Vom Lachen, Denken und Zuhören
Picknick im DunkelnStan Laurel (1890-1965) trifft auf Thomas von Aquin (1225-1274) - häh? Und nicht nur das! Um sie herum herrscht vollkommene Dunkelheit, und keiner von ihnen weiß, was sie an diesem Ort erwartet.
Was sich ...
Stan Laurel (1890-1965) trifft auf Thomas von Aquin (1225-1274) - häh? Und nicht nur das! Um sie herum herrscht vollkommene Dunkelheit, und keiner von ihnen weiß, was sie an diesem Ort erwartet.
Was sich anhört wie der wirre Traum eines Surrealisten, ist das Ausgangsszenario des neuen Buches von Markus Orths. Beworben wird es vom Verlag mit 'eine aufregende philosophische Reise, eine urkomische und todernste Geschichte...', was ich als doch etwas (oder auch etwas mehr) übertrieben betrachte. Ja, es gibt philosophische Momente ebenso wie komische und ernste, doch von allem etwas und nie in Extremform.
Der Schwerpunkt lag für mich auf der Schilderung der Biographien der beiden Männer, die ich insbesondere im Falle Thomas von Aquins als sehr gelungen empfand. Da außer den reinen Fakten zu dessen Leben keine persönlichen Zeugnisse überliefert sind (sieht man von seinen philosophischen und theologischen Schriften ab), sind die entsprechenden Abschnitte zu seinem Leben wohl gänzlich der Phantasie des Autors zu verdanken. Wie er das Leben dieses großen mittelalterlichen Denkers darstellt, finde ich sehr glaubwürdig und authentisch. Wohl wissend, dass nur Wenig davon als verbürgt gelten kann.
Was diese beiden Leben, Thomas' und Stans, miteinander verbindet, ist praktisch nichts außer ihr gemeinsamer Aufenthalt an diesem mysteriösen Ort. Doch in dieser vollkommenen Dunkelheit versuchen sie nun, sich einander anzunähern und zu verstehen, um sich in dem Unerklärlichen, das um sie herum herrscht, gegenseitig Halt zu geben. Wobei Stan klar der 'Bedürftigere' der Beiden ist - Denken schlägt Lachen
Markus Orths zeigt in einer gefühlvollen Sprache mit wirklich kreativen neuen Wortkreationen (Hosenrücktauschverstecke, Schneckenfühlerfingerchen), wie sich zwei Menschen verstehen lernen, die nichts gemeinsam haben. Doch mit Offenheit und Bereitschaft ist es auch möglich, Bande über die Jahrhunderte zu knüpfen. Verbindungen, die einen bis in den Tod begleiten.
Es ist eine gut erzählte, in gewisser Weise phantastische Geschichte, die mich mit ihrer Auflösung jedoch ein bisschen enttäuschte - zu alltäglich kam sie daher. Dennoch: eine schöne und etwas ungewöhnliche Lektüre.