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Veröffentlicht am 07.03.2020

Verstreut in alle Winde

Zeit der Dornen
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Als ihr Vater ihr mitteilt, dass ihre Großmutter in Österreich im Sterben liegt, packt Leonie in Berlin sofort ihre Sachen und lässt Berlin sowie Freund Marian nebst ihrem gemeinsamen Café hinter sich, ...

Als ihr Vater ihr mitteilt, dass ihre Großmutter in Österreich im Sterben liegt, packt Leonie in Berlin sofort ihre Sachen und lässt Berlin sowie Freund Marian nebst ihrem gemeinsamen Café hinter sich, um Abschied von ihrer Oma zu nehmen, aber leider kommt sie zu spät. Ein Gespräch mit dem Pfarrer macht Leonie deutlich, dass sie so gut wie gar nichts über ihre Vorfahren weiß. Der Fund eines Briefes sowie alter Bilder im Nachlass ihrer Großmutter macht Leonie neugierig und lassen sie mit Unterstützung ihres Vaters Vincent und dem Pfleger Jan Nachforschungen über ihre eigene Verwandtschaft anstellen. So trägt Leonie nach und nach die Geschichte ihrer Familie zusammen und erfährt dabei ein dunkles Geheimnis…
Eva Grübl-Widmann hat mit „Zeit der Dornen“ einen unterhaltsamen und kurzweiligen Roman vorgelegt, der den Leser zu einer abenteuerlichen Reise einlädt, um unbekannte und verschollene Menschen aufzuspüren und mit der Hauptprotagonistin Leonie einiges über ihre eigene Familiengeschichte zu erfahren. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und gefühlvoll, der Leser schaut Leonie bei ihren Aktivitäten über die Schulter und lernt dabei ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennen. Wechselnde Zeitperspektiven lassen den Leser mal die Gegenwart im Jahr 2000 mit Leonie und deren Suche verbringen, mal bringen Rückblenden in die Vergangenheit zu Beginn des 20. Jahrhunderts komplizierte und dramatische Familienverhältnisse sowie allerlei Schwierigkeiten zum Vorschein, die nach und nach ein vollständiges Bild ergeben. Die von Grausamkeit geprägte Kindheit der beiden Brüder Hans und Valentin geht dabei sehr zu Herzen. Die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse der damaligen Zeit wurden von der Autorin gut mit ihrer Handlung verwoben.
Die Charaktere sind differenziert ausgestaltet, wirken aber leider distanziert und unnahbar, so dass es dem Leser schwer fällt, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen und ihr Schicksal eher aus der Ferne beobachtet. Leonie ist eine energische und zielgerichtete Frau, die jede Herausforderung annimmt, die sich ihr bietet und nicht aufgibt, bis sie am Ziel ist. Aber sie wirkt auch etwas spröde, so dass sie dem Leser immer ein wenig fremd bleibt. Die beiden Brüder Valentin und Hans mussten eine tragische Kindheit durchleben, welches sie ihr ganzes Leben begleitet. Ebenso spielen Jan, Anna-Maria, Erwin und Stanislas eine gewichtige Rolle in der Geschichte, die einige Dramatik aufweist.
„Zeit der Dornen“ ist ein durchaus kurzweiliger und unterhaltsamer Roman über ein altes Familiengeheimnis, jedoch fehlt es den Protagonisten an Wärme und Ausstrahlung, die das Lesevergnügen eintrübt und somit die Geschichte nur halb so spannend und lesenswert macht. Schade!

Veröffentlicht am 04.03.2020

Der Brieffund

Der Frühling an der Bucht
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Die hochschwangere Historikerin Megan Buchanan erhält die Chance, an der Küste von Virginia das alte Herrenhaus sowie Spring Cottage der lebensbejahenden Besitzerin Lucy zu restaurieren und sich damit ...

Die hochschwangere Historikerin Megan Buchanan erhält die Chance, an der Küste von Virginia das alte Herrenhaus sowie Spring Cottage der lebensbejahenden Besitzerin Lucy zu restaurieren und sich damit von dem Tod ihres Verlobten Scott abzulenken. Dabei weicht ihr Scotts bester Freund Rick nicht von der Seite. Während der Renovierung stößt Megan auf uralte Briefe, die den Schriftverkehr zwischen zwei Schwestern offenbart. Megan ist neugierig und taucht mit den Zeilen in die Vergangenheit ein. Werden die Briefe Megan helfen, sich der Zukunft zuzuwenden?
Mit „Der Frühling an der Bucht“ legt Mary Ellen Taylor den Nachfolgeband von „Das Haus an der Bucht vor“, der allerdings in punkto Gefühl und Handlung nicht mit dem Vorgänger mithalten kann. Der Erzählstil ist flüssig und lässt den Leser schnell in die unterhaltsame Geschichte eintauchen, um das Schicksal von Megan kennenzulernen und mit ihr etwas Zeit zu verbringen. Die Autorin vermittelt mit humorvollen Dialogen und einer Geschichte über zwei Zeitebenen eine gefühlvolle Stimmung und lässt dabei mit den Schwestern Lucy und Natasha Charaktere aus dem ersten Roman wieder eine Rolle spielen, damit der Leser sich schnell in die Geschichte einfühlen kann. Während die erste Zeitebene die Gegenwart rund um Megan wiederspiegelt, handelt die zweite mit Tagebucheinträgen und alten Briefen von den beiden Schwestern Claire und Diane, die im vergangenen Jahrhundert lebten. Durch die wechselnden Perspektiven baut sich etwas Spannung auf und lässt nach und nach nicht nur die Geheimnisse und Gedanken der Schwestern an die Oberfläche blitzen, sondern gibt auch die von Megan preis. Die Beschreibungen des Herrenhauses und des Cottages sind farbenfroh gestaltet und lassen während der Lektüre schöne Bilder entstehen. Allerdings fehlt es der Geschichte an Spannung, so dass alles irgendwie vor sich hinplätschert.
Die Charaktere sind sympathisch gestrickt und geben dem Leser die Möglichkeit, sich in sie hineinzuversetzen und mitzufiebern, doch richtige Nähe kommt leider nicht auf. Megan ist eine zurückhaltende Frau, die schon einiges durchstehen musste. Sie ist hochschwanger auf sich allein gestellt. Rick ist ein hilfsbereiter Mann, der insgeheim ein Auge auf Megan geworfen hat, sich aber auch seinem verstorbenen Freund verpflichtet fühlt. Lucy ist eine fröhliche und freundliche Frau, die offen und optimistisch durchs Leben geht. Sie ist mitfühlend und hilft, wo sie kann. Ihre Halbschwester Natasha ist eine intelligente Frau, die sich von niemandem etwas vormachen lässt. Claire ist mutig und entschlossen, beschützt ihre jüngere Schwester Diane, die so einiges durchmachen musste. Aber auch die weiteren Protagonisten tragen zur Entwicklung der Handlung bei.
„Der Frühling an der Bucht“ ist ein kurzweiliger Roman über Familie und Geheimnisse, Liebe und Schicksalsschläge. Nett zu lesen, mehr aber leider nicht.

Veröffentlicht am 23.02.2020

Moiken zwischen den Fronten

Die Strandvilla
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1913 Sylt. Nachdem sie gerade erfahren hat, dass ihr Ehemann Peter auf See ums Leben kam, muss Moiken Jacobsen mit ihrer 15-jährigen Tochter Emma auch noch ihr Zuhause in Keitum räumen, das Eigentum ihrer ...

1913 Sylt. Nachdem sie gerade erfahren hat, dass ihr Ehemann Peter auf See ums Leben kam, muss Moiken Jacobsen mit ihrer 15-jährigen Tochter Emma auch noch ihr Zuhause in Keitum räumen, das Eigentum ihrer ungeliebten Schwiegermutter ist, die die beiden so schnell wie möglich loswerden will. Moiken findet mit Emma in Westerland im Hotel “Strandvilla” schnell eine neue Unterkunft und eine Anstellung als Konditorin, denn der Eigentümer Theodor von Lengenfeldt hat ein Auge auf die junge Witwe geworfen und möchte sie in seiner Nähe wissen. Als Moiken durch Zufall auf ihre alte Jugendliebe Boy Lassen trifft, der als Inselfotograf arbeitet und zugleich Emmas Vater ist, sitzt sie zwischen zwei Stühlen, denn Theodor bietet ihr Sicherheit und die Möglichkeit, ihren Traum von einem eigenen Strandcafé zu verwirklichen. Aber Boy weckt alte Gefühle in ihr, die sie nicht ignorieren kann. Trotzdem lässt sich Moiken auf eine Ehe mit Theodor ein und lernt ihren Ehemann bald von einer Seite kennen, die ihr gar nicht gefällt. Derweil verlässt Boy enttäuscht die Insel, um in Berlin einen Neuanfang zu wagen. Emma will ebenfalls mit ihm gehen, doch Moiken macht ihr einen Strich durch die Rechnung…

Mit “Die Strandvilla” entführt die Autorin Sina Beerwald den Leser auf die Nordseeinsel Sylt, wo er vor historischem Hintergrund das damalige Leben kennenlernt. Der flüssig-leichte und bildhafte Schreibstil nimmt den Leser schnell mit in die Vergangenheit, wo er sich an der Seite von Moiken wiederfindet, die sich mit ihrer Tochter durch einige Schicksalsschläge hindurchlavieren muss. Gekonnt verwebt die Autorin die Zeit kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges mit ihrer Geschichte und lässt dem Leser einiges an Informationen zukommen, wie die damalige politische Situation war und wie es zum Ausbruch gekommen ist. Ebenso erfährt der Leser einiges über die Bewohner der Insel sowie deren Besucher, die sich dort verlustigen. Mit gekonnt gemalten Landschaftsbeschreibungen lässt Beerwald beim Leser farbenfrohe Bilder im Kopf entstehen, so findet man sich mal am Badestrand wieder, mal in der Küche der “Strandvilla” oder auf einem Ausritt nach Keitum, wobei man fast im Schnee versinkt. Die Rolle der Frau zur damaligen Zeit wird in dieser Geschichte ebenfalls gut hervorgehoben, denn Frauen sollten das Aushängeschild des Mannes sein, aber keinen eigenen Beruf ausüben.

Die Charaktere sind lebhaft und glaubwürdig gezeichnet, mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie authentisch. Moiken ist eine Frau ihrer Zeit, recht unterkühlt zeigt sie ihre Leidenschaft nur beim Backen. Ansonsten wirkt sie eher kalt, vor allem ihrer Tochter Emma gegenüber. Emma ist ein Teenager, der sich ausprobieren möchte. Gleichzeitig vermisst sie Wärme und Gefühle von Seiten ihrer Mutter. Sie wirkt oftmals stur und aufmüpfig, doch eigentlich buhlt sie bei ihrer Mutter um ein offenes Ohr und Verständnis. Theodor ist ein aufgeblasener Möchtegern, der sich alles so hinbiegt, wie er es gern hätte. Julius ist ein feiner Kerl, der in seinem hohen Alter immer hilfsbereit und freundlich ist. Aber auch Henriette, Bernhard, Boy oder die Gräfin von Schöneck haben wichtige Rollen in dieser Geschichte und machen sie abwechslungsreich.

“Die Strandvilla” ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der ein Sittengemälde darstellt kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges. Ganz nett zu lesen, wenn man keine großen Gefühle erwartet.

Veröffentlicht am 16.02.2020

"Blue Nights"

Blaue Nächte
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Weil ihre Mutter aufgrund eines Unfalls im Krankenhaus liegt, übernimmt Tochter Milena für diese Zeit notgedrungen die Verantwortung des Nachtclubs „Blue Nights“. Normalerweise arbeitet sie in dem vom ...

Weil ihre Mutter aufgrund eines Unfalls im Krankenhaus liegt, übernimmt Tochter Milena für diese Zeit notgedrungen die Verantwortung des Nachtclubs „Blue Nights“. Normalerweise arbeitet sie in dem vom Großvater übernommenen Antiquariat und kann dem Club mit seiner lauten Musik und den sich dort tummelnden Gästen nichts abgewinnen. Eines Abends verwehrt Milena einem alten Mann den Clubeinlass, da sie sich um ihn sorgt. Hartnäckig verlang der Herr den Eintritt, denn er sei dort verabredet, doch Milena lässt ihn nicht hinein. Als ihre Mutter von dem Vorfall erfährt, bringt diese Milena dazu, sich näher mit dem „Blue Nights“ und seiner besonderen Bedeutung zu beschäftigen. Dabei hilft ihr auch das Buch „Blaue Nächte“ mit der Liebesgeschichte von Lotte und Emil, die Milena in die 60er Jahre katapultiert…
Rebekka Knoll hat mit „Blaue Nächte“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der die 60er Jahre wiederauferstehen lässt, eine Zeit des Flowerpower, der Hippie- und Studentenbewegungen, der Swinging Sixties, der Beatles, des Minirocks und der Pille. Der Schreibstil ist flüssig-leicht, bildhaft und gefühlvoll, so dass der Leser schon mit dem Prolog in die Geschichte einsteigt und sich dann an die Seite von Milena begibt, um mit ihr gedanklich in die Vergangenheit zu reisen, aber auch, um sie und ihr eigenes Schicksal kennenzulernen. Die Autorin hat ihre zwei Handlungsstränge geschickt miteinander verbunden, denn während der Leser Milena durch das gegenwärtige Alltagsleben begleitet und ihren Gedanken an Verlorenes folgt, erhält er gleichzeitig durch Einschübe Einblicke in das Schicksal der einstigen Sandkastenliebe zwischen Emil und Lotte in den 60er Jahren, die auf tragische Weise wie zwei Königskinder nie zusammenkommen werden, wie sie sich das erträumt haben. Die Parallelen zu Milenas eigener Liebesgeschichte sind mehr als deutlich, denn auch sie träumt immer noch von ihrer ersten Liebe Paul, die mittlerweile auch schon ein Jahrzehnt zurückliegt und spiegelt eine gewisse Tragik und Melancholie wieder, Altem hinterher zu trauern und sich zu fragen, was wäre wenn.
Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt und machen es dem Leser leicht, ihnen zu folgen. Allerdings besteht eine gewisse Distanz zu den Protagonisten, die sich durch diese recht gefühlvolle Geschichte nicht überbrücken lässt. Emil ist ein schüchterner junger Mann, der durch seine Freundlichkeit und Herzlichkeit besticht. Lotte ist offen und mit Fröhlichkeit ausgestattet, die mitreißt und Emil immer wieder in den Bann schlägt. Milena wirkt eher zurückhaltend und verunsichert, aber auch eine Träumerin und eine Zweiflerin. Sie ist hilfsbereit und packt mit an, wenn es gebraucht wird. Die weiteren Protagonisten haben ebenfalls einen festen Platz in der Geschichte und geben zusätzliche Unterhaltungselemente.
„Blaue Nächte“ vereint zwei bittersüße Liebesgeschichten in sich und entführt den Leser von der Gegenwart in die jüngste Vergangenheit. Unterhaltsam und kurzweilig geschrieben, jedoch wäre etwas mehr Gefühl und Intensität wünschenswert gewesen.

Veröffentlicht am 08.02.2020

Unnahbare Protagonisten machen die Geschichte nur mittelmäßig

Die Liebe einer Tochter
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Nach dem Tod seiner Frau lebt der 80-jährige ehemalige Universitätsprofessor James Wentworth sehr zurückgezogen und benötigt tagsüber Hilfe, nachdem er auch noch unglücklich gestürzt ist. Für seine Kinder ...

Nach dem Tod seiner Frau lebt der 80-jährige ehemalige Universitätsprofessor James Wentworth sehr zurückgezogen und benötigt tagsüber Hilfe, nachdem er auch noch unglücklich gestürzt ist. Für seine Kinder mittleren Alters, Phoebe und Robert, ist das eine Mammutaufgabe, denn bisher haben alle Pflegekräfte nur ein kurzes Gastspiel gegeben. Doch mit der etwas unkonventionellen Mandy hofft Tochter Phoebe einen guten Griff getan zu haben. Bereits nach kurzer Zeit verstehen sich Mandy und James ausgesprochen gut, sie teilen anscheinend den gleichen Humor, schauen sich gemeinsam Fernsehserien an und unternehmen allerlei Ausflüge. James kommt immer mehr aus seinem Schneckenhaus, was seine Kinder zum einen erleichtert, andererseits haben sie weiterhin Vorbehalte gegenüber Mandy. Ist ihr Misstrauen begründet?
Deborah Moggach hat mit „Die Liebe einer Tochter“ einen netten Roman herausgebracht, der sich mit den zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb einer Familie in einer englischen Kleinstadt auseinandersetzt. Der Erzählstil ist flüssig und mit typisch-britischem Humor gespickt, der Leser wird von Beginn an in die Familie Wentworth hineingezogen und darf jeden von ihnen gut kennenlernen. Die Handlung wird durch wechselnde Perspektiven erzählt und unternimmt auch einen Ausblick in die Vergangenheit. Hauptsächlich kommen aber die Geschwister Phoebe und Robert zu Wort, von denen der Leser neben ihrer Sichtweise und ihren Gedanken auch einen guten Einblick in ihr jeweiliges Leben bekommt. Die schwierige Beziehung der beiden zu ihrem Vater wird hier ebenso deutlich wie auch der unterschwellige Kampf um seine Liebe, die ihnen bis heute vorbehalten blieb. Aber auch die Beziehung zwischen Phoebe und Robert gleicht einem Konkurrenzkampf und ist geprägt von vorgetäuschter Freundlichkeit, sie verhalten sich eher wie entfernte Bekannte als wie Geschwister, die an einem Strang ziehen sollten. Die Autorin teilt ihre ausgesprochen feinsinnige Beobachtungsgabe mit dem Leser, der hier auf Menschen trifft, die einerseits eng verbunden sein sollten, aber aufgrund ihres Lebensverlaufs wie Fremde miteinander umgehen.
Die Charaktere sind ausgesprochen fein gezeichnet, wirken mit ihren eigenwilligen Marotten wie mitten aus dem Leben gegriffen, doch bis auf eine Ausnahme sind sie leider auch nicht sehr sympathisch. Der Leser steht hier vor der Herausforderung, sich auf sie einzulassen und ihnen den Raum zu geben, sich zu entfalten. Phoebe ist unverheiratet und Künstlerin, sie kümmert sich um die Belange des Vaters, wirkt aber immer etwas genervt und unnahbar. Bruder Robert ist mit einer erfolgreichen Fernsehmoderatorin verheiratet. Er verlor seinen Job in Folge der Finanzkrise und versucht sich seitdem als Schriftsteller, wobei er mehr in den Tag hineinlebt und eine gewisse Apathie erkennen lässt. Vater James war neben seiner Tätigkeit als Universitätsprofessor für Teilchenphysik ein anerkannter Wissenschaftler. Die Lücke, die seine verstorbene Frau hinterlassen hat, konnte er bisher nicht füllen und hat sich abgekapselt von der Außenwelt. Pflegekraft Mandy ist lebensfroh, offen, laut und schrill. Sie bringt Leben in die Bude, ist vielseitig interessiert, wenn auch einfach gestrickt. Doch gerade ihre Sicht auf das Leben und Ihre unbändige Neugier auf alles und jedes, gepaart mit eigener Lebenserfahrung sorgt für frischen Wind in dieser so leblos wirkenden Familie.
„Die Liebe einer Tochter“ ist ein interessanter Roman über zwischenmenschliche Beziehungen innerhalb der Familie, bei dem die Autorin eine gute Beobachtungsgabe an den Tag legt. Die mangelnde Sympathie zu den meisten Protagonisten lässt den Leser während der Lektüre zum Zuschauer werden, ohne wirklich mitzufiebern. Deshalb gibt es hier nur eine eingeschränkte Leseempfehlung!