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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2020

Der Sieg der Geduld

Die Liebe gibt Pfötchen
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„...Sie vergraben sich in Ihre Arbeit und Ihr Engagement für die Stadt. Nicht, dass ich das nicht zu schätzen wüsste. Es ist bewundernswert, was Sie alles schaffen, vor allem mit zwei kleinen Kindern...“

Es ...

„...Sie vergraben sich in Ihre Arbeit und Ihr Engagement für die Stadt. Nicht, dass ich das nicht zu schätzen wüsste. Es ist bewundernswert, was Sie alles schaffen, vor allem mit zwei kleinen Kindern...“

Es ist Martina, die mit diesen Worten charakterisiert wird. Sie hatte einen stressigen Morgen hinter sich. Als ihr dann noch Capone, ihr Hund, wegläuft, ist das Maß voll. Doch Thorsten gelingt es, den Hund aufzuhalten. Dafür lädt er sie zu einem Essen ein. Martina allerdings ist nicht an Männerbekanntschaften interessiert. Doch Thorsten ist hartnäckig.
Die Autorin hat eine besondere Liebesgeschichte geschrieben. Das Buch lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil ist locker und leicht, aber trotzdem ausgereift.
Martina ist seit etlichen Jahren Witwe. Nach dem Unfalltod ihres Mannes hat sie das gemeinsame Projekt, ein Schwimmbad, weiter aufgebaut und sich auf ihre Stärken besonnen.
Die Geschichte spielt im maritimen Lichterhaven. Ein kleiner Ort hat den Nachteil, dass jeder schnell die Neuigkeiten kennt. Daraus entstehen manch amüsante Szenen. Ich denke dabei zum Beispiel an den Klatsch im Friseursalon, der Martina mehr als unangenehm ist.
Eine besondere Rolle im Buch spielt Capone. Der kleine Hund ist schwer in den Griff zu bekommen. Seine Gedanken werden kursiv wiedergegeben.

„...Manchmal packt es mich einfach, dann muss ich losrennen und mich austoben, sonst platze ich vor Energie...“

Thorsten gibt sich viel Mühe, um Martina zu gewinnen. Das äußert sich nicht nur in Worten, sondern insbesondere in Taten, auch wenn er aufpassen muss, nicht über das Ziel hinauszuschießen. Martina zeigt ihm nach außen anfangs die kalte Schulter. Innerlich sieht es ganz anders aus:

„...Das Vögelchen in ihrem Bauch war ein mieser kleiner Verräter. Sein beständiges Flattern ließ sie unvorsichtig werden...“

Die Autorin gestattet mir eine Blick in Martinas Vergangenheit. Dadurch kann ich nachvollziehen, warum sie sich so verhält, wie sie sich verhält.
In gut ausgearbeiteten Gesprächen kommt die Autorin schnell auf den Punkt und lässt mich an den Gedanken und Gefühlen ihrer Protagonisten teilnehmen. Vor allem Martinas kleine Schwester Hannah erkennt, wo die Probleme liegen.
Gut gefällt mir, dass an mehreren Stellen der sanfte Tourismus und Projekte des Naturschutzes angesprochen werden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist, meiner Meinung nach, eher eine leise Liebesgeschichte, die den Protagonisten die Chance gibt, behutsam ihr Ziel zu erreichen.

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Veröffentlicht am 20.02.2020

Heftig!

Geißel der Menschheit
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„...Was unter Hitler geschah, dessen eigenes Wort Gesetz war, liegt noch nicht so weit zurück und war zu furchtbar, als dass es vergessen werden könnte. Nur wenn wir aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen, ...

„...Was unter Hitler geschah, dessen eigenes Wort Gesetz war, liegt noch nicht so weit zurück und war zu furchtbar, als dass es vergessen werden könnte. Nur wenn wir aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen, gibt es eine wirkliche Hoffnung für die Zukunft...“

Diese Worte stammen aus dem Vorwort von Lord Russell of Liverpool zur ersten Ausgabe des Buches – und sie haben nichts an ihrer Aktualität verloren. Lord Russell war Anwalt und Rechtsberater während der Kriegsverbrecherprozesse nach dem zweiten Weltkrieg.
In sieben Kapitel analysiert der Autor das Geschehen während der Hitlerzeit.
1. Die Instrumente der Hitlertyrannei
2. Misshandlung und Ermordung von Kriegsgefangenen
3. Kriegsverbrechen auf hoher See
4. Misshandlung und Ermordung der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten
5. Zwangsarbeit
6. Konzentrationslager
7. Die „Endlösung der Judenfrage“

Das Buch ist keine leichte Lektüre und einige der Ausführungen sind nur schwer zu ertragen. Das betrifft nicht nur das Thema Konzentrationslager. Hier beschreibt er ziemlich detailliert die Vorgänge in sieben Lagern.
Der Schriftstil ist sachlich und sehr eindrücklich. Das Vorgehen des Autors geschieht häufig nach dem gleichen Schema. Zuerst zitiert und erläutert er internationale Gesetze, die zur damaligen Zeit galten. Dann stellt er denen die Befehle und Anordnungen des Hitlerregimes gegenüber und weist damit den Bruch der Gesetze nach. Heftig wurde es, wenn Ausführungen zum Vorgehen der SS und des SD an konkreten Beispielen belegt wurden. Über die Zwangsarbeiter ist zu lesen:

„...Die Lebensbedingungen, die Verpflegung und die hygienischen Verhältnisse dieses Lagers waren grauenhaft. Die Nahrung reichte kaum, um die Insassen am Leben zu erhalten...“

Der Autor bringt Beispiele aus ganz Europa. Er beschränkt sich nicht auf wenige Staaten. Er arbeitet viel mit Originalzitaten. Dabei belegt er auch, dass es selbst in höheren Kreisen ab und an Menschen gab, die vor den Folgen manches Befehls oder mancher Verordnung warnten. Die Motivlage war völlig unterschiedlich und keinesfalls mit einer Kritik am Regime gleichzusetzen.
Positiv zu werten ist auch, dass der Autor die ideologischen Denkstrukturen des Regimes durchleuchtet und hinterfragt.
Vielfältige Fotos illustrieren das Gesagte.
Im Anhang finden sich die zehn Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten. Ein Namensregister und Anmerkungen ergänzen das Buch.

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Veröffentlicht am 20.02.2020

Lesenswertes Jugendbuch

Grüne Gurken
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„...Keine Panik, wenn Plan A nicht klappt. Das Alphabet hat noch 25 andere Buchstaben...“

Lotte ich 14 Jahre und gerade mit ihren Eltern aus der Provinz nach Berlin gezogen. Das ist aber ihr kleineres ...

„...Keine Panik, wenn Plan A nicht klappt. Das Alphabet hat noch 25 andere Buchstaben...“

Lotte ich 14 Jahre und gerade mit ihren Eltern aus der Provinz nach Berlin gezogen. Das ist aber ihr kleineres Problem. Einerseits zieht Lotte Pleiten, Pech und Pannen geradezu an, andererseits gehören ihre Eltern und ihre Cousins und Cousinen der Klub der Hochbegabten an. Lottes IQ kann dabei nicht mithalten, und sie findet das nicht schlimm.
Soeben hat sie die neue Wohnung verlassen, um sich etwas zu Essen im gegenüberliegenden Kiosk zu besorgen. Im Pyjama, über den sie schnell den Mantel des Vaters geworfen hat, und leider ohne Wohnungsschlüssel steht sie im Treppenhaus.
Die Autorin hat ein humorvolles Jugendbuch geschrieben. Die Geschichte wird von Lotte selbst erzählt. Das Eingangszitat stammt übrigens von Tante Grete. Die bezeichnet sich als das selbsternannte bunte Schaf der Familie.
Im Kiosk lernt Lotte Yunus, Den Besitzer, und Mira; seine Freundin, kennen. Dann fällt ihr ein Junge auf, der immer genau zehn grüne Gummigurken kauft.
Den Schriftstil würde ich als erfrischend bezeichnen, wie das folgende Zitat belegt:

„...Tanzen? Damit kenne ich mich noch weniger aus. Ist das nicht diese Sache, bei der man sich gemeinsam bewegen muss? […] Klingt nicht gerade so, als müsste ich das in diesem Leben noch unbedingt ausprobieren...“
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Lotte ist mitten in der Pubertät. Das führt zu Konflikten mit den Eltern, die sie unbedingt in ihre Richtung zwängen wollen. Lotte aber ist das erste Mal in ihren Leben verliebt. Außerdem erlebt sie bei Yunus und Mira, dass diese sie so akzeptieren, wie sie ist.
Gut gefallen mir Lottes Telefongespräche mit Daniel. Ihr Kinderfreund ist ihr Berater und Tröster.
Eine Besonderheit hat das Buch. Lotte mag Diagramme. Also ist die Geschichte gespickt mit farbigen Kreisdiagrammen. Zu ernst sollte man sie nicht nehmen, sondern sie mit einem Augenzwinkern betrachten.
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass auch ernste Themen angesprochen werden.
Das Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten.

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Veröffentlicht am 19.02.2020

Fesselnd und abwechslungsreich

Du bist die Nächste
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„...Sie haben eine riesige Zielscheibe auf den Rücken. Und Juan Wade schießt nicht daneben...“

Sophie Dawson hat ihren ersten wichtigen Geschworenenprozess in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität ...

„...Sie haben eine riesige Zielscheibe auf den Rücken. Und Juan Wade schießt nicht daneben...“

Sophie Dawson hat ihren ersten wichtigen Geschworenenprozess in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität gewonnen. Ein neuer Fall liegt schon auf ihrem Schreibtisch. Es geht um Veruntreuung von Geldern in einer bekannten Privatbank
Auf dem Weg nach Hause hält Sophie an einer Tankstelle, um sich etwas Essen zu besorgen. Dabei bekommt sie mit, wie ein junger Mann den Tankwart und anschließend eine Frau erschießt, bevor er flieht. Sie merkt sich das Autokennzeichen und ruft die Polizei.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Sophie hätte es nicht nötig, zu arbeiten. Doch die junge Frau möchte sich für Gerechtigkeit einsetzen. Sie ist Staatsanwältin aus Berufung, nicht wegen des Geldes. Sie selbst drückt das so aus:

„...Aber ich kann nicht den ganzen Tag herumsitzen und von einem dicken Treuhandkonto leben. Ich will, dass mein Leben einen Sinn hat. Gott hat mir die Fähigkeiten gegeben, im Gerichtssaal etwas zu bewirken, und ich fühle mich verpflichtet, diese Fähigkeiten zu nutzen...“

An der Tankstelle ahnt sie nicht, wie gefährlich die Lage ist. Der Täter ist der jüngste Bruder von Juan Wade, einem der Könige der Unterwelt.
Das Eingangszitat stammt von Patrick. Er wurde von auswärts hinzugezogen und wird den Fall als Staatsanwalt übernehmen. Noch weiß Sophie nicht, dass nicht nur ihre neue Rolle als Zeugin ihr Leben bedroht. Auch mit dem Wirtschaftsfall stochert sie in eine Wespennest, das jeden Augenblick explodieren kann.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich gekonnt den Gegebenheiten an. Einerseits sorgt er für spannende Handlungsabläufe, andererseits werden geschickt Ruhepunkte gesetzt. Letzteres geschieht vor allem, wenn ich als Leser Einblicke in Sophies Gedankenwelt erhalte. Dazu dienen ebenso kurze Rückblicke in die Vergangenheit.
An vielen Stellen ist spürbar, dass sich die Autorin im amerikanischen Gerichtswesen auskennt. Im Verlaufe der Handlung werden dessen Schattenseiten deutlich. Dazu gehören nicht allein e Befragungen durch den gegnerischen Anwalt, die einen Zeugen an den Rand der Verzweiflung bringen können, wenn sehr persönliche Dinge zur Sprache kommen, die mit dem Fall nichts zu tun haben, aber auf die Glaubwürdigkeit abzielen. Mit dem nötigen Geld und entsprechender Kaltblütigkeit lässt sich das System außerdem manipulieren und austricksen. Selbst Ashley, Juans Staranwältin, bekommt seine Überheblichkeit zu spüren. Er droht ihr unverhohlen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich kann und will hier nicht auf all die vielen Facetten der Geschichte eingehen. Das würde den Rahmen einer Rezension sprengen. Das Buch bekommt von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Sehr spannend mit einer Spur Mystik

Die siebte Schwester
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„..Der Stärkere im Kampf ist immer der, der gelernt hat, seine Angst zu beherrschen...“

Es sind die Worte eines Propstes, und sie fallen während eines Schachspiels. Wie kam es dazu?
Wir schreiben das ...

„..Der Stärkere im Kampf ist immer der, der gelernt hat, seine Angst zu beherrschen...“

Es sind die Worte eines Propstes, und sie fallen während eines Schachspiels. Wie kam es dazu?
Wir schreiben das Jahr 1215. Im Kloster Weiher vor den Toren Kölns vertritt die junge Novizin Tryndgen die Heilerin, als eine Schar Ritter einen Verletzten bringen. Angeblich ist er nur vom Pferd gestürzt. Das erklärt aber seinen Zustand nicht. Tryngen erkennt während einer Untersuchung einen Schlangenbiss. Es gelingt ihr, das Leben des Unbekannten zu retten. Erst als er das Kloster verlässt, erfährt sie, das es sich um den Propst Engelbert von Berg handelt. Kurze Zeit später wird sie an seinen Hof gerufen.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Dazu hat auch beigetragen, das ich einige der Protagonisten schon aus früheren Romanen kenne.
Der Schriftstil lässt sich flüssig lesen. Einerseits erhalte ich einen Einblick in das Leben in einem kleinen Kloster, andererseits erfahre ich, wie es am Hofe des Propstes zugeht. Als Hintergrundinformation spielt die politische Lage der damaligen Zeit eine Rolle. Genau die beeinflusst auch die Wahl der zukünftigen Bischofs von Köln. Engelbert von Berg ist einer der aussichtsreichsten Kandidaten für den Posten. Das sorgt für Intrige und Missgunst. Tryngen kann nicht ahnen, dass am Hofe nicht nur ihr Leben in Gefahr ist.
Einen breiten Rahmen nehmen medizinische Fragen ein. Tryngen und ein Magister der Medizin nehmen dazu völlig unterschiedliche Standpunkte ein. Letztere kennt als Allheilmittel nur den Aderlass.
Die Arbeit für den Probst ist nicht immer einfach. Er hat ein hohes Selbstbewusstsein und lässt sich nicht gern etwas sagen. Manchmal wird er dabei sehr deutlich, so bei der ersten Begegnung mit Tryngen:

„...Du glaubst, bestimmen zu können, was das Beste für mich ist. Aber ich bin nur hier gefangen, weil ich schwach und krank bin...“

Schwierig war das Los der Frauen. Tryngen ist freiwillig ins Kloster gegangen, weil sie als Heilerin arbeiten wollte. Doch jetzt ist ihr Vater der Meinung, dass sie lieber heiraten solle. Sie selbst sieht ihre Lage so:

„...Schönheit, dachte sie, wäre sicher ein guter Trost für das Los der Frauen. […] Aber sie war nicht schön, sie war nur klug. Doch dafür hatte der Herr bei Frauen keine Verwendung...“

Ab und an gleicht die Handlung einem spannenden Krimi. Es ist schwer zu durchschauen, wer wirklich das ist, für was er sich ausgibt. Außerdem bringen gut ausgearbeitete Gespräche die Geschichte voran. Sie zeigen auch die Entwicklung der Protagonisten.
Als besonderer Highlight ist eine Spur Mystik im Geschehen enthalten. Das gibt der Geschichte eine weitere Facette.
Im Nachwort trennt die Autorin Fiktion von Realität. Ein Glossar erläutert die verwendeten Begriffe aus damaliger Zeit.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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