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Veröffentlicht am 14.04.2020

Das Problemviertel Hawaii in Heilbronn

Hawaii
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Kemal ist ein junger Deutschtürke in den besten Jahren. Er lebt in einem Viertel in Heilbronn, das von den Einheimischen Hawaii genannt wird. Er hat einen mächtigen Nackenschlag kassiert, denn er war auf ...

Kemal ist ein junger Deutschtürke in den besten Jahren. Er lebt in einem Viertel in Heilbronn, das von den Einheimischen Hawaii genannt wird. Er hat einen mächtigen Nackenschlag kassiert, denn er war auf den besten Weg ein Fussballprofi zu werden, ja währe da nicht dieser Unfall gewesen, der nicht nur seine Kariere und damit seine Träume sondern auch seinen Fuß kaputt gemacht hat. Nun sitzt er in eben jenen heruntergekommenen, tristen Viertel fest. Das Geld ist ihm gerade ausgegangen, ohne Job und seine alten Freunde aus besseren Zeiten in besseren Wohngegenden haben ihn schon fast vergessen. Sein Vater besorgt ihm einen Job bei einem zwielichtigen Geschäftsmann. Der Hacken daran, sein Vater zahlt eben jenen zwielichtigen Geschäftsmann eine nicht unerhebliche Summe, das der Sohnemann überhaupt dort arbeiten kann. Zu allem Überfluss brechen die Temperaturen mal wieder sämtliche Rekorde und promt gehen sich eine Bürgerwehr und eine rechtsradikale Vereinigung auf einander los. Stürzen Heilbronn ins Chaos und Kemal mitten drin. Dabei will er weder mit den einen noch mit den anderen was zu tun haben. Fast orientierungslos irrt er durch die Straßen und trifft eine Entscheidung.

Der Autor schafft es zwar den Leser mit flüssigen Schreibstil und den einen oder andern Witz bzw. komische Einlage zu fesseln. Jedoch reicht ein Witz eben nicht aus, um den Leser dauerhaft an ein Buch zu binden.

Die Handlung ist auf wenige Tage beschränkt, in der der Leser Kemal durch sein Leben und seine Stadt begleitet. Man lernt ihn durch etliche Rückblenden und auch durch aktuellen Geschehen und Verhalten kennen. Der Autor bedient wirklich jedes Klischee von trister krimineller Wohngegend, über kriminelle Geschäftsmänner, Bürgerwehren, Rechtsradikale und der Zwickmühle in der sich so manche Deutschtürken befinden. Beschreiten sie einen ehrlichen Weg oder begeben sie sich in das kriminelle Milieu.

Die Figuren sind zwar gut beschrieben, jedoch wachsen sie einen nicht wirklich ans Herz. Zumal man nur sieht wie sich die Hauptfigur treiben lässt ja regelrecht rumeiern und nicht wirklich ein Ziel vor Augen hat. Selbst die Chance einen Schulabschlusses auf das Abi hat er einfach sausen lassen, weil er älter war als alle anderen in der Gruppe. Und dann am Ende zieht der Autor sich ganz einfach raus indem er die Figur auf eine Reise schickt. Und was ist danach? Er kehrt womöglich in dieses Viertel zurück und steht wie auch am Beginn des Buches vor den gleichen Problemen. Mir fehlt hier einfach eine dauerhafte Entwickelung. Er will sich offensichtlich aus dem kriminellen Milieu heraushalten, aber hat damit seine liebe Not. Dabei gibt es garantiert auch in dieser Stadt einen Weg einen rechtstreuen Weg zu gehen.

Fazit: Eine Milieustudie über ein Problemviertel mit allen ihren Schattenseiten. Zeitweise ist es wirklich unterhaltsam. Nur dreht sich irgendwie alles im Kreis und eine wirkliche Entwicklung des Protagonisten, der dann das Weite sucht findet kaum statt. Eigentlich schade man hätte mehr aus diesem Buch machen können. Denn auch in Problemvierteln gibt es auch immer positive Geschichten. Insgesamt also recht einseitig und klischeehaft erzählt. Ein Witz kann nun mal nicht eine ganze Geschichte tragen.

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Nicht wirklich packend

Das Fest der Bedeutungslosigkeit
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Der Autor schildert mit einer nahezu märchenhaften Erzählstimme die Beziehung seiner 4 Hauptprotagonisten. Und das auf einer sehr philosophischen Ebene. Er nutz dazu verschiedene Stilelemente, wie bereits ...

Der Autor schildert mit einer nahezu märchenhaften Erzählstimme die Beziehung seiner 4 Hauptprotagonisten. Und das auf einer sehr philosophischen Ebene. Er nutz dazu verschiedene Stilelemente, wie bereits die erwähnte märchenhafte Erzählstimme, aber auch das Mittel der Ironie.

Ich persönlich bin mit keinen der Figuren so richtig warm geworden. Am allerwenigsten mit demjenigen der nichts besseren zu tun hat als in einer Tour über Stalin zu philosophieren. Er war einer der übelsten Diktatoren und hat Russland mit eiserner Hand regiert. Im hier eine menschliche Seite geben zu wollen ist alles andere als gelungen. Und dann der arbeitslose Schauspieler, ohne Arbeit, der sich in die Rolle eines Pakistani flüchtet. Dabei ist es doch eigentlich nur eine Flucht vor seinen Mitmenschen. Und dann diese erfundene Sprache, in die er verfällt. Insgesamt sind mir die Figuren doch recht oberflächlich. Wobei ich mich öfters gefragt habe was will der Autor eigentlich. Gesellschaftskritisch sein und die Oberflächlichkeit anprangern und das keiner wirklich er selbst ist und immer nur eine Rolle spielt, um sich besser zu stellen als diese tatsächlich sind. Oder will er über Stalin und seine menschenverachtende Rolle in Russland reden.

Die Handlung ist in verschiedene Handlungsstränge zersplittert und 7 große Teile. Im Prinzip begleiten wir die Personen nur wenige Tage und haben Teil an ihrem Leben. Gut die eine Figur hat nur Erotik in Kopf worüber man im ersten Moment schmunzelt, aber im zweiten Gedankengang doch recht Frauenfeindlich ist. Als Gegensatz dazu dann die Stalinepisoden, die anfangs vielleicht einen gewissen Witz haben mögen, aber im zweiten Gedankengang nur die menschenverachtende Einstellung Stalins. Und das dann der Bogen von Stalin in einen Pariser Park geschlagen wird nun ja. Ganz ehrlich da habe ich nur gesagt bitte nicht.

Einzig und allein das Erzählvermögen des Autors haben es geschafft das ich das Buch obwohl es ja nun wirklich recht dünn ist auch durchzulesen. Er hat so den gängigen französischen Erzählstil genutzt, den man auch häufig in TV-Filmen hat. Und denn fand ich hier wirklich gelungen. Nur leider hat ihn der Autor nicht durchgängig durchgehalten. Er hat insgesamt einen gesteigerten Wert auf die philosophische Ebene gelegt, was ich an verschiedenen Stellen schon wesentlich besser gesehen habe.

Fazit: So richtig überzeugt hat mich das Buch leider nicht. Zeitweise musste ich mir ein gähnen verkneifen. Wobei mich der plaudernde Erzählstil dann wieder milde gestimmt hat. Also so richtig lustig ist es nun wirklich nicht. Eher wirklich sehr ernst, was einen mitunter erst auf den zweiten Blick aufgeht. Ein Buch für zwischendurch was sich relativ schnell wegließt.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Ideenlieferant für eigene Kreativität

Kim Lianne: Good Vibes
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Ein Kreativbuch mit viel Beschäftigungspotenzial. Man kann zeichnen, ausmahlen, sich hinterfragen, seine Gewohnheiten hinterfragen und kommt auch auf neue Ideen. Es gibt die verschiedensten Challenges ...

Ein Kreativbuch mit viel Beschäftigungspotenzial. Man kann zeichnen, ausmahlen, sich hinterfragen, seine Gewohnheiten hinterfragen und kommt auch auf neue Ideen. Es gibt die verschiedensten Challenges und Listen und jede Menge Kreativmöglichkeiten.

Die Autoren zeigt auf mit was man sich beschäftigen kann bzw. ablenken kann. Und ganz ehrlich in Zeiten von eingeschränkten sozialen Kontakten ist es wirklich ein netter Zeitvertreib um den Tag rumzukriegen.

Das Kreativbuch bietet jede Menge Abwechslung und Zeitvertreib. Langweilige Tage können so ein wenig entspannt werden. Es gibt einen Anregungen dies oder das mal zu versuchen und damit sich auszuprobieren. Nicht jeder muss jede Challenge machen nicht jede Liste durchackert aber es macht eben Spaß.

Zielgruppe ist wohl eher die Jugend obwohl auch ältere mit diesen Buch hier ihren Spaß haben können.

Fazit: Ein Kreativbuch was einen eine ganze Weile beschäftigen kann wenn man sich darauf einlässt. Für jemand der unter „Hausarrest“ ist ein nettes Buch um die Zeit rumzubekommen.

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Veröffentlicht am 20.02.2020

Die Handschrift des Doppelmörders

Die Stille des Todes
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Ein Doppelmord bildet den Auftakt einer Doppelmordserie, die 20 Jahre zurückliegt. Tasio, ein einst berühmter Archäologe, wurde damals von seinen Zwillingsbruder aufgrund der vorliegenden Beweise verhaftet. ...

Ein Doppelmord bildet den Auftakt einer Doppelmordserie, die 20 Jahre zurückliegt. Tasio, ein einst berühmter Archäologe, wurde damals von seinen Zwillingsbruder aufgrund der vorliegenden Beweise verhaftet. Tasios Zwillingsbruder legte seinen Job bei der Polizei nieder begann ein anderes Leben. Doch nun steht sein Hafturlaub an und die Mordserie beginnt von neuen. Das Internet steht Kopf dank eines Twitterkontos, von dem seltsame Botschaften an Kraken eine der beiden Ermittler gerichtet werden. Hinzu kommt der Medienrummel und die zusehens verängstigten Bürger von Voctoria. Hinzu kommt das es in kurzes Abständen und genau zu den Feiertagen in Victoria zu weiteren Doppelmorden kommt. Kraken und seine Partnerin kommen zusehens unter Druck von allen Seiten. Und sie kommen dem Mörder immer näher. So nahe das ein Doppelmordpärchen aus ihrer unmittelbaren Verwandtschaft kommt. Doch dann kommt der unerwartete und entscheidende Hinweis aus einer Richtung die alles Bisherige in Frage stellt und die Puzzelteile neu ordnet. Die Ereignisse überschlagen sich und plötzlich befindet sich Kraken in Lebensgefahr.

Die Autorin hat zwar einen flüssigen und fesselnden Schreibstil, jedoch fühlt man sich als Leser mehr als einmal wie in einen Reiseführer und ist irgendwann einfach nur noch genervt. Victoria mag ja eine Jahrhunderte alte Geschichte und dementsprechend viele Sehenswürdigkeiten, aber die Autorin verliert dabei fast den Krimi aus den Augen. Ja Krimi da es aus meiner Sicht kein Thriller ist.

Die Handlung ist fesselnd keine Frage und durch jeden Doppelmord bzw. Mord wird der Leser noch mehr in diese Geschichte hineingezogen und will auch unbedingt erfahren wer denn nun der Bösewicht ist. Allerdings nehmen die historischen Bauwerke etc. einfach zu viel Raum ein. Die vielen Straßen in der Landessprache überliest man nach einer gewissen Zeit einfach. Auch wenn sowohl im Buch eine Landkarte als auch ein Stadtplan ist macht es die ganze Sache nicht unbedingt einfacher. Das immer wieder in die Vergangenheit gesprungen wird klärt so einiges und lässt auch dadurch immer wieder einen neuen Spannungsbogen entstehen. Doch nach einer gewissen Zeit denkt man dann nur noch nicht schon wieder eine neue Spur weil man einfach nur noch zum Ende kommen will. Kurz das Buch hätte es nichts geschadet wenn es 200 Seiten kürzer gewesen währe.

Die Figuren wachsen einen unmittelbar ans Herz und ihre Konstellation zu einander ist wirklich gut erklärt und gewählt. Das da auch noch das eine oder andere romantische Geplänkel dazu kommt nun ja wenn man einen dicken Welser anstrebt gehört da wohl auch eine Liebesgeschichte mit hinein. Auf jeden Fall sind die Figuren schön tief ausgearbeitet und glaubwürdig.

Fazit: Wer einen spannenden Krimi sucht ist hier genau richtig. Ein Thriller ist das hier nicht wirklich für mich. Und auch zeitweilig auch unnötig in die Länge gezogen. Ansonsten schöne Stadtbeschreibung mit Hang zum Morbiden. Für Krimifreunde bestens geeignet.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Die Nagelprobe für eine Beziehung

Kintsugi
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Es geht um den alleinerziehenden Tonio und seine mittlerweile erwachsene Tochter aber auch um das homosexuelle Paar Max der Archäologieprofessor und den Künstler Reik. An einem Wochenende treffen sich ...

Es geht um den alleinerziehenden Tonio und seine mittlerweile erwachsene Tochter aber auch um das homosexuelle Paar Max der Archäologieprofessor und den Künstler Reik. An einem Wochenende treffen sich diese vier für ein gemeinsames Wochenende am in einem recht nobel eingerichteten Haus. In vier Abschnitten werden diese vier Vorgestellt. Man lernt einen aufgewühlten und zornigen Max kennen, der sich von der Beziehung mit Reik innerlich schon verabschiedet hat und mit der Position, die er inne hat in dieser Beziehung kreuzunglücklich ist. Er schaut auf die gemeinsame Vergangenheit zurück und findet keinen Grund diese Beziehung aufrecht zu halten. Auch Reik wird ein Abschnitt gewidmet. Ein erfolgreicher Künstler, der sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind, nur das Max genau das ablehnt. Doch genau hier kommen Tonio und seine Tochter ins Spiel. Toni war ein ehemaliger Freund von Reik nur das Tonio nun ja mit einer Frau ein Kind zeugte und diese Frau das Kind Toni zu Liebe ausgetragen hatte. Seither kümmert sich Tonio rührend um seine Tochter. Pega, die Tochter von Tonio studiert mittlerweile und wird flügge in ihrem eigenen kleinen Reich. Doch am Ende dieses Wochenende Trennt sich ein Paar und jemand bekommt eine mächtigen Korb, am dem derjenige lange zu knappern hat. Ein anderer folgt seinen Traum. Ein anderer kehrt in dieses Haus am See zurück wenn die Sehnsucht ihn übermannt.

Gerne würde ich sagen die Autorin zieht den Leser mit ihren Schreibstil in seinen Bann, was nur auf den ersten Abschnitt zutrifft. Indem lernen wir einen aufgewühlten und zornigen Max kennen und das ist wirklich für mich der beste Abschnitt. Danach verliert dieser Roman ganz eindeutig an Kraft und Intensität. Danach wird der Leser in einen Sumpf geschleppt, was wirklich anstrengend ist zumal keine wirkliche Handlung nicht vorhanden ist.

Die Autorin hat versucht die Geschichte einer Trennung bzw. Neuorientierung zu beschreiben. Aber auch das Loslassen und Freigeben. Dazu hat sich jeder Figur einen eigenen Abschnitt gewidmet und so schildert jede Figur eine Teil dieses Wochenendes aus ihrer Sicht. Um diese Abschnitte von einander zu teilen nutzt sie das Stilmittel des Theaterdialogs, was den Leser dann mal schnell wieder aus den Lesefluss reist, weil man sich nicht nur auf diesen Dialog einlassen muss nein es ist auch das Signal gleich sehen wir alles wieder aus der Sicht einer anderen Person.

Der erste Abschnitt fängt sehr dynamisch und kraftvoll an mit einem mitreisenden Stil, leider hält die Autorin diesen nicht den ganzen Roman über durch. Das macht es dann für den Leser auch schwierig sich immer wieder neu einzustellen. Das Kontrastprogramm zu dem ja alltäglichen Sprachgebrauch bilden hier die immer wieder eingestreuten Sätze im Berliner Dialekt oder aber der recht vulgäre Sprachgebrauch, wenn es um das Thema Sex geht. Nur irgendwann hat sich selbst daran der Leser gewöhnt und stöhnt innerlich auf wenn eine Beziehung schon wieder auf das reine Vögeln reduziert wird.

Wachsen einen die Figuren ans Herz nun ja in gewisser Weise ja. Aber sie bleiben immer zu wenig fassbar. Da hilft es dann auch nicht wenn sich ein ganzer Abschnitt mit einer Figur befasst. Wann bekommt sie einfach nicht zu fassen. Ich könnte hier sagen Pega die junge Studentin, die 3 Väter hatte und sich dann in ihrer Kindlichkeit in den Professor verliebt und abgewiesen wird. Ja aber will man nicht etwas mehr wissen? Von der Autorin erfährt man nur das Wichtigste bzw. das Nötigste aber das was eine Figur zum Leben erweckt diese kleinen goldenen Adern die eine Geschichte durchweben, die Fehlen einfach. Am Ende des Buches ist man genauso schlau wie vorher. Grad so als ob sich nur eine Konstante geändert hätte und die Gleichung dann eben ein wenig anders aussieht.

Fazit: Ich bin weder mit dem Schreibstil noch mit der Geschichte richtig warm geworden von den Figuren ganz zu schweigen. Lediglich von dem ersten Abschnitt war ich begeistert danach habe ich mich regelrecht durch das Buch kämpfen müssen. Kann aber auch daran liegen wie das Buch aufgebaut war. Einen richtigen Zugang zu dieser Geschichte konnte ich leider nicht finden. Würde daher sagen, dass dieses Buch schon speziell ist und man ein Freund für derlei Herangehensweise sein muss. Von daher nur bedingt zu empfehlen.

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