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Veröffentlicht am 24.02.2020

Der erste Fall für Monica Kennedy- Düsterer, packender Krimi mit Schottlandsetting. Nichts für zart besaitete Gemüter

Die Toten von Inverness
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Die herbeigerufenen Detectives Monica Kennedy und Connor Crawford, trauen ihren Augen nicht, als sie zu einem Tatort gerufen werden. Inmitten der idyllisch gelegenen Highlands, wurde ein ermordeter Junge ...

Die herbeigerufenen Detectives Monica Kennedy und Connor Crawford, trauen ihren Augen nicht, als sie zu einem Tatort gerufen werden. Inmitten der idyllisch gelegenen Highlands, wurde ein ermordeter Junge aufgefunden, der vom Täter auf grausamste Art und Weise zugerichtet wurde. Aber nicht nur Michaels Wundmale geben Rätsel auf, auch die Frage, warum der Täter den Jungen in die abgelegene Gegend verbracht und ihm einen Stein in die Kehle gesteckt hat, gilt es zu klären.

Als sich der besorgte, kettentrauchende Sozialarbeiter Michael Bach an Monica wendet, der einen seiner Schutzbefohlenen, Nicol Morgan, zuvor vermisst gemeldet hat, nimmt Monica ihn zunächst ordentlich in die Zange; fürchtet gar, er habe etwas mit dem Mord zu tun- doch es stellt sich schnell heraus, dass Michaels Besorgnis echt und er unschuldig ist.
Aber dass sie es mit einem Serienkiller zu tun haben, wird schnell Fakt, denn es werden weitere Jungen ermordet. Während Monicas Chef auf schnelle Erfolge pocht, gestalten sich die Ermittlungen sehr zäh. Immerhin kann Monica auf Michaels Hilfe zählen. Im Revier scheinen sich jedoch fast alle Kollegen, abgesehen von Crawford, gegen Monica verschworen zu haben. Und es wird noch schlimmer, als ein Psychologe hinzugezogen wird. Schnell schießen sich alle auf einen Verdächtigen ein, Monicas Vermutung, dass der Täter jemand anderes sein könnte, wird nicht ernst genommen. Und so nimmt sie, praktisch allein auf sich gestellt, den Kampf gegen einen mächtigen Gegner auf. Als auch noch Drohungen gegen ihre Familie ausgestoßen werden, ist Monica beinahe am Ende ihrer Kräfte…

Zufällig stieß ich beim Stöbern auf G.R. Hallidays Debütroman „Die Toten von Inverness“. Der Autor hat mit Detective Monica Kennedy eine Protagonistin erschaffen, die mit reichlich Ecken und Kanten aufwarten kann. Monica ist eine alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter und gilt im Revier als Einzelgängerin. Zwar ist sie gut in ihrem Job, doch entspricht sie wegen ihres Äußeren, nicht gerade der schottischen Durchschnittsfrau. Monica wird hinter vorgehaltener Kollegenhand verächtlich als Riesin bezeichnet und die Gerüchte über bestimmte Vorkommnisse in ihrer Vergangenheit sind ebenfalls noch nicht verstummt. Das Getuschel hat Monica vorsichtig und misstrauisch gemacht. Sie braucht sehr lange, um mit anderen warm zu werden und so weiß sie zu Anfang auch noch nicht, was sie von ihrem neuen Kollegen, Connor Crawford halten soll. Der nicht nur optisch genau das Gegenteil von ihr ist. Für ihre Tochter empfindet Monica viel Liebe, andererseits treiben sie jedoch auch große Ängste um. Immerhin gibt es Monicas Mutter, die sich, während der Workaholic Monica Überstunde um Überstunde schiebt, rührend um die Kleine kümmert.

Obwohl Monica zwar größtenteils mit ihrem neuen Kollegen Connor ermittelt, war die eigentliche zweite Hauptfigur in diesem Krimi, der Sozialarbeiter Michael, über den man einfach noch ein wenig mehr erfährt. Auch Michael ist ein facettereicher Mensch, der seitdem er als Kind eine familiäre Tragödie durchleiden musste, angetrieben ist von seinem Wunsch Menschen zu retten. Doch Michael ist ein gebrochener Mann, hat sich innerlich längst aufgegeben seit dem Tod seines Vaters, raucht Kette und achtet nicht besonders auf sein Äußeres. Als ein Schützling von ihm verschwindet, mobilisiert dieses Verschwinden jedoch Michaels Kräfte. Er verbeißt sich regelrecht in dem Fall und bringt sich somit schnell in Lebensgefahr.

Ich mochte es sehr, dass man mit Monica und Michael Protagonisten geboten bekommt, die eine Vergangenheit haben und man als Leser nicht nur mit konturlosen Akteuren konfrontiert wird, sondern mit sehr lebensecht wirkenden Figuren, die selbst dann und wann überfragt sind, wenn die Probleme zu groß werden.
Überhaupt widmete sich der Autor beim Schreiben seines Debütromans sehr der Charakterentwicklung seiner Romanfiguren, was dem Krimi, abseits der Crimehandlung, den nötigen Tiefgang verleiht.

„Die Toten von Inverness“ erinnert in seiner Schwermütigkeit und Düsternis ein wenig an Schwedenkrimis. Aufbau und Erzählstil des Autors jedoch, an den von Erfolgsautorin Ann Cleeves, die zu meinen Lieblingsautorinnen im Krimigenre gehört. Genau wie Ann Cleeves, lässt sich der Autor viel Zeit damit, seine Figuren vorzustellen, deren Gedanken- und Gefühlswelt, Motive etc. darzulegen und geht dabei sehr in die Tiefe.
Auf die gewisse Langsamkeit des Erzählens muss man sich einlassen können, aber vor allem sollte man nicht allzu zart besaitet sein, wenn man zu diesem Krimi greift, denn der Autor beschreibt Verletzungen die der Täter seinen Mordopfern zufügte, beispielsweise, sehr explizit.
Zugegeben, da es an Verdächtigen nicht gerade wimmelt, in dieser Story, ahnt man bereits sehr schnell, wer der Killer ist. Dennoch ist „Die Toten von Inverness“ ein guter Kriminalroman, der vor allem mit facettenreichen Protagonisten punkten kann.

Kurz gefasst: Der erste Fall für Monica Kennedy- Düsterer, packender Krimi mit Schottlandsetting. Nichts für zart besaitete Gemüter.

DI Monica Kennedy Reihe:

1. Teil: Die Toten von Inverness
2. Teil: Die dunklen Wasser von Inverness (noch nicht erschienen)

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Veröffentlicht am 19.02.2020

Kurzweiliger, amüsanter zweiter Teil der „Tante Frieda“ Regionalkrimireihe.

Kein Mord ohne Tante Frieda
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Als Tante Frieda, vom Dorffunk, pfeilschnell zugetragen wird, dass auf dem Golfplatz eine erschossene Frau aufgefunden wurde, ist die rüstige alte Dame wie elektrisiert. Ein neuer Fall! Sie will unbedingt ...

Als Tante Frieda, vom Dorffunk, pfeilschnell zugetragen wird, dass auf dem Golfplatz eine erschossene Frau aufgefunden wurde, ist die rüstige alte Dame wie elektrisiert. Ein neuer Fall! Sie will unbedingt kriminalisieren, und von ihrem Entschluss lässt sie sich, zu deren Leidwesen, noch nicht einmal von ihrer Nichte Lena und ihrem Neffen Sven abbringen. Und so springt Frieda in ihr altes Golfer-Outfit aus der guten alten Zeit, schnappt ihre Ausrüstung zur Tarnung und macht sich, mit ihren Verwandten auf zum Golfplatz.
Dort befindet sich allerdings auch schon die Polizei, genauer gesagt das eingespielte Team Bärbel und Peter, das bereits die Ermittlungen eingeleitet hat.
Bei der Toten handelt es sich um die gutbetuchte Frau des Bauunternehmers Wintermeyer, Marlies, die direkt vor einem Golfloch, mit einem gezielten Schuss niedergestreckt wurde. Wie immer drängt Bärbel und Peters Chef auf eine schnelle Aufklärung, doch der Fall gestaltet sich als nicht so einfach. Wie gut, dass Tante Frieda ebenfalls nebenher kriminalisiert. Doch ihre Detektivarbeit bringt sie schnell in Lebensgefahr!

Ich hatte vor ein paar Wochen bereits den vierten Band der „Tante Frieda“ Krimis, „Die Herberge im Wald“ gelesen, der mir sehr gut gefallen hatte und so freute ich mich nun auch einen weiteren Teil der Serie. „Kein Mord ohne Tante Frieda“, ist übrigens der zweite „Tante Frieda“ Roman. Genau wie im vierten Teil, bekommt es der Leser wieder mit den altbekannten Akteuren zu tun, allen voran natürlich Tante Frieda, Lena, Bärbel und Peter. Sven empfand ich als Bereicherung, ich fand das ungezwungene Miteinander mit dessen Tante und Lena amüsant geschrieben. Und ich fand es klasse, zu erfahren, wie Bärbel und Peter sich einst näher gekommen sind. Überhaupt mag ich das Polizistenduo sehr, selbst wenn Peter gerne und oft herumgrantelt. Immerhin weiß Bärbel genau, wie sie ihn zu händeln hat und die beiden sind schon ein knuffiges Pärchen.

Die Krimihandlung fand ich diesmal leider nicht ganz so spannend, wie die im vierten Teil, selbst wenn die Auflösung schlüssig geraten ist und man als Leser genauso lange im Dunklen tappen dürfte, ob der Aufklärung- daher habe ich einen kleinen Punktabzug vorgenommen. Dennoch ist auch „Kein Mord ohne Tante Frieda“, ein gut geschriebener, kurzweiliger und amüsanter Cosy- Regional Krimi, in dem das menschliche Miteinander der Akteure der Serie, diesmal halt ein wenig mehr im Fokus steht, was ich völlig okay fand. Natürlich finden auch dieses Mal Tante Friedas Kochkünste Erwähnung. Sie kocht und brutzelt reichlich kulinarische Köstlichkeiten zusammen für ihre Lieben und das Schöne daran ist, dass der Leser besagte Gerichte nachkochen kann nach dem Lesen, denn es befinden sich auf den letzten Seiten Rezepte zu sämtlichen Gerichten, die Frieda in diesem Buch zubereitet hat. Mich reizen nun vor allem „Waltrauds Gummiklöße“ und „Friedas Kürbis-Ravioli“, die ich gerne einmal ausprobieren möchte.

Kurz gefasst: Kurzweiliger, amüsanter zweiter Teil der „Tante Frieda“ Regionalkrimireihe.

Hohe Tanne/ Tante Frieda Reihe:

1. Teil: Tante Frieda- Ein Hohe Tanne Krimi
2. Teil: Kein Mord ohne Tante Frieda
3. Teil: Frieda unter Verdacht
4. Teil: Die Herberge im Wald

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Die Wayward Gentlemen lassen bitten- Klassische, unterhaltsame Regencylektüre

Tigerlilie
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London 1819:

Einst gehörte Anna Whitley zu den reichsten und vielversprechendsten Erbinnen im ton, doch meinte es das Schicksal nicht gut mir ihr. Nachdem der Earl of Munthorpe, Annas Stiefvater und ihre ...

London 1819:

Einst gehörte Anna Whitley zu den reichsten und vielversprechendsten Erbinnen im ton, doch meinte es das Schicksal nicht gut mir ihr. Nachdem der Earl of Munthorpe, Annas Stiefvater und ihre Mutter, plötzlich und unerwartet verstarben, ist Anna nun völlig auf die Gnade des Erben und neuen Titelanwärters angewiesen, da es ihr Stiefvater versäumte, eine Klausel, ihre Finanzen betreffend, im Testament, anlegen zu lassen.
Christopher, von Freunden Kit genannt, ist der Halbbruder von Annas Stiefvater und um einige Jahre jünger. Doch Kit genießt im ton nicht den besten Ruf. Man munkelt, er wäre verderbt, fröne allen Lastern hemmungslos und mache zwielichtige Geschäfte mit den Chinesen. Zudem hatte er sich bereits zu Lebzeiten von seiner Verwandtschaft entfremdet.

Als Kit im Stadthaus ihres Stiefvaters vorstellig wird, ist Anna überrascht, denn er entpuppt sich als der ihr damals unbekannte, attraktive Gast auf einem Ball, dem Anna vor Jahren begegnete und den sie nie vergessen konnte. Als er ihr auf recht uncharmante Art und Weise einen Heiratsantrag macht, geht Annas Temperament mit ihr durch und sie verpasst dem frischgebackenen neuen Earl of Munthorpe eine Ohrfeige, die sich gewaschen hat. Kit schwört Rache und sagt ihr auf den Kopf zu, dass er sein Ziel nicht aufgeben wird. Anna lässt ihn herauswerfen, doch während einer ländlichen Gesellschaft, zu der sie eingeladen wurde, weil sie immer noch einen äußerst guten Ruf im ton genießt, begegnen sich die beiden Streithähne wieder. Obwohl Anna Kit ob seiner männlichen Dominanz verachtet, fühlt sie sich dennoch zu ihm hingezogen. Zudem weiß sie, dass ihr nicht viele Möglichkeiten bleiben, will sie ihre finanziellen Sorgen überwinden. Doch Kit heiraten? Einer Vernunftehe zustimmen, trotz seines schlechten Rufs? Kann sie ihm überhaupt vertrauen? Immerhin gibt es auch noch einen weiteren Mann, der um ihre Gunst buhlt. Lucas St. Clare würde alles für sie tun…

„Tigerlilie“ von Ivy Paul, ist der erste Teil der „Wayward Gentlemen“ Reihe und erzählt die Geschichte eines recht unterschiedlich gestrickten Paares. Während die tugendhafte, elegante Anna behütet aufwuchs, musste der Held des Romans, Christopher, bereits früh lernen sich zu behaupten. Nie erfuhr er, was es bedeutet zu lieben und obwohl er mittlerweile ein reicher Geschäftsmann ist, will die Gerüchteküche des tons immer noch nicht verstummen. Während ich die Romanheldin sehr schnell in mein Leserherz schließen konnte, machte es mir der impulsive, schnell aufbrausende und temperamentvolle Kit nicht so leicht. Er ging, für meinen Geschmack, oftmals etwas zu forsch ans Werk und drängte sich der Heldin anfangs regelrecht auf. Immer wieder versucht er seinen Willen durchzusetzen- zwar gibt die Heldin ihm tapfer paroli, doch seine eigenmächtige Aktion, ziemlich gegen Ende des Romans, war mir doch etwas „too much“. Näher darauf eingehen, kann ich leider nicht, sonst müsste ich spoilern.
Weil der Romanheld etwas schwierig war, habe ich daher auch einen Punktabzug vorgenommen. Ansonsten gibt es allerdings nicht viel zu meckern. Ivy Paul besitzt eine wunderbare, sehr regencytypische Ausdrucksweise und hat einen ansprechenden Schreibstil. Ich mochte den Roman sehr, genauso wie auch die Nebenfiguren- etwa Kits chinesischer Leibdiener, der zu gerne ungefragt weise Ratschläge von sich gibt. Und auch die dramatischen Spannungselemente,gegen Ende der Geschichte, haben mir viel Lesespaß bereitet. In Sachen Liebesszenen geht es hier eher züchtig zu, vieles was hinter der Schlafzimmertür geschieht, überlässt die Autorin lieber der Phantasie der Leser. So geht dieser Roman eher in die Richtung „klassische Regencylektüre“, aber wer so etwas mag, wird sich bestimmt so gut unterhalten fühlen wie ich und schon gespannt auf den zweiten Teil der Reihe sein, in dem Lucas St. Claire die Frau fürs Leben findet.

Kurz gefasst: Die Wayward Gentlemen lassen bitten- Klassische, unterhaltsame Regencylektüre.

Wayward Gentlemen Reihe:

1. Teil: Tigerlilie
2. Teil: Violet
3. Teil: Pfingstrose

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Dunkle Familiengeheimnisse drängen ans Tageslicht- Spannender und unterhaltsamer Familienroman auf zwei Zeitebenen erzählt.

Die Zwillinge von Summerbourne
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Gegenwart:

Seraphine Mayes lebt im ländlichen Norfolk, auf dem Anwesen ihrer Großmutter. Doch ist Vera tatsächlich ihre Großmutter? Immer wieder, im Laufe der vielen Jahre seit ihrer Geburt, kamen der ...

Gegenwart:

Seraphine Mayes lebt im ländlichen Norfolk, auf dem Anwesen ihrer Großmutter. Doch ist Vera tatsächlich ihre Großmutter? Immer wieder, im Laufe der vielen Jahre seit ihrer Geburt, kamen der jungen Frau Zweifel ob ihrer Herkunft.

Zweifel, die Seraphines Zwillingsbruder Danny nicht nachvollziehen kann. Doch hat er gut reden, immerhin sieht er ihrem ältesten Bruder Edwin sehr ähnlich, wohingegen Seraphine stets gehänselt wurde von den Dorfkindern. Unheimliche Gerüchte machten schon vor Jahrzehnten ihre Runde. So munkelten die Dorfältesten, dass auf der Familie der Mayes ein Fluch liege. Und tatsächlich findet Seraphine heraus, dass, wenn in der Familie Zwillinge geboren wurden, zumeist einer von ihnen früh verstarb. Selbst als Koboldkinder wurden Danny und Seraphine von den Dörflern bezeichnet. Obwohl Seraphine diese Gerüchte für blanken Unsinn hält, will sie, nachdem ihr Vater kürzlich bei einem Sturz von der Leiter plötzlich verstarb, ein für allemal herausfinden, was einst im Hause ihrer Eltern vor fünfundzwanzig Jahren geschah. Leider stürzte sich ihre Mutter, am Tag der Geburt von Seraphine und Danny, von einer Klippe und kann ihnen nicht mehr helfen. Daher will Seraphine Kontakt aufnehmen, mit dem damaligen Kindermädchen von Edwin, das einige Zeit auf Summerbourne lebte. Doch Laura scheint alles andere als begeistert zu sein, als Seraphine sie aufsucht…

Fünfundzwanzig Jahre zuvor:

Laura braucht nach einigen persönlichen Tiefs in ihrem Leben dringend einen Tapetenwechsel und so nimmt sie nur zu gerne die Stellung als Kindermädchen bei den Mayes an, die auf einem imposanten Landsitz in Norfolk leben. Die Familie, bestehend aus dem Vater Dominic, der Mutter Ruth und dem kleinen Edwin, ist Laura auf Anhieb sympathisch. Und auch Edwins freundliche Großmutter, Ruths Mutter Vera, bemüht sich sehr darum, dass Laura sich zu Hause fühlt. Laura lebt sich daher sehr schnell ein und genießt es, den Sommer mit der Familie zu verbringen. Ein Freund der Familie, Alex, geht ebenfalls ein und aus auf Summerbourne und hat es besonders Laura sehr angetan. Einzig Ruths starke Stimmungsschwankungen sind dem Kindermädchen nicht ganz geheuer. Doch dafür gibt es einen guten Grund..

Ich liebe geheimnisvolle Familienromane, etwa im Stile eine Kate Morton sehr und so stieß ich beim Stöbern auch auf „Die Zwillinge von Summerbourne“, von Emma Rous. Die Autorin erzählt ihre Geschichte gleich auf zwei Zeitebenen. In der einen, darf der Leser, Laura fünfundzwanzig Jahre zuvor über die Schulter schauen. Laura ist eine sympathische Romanfigur und da Lauras Handlungsstrang aus der Ich-Perspektive, erzählt wird, kann man sich auch gut in die Romanfigur, bzw. in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineindenken. Ein wenig schwerer hat es mir dagegen Seraphine gemacht. Seraphine ist ein eher komplizierter Romancharakter. Sie ist eher ein Einzelgänger und fühlt sich in ihrer Familie wie ein Fremdkörper. Zwar liebt sie ihre Brüder, doch beschleichen sie immer wieder Zweifel. Und eben diese Zweifel konnte ich ihr nicht so ganz abnehmen. Sicher, sie mag nicht viel Ähnlichkeiten aufweisen mit ihren Brüdern und die erwähnten Gerüchte der Dörfler mögen ihr bisheriges Leben belastet haben, doch klingen besagte Gerüchte dermaßen hanebüchen, dass sie einfach nicht zu passen scheinen ins England der Gegenwart.
Aber auch das Verhalten ihrer Brüder finde ich nicht so ganz schlüssig dargeboten. Selbst als Seraphine anonyme Warnungen erhält- sie solle ihre Sucherei nach der Wahrheit aufgeben, bleiben Edward und Danny seltsam passiv und versuchen ihre Schwester sogar davon abzuhalten, tiefgründiger nachzuforschen.

Die Familiengeheimnisse und ihre Aufdeckung am Ende, fand ich dagegen sehr packend erzählt und so tue ich mich mit meiner Bewertung ein wenig schwer. Sicher, der Handlungsstrang in der Gegenwart ist nicht ganz so überzeugend geraten, wie Lauras Romanpassagen, dazu fand ich, dass „Die Zwillinge von Summerbourne“ einige Längen aufweist und der Plot nicht in Gänze überzeugen kann, aber die Autorin weist einen angenehmen, flüssig zu lesenden Schreibstil auf, die malerischen Beschreibungen des Ortes gefielen mir ebenfalls sehr und dazu ist es Emma Rous zu Hundertprozent gelungen, meine Neugierde bezüglich der dunklen Familiengeheimnisse zu wecken. Da ich mich gut unterhalten gefühlt habe und die Geschichte sehr spannend erzählt fand, möchte ich, trotz gewisser Kritikpunkte, nicht weniger als vier von fünf Punkten für „Die Zwillinge von Summerbourne“, vergeben.

Kurz gefasst: Dunkle Familiengeheimnisse drängen ans Tageslicht- Spannender und unterhaltsamer Familienroman auf zwei Zeitebenen erzählt.

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Veröffentlicht am 28.01.2020

Leichter Unterhaltungsroman über eine irische Familie und deren Problembewältigung, der zwar berühren kann, aber noch ein Tickchen mehr Tiefgang hätte vertragen können

Der Sunday Lunch Club
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Seitdem die Eltern ins Ausland gezogen sind, ist die übrige Familie Piper, bestehend aus den Geschwistern Anna, Neil, Maeve und Josh und deren verwitwete Großmutter Dinkie, näher zusammengerückt. Es hat ...

Seitdem die Eltern ins Ausland gezogen sind, ist die übrige Familie Piper, bestehend aus den Geschwistern Anna, Neil, Maeve und Josh und deren verwitwete Großmutter Dinkie, näher zusammengerückt. Es hat sich eingebürgert, dass jeder von ihnen im Wechsel, jeweils ein Sonntagsessen gestaltet, so dass sich alle regelmäßig sehen und sprechen können. Ebenfalls mit von der Partie sind Annas Ex-Mann und nun bester Freund Sam, Maeves Sohn Storm, Neils Mann Santiago und deren Adoptivtochter Paloma. Zwar ist Dinkie mittlerweile in ein Seniorenheim umgezogen, doch lässt sie es sich nicht nehmen, an den Essen teilzunehmen, bzw. sich von allen besuchen zu lassen um den neusten Familienklatsch verfolgen zu können.
Und davon gibt es in der irischen Familie Piper reichlich.

Während Anna, Wochen später, nach einem One Night Stand mit einem deutlich jüngeren Mann entdeckt, dass sie schwanger ist und noch nicht genau weiß wie sie es allen sagen soll, ist Maeve dauerverliebt. Beinahe täglich lernt sie die große Liebe ihres Lebens kennen, die sich zumeist dann aber doch nach nur kurzer Zeit als Strohfeuer entpuppt. Ihre Impulsivität macht es besonders Sohn Storm schwer, obwohl er seine chaotische Mutter sehr liebt. Als Maeves Ex-Mann jedoch das Angebot in den Raum stellt, Storm könne zu seiner neuen Frau und Kindern nach Boston ziehen um fortan dauerhaft dort zu leben, ist Maeve geschockt, denn sie fürchtet, dass Storm das Angebot zu verlockend finden könnte.

Neil, der älteste Sohn der Pipers hatte sein Coming-out erst mit knapp über dreißig. Nun ist er eigentlich sehr glücklich mit seinem knapp zwanzig Jahre jüngeren Mann Santiago. Doch Paloma, ihr neuer Familienzusatz stellt das Leben von Neil erst einmal sehr auf den Kopf.
Währenddessen treiben Josh ganz andere Probleme um. Schon immer war er das Sorgenkind der Pipers, neigte zu Depressionen, doch nie zuvor ließ er sich über den Grund aus. Als er eines Tages, zu einem der Sonntagsessen den attraktiven Therapeuten Luca mitbringt, ist es um Anna geschehen. Und auch Luca ist von Anna angetan. Doch wird er sich zu mehr hinreißen lassen, als eine kurze Affäre, vor allem, wenn er erfährt, dass Anna bereits schwanger ist?

Ich las vor einiger Zeit bereits zwei Romane der Autorin Juliet Ashton. Ihr erster Roman „Ein letzter Brief von dir“, entpuppte sich als leichter Unterhaltungsroman über die Irrungen und Wirrungen der Liebe und über Trauerarbeit und Selbstfindung, den ich sehr gerne mochte. „ Immer wieder du und ich“, dagegen, war für mich ein eher mäßiger sehr enttäuschender Contemporary der Autorin, der teilweise recht zähe Kost darstellte. Da mich das Thema ihrer aktuellen Romans jedoch sehr ansprach, wollte ich Juliet Ashton unbedingt noch eine Chance geben. Und im Großen und Ganzen habe ich es auch nicht bereut. Diesmal bekommt der Leser einen Familienroman geboten. Die irische Familie Piper, bzw. all ihre Mitglieder und Freunde, stehen dabei gleichermaßen im Fokus. Und, ich muss zugeben, ich fand die Art des Erzählens diesmal sehr besonders aber auch gewöhnungsbedürftig. Denn fast die komplette Handlung/Story, wird allein durch Dialoge der Akteure vorangetrieben. Man ist also lediglich Zeuge sämtlicher Familienessen und bekommt nur durch Aussagen der Figuren mit, wie sie zueinander stehen, wie sie gestrickt sind etc. Das muss man wirklich mögen und bereit sein, sich darauf einzulassen. Die Gedankenwelten der Pipers, abgesehen von der Hauptfigur Anna, bleiben daher im Dunkeln, was ich ein wenig schade fand.

Der Roman fühlt sich ein wenig so an, als hätte Juliet Ashton versucht eine Familiengeschichte in Stile eines Jonathan Troppers zu schreiben. Doch obwohl mich die Schicksale der einzelnen Figuren auch hier nicht kalt gelassen haben, fand ich dennoch, dass ein wenig mehr Ausführlichkeit hinsichtlich der Charakterentwicklung, für noch mehr Tiefgang gesorgt hätte. So bleibt „Der Sunday Lunch Club“ lediglich an der Oberfläche, will unterhalten, den Leser mit Familiengeheimnissen ködern (was durchaus auch gelingt), ist aber so nur reine leichte Unterhaltungslektüre für Zwischendurch.
Das klingt vielleicht kritisch und hätte, wenn es die Autorin nicht ausgezeichnet verstanden hätte, lebhafte, lebensechte Dialoge zu schreiben, fürchterlich daneben gehen können.

Der Dialogreichtum nervt einerseits, fordert, doch andererseits hat man als Leser auch stets das Gefühl, als sei man bei den Essen selbst präsent und ein Teil der Gäste, was mir dagegen sehr gefallen hat. Und vor allem mochte ich die familiäre Atmosphäre sehr.
Wer jedoch zu diesem Buch greift, weil er einen reinen Liebesroman erwartet, könnte enttäuscht werden, denn obwohl Anna durchaus die Liebe ihres Lebens kennen lernt, ist es doch in erster Linie ein Buch über eine Familie, die lernen muss, über sich selbst hinauszuwachsen und sich ihrer Probleme zu stellen.

Kurz gefasst: Leichter Unterhaltungsroman über eine irische Familie und deren Problembewältigung, der zwar berühren kann, aber noch ein Tickchen mehr Tiefgang hätte vertragen können.

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