Ein gelungener Abschluss der Trilogie
Mostviertler JagdDieser Krimi ist der Abschluss der Trilogie rund um Kommissar Leopold Brandner.
Nachdem er in seinem letzten Fall (Mostschlinge) einige Fehler begangen hat, ist er zum LKA in St. Pölten strafversetzt worden. ...
Dieser Krimi ist der Abschluss der Trilogie rund um Kommissar Leopold Brandner.
Nachdem er in seinem letzten Fall (Mostschlinge) einige Fehler begangen hat, ist er zum LKA in St. Pölten strafversetzt worden. Er pendelt nun jeden Tag nach St. Pölten, was ihm gehörig auf die Nerven geht und sucht nach einem geeigneten Haus für sich und seine Familie. Doch die will lieber in Wien bleiben. Und überhaupt ist Leo bei „seinen“ Frauen untern durch. Die pubertierenden Töchter zeigen ihre Verachtung unverhohlen und auch die Frau Gemahlin scheint auf Abwege geraten zu sein.
Neben diesen privaten Zores muss er sich mit einem Wilderer herumschlagen, der scheinbar unmotiviert Wild erlegt und weder Trophäe noch Kadaver mitnimmt. Erst als ein Forstaufseher erschossen wird, bekommt Brandner die Chance, seine Fähigkeiten auszuspielen. Allerdings führt die eine oder andere Spur zu der, aus den Vorgängern („Mostviertler“ und „Mostschlinge“) bekannten Unternehmerfamilien Schuster und Chan.
Wird es Leopold Brandner schaffen sich zu rehabilitieren und den oder die Täter rechtzeitig aus dem Verkehr zu ziehen?
Meine Meinung:
Helmut Scharner hat seinen neuen Kriminalroman atmosphärisch und mit viel Lokalkolorit in Szene gesetzt. Wechselnde Orte und Perspektiven sorgen für Dynamik. Das sorgt zweifellos für ausreichend Spannung.
Für Brandners persönlichen Zores habe ich nur bedingtes Verständnis. Dem täglichen Stau auf der Autobahn könnte er durch die Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln entgehen. So fährt die ÖBB in weniger wie 30 Minuten nach St. Pölten und ein eigener Pendlerbus fährt auch regelmäßig. Natürlich ist während der Ermittlungen, die sich nicht an die Bürozeiten handeln, ein Auto vorteilhaft. Brandner scheint in der Frage des Wohnortes nicht kompromissbereit zu sein. Ich hätte mir in der Zwischenzeit eine kleine Wohnung in St. Pölten genommen und eine Rückkehr nach Wien angestrebt. Der Polizeiapparat inklusive Innenministerium ist groß genug, um eine adäquate Stellung zu finden. Denn als vom BKA ins LKA abgeschobener Kriminalbeamter hat Brandner keinen allzu guten Stand.
Nun gut, der Krimi lebt natürlich auch von der Unzufriedenheit und der inneren Zerrissenheit Brandners, die gut dargestellt ist. Auch die anderen Charaktere haben so ihre Ecken und Kanten sowie Brüche in ihrem Leben.
Da ist als erstes natürlich Hans Mayer zu nennen, der zwar im letzten Band „Mostschlinge“ zwar so etwas wie ein stiller Held geworden ist und die Polizei düpiert hat, aber zu welchem Preis? Seine Freundin tot, die Schwester ein psychisches Wrack und die Mutter als Mörderin im Gefängnis. Er ist beseelt davon, an der Familie Schuster endgültig Rache zu nehmen. Doch wird ihm das seinen Frieden bringen? Kurz scheint er durch eine neue Liebe von seinem Vorhaben Abstand nehmen zu wollen, doch dann überstürzen sich die Ereignisse.
Langsam werden auch die Machenschaften Familie Chan klar. Doch das eigentliche Motiv wirkt für mich ein wenig überzogen. Wenn jeder, der im Geschäftsleben den kürzeren gezogen hat oder beleidigt worden ist, die ganze Familie des Konkurrenten ermorden lassen wollte ...
Natürlich ist es für uns Mitteleuropäer schwer, die Gedanken von Chinesen zu verstehen. Immerhin, gelingt nicht alles, was geplant war, was auch Jennifer Chan zu verdanken ist.
Da dieser Krimi nicht nur für den österreichischen sondern für den deutschen Markt gedacht ist, kommen die deutschen Bezeichnungen für die Kriminalbeamten vor. Bei uns in Österreich ermitteln keine Kommissare.
Fazit:
Ein gelungener Abschluss der Mostviertler-Trilogie. Trotz der oben genannten Anmerkungen, gebe ich 5 Sterne.