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Veröffentlicht am 28.12.2016

Leise Töne…

Die Pürin
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„Am Anfang hatte ich den alten Schimmel, dann eine Kuh, dann zwei. Die Hühner sind dazu gekommen, und noch eine Kuh. Und so ging es weiter. (…) Heute habe ich vierzehn Kühe, vierzehn Rinder, siebenundvierzig ...

„Am Anfang hatte ich den alten Schimmel, dann eine Kuh, dann zwei. Die Hühner sind dazu gekommen, und noch eine Kuh. Und so ging es weiter. (…) Heute habe ich vierzehn Kühe, vierzehn Rinder, siebenundvierzig Hühner und den alten Schimmel dazu.“ (S.47)
Eines Tages, als sie ihre Großeltern in deren Villa mit Namen Laudinella besucht, begegnet die bis zuletzt namenlose Erzählerin der Pürin. Diese hat vor Jahren, gegen einigen Widerstand, als Frau selbst mit dem Bewirtschaften eines eigenen Bauerhofes begonnen. Da sie immer älter, die Arbeit jedoch keineswegs weniger wird, fragt sie, ob die Frau nicht ihre Gehilfen werden möchte.
So notiert die Gehilfin die Erlebnisse der beiden – alles, was sie nicht vergessen möchte. Eine arbeitsame Zeit beginnt für sie, die aber, trotz aller Anstrengung, wohltuend ist. In Gedanken schweift sie gelegentlich zu diesem Mann ab. Demjenigen Mann, dessen Tasse zusammen mit der ihren noch einsam und verlassen auf dem Tisch in der alten Villa steht. Jeden Abend kehrt die Gehilfin in das verlassene Anwesen und nimmt die gesamte Atmosphäre in sich auf. Und auch, wenn dort niemand mehr wohnt und ihre Großmutter längst schon verstorben ist, begegnet sie ihr dort von Zeit zu Zeit, unterhält sich mit ihr oder lässt sich ein Getränk zur Stärkung von ihr zubereiten.
Nicht nur mit ihrer Großmutter spricht die Gehilfin, sondern auch mit Gegenständen wie dem Traktor oder mit Tieren.
„Ich frage mich, ob die Tänze des Falken einen praktischen Sinn haben. Ich frage den Falken. Er sagt, hungrig sei er nur im Winter.“ (S.63)

Als Leser begleitet man die anpackende, rätselhafte und entschlossene Pürin sowie die manchmal zweifelnde, unsichere und vergessen wollende Gehilfin über ein ganzes Jahr hinweg. Deswegen ist dieses 80 Seiten umfassende Werk in die vier Jahreszeiten gegliedert. Vom Winter ausgehend, bekommt man die Veränderungen ganz sachte aufgezeigt und bemerkt, wie sich alles im ewigen Kreislauf befindet.
Die Erzählerin hängt ihren Gedanken häufig nach, sodass man immer wieder den Zusammenhang suchen muss, ihn nach kurzer Zeit des Überlegens jedoch findet.
Zunächst war ich von den Gesprächen mit Verstorbenen, Tieren und Gegenständen nicht sonderlich angetan, nach einer Weile fügten sich diese Fragmente des Be- und Ergreifens der Umwelt jedoch zusammen und wurden stimmiger. Betrachtet man solche Szenen also als Suche, Zweifel, Unsicherheit oder Ähnliches, dann lernt man die Gehilfin deutlich besser kennen.
Sehr überraschend ist, wie gut die beiden Frauen, obwohl sie so unterschiedlich sind, harmonieren. In diesem Buch wird der Fokus auf das Wesentliche gelegt, sodass der Leser sich vieles vorstellen kann. Da kein Gespräch mit Anführungszeichen gekennzeichnet wird und die Sprache nüchtern belibt, hat man bei der Lektüre das Gefühl, in einer Seifenblase zu sitzten und, abgekapselt von allem anderen, nur der Pürin und ihrer Gehilfin bei ihrem Leben zuzuschauen.

„Die Pürin“ zeichnet sich weniger durch eine mitreißend-aufregende Geschichte, als durch eine ruhige Erzählung aus. Dieses Buch arbeitet sehr viel mit Atmosphäre und leisen Tönen, mit Kargheit statt großen Ausschmückungen. Zu erst musste ich mich an diese Art und Weise gewöhnen, nach einer Weile jedoch habe ich sie genossen.

Veröffentlicht am 28.12.2016

„Lasst uns langsam, achtsam, echt sein!“ (S. 63)

Slow Family
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Regelrecht überflutet wird man mit Erziehungsratgebern oder Tipps von selbsternannten Mustereltern, die einen in eine bestimmte Richtung drängen möchten. Du arbeitest nicht, sondern nimmst dir Zeit für ...

Regelrecht überflutet wird man mit Erziehungsratgebern oder Tipps von selbsternannten Mustereltern, die einen in eine bestimmte Richtung drängen möchten. Du arbeitest nicht, sondern nimmst dir Zeit für dein Kind? Kein Wunder, dass das Kind immer träger wird – bei dem Vorbild. Du gehst arbeiten? Was für Rabeneltern, die sich nicht um ihr Kind kümmern. So wird das Leben mit Kindern, wie auch so viele andere (Lebens-)Bereiche immer schneller und komplizierter. Doch geht es bei Erziehung, bei dem Umgang mit seinen Kindern keinesfalls wie bei anderen ökonomischen Systemen um Effiziens, Zeitmanagement und Gewinnmaximierung.
Viel zu sehr gerät man, den heutigen Trends folgend, unter Druck. Zu Beginn des Buches wird dies mit dem Beispiel der am Morgen gestressten Mutter (beliebig auch durch einen Vater zu ersetzen), die, mit Taschen bepackt und dem Kind auf dem Arm, aus dem Haus stürmt, nur schwerlich abschließen kann, zum Auto hetzt, um noch irgendwie pünktlich zu kommen, als das Kind in diesem so stressigen moment bemerkt: „Mama, guck mal, ‚metterling!“ (S.9).
Schnell kommt die Frage auf, weswegen man sich nicht mehr die Zeit nimmt, um mit dem Kind eine Pusteblume zu bestaunen. Sich Zeit zu nehmen ist schließlich so wichtig. In diesem Buch zeigen die Begründerinnen der Artgerecht-Bewegung wie kleine Veränderungen das Familienleben entschleunigen und naturnah machen.

Das Buch ist in die Kapitel „Bullerbü für alle!“, „Apokalypse? Öh, jetzt?!“, „Die Familienbedürfnispyramide“, „Unser Nordstern: langsam, achtsam, echt“ sowie in den Rezeptteil bestehend aus den Kapiteln „Sieben Zutaten“, „Slow Village“, „Slow Nature“, „Slow Family Life“ und „Crazy Happy Planet“ unterteilt.
Im ersten Teil wird zunächst die aktuelle Situation beschrieben und die Fehlerquellen herausgefiltert. Darauf aufbauend wird gezeigt, was man in einer Familie stattdessen braucht und der Leser wird ermutigt, Alternativen auszuprobieren und sich nicht klein kriegen zu lassen.
Teilweise auch in Dialogform beschreiben Julia Dibbern und Nicola Schmidt wie sie verschiedene Ideen ausprobiert und letztendlich ihren Weg gefunden haben. So erfährt man von Erlebnissen – die man manchmal auch selber so oder so ähnlich bereits gemacht hat – oder von den Stützfeilern guten Zusammenlebens. Dabei wird gezeigt, wie viel Vertrauen schon bewirken kann, denn Angst „spüren die Kinder mit Sensoren, die feiner sind als die Sternsensoren des Hubble-Weltraumteleskops.“ (S.74) Warum also den Kindern nicht einmal eine Aufgabe wie Kräuter aus dem Garten zu holen betrauen? Auch das Treffen von Entscheidungen wird thematisiert, da gerade diese immer wieder für Unsicherheit führen. „Gute Entscheidungen erfüllen uns – nicht unsere Schränke.“ (S. 65) Von Bedeutung sei daher die Frage: „Was ist in 10 Jahren noch wichtig?“ (S.72)
In meinen Augen deutlich spannender war dennoch der zweite Teil, der gezielt Antworten gibt. Welche Zutaten sind von nöten, um das Familienleben zu stärken? Nicht nur Liebe, Achtsamkeit, Natur, Wissen und Gemeinschaft – nein, es gehören noch weitere Ingredienzien dazu. Darauf, wie man diese Komponenten Stück für Stück aus- und aufbauen kann, wird sehr verständlich eingegangen. Sehr hilfreich sind vor allem die „slow-down-faster-tipp“-Boxen, welche kleine Handlungsmöglichkeiten oder Übungen aufweisen und erklären. Des Weiteren sehr überzeugend sind in meinen Augen auch die mit „Heute mache ich mit dir…“ eingeleiteten Passagen, da sie Spiel-, Forsch-, Freizeitgestaltungsvorschläge oder Ähnliches beinhalten. An diesen erkennt man die Entschleunigung und die Betonung auf Nähe zur Natur sehr gut.
Das Buch ist sehr schön aufgebaut, besonders der „Rezeptteil“ konnte mich für sich gewinnen. Verständlich und abwechslungsreich geschrieben, stöbert und liest man gerne weiter. Unterschiedliche Farben, eingefügte Dialoge, Darstellungen wie Bedürfnispyramiden und Fotografien tragen zu der ansprechenden Gestaltung dieses Buches bei. Die Autorinnen beschränken sich nicht ausschließlich auf ihre eigenen Erfahrungen und Meinungen, sondern beziehen auch Theorien, Modelle oder Feststellungen anderer ein. So wird beispielsweise der „Effekt des bloßen Kontakts“ (Mere-exposure-effect) von dem Psychologen Robert Zajonc angeführt oder der Politikwissenschaftler und Zukunftsforscher John Naisbitt zitiert: „Wir ertrinken in Informationen, aber was Wissen angeht, sind wir ausgehungert.“
So erhält man ein stimmiges Gesamtbild, auch wenn einige der vorgestellten Erkenntnisse in meinen Augen auch selbstverständlich sind und ich sie für normal und keineswegs alternativ halte. Dies mag aber auch daran liegen, wie ich selber erzogen wurde…

In meinen Augen beinhaltet dieses Buch viele hilfreiche Anregungen, Tipps und Denkanstöße, weswegen sich die Lektüre lohnt.

Veröffentlicht am 28.12.2016

Tolles Debüt!

Aschtronaut unger em Miuchglasdach
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Fünf Jahre lang sind sie zusammengewesen, Sofie und er. Doch nun haben sie Schluss gemacht, was ihn völlig aus der Bahn wirft. Noch während er versucht, bei einem Freund Unterschlupf zu finden, kreisen ...

Fünf Jahre lang sind sie zusammengewesen, Sofie und er. Doch nun haben sie Schluss gemacht, was ihn völlig aus der Bahn wirft. Noch während er versucht, bei einem Freund Unterschlupf zu finden, kreisen seine Gedanken um Sofie und darum, bei wem sie jetzt gerade sitzt. Was sie sagt, denkt und fühlt. Sie meinte, sie sei bei Lia. Mit der hatte sie schon eine kurze Beziehung bevor Sofie und er zusammenkamen. Und als Sofie davor mit einem seiner Freunde eine Beziehung hatte, war Lia ihr auch nie fern gewesen. Wahrscheinlich ist sie nun glücklicher so.
Er jedenfalls ist es nicht. Seine Abende verbringt er die nächste Zeit mit Freunden im Odéon, während sich über Biel das allherbstliche Milchglasdach aus Nebel bildet, welches bis zum nächsten Sommer nicht abmontiert werden wird. Alkohol, Drogen, das Vermissen tragen dazu bei, dass er seine Umwelt nicht mehr so genau wahrnimmt. Gesprächsfetzen dringen zu ihm durch, bahnen sich manchmal den Weg durch die Gedanken an Sofie. Nur allmählich wird es besser.

Beim Lesen spürt man wie der Alltag verschwimmt und die Zeit zähflüssiger wird, da die kurzen Sätze und abgebrochenen Gedankengänge das Einfühlen in die Situation des Erzählers unumgänglich machen. Ich konnte mich nach anfänglicher Verwirrung sehr schnell in die Geschichte hineinversetzen, sodass ich das Buch auch nicht mehr aus der Hand zu legen vermochte. Nach und nach werden die Sätze wieder länger, die Überlegungen stringenter und verschiedene Erzählstränge werden verknüpft, sodass man den Eindruck gewinnt, der Realität immer näher zu kommen. Dabei wird sich darüber hinaus einer zunehmend bildlich-phantasievollen Sprache bedient, beispielsweise wenn der Nebel beschrieben wird.
So wartet man mit dem Erzähler darauf, dass endlich der Sommer kommt und die Schmerzen um die Trennung endlich zurückgelassen werden können.
Sehr ansprechend finde ich zudem, dass das Buch zweisprachig – auf Hochdeutsch und in Mundart erscheint. Wendet man also das Buch, so kann man „Aschtronaut unger em Miuchglasdach“ lesen.

Die 136 Seiten habe ich in einem Rutsch verschlungen und auch wenn mich keine ausgefeilte Handlung mit zahlreichen Wendungen erwartet hat, bin ich mit der Lektüre sehr zufrieden. In meinen Augen ist dies ein sehr gelungenes Debüt, welches mich sehr schnell packen konnte. Dieses Wendebuch auf schweizer- und hochdeutsch kann ich somit weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 29.11.2016

Sehr umfassend!

Die Menschheit schafft sich ab
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In den letzten 2.000 Jahren, dem Menschenzeitalter oder auch „Anthropozän“, haben Menschen die Erde gravierend verändert. Immer mehr wird versucht, sie dem Menschen anzupassen; jedoch werden die Konsequenzen ...

In den letzten 2.000 Jahren, dem Menschenzeitalter oder auch „Anthropozän“, haben Menschen die Erde gravierend verändert. Immer mehr wird versucht, sie dem Menschen anzupassen; jedoch werden die Konsequenzen solchen Handels meist nicht hinterfragt. Von der Ausbeutung der Bodenschätze, Kernspaltung oder großflächigen Verwendung von Pestiziden über Wasser- und Luftverschmutzung, bis hin zum Klimawandel – die Menschheit trägt nicht gerade dazu bei, dass mit ihrem Lebensraum nachhaltig umgegangen wird. Deshalb wird ein Um- oder einfach Mitdenken immer notwendiger. Wenn wir einfach so weitermachen, das steht fest, sägen wir den Ast, auf dem wir sitzen, endgültig ab.
In „Die Menschheit schafft sich ab – Die Erde im Griff des Anthropozän“ befasst sich Harald Lesch auf 520 Seiten ausführlich mit der Frage, wie sich der Teufelskreis durchbrechen lässt. Um dieser Frage gerecht zu werden, wird Folgendes versucht:
„Also: Fangen wir ganz, ganz von vorn an … nein, besser nicht. Wir fangen anders an, nicht so, wie Sie es vielleicht erwarten (der Lesch fängt doch immer mit dem Urknall an). Nein, so wird es diesmal nicht sein.“ (S.16). Jedoch wird diese Aussage im nächsten Kapitel wieder relativiert, da dann doch „von ganz vorne“ begonnen wird.
Wie dem auch sei, Lesch geht sehr detailliert auf die Entstehung der Erde und ersten Lebens ein. Ich muss gestehen, dass ich mit derart genauen Ausführungen zu dieser Thematik nicht gerechnet hatte und sie sich, trotz ein paar Unterbrechungen, etwas in die Länge zogen.
Da das Buch aus derart vielen Kapiteln besteht, lässt sich auch schlecht beschreiben, auf welche Bereiche alles eingegangen wird. Generell lässt sich sagen, dass die Entstehung der Erde, die Entstehung von Leben, der Kontinentaldrift, Technik und Ökonomie als Grundgerüst der weiteren Ausführungen zu verstehen sind. Im weiteren Verlauf wird dann ungefähr ab Seite 227 unter anderem auf Globalisierung, Ressourcenverbrauch, ökologische Belastungsgrenzen, genmanipuliertes Saatgut und Pestizide, Wasserverbrauch, Wasserverschmutzung, Kunststoff, Energie, Rohstoffe, Klimawandel, künstliche Intelligenz und die Ethik des Anthropozän eingegangen. Auf Grund dieser breiten Fächerung ist dieses Werk sicherlich keine leichte Kost – man sollte sich für die Lektüre definitiv Zeit nehmen.

Zugegebenermaßen fiel mir der Einstieg in dieses Buch schwer, da ich das Gefühl hatte, dass Lesch nicht wirklich zum Thema kommt. Selbstverständlich ist es auch wichtig, etwas über die Erdentstehung oder verschiedene große Massenausterben zu erfahren, auch in Hinblick auf die Frage, wie man heute Nachhaltigkeit leben kann, jedoch waren mir die Ausführungen teilweise doch etwas zu ausführlich. Das kann aber auch daran liegen, dass ich mit falschen Erwartungen an dieses Buch gegangen bin, da ich eher mit einer Bestandsaufnahme aktueller Zustände, der Ableitung einiger Notwendigkeiten und Möglichkeiten, die Situation zu verbessern, gerechnet hatte.
Aber auch auf die heutigen Probleme wird eingegangen – wenn auch verhältnismäßig kürzer als von mir erwartet – und Lösungsmöglichkeiten werden aufgezeigt. Sehr gefallen hat mir, dass auch Politiker, Wissenschaftler und viele mehr zu Wort kommen; so berichtet Anton Hofreiter beispielsweise über Gensoja, Glyphosat und Großgrundbesitz oder Organisationen wie Greanpeace werden vorgestellt. Daher denke ich auch, dass in diesem Werk für alle Generationen etwas zu finden sein wird, das besonders spannend ist.
Die Gestaltung des Buches ist sehr ansprechend: Zahlreiche Fotografien, Tabellen, Graphen oder farbliche Untermalungen veranschaulichen das zuvor Beschriebene oder machen auf Interviews aufmerksam. Allerdings muss ich gestehen, dass mir persönlich einige Tabellen als Ersatz zu seitenlangen Ausführungen sogar gereicht hätten, da dort das Wissen wirklich kurz und bündig auf den Punkt gebracht wird. Lesch versucht unter anderem durch Witze wie
„Treffen sich zwei Planeten.
Der Eine: „Oh, du siehst aber schlecht aus.“
Der Andere: „Ich habe Menschen!“
Der Eine: „Das geht vorbei.““
oder Zitate die Texte aufzulockern.

Alles in allem ist „Die Menschheit schafft sich ab“ ein ganz besonders ausführliches Buch, in dem sehr viel Wissen vermittelt wird. Dabei wird auf viele verschiedene Aspekte eingegangen, wobei es teilweise seine Längen hat. Verständlich ist es geschrieben, sodass ich denke, dass für verschiedene Lesergruppen spannende Themen zu finden sind. Die Gestaltung des Buches ist sehr ansprechend und abwechslungsreich. Nach der Lektüre bleibt mir das Gefühl, dass bereits einiges schief gelaufen ist und es sehr schwierig wird, den Stand der Dinge zu verbessern.
Ich kann dieses Buch weiterempfehlen, da sich jeder Gedanken darüber machen sollte, was wir Menschen alles anrichten, wieso es so nicht weitergeht und welche Alternativen existieren.

Veröffentlicht am 29.11.2016

Der Reise Weg ist das Ziel.

Auf Schienen um die ganze Welt
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Wer auf Reisen gehen und diese vollkommen auskosten möchte, sollte über die langsame aber charmante Art des Reisens nachdenken: Der Zugfahrt. Nicht nur die Reiseziele, sondern auch der Weg dorthin gewinnen ...

Wer auf Reisen gehen und diese vollkommen auskosten möchte, sollte über die langsame aber charmante Art des Reisens nachdenken: Der Zugfahrt. Nicht nur die Reiseziele, sondern auch der Weg dorthin gewinnen so an Bedeutung und der Reisende kann, aus dem Fenster in die Ferne blickend, die mal zögerliche, mal zügigere Veränderung der Landschaft bewundern. Ausgestattet mit einem ledergebundenen Reisetagebuch und einer eigens für die große Fahrt erstellten Playlist lässt sich die Köstlichkeit des langsamen Reisens bestens genießen.
Und genauso handhabt es Kristian Ditlev Jensen, ein dänischer Journalist, der sich für ein – oder mit der Erlaubnis von einem – Magazin auf Schienen um die ganze Welt begibt. So führt ihn sein Abenteuer über alle Kontinente – ob mit dem Blue Train durch Südafrika, dem Orientexpress durch Europa oder einem Shinkansen in höchster Geschwindigkeit – und somit ausnahmsweise nicht ganz so entschleunigt – durch Japan.
Dabei zeichnen unter Anderem kleine Begegnungen die Reise aus, weswegen sich in diesem Buch viele Anekdoten finden. Der Autor lässt den Leser an seinen Erlebnissen teilhaben, sodass beispielsweise die von ihm gehörte Musik, seine Gedanken, die Sicht aus dem Fenster, Unterhaltungen mit anderen Passagieren oder Wissenswertes für Zwischendurch in die Essays einfließen. So spürt man ebenfalls ein beklemmendes Gefühl, als sich die Slums über immens große Flächen erstrecken…

Der Schreibstil ist sehr angenehm, weswegen man den Texten gut folgen kann. Die Mischung aus verschiedenen Themenbereichen hat mir sehr gefallen, da die Reise so sehr realistisch vermittelt wird.
Allerdings hatte ich immer wieder das Gefühl, dass in den einzelnen Kapiteln Sprünge sind. So war ich mir manchmal nicht sicher, wo sich der Autor zur Zeit befindet; in wie weit das Beschriebene aufeinanderaufbaut. Denn häufig verlor ich den Überblick, welche Gebiete bereits Erwähnung fanden und welche noch kommen würden – machmal erinnert den Autor eine Situation an ein Ereignis aus einem anderen Land. Zum Glück konnte die Überschrift dann meistens weiterhelfen.

Insgesamt ein sehr ansprechendes Buch, welches einen auf eine Reise um die ganze Welt entführt. Gut geschrieben werden verschiedene Themen aufgegriffen und miteinander verknüpft. Allerdings war es mitunter schwierig, sich den Ablauf der Reise, also die einzelnen Stationen, vor Augen zu führen.