Weihnachtlicher Mordfall der Extraklasse
Mord unterm MistelzweigLiebe Daisy,
Liebe Daffy,
schön, dass ihr euch zu unserer kleinen Weihnachtsfeier mitten im Frühling kommen konntet. Vielleicht erzählt ihr einmal selbst, warum wir nun alle mit Lametta im Haar vor unseren ...
Liebe Daisy,
Liebe Daffy,
schön, dass ihr euch zu unserer kleinen Weihnachtsfeier mitten im Frühling kommen konntet. Vielleicht erzählt ihr einmal selbst, warum wir nun alle mit Lametta im Haar vor unseren Ostereiern sitzen?
Daffy: Nachdem wir das Rätsel rund um die ungeheuerlichen Vorkommnisse am Guy Fawkes Day gelöst hatten, wussten wir, dass es zu Weihnachten hoch hergehen würde. Daisy und Hazel wollten sich schließlich auf einen Ausflug nach Cambridge begeben. Uns war sofort klar, dass die Detektei Wells und Wong auch dort nicht untätig bleiben würde und so sind wir natürlich mit den beiden gereist. Da Weihnachten noch gar weit weg ist, haben wir das nächstbeste Fest bei den Ohren- äh beim Schopf gepackt, um uns in’s Getümmel zu stürzen.
Daisy: Wo andere Christmas in July zelebrieren, hauen wir das große Fest schon zu Ostern in die Pfanne und futtern unsere Ostereier mit einer Tasse Kinderpunsch.
Wir erleben mit Hazel und Daisy also ein richtiges Weihnachtsabenteuer in Cambridge. Könnt ihr uns ein bisschen von dem Schausplatz berichten?
Daisy: Die Autorin selbst hat tolle Texte vor und nach ihrer Geschichte angestellt. Ihr persönlicher Bezug hat dem Buch eine tolle Note gegeben, wie ich finde. Man spürte beim Lesen, dass ihr dieser Ort wichtig ist. Und dass sie ihn so gut kennt, sodass sie kleine Änderungen vornehmen konnte, die ich als Nichtkennerin aber keineswegs in Frage gestellt habe, weil alles schlüssig klang. Ich war gefühlsmäßig direkt an der Seite von Daisy und Hazel und habe Weihnachtsgeschenke eingekauft, umgeben von StudentInnen und hoheitlichen Gebäuden.
Daffy: Gemeinsam mit den beiden machen wir nämlich diese altehrwürdige Universitätsstadt unsicher. Ich habe das Glück sie selbst nicht nur aus Filmen, wie der Entdeckung der Unendlichkeit, zu kennen, sondern persönlich dort gewesen zu sein. Mit den beiden Detektivinnen und ihren Freunden durch die historischen Gemäuer zu streifen, Chelseaschnecken zu schnabulieren und jeden Winkel der Stadt unter die Lupe zu nehmen, hat meine Zeit in dieser wunderbaren Stadt direkt noch einmal aufleben lassen. Ich habe direkt Sehnsucht bekommen, Cambridge wieder zu besuchen: am liebsten bei Schneefall, wie im Buch. Bei den Beschreibungen werden Kleinmädchenträume direkt wieder wach.
Daisy und Hazel treffen ja nun so richtig auf eine andere Detektei. Wie war die Dynamik zwischen den Jungen und Mädchen und hat es den Ermittlungen vielleicht auch gut getan?
Daisy: Das war in der Tat höchst interessant. Alexander kannten wir ja nun schon, doch seinen Kumpel lernen wir erst in dieser Geschichte kennen. Plötzlich wurden aus vier Augen acht, die die Geschehnisse bemerken und bewerten. Es findet ein reger Austausch statt, wodurch wir immer wissen, was wer denkt und kombiniert hat. Das hat mir richtig gut gefallen.
Daffy: Es war tatsächlich ganz anders, als ich erwartet hatte. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber nachdem ich den vorherigen Band gelesen hatte, dachte ich, dass die Beziehungen der Figuren zu einander ganz klar abgesteckt wären. Es war erfrischend, dass sich hier doch neue Dynamiken ergeben haben. Wir kennen die beiden Mädchen nun doch schon sehr gut und lasst mich eins vorweg nehmen: Daisy hat ihren Traum, die beste Detektivin zu sein, längst noch nicht abgeschrieben und läuft durch die neugewonnene Konkurrenz zu neuen Höchstformen auf. Hazel ist natürlich an ihrer Seite dabei; obgleich sich die Dynamik zwischen den beiden ebenfalls weiterentwickelt hat und die Fronten nicht mehr so klar sind, wie sie einmal schienen.
Daisy: Da kann ich nur beipflichten uns sagen, dass es eine sehr gelungene Nebenhandlung geworden ist. Im letzten Buch haben Hazel und Daisy ihre Haltung und Ansichten neu ausgelotet und hier tritt es in Kraft. Auch eine kleine Wette zwischen den Detekteien bringt Würze ins Spiel und entfacht in mir als Leserin geradezu Konkurrenzdenken, weil ich selbstverständlich Wells und Wong für immer bin.
Wo wir gerade über Jungen und Mädchen sprachen: Wie geht die Autorin denn allgemein mit Rollenbildern und -klischees um?
Daffy: Dadurch, dass in die Ermittlungen dieses Mal beide Geschlechter verwickelt waren, wurden die vorherrschenden Ungerechtigkeiten auf Grund von Geschlechterdifferenzen in Cambridge der 30er Jahre schnell ersichtlich. Leider keineswegs nur im Bezug auf die Detektei, sondern auch auf die gesellschaftlichen und bildungsrechtlichen Bedingungen für Frauen der Zeit. Erschreckend eigentlich, wenn man bedenkt, wie kurz diese Epoche erst zurück liegt und für wie selbstverständlich wir unsere Privilegien heute nehmen. Hier hat die Autorin wieder ganze Arbeit geleistet, Ungerechtigkeiten aufzudecken, ohne jedoch mit dem erhobenen Zeigefinger dazustehen. Dadurch, dass wir die Geschichte aus Hazels Sicht erleben und daran teilhaben, wie selbstverständlich einige Restriktionen für sie sind, während andere Dinge sie doch zum Nachdenken bewegen, kommt man nämlich ganz automatisch selbst in’s Grübeln.
Daisy: Wie Daffy schon sagt, empfinde ich es auch als ganz große Bereicherung, dass wir diese Geschichten aus der Sicht von Hazel erleben. So vieles, was die Autorin aufgreift, sei es Hazels Herkunft und ihr Zurechtfinden in einer neuen Kultur, die Judenverfolgung, Homosexualität oder Verweigerung der Frauenbildung erleben wir durch Hazels Augen und wie sie direkt auf die Informationen, die sie bekommt, reagiert. Hazel und auch Daisy hinterfragen die Dinge und die Haltung, die die Gesellschaft zu der Zeit vertreten hat. Es wird aber sehr jugendlich aufbereitet, dabei jedoch nie klein gespielt oder gar verniedlicht. Diese Bücher greifen relevante Themen auf, stellen sie in einen Kontext und hinterfragen sie.
Das klingt sehr beeindruckend. Kommen wir noch einmal konkret auf diesen Fall zu sprechen. Ihr hattet bei den letzten Ermittlungen bemängelt, dass die Hinweise geradezu auf der Straße lagen. Wie hat euch diese Ermittlung gefallen?
Daisy: So viel besser als der vorherige Fall! Ich hatte das Gefühl, die möglichen Täterinnen bei “Feuerwerk mit Todesfall” gar nicht richtig zu kennen und ihre Motive empfand ich auch nicht als triftig genug, um einen Mord zu begehen (wobei…ist Mord jemals zu rechtfertigen?). In diesem Fall haben wir zuerst alle Figuren kennen gelernt und schon kombinieren können, wer in welcher Beziehung zu wem stehen könnte. Ich muss gestehen, ich hatte von Anfang an eine Person fest im Blick und war der Meinung, hier genau richtig zu liegen. Daisy wäre schwer enttäuscht von mir - ich hätte ihrer Detektei keinen Erfolg eingefahren, denn das hat sich als völlig falsch erwiesen. Daffy und ich haben währenddessen auch viel hin und her überlegt, was einen Wells und Wong Fall einfach noch großartiger macht!
Daffy: Ausgezeichnet. Es hat sehr viel Spaß gemacht, diesen neuen Schauplatz mit unseren beiden liebsten Protagonistinnen zu erkunden. Es gab viele versteckte Hinweise zu sammeln und Theorien aufzustellen. Obwohl ich mit einigen dieser, so wie Daisy mit ihrer/m Verdächtigen, völlig daneben lag, war es aufregend zu versuchen, alle möglichen Figuren zu durchschauen. Der Fall war so verzwickt, dass ich zwischenzeitlich jede und jeden für verdächtig befunden habe. Ein wahrer Knobelspaß also.
Weil wir natürlich absolut gespannt sind wie es weiter geht, vielleicht noch ein paar Worte über die Zukunft? Wann werdet ihr zu Daisy und Hazel zurückkehren und was erwartet ihr vom nächsten Fall?
Daisy: Das Allerbeste natürlich! Nein, nur ein kleiner Spaß. Obwohl ich schon einige Hoffnungen in eine Reise nach Asien setze. Das könnte höchst, höchst, höchst spannend werden.
Daffy: Und natürlich hoffen wir, möglichst bald starten zu können! Es ist so wunderbar, Zeit mit den beiden zu verbringen! Was ich gehört habe, verschlägt uns unser nächster Fall in Hazels Heimat: Hongkong. Was sie dort wohl erwarten wird? Hoffentlich gibt es bald wieder internationale Flüge, damit wir direkt losstarten können!
Darauf stoßen wir mit unserem Kinderpunsch an und wünschen euch ein wundervolles Weihnachtsfest mitten im Frühjahr. Wir danken für eure Zeit und verabschieden uns für dieses Mal.