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Veröffentlicht am 23.02.2020

Moiken zwischen den Fronten

Die Strandvilla
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1913 Sylt. Nachdem sie gerade erfahren hat, dass ihr Ehemann Peter auf See ums Leben kam, muss Moiken Jacobsen mit ihrer 15-jährigen Tochter Emma auch noch ihr Zuhause in Keitum räumen, das Eigentum ihrer ...

1913 Sylt. Nachdem sie gerade erfahren hat, dass ihr Ehemann Peter auf See ums Leben kam, muss Moiken Jacobsen mit ihrer 15-jährigen Tochter Emma auch noch ihr Zuhause in Keitum räumen, das Eigentum ihrer ungeliebten Schwiegermutter ist, die die beiden so schnell wie möglich loswerden will. Moiken findet mit Emma in Westerland im Hotel “Strandvilla” schnell eine neue Unterkunft und eine Anstellung als Konditorin, denn der Eigentümer Theodor von Lengenfeldt hat ein Auge auf die junge Witwe geworfen und möchte sie in seiner Nähe wissen. Als Moiken durch Zufall auf ihre alte Jugendliebe Boy Lassen trifft, der als Inselfotograf arbeitet und zugleich Emmas Vater ist, sitzt sie zwischen zwei Stühlen, denn Theodor bietet ihr Sicherheit und die Möglichkeit, ihren Traum von einem eigenen Strandcafé zu verwirklichen. Aber Boy weckt alte Gefühle in ihr, die sie nicht ignorieren kann. Trotzdem lässt sich Moiken auf eine Ehe mit Theodor ein und lernt ihren Ehemann bald von einer Seite kennen, die ihr gar nicht gefällt. Derweil verlässt Boy enttäuscht die Insel, um in Berlin einen Neuanfang zu wagen. Emma will ebenfalls mit ihm gehen, doch Moiken macht ihr einen Strich durch die Rechnung…

Mit “Die Strandvilla” entführt die Autorin Sina Beerwald den Leser auf die Nordseeinsel Sylt, wo er vor historischem Hintergrund das damalige Leben kennenlernt. Der flüssig-leichte und bildhafte Schreibstil nimmt den Leser schnell mit in die Vergangenheit, wo er sich an der Seite von Moiken wiederfindet, die sich mit ihrer Tochter durch einige Schicksalsschläge hindurchlavieren muss. Gekonnt verwebt die Autorin die Zeit kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges mit ihrer Geschichte und lässt dem Leser einiges an Informationen zukommen, wie die damalige politische Situation war und wie es zum Ausbruch gekommen ist. Ebenso erfährt der Leser einiges über die Bewohner der Insel sowie deren Besucher, die sich dort verlustigen. Mit gekonnt gemalten Landschaftsbeschreibungen lässt Beerwald beim Leser farbenfrohe Bilder im Kopf entstehen, so findet man sich mal am Badestrand wieder, mal in der Küche der “Strandvilla” oder auf einem Ausritt nach Keitum, wobei man fast im Schnee versinkt. Die Rolle der Frau zur damaligen Zeit wird in dieser Geschichte ebenfalls gut hervorgehoben, denn Frauen sollten das Aushängeschild des Mannes sein, aber keinen eigenen Beruf ausüben.

Die Charaktere sind lebhaft und glaubwürdig gezeichnet, mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie authentisch. Moiken ist eine Frau ihrer Zeit, recht unterkühlt zeigt sie ihre Leidenschaft nur beim Backen. Ansonsten wirkt sie eher kalt, vor allem ihrer Tochter Emma gegenüber. Emma ist ein Teenager, der sich ausprobieren möchte. Gleichzeitig vermisst sie Wärme und Gefühle von Seiten ihrer Mutter. Sie wirkt oftmals stur und aufmüpfig, doch eigentlich buhlt sie bei ihrer Mutter um ein offenes Ohr und Verständnis. Theodor ist ein aufgeblasener Möchtegern, der sich alles so hinbiegt, wie er es gern hätte. Julius ist ein feiner Kerl, der in seinem hohen Alter immer hilfsbereit und freundlich ist. Aber auch Henriette, Bernhard, Boy oder die Gräfin von Schöneck haben wichtige Rollen in dieser Geschichte und machen sie abwechslungsreich.

“Die Strandvilla” ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der ein Sittengemälde darstellt kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges. Ganz nett zu lesen, wenn man keine großen Gefühle erwartet.

Veröffentlicht am 16.02.2020

"Blue Nights"

Blaue Nächte
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Weil ihre Mutter aufgrund eines Unfalls im Krankenhaus liegt, übernimmt Tochter Milena für diese Zeit notgedrungen die Verantwortung des Nachtclubs „Blue Nights“. Normalerweise arbeitet sie in dem vom ...

Weil ihre Mutter aufgrund eines Unfalls im Krankenhaus liegt, übernimmt Tochter Milena für diese Zeit notgedrungen die Verantwortung des Nachtclubs „Blue Nights“. Normalerweise arbeitet sie in dem vom Großvater übernommenen Antiquariat und kann dem Club mit seiner lauten Musik und den sich dort tummelnden Gästen nichts abgewinnen. Eines Abends verwehrt Milena einem alten Mann den Clubeinlass, da sie sich um ihn sorgt. Hartnäckig verlang der Herr den Eintritt, denn er sei dort verabredet, doch Milena lässt ihn nicht hinein. Als ihre Mutter von dem Vorfall erfährt, bringt diese Milena dazu, sich näher mit dem „Blue Nights“ und seiner besonderen Bedeutung zu beschäftigen. Dabei hilft ihr auch das Buch „Blaue Nächte“ mit der Liebesgeschichte von Lotte und Emil, die Milena in die 60er Jahre katapultiert…
Rebekka Knoll hat mit „Blaue Nächte“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der die 60er Jahre wiederauferstehen lässt, eine Zeit des Flowerpower, der Hippie- und Studentenbewegungen, der Swinging Sixties, der Beatles, des Minirocks und der Pille. Der Schreibstil ist flüssig-leicht, bildhaft und gefühlvoll, so dass der Leser schon mit dem Prolog in die Geschichte einsteigt und sich dann an die Seite von Milena begibt, um mit ihr gedanklich in die Vergangenheit zu reisen, aber auch, um sie und ihr eigenes Schicksal kennenzulernen. Die Autorin hat ihre zwei Handlungsstränge geschickt miteinander verbunden, denn während der Leser Milena durch das gegenwärtige Alltagsleben begleitet und ihren Gedanken an Verlorenes folgt, erhält er gleichzeitig durch Einschübe Einblicke in das Schicksal der einstigen Sandkastenliebe zwischen Emil und Lotte in den 60er Jahren, die auf tragische Weise wie zwei Königskinder nie zusammenkommen werden, wie sie sich das erträumt haben. Die Parallelen zu Milenas eigener Liebesgeschichte sind mehr als deutlich, denn auch sie träumt immer noch von ihrer ersten Liebe Paul, die mittlerweile auch schon ein Jahrzehnt zurückliegt und spiegelt eine gewisse Tragik und Melancholie wieder, Altem hinterher zu trauern und sich zu fragen, was wäre wenn.
Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt und machen es dem Leser leicht, ihnen zu folgen. Allerdings besteht eine gewisse Distanz zu den Protagonisten, die sich durch diese recht gefühlvolle Geschichte nicht überbrücken lässt. Emil ist ein schüchterner junger Mann, der durch seine Freundlichkeit und Herzlichkeit besticht. Lotte ist offen und mit Fröhlichkeit ausgestattet, die mitreißt und Emil immer wieder in den Bann schlägt. Milena wirkt eher zurückhaltend und verunsichert, aber auch eine Träumerin und eine Zweiflerin. Sie ist hilfsbereit und packt mit an, wenn es gebraucht wird. Die weiteren Protagonisten haben ebenfalls einen festen Platz in der Geschichte und geben zusätzliche Unterhaltungselemente.
„Blaue Nächte“ vereint zwei bittersüße Liebesgeschichten in sich und entführt den Leser von der Gegenwart in die jüngste Vergangenheit. Unterhaltsam und kurzweilig geschrieben, jedoch wäre etwas mehr Gefühl und Intensität wünschenswert gewesen.

Veröffentlicht am 08.02.2020

Unnahbare Protagonisten machen die Geschichte nur mittelmäßig

Die Liebe einer Tochter
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Nach dem Tod seiner Frau lebt der 80-jährige ehemalige Universitätsprofessor James Wentworth sehr zurückgezogen und benötigt tagsüber Hilfe, nachdem er auch noch unglücklich gestürzt ist. Für seine Kinder ...

Nach dem Tod seiner Frau lebt der 80-jährige ehemalige Universitätsprofessor James Wentworth sehr zurückgezogen und benötigt tagsüber Hilfe, nachdem er auch noch unglücklich gestürzt ist. Für seine Kinder mittleren Alters, Phoebe und Robert, ist das eine Mammutaufgabe, denn bisher haben alle Pflegekräfte nur ein kurzes Gastspiel gegeben. Doch mit der etwas unkonventionellen Mandy hofft Tochter Phoebe einen guten Griff getan zu haben. Bereits nach kurzer Zeit verstehen sich Mandy und James ausgesprochen gut, sie teilen anscheinend den gleichen Humor, schauen sich gemeinsam Fernsehserien an und unternehmen allerlei Ausflüge. James kommt immer mehr aus seinem Schneckenhaus, was seine Kinder zum einen erleichtert, andererseits haben sie weiterhin Vorbehalte gegenüber Mandy. Ist ihr Misstrauen begründet?
Deborah Moggach hat mit „Die Liebe einer Tochter“ einen netten Roman herausgebracht, der sich mit den zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb einer Familie in einer englischen Kleinstadt auseinandersetzt. Der Erzählstil ist flüssig und mit typisch-britischem Humor gespickt, der Leser wird von Beginn an in die Familie Wentworth hineingezogen und darf jeden von ihnen gut kennenlernen. Die Handlung wird durch wechselnde Perspektiven erzählt und unternimmt auch einen Ausblick in die Vergangenheit. Hauptsächlich kommen aber die Geschwister Phoebe und Robert zu Wort, von denen der Leser neben ihrer Sichtweise und ihren Gedanken auch einen guten Einblick in ihr jeweiliges Leben bekommt. Die schwierige Beziehung der beiden zu ihrem Vater wird hier ebenso deutlich wie auch der unterschwellige Kampf um seine Liebe, die ihnen bis heute vorbehalten blieb. Aber auch die Beziehung zwischen Phoebe und Robert gleicht einem Konkurrenzkampf und ist geprägt von vorgetäuschter Freundlichkeit, sie verhalten sich eher wie entfernte Bekannte als wie Geschwister, die an einem Strang ziehen sollten. Die Autorin teilt ihre ausgesprochen feinsinnige Beobachtungsgabe mit dem Leser, der hier auf Menschen trifft, die einerseits eng verbunden sein sollten, aber aufgrund ihres Lebensverlaufs wie Fremde miteinander umgehen.
Die Charaktere sind ausgesprochen fein gezeichnet, wirken mit ihren eigenwilligen Marotten wie mitten aus dem Leben gegriffen, doch bis auf eine Ausnahme sind sie leider auch nicht sehr sympathisch. Der Leser steht hier vor der Herausforderung, sich auf sie einzulassen und ihnen den Raum zu geben, sich zu entfalten. Phoebe ist unverheiratet und Künstlerin, sie kümmert sich um die Belange des Vaters, wirkt aber immer etwas genervt und unnahbar. Bruder Robert ist mit einer erfolgreichen Fernsehmoderatorin verheiratet. Er verlor seinen Job in Folge der Finanzkrise und versucht sich seitdem als Schriftsteller, wobei er mehr in den Tag hineinlebt und eine gewisse Apathie erkennen lässt. Vater James war neben seiner Tätigkeit als Universitätsprofessor für Teilchenphysik ein anerkannter Wissenschaftler. Die Lücke, die seine verstorbene Frau hinterlassen hat, konnte er bisher nicht füllen und hat sich abgekapselt von der Außenwelt. Pflegekraft Mandy ist lebensfroh, offen, laut und schrill. Sie bringt Leben in die Bude, ist vielseitig interessiert, wenn auch einfach gestrickt. Doch gerade ihre Sicht auf das Leben und Ihre unbändige Neugier auf alles und jedes, gepaart mit eigener Lebenserfahrung sorgt für frischen Wind in dieser so leblos wirkenden Familie.
„Die Liebe einer Tochter“ ist ein interessanter Roman über zwischenmenschliche Beziehungen innerhalb der Familie, bei dem die Autorin eine gute Beobachtungsgabe an den Tag legt. Die mangelnde Sympathie zu den meisten Protagonisten lässt den Leser während der Lektüre zum Zuschauer werden, ohne wirklich mitzufiebern. Deshalb gibt es hier nur eine eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.01.2020

"Nach einem Sieg hat man ein Bier verdient, nach einer Niederlage braucht man es." (Napoléon Bonaparte)

Die kleine Brauerei der Liebe
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Mit ihrer Out of the Bottle-Brewery, hergestellt in der eigenen Garage in Minnesota, hat die Bierbrauerin Piper Williams den Zeitgeist getroffen und kann sich über Abnehmer nicht beklagen. Doch Piper träumt ...

Mit ihrer Out of the Bottle-Brewery, hergestellt in der eigenen Garage in Minnesota, hat die Bierbrauerin Piper Williams den Zeitgeist getroffen und kann sich über Abnehmer nicht beklagen. Doch Piper träumt von mehr, eine eigene Brauerei soll es sein, doch das Unternehmen steht auf wackeligen Füssen. Mit dem Pubbesitzer Blake Reed erhält Piper bei ihrem Unterfangen nicht ganz uneigennützige Unterstützung. Dass zwischen beiden auch unterschwellig die Funken fliegen, macht die Sache nicht einfacher, denn für Piper steht das Geschäft an erster Stelle. Plötzlich droht schlechte Propaganda über Pipers Bier ihre Pläne zu ruinieren…
Suzanne Baltsar hat mit „Die kleine Brauerei der Liebe“ einen unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt, dessen Hintergrund ausnahmsweise mal nicht das Konditorei- oder Küchenmilieu ist, von denen es inzwischen ja gefühlt hunderte zu geben scheint, sondern der Kunst des Bierbrauens eine Bühne gibt. Der Erzählstil ist locker-flockig, gefühlvoll und mit einer Prise Humor gewürzt. Wechselnde Perspektiven lassen den Leser sowohl in Pipers als auch in Blakes Gedanken- und Seelenwelt Einblick nehmen und sie gut kennenlernen. Der familiäre Hintergrund der beiden Protagonisten könnte nicht unterschiedlicher sein, der eine kämpft sich aus dem Schatten des Vaters, während sie sich mit der vollen Unterstützung ihrer Eltern auf ihren Traum konzentrieren kann. Die Autorin lässt den Leser zudem in das Handwerk der Bierbrauerei hineinschnuppern. In den letzten Jahren hat sich diese Kunst sehr modernisiert und bringt viele verschiedene Craft Biere hervor, die alle mit individuellen Geschmackssorten ausgestattet sind und ihre Liebhaber finden. Gute Mundpropaganda vereint mit extremer Sorgfalt entscheiden über den Erfolg eines Bieres und dies ist auch in diesem Roman ein wichtiger Punkt. Der Spannungslevel liegt in diesem Buch im unteren Feld, die Story ist recht vorhersehbar, unterhält aber dennoch recht kurzweilig.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet und in Szene gesetzt. Der Leser verbringt mit ihnen einige angenehme Lesestunden. Piper ist eine Frau, die sich voll und ganz ihrer Leidenschaft für Bier ergeben hat. Sie liebt ihren Job, hat hohe Ziele und will diese mit aller Kraft erreichen. Oftmals überreagiert sie unkontrolliert, aufgesetzt und stur, was den Leser mit den Augen rollen lässt. Blake ist ein freundlicher und gutmütiger Kerl, der selbst seine Existenz am Laufen halten will. Auch die Nebenprotagonisten wie Tiffany, Connor, Sonja und einige andere sorgen für zusätzlichen Input der Geschichte und versorgen sie mit etwas mehr Pfeffer.
„Die kleine Brauerei der Liebe“ ist ein netter Liebesroman für zwischendurch. Mehr leider nicht.

Veröffentlicht am 15.12.2019

Der Moment des Zweifelns

Sweet Sorrow
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Charlie Lewis ist ein unscheinbarer Junge, der in der Schule klar kommt und in dessen Leben auch sonst nichts Außergewöhnliches passiert. Selbst der Auszug seiner Mutter und die Scheidung seiner Eltern ...

Charlie Lewis ist ein unscheinbarer Junge, der in der Schule klar kommt und in dessen Leben auch sonst nichts Außergewöhnliches passiert. Selbst der Auszug seiner Mutter und die Scheidung seiner Eltern laufen eher unspektakulär ab. Bis zu dem Tag, als er auf Fran Fisher trifft und sich Hals über Kopf verliebt. Und diese Liebe spukt ihm auch noch 20 Jahre später kurz vor seiner Hochzeit durch den Kopf, denn nichts danach war so voller Verheißung und so voller Zauber als die erste große Liebe, für die er alles zu tun bereit war. All diese Gefühle lassen Charlie sich fragen, ob er Fran noch einmal gegenüber stehen sollte, um sicher zu gehen, dass nicht doch sie die Einzige und Richtige für ihn war…
David Nicholls hat mit „Sweet Sorrow“ eine Geschichte vorgelegt, die Gedanken wiederspiegelt, die so mancher Leser vielleicht selbst schon einmal gehegt hat. Der Schreibstil ist flüssig und leicht melancholisch, der Leser trifft auf Charlie Lewis und kann ihm regelrecht in den Kopf und ins Herz schauen. Sehr gekonnt und gefühlvoll lässt der Autor die Jugend des Protagonisten wieder lebendig werden und den Leser das Wechselbad der Gefühle von Charlie miterleben. Die vielen Fragen der Jugend, teilweise recht naiv geschildert, die deutlich machen, wie neu das Verliebtsein ist und wie man damit umgehen soll. Die Schwierigkeiten der Eltern spielen ebenfalls eine Rolle und der etwas verschwommene Ausblick in die eigene Zukunft, die mit Unsicherheit und Ängstlichkeit verbunden ist. Vor allem zeigt die Geschichte einmal mehr, wie viel man für die Liebe zu tun bereit ist. Die Gefühle und Gedanken sind gut nachvollziehbar, wenn der Autor sich auch sehr detailverliebt langatmig darin auslebt. Hier wäre ein wenig Straffung sicherlich besser gewesen, damit der Handlungsverlauf flüssig bleibt.
Die Charaktere sind wie aus dem richtigen Leben gegriffen und spiegeln den Zeitgeist der 90er Jahre wieder, während im Hintergrund der damalige Soundtrack läuft. Allerdings bleiben sie auf Distanz, so dass der Leser mehr zum Zuschauen verdammt ist, als sich ihnen nahe zu fühlen. Charlie ist als Junge eher zurückhaltend und muss mit der Trennung der Eltern klarkommen. Vor allem fühlt er sich für seinen arbeitslosen und trinkenden Vater verantwortlich und atmet immer auf, wenn er dem Zuhause entkommen kann. Als Erwachsener tritt Charlie eine Gedankenreise in die Vergangenheit an, denn er zweifelt an sich und seinen Gefühlen für die bevorstehende Eheschließung, was ihn seine eigenen Jugendliebe verklären lässt. Fran ist eine recht resolute Person, die genau weiß, was sie will und ihren Willen durchzusetzen weiß. Sie wickelt Charlie regelrecht um den Finger, doch auch sie tappt in die Liebesfalle.
Mit „Sweet Sorrow“ darf der Leser nicht nur eine bittersüße Jugendliebe erleben, sondern auch eine kleine Zeitreise in die 90er Jahre antreten, die alte Erinnerungen wecken und an die eigene erste Liebe zurückdenken lassen. Nicht das beste Buch des Autors, da er es hier an Tiefe fehlen lässt, aber ganz nett zu lesen.