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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2017

Ein etwas anderer "Irland-Krimi"

Rain Dogs
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Oft verbindet man Irland mit sanften, grünen Hügeln, wolligen Schafen und alten Cottages. Vielleicht ein guter Schauplatz für Krimis, aber dennoch eine friedliche und ruhige Atmosphäre.


Adrian McKintys ...

Oft verbindet man Irland mit sanften, grünen Hügeln, wolligen Schafen und alten Cottages. Vielleicht ein guter Schauplatz für Krimis, aber dennoch eine friedliche und ruhige Atmosphäre.


Adrian McKintys Irland ist davon weit entfernt. „Rain Dogs“ ist bereits der fünfte Fall für den sympathischen Ermittler Sean Duffy, aber gut einzeln lesbar. Alle Bücher spielen im Nordirland, vor der tristen Kulisse des Belfast der späten 80er Jahre. Die „troubles“ sind in vollem Gange, die Zustände ähneln einem Bürgerkrieg. In diesem Zusammenhang wundert es nicht, dass immer wieder betont wird, dass Duffys Katholik ist, denn diese sind normalerweise nicht gut auf die Polizei zu sprechen. Duffy selbst ist eher unpolitisch, obwohl die Unruhen sein Verhalten prägen: So sieht er vor jeder Fahrt unter sein Auto um es auf Autobomben zu kontrollieren.


Den Inhalt - also vor allem den Fall, den Sean Duffy dieses Mal lösen muss - zu beschreiben, würde diesem Krimi nicht gerecht werden. Duffy ist ein genialer Charakter, der viel über Musik weiß, ein gutes kriminalistisches Gespür hat und einen weichen Kern unter seiner rauen Schale verbirgt. Ein Polizist, der Lust auf eine Fortsetzung macht!


Ein paar Wort möchte ich aber doch über die Ermittlungen verlieren, denn der Fall ist spannend gemacht: Eine junge Reporterin ist mit einer finnischen Delegation in Belfast. Nach einer Besichtigung des Carrickfergus Castle wird sie nicht mehr gesehen. Am nächsten Morgen findet der Museumswart der Burg sie tot im Innenhof, offenbar ist sie von der Mauer gesprungen. Da die Burg verschlossen war, muss es sich um Selbstmord handeln. Doch Duffy hat Zweifel und verfolgt die Spuren weiter. Dabei kann er sich sowohl auf seinen Instinkt, als auch auf die Ermittlungsergebnisse der Kollegen verlassen. Ein gut gemachter Plot, der spannend bis zum Schluss ist.


Fazit: Absolut empfehlenswerter Krimi, der mich gut unterhalten hat und ganz nebenbei ein interessantes Bild Irlands zeigt!

Veröffentlicht am 04.02.2017

Krimi-Festival in der Normandie

Bitterer Calvados
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Dies ist bereits der dritte Band um den französischen Kommissar Leblanc, doch man kann ihn auch gut ohne Vorkenntnisse lesen.


Im beschaulichen Küstenort Deauville findet ein Krimi-Festival statt und ...

Dies ist bereits der dritte Band um den französischen Kommissar Leblanc, doch man kann ihn auch gut ohne Vorkenntnisse lesen.


Im beschaulichen Küstenort Deauville findet ein Krimi-Festival statt und der berühmte Autor Jean-Paul Picard, von allen nur JPP genannt, hat sich angekündigt. Leblanc bekommt sogar Karten für seine erste Lesung und kann sich von JPPs anziehender Wirkung (besonders auf das weibliche Publikum) überzeugen.

Am nächsten Morgen ist JPP tot und je länger Leblanc und seine Kollegin ermitteln, desto länger wird die Liste der Verdächtigen. Es stellt sich heraus, dass JPP kein sympathischer Zeitgenosse war und sich oft unbeliebt gemacht hat. Während die meisten Verdächtigen nach und nach ausscheiden, dringen die Ermittler immer tiefer in das Privatleben des Autors vor.

Gleichzeit hat Leblanc mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen, denn im Gegensatz zu JPP, hat er kein Glück bei den Frauen.


Mich hat dieses Buch positiv überrascht, das Buch hat nicht nur viel Lokalkolorit und einen sympathischen Hauptcharakter, sondern auch eine solide Krimihandlung. Das Lesen macht Spaß und die Spannung kommt nicht zu kurz!

Veröffentlicht am 02.02.2017

Mord im Spiegelkabinett

Das Buch der Spiegel
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„Ich fand schon immer, nach 300 Seiten sollten Leser etwas mehr bekommen haben als nur die Antwort, wer denn nun Tom, Dick oder Harry umgebracht hat, ganz gleich wie raffiniert und überraschend das Ganzes ...

„Ich fand schon immer, nach 300 Seiten sollten Leser etwas mehr bekommen haben als nur die Antwort, wer denn nun Tom, Dick oder Harry umgebracht hat, ganz gleich wie raffiniert und überraschend das Ganzes gestrickt sein mag.“

(Aus dem Nachwort des Autors)


Das Buch gliedert sich in drei Teile, jeder erzählt aus einer anderen Perspektive. Es beginnt mit dem Literaturagenden Peter Katz, der regelmäßig Manuskripte erhält um sie für seinen Verlag zu prüfen. Er erhält einen Brief von Richard Flynn, der ihn neugierig macht. Er enthält den ersten Teil eines Manuskriptes, in dem Flynn von seiner eigenen Studentenzeit in Princeton schreibt. Dort wohnt er mit der charismatischen Laura zusammen und lernt über sie Professor Joseph Wieder kennen. Das Manuskript endet mit der Andeutung, Flynn wisse wer Wieder ermordet hat.

Peter Katz versucht an das vollständige Manuskript zu kommen, dies stellt sich als schwieriger heraus, als er dachte. Katz bittet seinen sein, den Autor John Keller ihm zu helfen.


Im zweiten Teil begleiten wir John Keller bei seinen Recherchen zum Mordfall Joseph Wieder. Er besucht Menschen, die im Manuskript erwähnt werden und erfährt dabei eine ganz andere Geschichte. Seine Recherchen und das unvollendete Manuskript übergibt er der Polizei.


Im dritten Teil macht sich der Expolizist Roy Freeman auf die Suche nach der Wahrheit. Freeman war vor vielen Jahren im Ermittlerteam zum den Tod an Joseph Wieder. Er hat den Fall nicht vergessen und liest nun noch einmal die Akten, befragt Zeugen und fördert eine neue Version der Ereignisse zutage.


Ich muss zugeben, dass mich Titel und Cover vielleicht ein wenig in die Irre geführt haben. Das Buch ist gut zu lesen, der Stil ist angenehm leicht und flüssig. Auch der rote Faden geht nie verloren, selbst wenn man nicht weiß, welche Version der Ereignisse die richtige ist. Daneben geht der Autor auch immer ein wenig auf das Privatleben der jeweils erzählenden Hauptperson ein. Man lernt die Menschen kennen, auch wenn immer wieder bewusst wird, dass man nur die Oberfläche sieht.


Der Autor Eugen Chirovici stammt aus Transsilvanien und hat u.a. deutsche Wurzeln. In seiner Heimat hat er schon mehrere erfolgreiche Bücher veröffentlicht und sich mit geschichtlichen Themen auseinander gesetzt. Einige Anspielungen darauf findet man sicher auch in diesem Buch, vor allem hat Chirovici aber einen unterhaltsamen Roman geschrieben, der auch ein Krimi sein könnte.

Veröffentlicht am 28.12.2016

Ein wundervolles Buch über eine Außenseiterin, die keine sein will

Mein Leben, mal eben
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Dieses Buch ist einfach wundervoll, von außen wie von innen. Der Einband ist liebevoll gestaltet, die Details (Papierkraniche, bunte Vögel) findet man auch im Inhalt wieder.


Die Autorin, selbst Mutter ...

Dieses Buch ist einfach wundervoll, von außen wie von innen. Der Einband ist liebevoll gestaltet, die Details (Papierkraniche, bunte Vögel) findet man auch im Inhalt wieder.


Die Autorin, selbst Mutter zweier Kinder, erzählt aus der Perspektive der 13jährigen Anouk, die von sich selbst sagt, sie trage das Unnormal-Gen. Die Frage ist nicht nur, wer es ihr vererbt hat: Eine ihrer beiden Mütter (MaMi und Matrix) oder ihr Phillip, für den es gerade kein Wort gibt, von dem sie aber mit Sicherheit ihre grauen Augen geerbt hat?

Natürlich geht es zu allererst um die Schule, beziehungsweise die Mitschülerinnen und Mitschüler, denen Anouk jeden Tag ausgesetzt ist. Sie beschließt dazuzugehören und legt sich eine Liste an um dies zu schaffen. Aber natürlich kommt alles ganz anders.


Das Buch ist dabei keine lose Sammlung von Ereignissen, sondern durchaus spannend, ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter geht. Anouk ist einfacher liebenswert und obwohl sie eine typische 13jährige ist, ist es doch kein Jugendbuch. Auch als Erwachsene fiebert man mit ihr mit und erfährt mit erfrischender Selbstverständlichkeit, dass Anouk zwei Mütter, einen ausgefallenen Musikgeschmak und Stinkesocken unter dem Bett hat.


Ich habe es verschlungen und möchte es jedem weiterempfehlen, der Lust auf ein schönes Buch hat, dass sich „mal eben“ lesen lässt!

Veröffentlicht am 26.09.2024

Die feministische Serienkillerin

Du kennst sie
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Sophie arbeitet in einer Bar, sie hat es sogar ziemlich weit gebracht und könnte mit ihrer Position durchaus zufrieden sein. Aber als Frau erlebt sie beinahe täglich, wie Männer sich ihr gegenüber herablassend ...

Sophie arbeitet in einer Bar, sie hat es sogar ziemlich weit gebracht und könnte mit ihrer Position durchaus zufrieden sein. Aber als Frau erlebt sie beinahe täglich, wie Männer sich ihr gegenüber herablassend verhalten, angefangen dabei sie "Schätzchen" zu nennen, bis hin zu übergriffen. Sophie hat das alles erlebt, bei sich selbst oder ihren Kolleginnen. Köche, die den Weg versperren, damit sie sich an ihnen vorbeizwängen muss, sexistische Sprüche von völlig unbekannten Männern, Rufe und Blicke. Den ersten Mord konnte ich deshalb fast nachvollziehen. Ein reicher Mann, der denkt er könne sich alles erlauben. Sophie wehrt sich und Sophie bringt ihn um. Danach folgen weitere, die es mehr oder weniger verdient haben. Die ganze Geschichte erinnert sehr vage an Aileen Wuornos, passiert aber in einem Umfeld, das wir alle kennen. Sei es die Bar oder das Volksfest oder einfach der Gang durch die Stadt.
Neben Sophie lernen wir auch die junge Polizistin Nora kennen. Natürlich passiert es auch ihr, dass Zeugen lieber mit ihrem männlichen Kollegen reden als mit ihr. Trotz guter Qualifikation wird ihr wenig zugetraut. Immer mehr baut sich eine Sympathie auf und die Geschichte verdichtet sich.

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