamen und trotzdem nachdenklich machenden Wohlfühlroman.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Blutgold

Der Ring des Lombarden
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Seit dem Tod ihres Mannes Nicolai sind 2 Monate vergangen und Aleydis hat ihren Mädchennamen wieder angenommen, um sich von seinen dunklen Geschäften zu distanzieren. Trotzdem wird sie weiterhin regelmäßig ...

Seit dem Tod ihres Mannes Nicolai sind 2 Monate vergangen und Aleydis hat ihren Mädchennamen wieder angenommen, um sich von seinen dunklen Geschäften zu distanzieren. Trotzdem wird sie weiterhin regelmäßig mit der Schattenseite ihres Erbes konfrontiert: Boten bringen Geld um Schulden abzuzahlen, über die sie keine Unterlagen hat, sie wird umschmeichelt und gefürchtet. „Ich werde das Gefühl nicht los, als würde ich von allen Menschen beobachtet. … Als würden irgendwo im Schatten Feinde lauern und nur auf eine gute Gelegenheit warten, mich anzugreifen.“ (S. 38)
Auch in ihrem Hauswesen kehrt keine Ruhe ein. Nicolai hat sie zum Vormund seiner Enkelinnen bestimmt, doch dessen Schwäger wollen die Mädchen in ihre Haushalte aufnehmen und jetzt schon verloben, um an deren Mitgiften zu kommen und Allianzen zu schmieden. Aleydis wird immer klarer, dass sie nicht ewig ohne Ehemann bleiben kann, wenn sie sich behaupten will. Aber muss es wirklich der Gewaltrichter Vinzenz van Cleve ein, der ihr sogar von dessen Vater angetragen wird? Seine Worte und Taten vermitteln ihr nicht unbedingt das Gefühl, dass er sie mag. Doch als ein Brandanschlag auf Nicolais Mörderin Cathrein ausgeübt wird, wirft sie alle Bedenken über Bord und bittet Vinzenz nochmals um Hilfe bei der Aufklärung.

„Der Ring des Lombarden“ schließt direkt an seinen Vorgänger „Das Gold des Lombarden“ an. Obwohl der erste Teil schon vor über 2 Jahren erschienen ist, bin ich sofort wieder in Aleydis Welt angekommen. Sie ist eine starke Persönlichkeit mit Durchsetzungsvermögen, doch da sie noch relativ jung ist und gut aussieht, nehmen Männer sie oft nicht ernst und unterschätzen sie. Dabei kennt sie sich inzwischen in der Wechselstube gut aus, nur Nicolais unlautere Geschäfte machen ihr zu schaffen. „Irgendwo da draußen lauern unzählige Schuldner meines Gemahls, die entweder glauben, ich sei so gewissenlos wie er, oder aber Pläne schmieden, um mir zu schaden.“ (S. 267) Sie findet immer mehr Details über seine Machenschaften heraus und kommt auch hinter die Bedeutung des speziellen Rings, den sie von ihm geerbt hat.
Die Ermittlungen zum Brandanschlag gestalten sich sehr verzwickt und sind nicht ungefährlich. Bald weiß Aleydis nicht mehr, wem sie noch trauen kann. Es gibt zu viele Menschen, die Cathrein den Tod wünschten. Oder wollte man sie selbst damit treffen und in Verruf bringen?

Petra Schier schreibt wieder sehr spannend und mitreißend (oder wie ich mal zu ihr gesagt habe: Das liest sich wie geschnitten Brot!). Geschickt lässt sie das mittelalterliche Köln lebendig werden und auch Figuren aus früheren Büchern auftreten. Ich liebe die Wortgefechte von Aleydis und Vinzenz und hoffe, dass der nächste Band bald erscheint und ihre Geschichte weitergeht.

5 Sterne für den absolut hinreisenden Mittelalterschmöker, in dem man für Stunden abtauchen und verschwinden kann.

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Ein Neuanfang

Annika Rose und die Logik der Liebe
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Als Jonathan Annika im Supermarkt wiedererkennt und anspricht hofft sie, dass sie da weitermachen können, wo ihre Beziehung vor 10 Jahren aufgrund eines Schicksalsschlages endete. „Ich dachte, wir könnten ...

Als Jonathan Annika im Supermarkt wiedererkennt und anspricht hofft sie, dass sie da weitermachen können, wo ihre Beziehung vor 10 Jahren aufgrund eines Schicksalsschlages endete. „Ich dachte, wir könnten die Vergangenheit vergessen und neu beginnen.“ (S. 64) Schließlich war er ihre erste große Liebe, der erste Mann, der sie verstanden hat. Doch Jonathan bleibt reserviert, denn Annika ist anders - Autistin.

„Annika Rose und die Logik der Liebe“ ist eine sehr ungewöhnliche, bezaubernde und emotionale Liebesgeschichte, die nie kitschig wird, sondern sich immer sehr real anfühlt. Sie wird abwechselnd aus ihrer und seiner Sicht und auf 2 Zeitebenen erzählt. Dadurch hat man stets zwei unterschiedliche Blickwinkel auf das gleiche Geschehen. In Rückblicken erinnern sie sich an ihr Kennenlernen im Schachclub der Uni und ihre damalige Beziehung.

Annika und Jonathan waren mir sofort sympathisch. Sie hatten es in ihrer Kindheit und Jugend beide nicht leicht.
Jonathans Mutter war alleinerziehend und er musste sich alles hart erarbeiten.
Annika hingegen wuchs sehr behütet auf, wurde lange von ihrer Mutter zu Hause unterrichtet. Sie kann ihre Mitmenschen, deren Interaktionen und Mimik oft nicht verstehen. „Es ist, als hätten alle eine Anleitung zum Leben bekommen, nur dir hat man keine gegeben. Also tastest du dich blind voran und hoffst, irgendwie durchzukommen. Und meistens machst du es falsch.“ (S. 209) An der Uni fühlt sie sich fremd und auf das Leben allein nicht genug vorbereitet. Zum Glück ist ihre Mitbewohnerin Janice sehr rücksichtsvoll und hilft ihr, die Klippen des Alltags zu umschiffen.
Als Erwachsene meistert Annika ihr Leben mit Hilfe einer Therapeutin, zudem Janice ist nach wie vor ihre beste Freundin und immer für sie da, auch wenn sie nicht mehr in der Nähe wohnt.

Annikas ganz eigene Betrachtungsweise auf ihre Umwelt fand ich sehr spannend und interessant. Sie kann nicht lügen oder sich verstellen und sagt immer die Wahrheit. Aber sie hat auch Probleme, ihre Gefühle zu zeigen, woran sich Jonathan erst gewöhnen muss. Die erste Liebe ist schon für „normale“ Menschen nicht leicht, aber für Annika ist es noch viel schwerer. „Ich weiß nie, was andere Leute denken. Das ist, als wäre man in einem fremden Land, in dem eine fremde Sprache gesprochen wird … ganz gleich, wie oft man Saft bestellt, immer bringen sie Milch.“ (S. 187)

5 Sterne und meine Leseempfehlung für diese ganz besondere Liebesgeschichte.

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