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Veröffentlicht am 01.05.2020

Der Wind, der Wind, hat ein himmlisches Kind?

Kinder des Windes
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Lola Martinez aus Tarifa in Spanien ist 12 Jahre alt, eine Außenseiterin und so fühlt sie sich auch. Ihre besten Freunde sind die Streunerkatzen der Stadt und der alte Fischer Santiago. Die Schule ist ...

Lola Martinez aus Tarifa in Spanien ist 12 Jahre alt, eine Außenseiterin und so fühlt sie sich auch. Ihre besten Freunde sind die Streunerkatzen der Stadt und der alte Fischer Santiago. Die Schule ist für sie eine unangenehme Pflicht, auf deren Ende sie jeden Tag hinfiebert, damit sie zu Santiago gehen kann, der ihr immer wieder die fantastischsten Geschichten über die Winde erzählt. Denn den Wind kann Lola schon seit jüngster Kindheit verstehen... Als sie eines Abends auf dem Nachhauseweg von einem rotäugigen Monstrum angegriffen und nur kurze Zeit später auch noch Santiago auf See vermisst wird, obwohl der Wind sie vor beidem gewarnt hat, beginnt Lola ihre Verbindung zur Hauptstadt der Winde zu hinterfragen. Als dann jedoch ein Junge namens Pablo nachts in Lolas Zimmer erscheint und ihr offenbart, dass sie eine Windgeborene ist und die Kinder der Winde sie dringend in ihrem Kampf gegen den Nordwind Mistral benötigen, beginnt das Abenteuer ihres Lebens.

Dem Autor ist es gelungen, einer – wie ich finde sehr guten – Idee Leben einzuhauchen. Die Vorstellung, dass die Winde des Mittelmeerraumes Kinder für kinderlose Paare hervorbringen, finde ich berührend und gleichzeitig einen vielversprechenden Ansatz für eine fantastische Geschichte. Allerdings, so muss ich leider sagen, fehlt es dieser Erzählung ein klein wenig an Substanz im Bezug auf die Informationsdichte und das Hintergrundwissen, das hier preisgegeben wird. Wie werden die Eltern für die Kindes der Winde ausgewählt? Wie die Hüter? Welche Kräfte besitzen die Hüter und haben sie diese Fähigkeiten auch außerhalb der Kathedrale der Winde? Gibt es erwachsene Windgeborene, die ihre Kräfte (noch) besitzen? Und: Warum wurden so lange keine Kinder in der Kathedrale ausgebildet? Diese Informationen hätte ich mir sehr gewünscht und auch, dass Lola neugieriger ist und mehr hinterfragt. Aber auch in Bezug auf die Beschreibung des Kampfgeschehens fehlte es mir an Detailreichtum. Die Kämpfe endeten abrupt und ohne Finesse. Das ist sicher noch ausbaufähig!

Doch aller Kritik zum Trotz: Die Idee der Windgeborenen ist sehr interessant, die Umsetzung spannend und Lola ist eine recht sympathische Protagonistin. Die Gruppe der Kinder war sehr geheimnisvoll – im Falle von Pablo sogar fast zu undurchschaubar – und voll von schrulligen (und das meine ich im positiven Sinne!) Eigenheiten, die sie unglaublich liebenswert machen. Trotz der ein oder anderen Leerstelle ist diese Geschichte ein wirklich spannendes Abenteuer, das mich begeistern und mitfiebern lassen konnte!

Ich hoffe sehr auf einen Folgeband!

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Veröffentlicht am 18.03.2020

Ein bild- und wortgewaltiger Fantasy-Thriller!

Das neunte Haus
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Eine zweite Chance – als das empfindet Alex Stern die Möglichkeit, auf das Elite College Yale gehen zu dürfen. Doch sie hat sich die Aufnahme dort nicht durch herausragende Noten oder finanzkräftige Eltern ...

Eine zweite Chance – als das empfindet Alex Stern die Möglichkeit, auf das Elite College Yale gehen zu dürfen. Doch sie hat sich die Aufnahme dort nicht durch herausragende Noten oder finanzkräftige Eltern verdient, sondern durch ihre einzigartige Gabe: Sie kann Geister, sogenannte „Graue“, sehen. Damit ist sie ein wertvolles Mitglied für „Lethe“ – das neunte Haus der mächtigen Studentenverbindungen, die durch den Einsatz von magischen Ritualen Vorteile für sich und ihre Alumni erwirken. Haus Lethe und somit auch Alex sind dafür zuständig, diese Rituale zu überwachen und Böses abzuwehren. Als ihr Mentor Daniel Arlington jedoch plötzlich verschwindet, muss Alex allein in Yale die magischen Vorgänge im Auge behalten. Doch dann passiert ein Mord auf dem Campus und Alex bemerkt schnell, dass es sich hier nicht nur um die Beseitigung einer unibekannten Drogendealerin handelt, sondern dass dahinter ein viel tieferreichendes Komplott steckt...

Bereits das Cover ist haptisch ein Erlebnis: Die abgebildete Schlange hebt sich vom Buchdeckel ab und ist unglaublich detailliert gestaltet - nahezu jede Schuppe lässt sich ertasten.

Dies war mein erstes Buch von Leigh Bardugo – aber garantiert nicht das Letzte! Nach anfänglichen Startschwierigkeiten bei der Eingewöhnung in den Erzählstil war ich geradezu fasziniert von der Vielschichtigkeit der Ebenen, sowohl in Bezug auf die Geschichten der Figuren als auch der Erzählchronologie. Dass die Autorin bei dieser Komplexität nicht selbst den Überblick verlor, zeugt von wirklich gutem Plotting und Vorarbeiten. Denn nicht nur die verschiedenen Zeitebenen und Figurenvergangenheiten sind sehr durchdacht und an den richtigen Abschnitten im Buch in Szene gesetzt, nein, auch die Architektur des Campus von Yale ist bis ins kleinste Detail beschrieben, um dem Leser eine möglichst bildliche Darstellung der Szenerie zu geben. Ja, diese häufigen Abschweifungen und das geradezu Sichverlieren im Detailreichtum ist Gewöhnungssache, aber schon nach ca. 150 Seiten ist man absolut gebannt von dieser Erzählung.

Die Protagonistin Alex gewinnt von Kapitel zu Kapitel, von Rückblick zu Rückblick an Schärfe und der trübe Schleier um ihre tragische Vergangenheit und die damit verbundenen Geheimnisse lichtet sich stückweise. Dies macht sie ungemein interessant und gleichzeitig habe ich als Leserin mehr als einmal gestaunt über diese tiefgründige und komplexe Figur.

Aber, und auch das sei angemerkt: Diese Geschichte beinhaltet ungemein brutale, ekelerregende, gruselige und emotional heftige Abschnitte. Es ist schließlich ein Fantasy-Thriller mit magischen Mystery Elementen. Aber eben dieses macht den Roman aus und lässt ihn rund und glaubhaft erscheinen. Das Spannungsniveau ist durchweg hoch, eine Unterbrechung des Lesevorgangs für längere Zeit könnte jedoch dazu führen, dass man den Faden verliert. Der Figurenpool ist recht groß und die Handlungen und Ereignisse sehr komplex. Es ist definitiv keine leichte Lektüre für Zwischendurch, sondern eine Geschichte, die Aufmerksamkeit und Zeit erfordert. Lässt man ihr diese aber zu Teil werden, wird man mit einem wirklich grandiosen Leseerlebnis belohnt!

Einen Stern Abzug erhält das Buch aber, da mir die Auflösung der ganzen Verschwörung dann doch etwas zu unerwartet und zu unvorhersehbar war. Es wurde kein Hinweis innerhalb der Geschichte auf den möglichen Ausgang gelegt, sodass der Leser eventuell eine leise Ahnung haben könnte, wenn er denn aufmerksam gelesen hätte. Das hat mich irgendwie doch ein wenig geärgert. Und es fehlten dann doch zu viele Antworten am Ende. Aber ich hoffe auf eine Fortsetzung, in der dann auch die letzten Fragezeichen noch aufgelöst werden.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Die Drachenreiter von Sieben Feuer erhalten Zuwachs

Die geheime Drachenschule - Die Rückkehr des siebten Clans
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Die Abschlussprüfungen des ersten Jahrgangs stehen bevor und somit auch die Verabschiedung der Drachenreiter der siebten Klasse. Bei der großen Zeremonie, bei der auch alle ehemaligen Reiter der Drachen ...

Die Abschlussprüfungen des ersten Jahrgangs stehen bevor und somit auch die Verabschiedung der Drachenreiter der siebten Klasse. Bei der großen Zeremonie, bei der auch alle ehemaligen Reiter der Drachen anwesend sind, offenbart der Blattfinger Anonymus Henry den Namen seiner ersten Reiterin. Gemeinsam mit Chloé, Timothy und Lucy macht Henry sich auf den Weg, um die neue Drachenreiterin in ihr neues Schicksal einzuweihen. Aber: Teil der Endprüfung war die Deutung des Drachenorakels, bei dem Lucy eine unheimliche Prophezeiung erhielt, die sie aber mit ihren Drachenreiterfreunden – und besonders Henry – nicht teilen darf und will. Wird ihre Freundschaft das überstehen?

Dieser dritte Band enthält – endlich! – etwas mehr Informationen zum Schulalltag und zu den gesamten Abläufen auf Sieben Feuer. Dies fehlte mir in den letzten beiden Büchern doch etwas. Die Prüfungen, die Abschiedszeremonie, die Drachenträne, der Ausblick auf das Leben der ehemaligen Drachenreiter fand ich sehr spannend und machte die Geschichte sehr rund. Allerdings zeigt sich hier – und im Besonderen in der Person von Graham Green - auch die Schwäche des Konzepts von Sieben Feuer: Die enge emotionale Bindung zwischen Drache und Reiter, die nach sieben Jahren beendet werden muss, führt zu Angst und Sehnsucht, die so manch einen ganz offensichtlich zerfrisst – inklusive Lady Blackstone. Ich bin gespannt, wie dieses Problem weiter angegangen und aufgelöst wird in den nächsten Bänden.

Insgesamt finde ich, dass Band drei etwas weniger Story beinhaltet als sein Vorgänger. Die Rückkehr der siebten Clans hatte ich mir anders vorgestellt, aber dennoch ist die Geschichte spannend und gut erzählt. Da kann ich meine Erwartungen gut hinten anstellen. Dennoch merkt man, dass dieses Buch ein Überbrückungsband ist, der eine neue Figur einführen soll. Apropos Figur: Henry ist für meinen Geschmack dieses Mal wieder etwas zu sehr der glänzende Held, der im Rampenlicht steht. Gerade die Gruppe und der verschworene Zusammenhalt der Drachenreiter des ersten Jahrgangs gefiel mir in Band zwei sehr gut, die stehen hier doch eher etwas im Hintergrund.

Da ich Band eins und zwei als Hörbücher rezipiert habe, kannte ich die Illustrationen noch nicht. Ich finde sie wirklich wunderbar, kindgerecht, aber auch für mich als Erwachsene haben sie einen hohen Niedlichkeitsfaktor!

Ich bin unheimlich gespannt auf Band vier, denn der Cliffhanger hier ist schon grenzwertig fies... ;)

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Veröffentlicht am 24.02.2020

Wundervoll und gleichzeitig unendlich traurig

Endling - Die Suche beginnt
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Byx ist ein kleines Dalkinmädchen, ein hundeartiges Wesen, das Sprechen kann und dessen Art Lügen erkennt. Dieser Umstand macht sie und ihr Rudel gefährlich für die Menschen des Landes Nedarra, und besonders ...

Byx ist ein kleines Dalkinmädchen, ein hundeartiges Wesen, das Sprechen kann und dessen Art Lügen erkennt. Dieser Umstand macht sie und ihr Rudel gefährlich für die Menschen des Landes Nedarra, und besonders für den Murdano, den Herrscher. Daher leben die letzten überlebenden Dalkins seit Jahrzehnten versteckt vor der Welt. Aber Byx ist neugierig und wissenshungrig, ein echter Sonderling ihres Rudels. Und so treibt ihre Neugier auf das Meer sie eines Tages aus dem Bau und direkt in die Arme eines in Seenot geratenen Wobbyks namens Tobble – und in eine Gruppe Wilderer. Sie meistert die Gefahren, findet aber bei Rückkehr zu ihrem Rudel einen ausgebrannten Bau und lauter getötete Dalkins vor. Byx ist das letzte lebende Exemplar - ein „Endling“. Aber so ganz gibt sie die Hoffnung nicht auf, denn es gibt das Gerücht einer letzten Dalkin Kolonie auf einer geheimen, schwimmenden Insel... Kann Byx diese gemeinsam mit ihren neuen Freunden Tobble, Khara dem Menschenmädchen und Gambler, der Raubkatze, finden?

„Endling“ ist eine Geschichte über das von Menschen verschuldete Artensterben auf der Welt. Dieser Aspekt ist dauerhaft präsent und hat mich als Leserin unglaublich berührt. Die Autorin schafft es, diese Thematik angemessen anklagend immer wieder aufzurufen und uns ins Gedächtnis zu bringen, dass wir Menschen die Natur aus ganz egoistischen Gründen so be- bzw. misshandeln, wie wir es derzeit tun. Dieses Werk hat also einen hohen aktuellpolitischen Wert und hält uns vor Augen, welche Konsequenzen die Taten unserer vermeintlich überlegenen Spezies haben – nämlich die unwiederbringliche Auslöschung einer anderen Art.

Trotz dieser unfassbar traurigen Thematik haben auch die Aspekte Familie, Zusammenhalt und Freundschaft – gerade dort, wo man sie am wenigsten erwartet – eine große Bedeutung und fangen die Melancholie und Hoffnungslosigkeit dieser Geschichte auf. Byx ist eine wunderbar sensible Erzählerin und Protagonistin, wirkt dabei aber nie naiv oder anstrengend. Die Erzählatmosphäre ist unglaublich ruhig und angenehm – bei dieser Themenstellung sehr passend, wie ich finde. Ihr Wissensstand und der des Lesers sind der gleiche, denn ebenso wie der Rezipient, so muss auch der junge Dalkin die Welt Nedarras und ihre Lebewesen erst kennenlernen. Die gemeinsame Bestreitung dieses Leidens- und Abenteuerweges mit dieser bunten Gruppe an einsamen und vom Leben gezeichneten Seelen weckt im Leser große Sympathien für die Figuren, aber auch – so verhielt es sich jedenfalls bei mir – großes Mitleid.

Ein Hinweis zur Altersfreigabe: Ich halte diese Geschichte auf Grund der Ernsthaftigkeit der Thematik und auch der teilweise sehr realistisch beschriebenen Gewalttaten nicht für Kinder geeignet. Es ist meiner Meinung nach eher ein Jugendbuch mit Altersfreigabe ab 12 Jahren. Eine gemeinsame Aufarbeitung dieser Inhalte finde ich unbedingt angebracht, denn nur so lernen Kinder von und mit uns, was sie besser machen können!

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Kinderfantasy in der Nach-Harry-Potter-Ära

Die geheime Drachenschule
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Henry ist auserwählt! Er darf auf das ultrageheime, mysteriöse Internat „Sieben Feuer“ gehen, dessen Standort niemand kennt. Gemeinsam mit fünf anderen Kindern ist er nun Schüler des ersten Jahrgangs der ...

Henry ist auserwählt! Er darf auf das ultrageheime, mysteriöse Internat „Sieben Feuer“ gehen, dessen Standort niemand kennt. Gemeinsam mit fünf anderen Kindern ist er nun Schüler des ersten Jahrgangs der geheimen Drachenschule, die von sieben schottischen Clans gegründet wurde und die Drachenreiter ausbildet. In drei Prüfungen soll er beweisen, dass er ein Band zu seinem Drachen geknüpft hat und ihn somit zum Bleiben in der Wolkenburg qualifiziert. Allerdings ist Henrys Drache eher von der mürrischen und unkommunikativen Sorte... Wird er die Prüfungen bestehen und ein vollwertiger Schüler der Drachenschule werden?

Dieser Auftaktband einer neuen Kinderfantasy-Reihe ist wirklich gelungen! Die Figuren sind in einem weiten Spektrum von Charaktereigenschaften angelegt (Timothy der ‚Fiesling‘, Arthur der Schlaumeier, Lucy die Unabhängige, Edward der Balancebewahrer, Chloé die Unauffällige und Henry der Sonderling) und sind authentisch und sympathisch – Gleiches gilt für die Drachen. Und doch ergeben sie erst im Gesamtpaket ein starkes Team. Somit ist die Botschaft dieser Geschichte klar: Zusammenhalt ist wichtig und Problemlösungen sind leichter mit und unter Freunden, denn nur gemeinsam sind sie stark.

Und doch merkt man deutlich, dass es der erste Band einer größer angelegten Reihe ist: Es mangelt an einigen Ecken an Hintergrundwissen und Erklärungen. Ich hoffe aber, dass sich das Dunkel bezüglich der Schulstrukturen, den Clans und allgemeinem Wissen rund um die Geschichte der Drachenreiter und der Schule in jedem Folgeband etwas mehr lichtet. Dennoch konnte mich die Story wirklich packen und ich kann sie uneingeschränkt weiterempfehlen!

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