Starke Frauen von gestern und heute
In "Mädelsabend" werden zwei Protagonistinnen in den Mittelpunkt der Handlung gestellt: Sara ist promovierte Ärztin, die dem Weg der Wissenschaft folgen möchte. Um in ihrer Karriere weiter voran zu kommen, ...
In "Mädelsabend" werden zwei Protagonistinnen in den Mittelpunkt der Handlung gestellt: Sara ist promovierte Ärztin, die dem Weg der Wissenschaft folgen möchte. Um in ihrer Karriere weiter voran zu kommen, wird ihr ein Stipendium in London angeboten, mit Hilfe dessen sie innerhalb von zwei Jahren international habilitieren kann. Es scheint sich ein Traum von ihr zu verwirklichen. Allerdings sieht sie sich auch mit Zweifeln kontrolliert: ihr Mann kann diesen Lebenstraum nämlich überhaupt nicht verstehen und versucht ihr aufzuzeigen, welche familiären Verpflichtungen Sara seiner Meinung nach zu erfüllen hat. Die Beziehung scheint eine durststrecke durchstehen zu müssen.
Gleichzeitig kümmert sich Sara zunehmend mehr um ihre Großeltern. Nach einem Sturz und Oberschenkelhalsbruch ihrer Oma Ruth sind die Großeltern in ein betreutes Wohnheim gezogen. Ihre Oma scheint die Gesellschaft sehr zu genießen, blüht auf und findet neuen Mut für ihren letzten Lebensabschnitt. Gleichzeitig fühlt sie sich aber auch ihrem Mann weiterhin zur Treue verpflichtet, der jedoch am liebsten in sein Elternhaus zurückkehren möchte, sich überhaupt nicht an das neue Leben gewöhnen kann und sich sehr misstrauisch gegenüber der unerwarteten Veränderung zeigt.
Ich finde diesen Roman gerade deshalb so lesenswert, weil er genau die Zerrissenheit anspricht, die viele Frauen prägt. Zwischen familiären, biografischen und gesellschaftlichen Erwartungen und Anforderungen gefangen, gleichzeitig durch sie geprägt, mit dem Wunsch sich zu öffenen und etwas Neues zu wagen, fühlen sich einige meiner Freundinnen und auch ich mich manchmal ganz schön überfordert die "richtigen" Entscheidungen zu treffen und seinen ganz individuellen Weg zu finden. Und darin versucht das Buch meiner Meinung nach die LeserInnen zu bestärken: man kann sich an anderen Menschen orientieren oder von deren Meinung abgrenzen, der Blick in das Leben von anderen eröffnet einem selbst den Zugang zu seinen Wünschen und manchmal muss man einen Weg ausprobieren, um festzustellen, dass man doch lieber einen anderen Weg einschlagen möchte. Hier hilft nur in sich selbst hineinzuspüren und die Erwartungen anderer abzulegen. Durch die beiden Frauen in dem Roman wird man dazu ermutigt.