Platzhalter für Profilbild

pajo47

Lesejury Star
offline

pajo47 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit pajo47 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.04.2021

Überraschend gut

Siehst du, wie sie sterben? (Thriller)
0

Ich war es schon fast gewohnt, dass Romane, die nur als E-Book erscheinen, qualitativ nicht unbedingt erste Sahne sind. Ich hatte die Vorstellung, dass Verlage bei Romanen, denen sie nicht so viel zutrauen, ...

Ich war es schon fast gewohnt, dass Romane, die nur als E-Book erscheinen, qualitativ nicht unbedingt erste Sahne sind. Ich hatte die Vorstellung, dass Verlage bei Romanen, denen sie nicht so viel zutrauen, lieber keine Print-Version herausbringen. Da kann ich mich natürlich getäuscht haben. Bei dem vorliegenden E-Book war ich jedenfalls positiv überrascht.

Aber zunächst erstmal etwas zum Inhalt: Die Psychologin Frieda Rubens hat einige Bücher geschrieben, die sich mit der Psyche von Verbrechern beschäftigen. Die Bücher waren allesamt Bestseller. Jetzt wird sie über ihren Ex-Freund, Kriminalkommissar Marc Wittmann gebeten, der Polizei bei der Aufklärung mehrerer brutaler Morde an jungen Frauen zu helfen.

Es wird spannend mit einem guten Höhepunkt zum Schluss. Aber es geht auch recht grausam zu. Sensible Leserinnen und Leser sollten das wissen. Der Roman hat ein paar Längen, die aber zur Charakterisierung der Protagonisten genutzt werden. Und wir finden auch wieder eine in vielen Krimis übliche Vorgehensweise, dass eine Figur außerhalb der Polizei (Frieda) der Polizei (Marc) ermittlungstechnisch überlegen ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.04.2021

Viel drum herum

Die Toten vom Gare d’Austerlitz
0

14. Juni 1940. Ein Freitag, an dem einiges passiert. Der Einmarsch der Deutschen in Paris und der Tod von vier Polen in einem Bahnwaggon in Paris durch Nervengas. Inspecteur Éduard Giral, genannt Eddie, ...

14. Juni 1940. Ein Freitag, an dem einiges passiert. Der Einmarsch der Deutschen in Paris und der Tod von vier Polen in einem Bahnwaggon in Paris durch Nervengas. Inspecteur Éduard Giral, genannt Eddie, hat den Fall zu klären. Er nimmt sich des Falls mit verbissener Hartnäckigkeit an. Dabei muss er einiges einstecken durch die Deutschen, die Paris zwar nicht offiziell erobert haben, sich aber dennoch wie Eroberer benehmen. Auch der Selbstmord eines weiteren Polen, der sich zusammen mit seinem kleinen Sohn umgebracht hat, könnte etwas mit dem Mord zu tun haben. Eddie versucht den Fall aufzuklären und muss dabei gegen etliche Widerstände ankämpfen.

Ein großer Teil des Buches enthält atmosphärische Beschreibungen der Situation in Paris. Chris Lloyd hat dazu offensichtlich intensiv recherchiert. Aber diese Teile sind mir etwas zu umfangreich geraten. Es ist zu viel drum herum. Lloyd versucht in diesem Buch einen Spagat zwischen einem Krimi, einem geschichtlichen Sachbuch und einem historischen Roman. Er hätte sich da besser für eine Richtung entscheiden sollen. Es ist klar, dass bei einem Krimi, der in der besagten Situation spielt, das historische Umfeld eine Rolle spielt. Aber der Anteil Krimi sollte dabei den wichtigeren Anteil haben, wenn das Buch die Bezeichnung Kriminalroman trägt.

Dadurch dass Lloyd Eddie selbst erzählen lässt, will er wohl eine gewisse Unmittelbarkeit zwischen Leser/in und Situation erreichen. Aber ich hatte meist den Eindruck, dass die Erzählweise mich als Leser doch seltsam unberührt gelassen hat. Es könnte natürlich sein, dass die in seiner Vergangenheit begründete Einstellung Eddies zu seiner Umwelt und zum Leben allgemein damit ausgedrückt werden soll. Wenn das beabsichtigt ist, ist es jedenfalls gut gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.02.2021

Ein Roman mit geschichtlichem Hintergrund

Die Experten
0

Merle Kröger verarbeitet hier die wahre Familiengeschichte der Familie von Stefanie Schulte Strathaus. Elemente dieser Familiengeschichte, die von Stefanie Schulte Strathaus und Merle Kröger in jahrelanger ...

Merle Kröger verarbeitet hier die wahre Familiengeschichte der Familie von Stefanie Schulte Strathaus. Elemente dieser Familiengeschichte, die von Stefanie Schulte Strathaus und Merle Kröger in jahrelanger Recherche erkundet worden sind, werden zu einem Familienroman mit geschichtlichem Hintergrund verarbeitet. Es geht um die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Im Zentrum steht die Familie Hellberg. Friedrich Hellberg ist Flugzeugingenieur. Er zieht mit seiner Familie nach Ägypten, wo er zusammen mit einigen anderen Experten für die Rüstungsindustrie von Präsident Nasser arbeitet. Auch etliche Altnazis haben dort ein Plätzchen gefunden. So zum Beispiel auch der ehemalige KZ-Arzt Dr. Eisele. Auch Hellbergs Tochter Rita findet Arbeit als Sekretärin in der Rüstungsindustrie. So ganz nebenher wird beschrieben, wie Altnazis nicht nur in Ägypten sondern auch in Deutschland ihr Schäfchen ins Trockene gebracht haben und in der neuen Bundesrepublik Kariere an wichtigen Stellen gemacht haben.

Merle Kröger hat ihr Buch in drei "Fotoalben" aufgeteilt. Die drei Alben enthalten Bilder der Jahre von 1961 bis 1970. Zu Beginn jedes Kapitels wird ein Bild beschrieben und danach erfolgt die Schilderung dessen, was in Zusammenhang mit dem Entstehen des Fotos passiert ist. Dabei steht bei Kröger der zeitliche Ablauf an erster Stelle. Das bedeutet, dass sie oft ohne besondere Kennzeichnung abrupt von einem Ort des Geschehens zu einem anderen wechselt, zum Beispiel von Ägypten nach Hamburg, weil sich an beiden Stellen gleichzeitig etwas ereignet, was also auch gleichzeitig beschrieben wird.

Man merkt dem Buch die sorgfältige Recherche an. Das Buch schmückt sich auf dem Cover mit der Bezeichnung Thriller. Das ist der Roman jedenfalls ganz bestimmt nicht. Es ist ein Familienroman mit echtem historischem Hintergrund. Aber als solcher ist er gut. Ich weiß auch nicht, wie man vom Lektorat auf die Idee kommen konnte, dass es sich um einen Thriller handelt.

Zum Schluss noch ein Vorschlag für zukünftige Leserinnen und Leser des Buches. Es empfiehlt sich meiner Meinung nach, zunächst das Nachwort (Seiten 675 ff) und danach "Die Kairo Decke" von Stefanie Schulte Strathaus (Seiten 649 ff) zu lesen und dann erst den Roman von vorn. So erhält man vorher einen Überblick in das Zustandekommen des Buches, der bei der Lektüre sehr von Nutzen sein kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.09.2020

Kunstbetrieb zum Schmunzeln

Ein Mann der Kunst
0

In einem Frankfurter Privatmuseum planen Museumsleitung und Förderverein des Museums einen Anbau, der dem Maler KD Pratz gewidmet werden soll. Der Verein will jedoch den Maler in seinem Atelier besuchen, ...

In einem Frankfurter Privatmuseum planen Museumsleitung und Förderverein des Museums einen Anbau, der dem Maler KD Pratz gewidmet werden soll. Der Verein will jedoch den Maler in seinem Atelier besuchen, bevor die Entscheidung über den Anbau getroffen werden soll. Das Problem dabei ist jedoch, dass KD Pratz seit vielen Jahren abgeschieden von der Welt in einem Schloss im Rheingau lebt und keinen sein Atelier und seine neuen Arbeiten sehen lässt. Dennoch macht man sich auf zum Besuch im Schloss...

Kristof Magnusson liefert uns in seinem Buch zu diesem Besuch einen hintersinnigen Bericht, der einen beim Lesen quasi durchgehend zum Schmunzeln bringt. Da wird der Kunstbetrieb herrlich durch den Kakao gezogen. Da werden die selbsternannten Kunstexperten total entlarvt. Da wird selbst die Kunst an sich ad Absurdum geführt. Kunst als gemeinsames Dekonstruieren steht am Ende. Aber was das bedeutet und wie es bis dahin kommt, muss man einfach selbst lesen. Viel Vergnügen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.02.2020

Ein Rädchen im Getriebe

Der Empfänger
0

Ein Rädchen im Getriebe ist Josef Klein, der als Auswanderer während des zweiten Weltkriegs in New York lebt. Dort kommt er ins Getriebe des Spionagenetzwerks der deutschen Abwehr in New York. Josefs Hobby ...

Ein Rädchen im Getriebe ist Josef Klein, der als Auswanderer während des zweiten Weltkriegs in New York lebt. Dort kommt er ins Getriebe des Spionagenetzwerks der deutschen Abwehr in New York. Josefs Hobby ist für sie interessant. Denn er ist Amateurfunker und hat sich ein eigenes Funkgerät gebaut. Dadurch ist er nützlich und kommt mehr zufällig dazu, Informationen nach Deutschland zu funken. Bisweilen meint man, Josef mal einen Ratschlag geben zu müssen, wenn er wieder recht unbedarft in eine neue Situation gerät.

Weitere Schauplätze des Romans sind ein Internierungslager auf Ellis Island in den USA, die Stadt Neus in Deutschland, wo Josefs Bruder mit seiner Familie lebt, Argentinien in Südamerika und Costa Rica. Zwischen diesen verschiedenen Schauplätzen schaltet Ulla Lenze hin und her. Das hört sich verwirrend an, ist es aber nicht, denn die Kapitel sind mit Ort- und Zeitangaben überschrieben.

Das Buch wirft einen Blick auf einen Teil der Deutschen Geschichte, der mir in dem Maße bisher nicht geläufig war. Es ist leicht zu lesen, denn Ulla Lenze erliegt nicht der Versuchung, zu ausschweifend zu werden und sich dabei zu verzetteln.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere