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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2020

Ein interessanter Ratgeber

Wirklich leben heißt entscheiden
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Das Autoren-Duo könnte nicht unterschiedlicher sein: zum einem
Tom Gschwandtner, der seit einem Autounfall 1995, bei dem er sich den Hals gebrochen hat, auf den Rollstuhl angewiesen ist und andererseits ...

Das Autoren-Duo könnte nicht unterschiedlicher sein: zum einem
Tom Gschwandtner, der seit einem Autounfall 1995, bei dem er sich den Hals gebrochen hat, auf den Rollstuhl angewiesen ist und andererseits Christian Redl, der als Profi-Freitaucher seit 2006 mehrfacher Weltrekordhalter ist.

Doch so unterschiedlich ihr Leben ist, so haben sie einiges gemeinsam: Sie analysieren ständig ihre aktuelle Situation und entscheiden (oft in Bruchteilen von Sekunden) was zu tun ist.

Von ihren Erfahrungen wollen sie die Leser profitieren lassen. In kurzen Kapiteln mit anschaulichen Beispiele aus ihrem Leben stellen sie eine durchaus praktikable Vorgehensweise vor.
Wichtig sind solche Fragen:

Wo stehe ich?
Welches Ziel will ich erreichen?
Auf wenn will/soll ich hören?
Wie kann ich mein Schicksal selbst in die Hand nehmen?
Wie kann der Entscheidungsfindungsprozess aussehen?
Wie kann ich loslassen, wenn das bisherige nicht mehr passt?

Es ist nicht notwendig so extreme Leben zu führen, um sich diese Fragen zu stellen. Jeden Tag ringen wir mehr oder weniger oft um Entscheidungen, die uns schwer fallen oder entscheiden einfach aus dem Bauch heraus. Wichtig ist, Entscheidungen überhaupt zu treffen - und das vor allem selbst. Natürlich gibt es einiges, das wir nicht beeinflussen können. Doch das was in unserem Einflussbereich liegt, sollten wir aktiv mit entscheiden.

Fazit:

Ein interessanter Ratgeber, der anregt, ein wenig aktiver an seine Entscheidungen heranzugehen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 20.02.2020

AUs der Sicht eines Einwandererkindes

Sie şprechen ja Deutsch!
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Wenn die Wettermoderatorin Eser Akbaba seit mehr als 10 Jahren mit einem fröhlichen“Schönen gute Abend beim Wetter“, aus dem österreichischen Fernsehen schaut, kann man annehmen, dass sie trotz ihres ausländischen ...

Wenn die Wettermoderatorin Eser Akbaba seit mehr als 10 Jahren mit einem fröhlichen“Schönen gute Abend beim Wetter“, aus dem österreichischen Fernsehen schaut, kann man annehmen, dass sie trotz ihres ausländischen Namens eine waschechte Österreicherin ist.

Mit viel Augenzwinkern und Demut erzählt Eser Akbaba die Geschichte ihrer Eltern, die als Gastarbeiter aus Anatolien nach Österreich gekommen sind, um Geld für die Familie zu verdienen. Sie beschreibt die Schwierigkeiten ihrer Mutter, die wie viele Frauen damals nicht in die Schule gehen durften und Zeit ihres Lebens Analphabetin geblieben ist und dabei dennoch mehr als nur türkisch spricht. Denn türkisch ist für die Akbabas eine ihnen aufgezwungene Fremdsprache.
Eser Akbaba erzählt aber auch, wie sie es als Kind gehasst hat, für ihre Eltern vor Ämtern und Behörden zu dolmetschen. Damit ist sie nicht alleine. Auch heute müssen viele Kinder vor allem für die Mütter dolmetschen. Die salopp hin geworfene Bemerkung mancher Österreicher „Die sollen deutsch lernen“ scheitert häufig daran, dass vor allem die Frauen nicht alphabetisiert sind und daher kaum eine Chance haben, die fremde Sprache zu lernen. Esers Mutt Gülistan, der dieses Buch gewidmet ist, ist es extrem wichtig, dass ihre sechs Kinder eine ordentliche Schulbildung (auch wenn die eine oder andere Ehrenrunde dabei war) erhalten. Eser muss den Traum der Mutter, ein Studium abschließen zu können, leben.

Denn so sagt Gülistan Akbaba: „Du sollst es einmal viel besser haben als ich. Du sollst studieren und von niemandem abhängig sein“.

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen. Vielleicht hilft der Wechsel in Gülistans Perspektive, mit dem Vorurteil, dass sich Ausländer nicht integrieren wollen, ein wenig aufzuräumen.

Gut gefallen mir die acht Märchen, die einen Zusammenhang mit Eser Akbaba haben. Eine echt nette Idee!.

Gerne gebe ich diesem locker erzählten Buch, das doch einen ernsten Hintergrund hat, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 19.02.2020

Traue keinem

Lübsche Wut
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Ralf Blum, langjähriger Insasse der JVA Lauerhof in Lübeck, hat Selbstmord begangen. Wirklich? Die Meinungen gehen hier stark auseinander, und vor allem, weint kaum jemand dem Toten eine Träne nach, denn ...

Ralf Blum, langjähriger Insasse der JVA Lauerhof in Lübeck, hat Selbstmord begangen. Wirklich? Die Meinungen gehen hier stark auseinander, und vor allem, weint kaum jemand dem Toten eine Träne nach, denn Blum ist als Kinderschänder und Mörder eines kleinen Jungen überführt und verurteilt worden. Dieses Klientel ist in der Hackordnung des Gefängnisses ganz zuunterst angesiedelt.
Da es dennoch Gerüchte auf Fremdverschulden gibt, werden KHK Birger Andresen und Ida-Marie Berg in die JVA gerufen, um jedweden Zweifel auszuräumen. Dabei kommen sie nicht nur dem LKA in die Quere sondern sehen sich auch einem höchst unkooperativen Anstaltsleiter gegenüber.
Es scheint, als würde jemand späte Rache an Blum nehmen wollen. Doch wer? Und warum arbeitet das LKA so vehement gegen Andresen & Co.? Sind hier hochrangige Politiker in einen veritablen Skandal verwickelt?

Meine Meinung:

Jobst Schlennstedt ist es gut gelungen, Misstrauen zu säen. Ich habe eigentlich keiner Person wirklich vertraut. Selbst Andresen und Berg kommen manchmal nicht ganz integer bei mir an. Das liegt vielleicht daran, dass ich die Vorgeschichte(n) der Ermittler nicht kenne. Immerhin ist dieser Krimi der 9. aus dieser Reihe.

Geschickt führt uns der Autor an der Nase herum, wenn es darum geht, mögliche Verdächtige auszumachen. Doch ich hatte dann doch bald den richtigen Riecher.

Das Thema Missbrauch und Kinderpornografie, ist wirklich besonders abscheulich. Besonders dann, wenn die Ehefrau des Täters und Mutter des Opfers davon weiß und nichts dagegen unternimmt. Ich will Blum hier nicht entschuldigen oder seine Taten schön reden, trotzdem ist er selbst ein Opfer. Dass Opfer zu Tätern werden oder an den an ihnen verübten Verbrechen zerbrechen, ist häufig. Das besonders perfide allerdings, sind die honorigen Herren, die sie am Leider der Kinder ergötzen. So gesehen kann man die späte Rache, die hier im Buch verübt wird, gut verstehen.

Fazit:

Für meinen ersten Birger-Andresen-Krimi vergebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 19.02.2020

Das Ende einer Ära

Zechentod
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Die Schließung der letzten Steinkohlezeche in Bottrop, Prosper Haniel, steht bevor. Die meisten Bergmänner sind schon seit längerem im Vorruhestand. So auch Andy Goretzka, der plötzlich verschwindet. An ...

Die Schließung der letzten Steinkohlezeche in Bottrop, Prosper Haniel, steht bevor. Die meisten Bergmänner sind schon seit längerem im Vorruhestand. So auch Andy Goretzka, der plötzlich verschwindet. An den Lotto-Gewinn mag so keiner richtig glauben. Während sich Ehefrau Martina und ihre Freundin Omma Kwatkowiak Sorgen machen, halten die ehemaligen Kumpel Willi und Elkin dicht. So wie einst, im Jahre 1995, als ein tödlicher Unfall unter Tage geschehen ist.

Timo Goretzka und Liesa Kwatkowiak versuchen auf eigene Faust das Verschwinden von Timos Vater Andy aufzuklären. Die beiden haben dazu höchst unterschiedliche Ansätze. Während Liesa zeitweise unter Panikattacken leidet, kann Timo seine Computerkenntnisse, die über das übliche Maß hinausgehen ausspielen.
Ja, und da ist noch der Obersteiger Schlehek, in dessen Schicht es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein soll.

Meine Meinung:

„Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust!“ - für die interessante Darstellung der bergmännischen Umgebung und die authentische Wiedergabe der Stimmung rund um die Stilllegung der letzten Zeche Deutschlands könnte ich glatt 5 Sterne und ein plus vergeben. Die Ausflüge in die Bekleidung der Bergleute mit Arschleder und goldenen Knöpfen auf der Uniformjacken finde ich sehr aufschlussreich. Hier merkt der Leser, dass die Autorin aus einer Bergmannsfamliie stammt.

Gut gefällt mir die humorige Sprache. Welcher Erwachsene schläft bitte in einer Schlumpf-Bettwäsche? Das Lokalkolorit kommt vor allem bei den Dialogen recht gut heraus.

Bei den Charakteren bin ich nicht ganz so überzeugt. Timo ist ok, und über Omma Kwatkowiak muss ich mehrmals herzlich lachen. Einzig Liesa ist mir nicht ganz so ans Herz gewachsen. Natürlich ist sie wegen des nicht lange zurück liegenden Todes ihrer Mutter noch ein wenig durch den Wind. Sie macht auf mich einen unfertigen Eindruck, viel zu unschlüssig.

Allerdings, bis der ganze Krimi Fahrt aufnimmt und dann so richtig fesselt, dauert es für mein Gefühl ein wenig zu lange. Dafür würde ich nur 3 Sterne vergeben. Weil aber die Autorin in ihrem Krimi-Debüt allerlei Spuren legt, die sich mitunter als Sackgasse entpuppen, kann ich guten Gewissens letztlich 4 Sterne geben.
Das Cover beeindruckt mich besonders.

Veröffentlicht am 16.02.2020

NIchts ist, wie es scheint in Oberschwaben

Oberschwaben Krimi / Mord im Dörfle
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Tobias Wellmann, KHK mit ein paar seelischen Schrammen, will eigentlich zu einer winterlichen Alpenüberquerung aufbrechen, als am Lindenweiher ein junges Paar tot aufgefunden wird.
Ausgerechnet am Lindenweiher, ...

Tobias Wellmann, KHK mit ein paar seelischen Schrammen, will eigentlich zu einer winterlichen Alpenüberquerung aufbrechen, als am Lindenweiher ein junges Paar tot aufgefunden wird.
Ausgerechnet am Lindenweiher, wo vor 24 Jahren Wellmanns Jugendliebe Monika gestorben ist.
Nur der Hartnäckigkeit von Kollegin Linda ist es zu verdanken, dass der Tod der beiden Jugendlichen als unklarer Todesfall betrachtet und nicht sofort als Doppelselbstmord zu den Akten gelegt wird.

Bei den Recherchen finden sich immer wieder Parallelen zu William Shakespeares „Romeo und Julia“. Wie in der Tragödie stammen Robert/Romeo und Jana/Julia aus miteinander verfeindeten Familien. Die Auffindungssituation ähnelt der Sterbeszene bei Shakespeare, nur dass 99 Teelichter um die Toten herum drapiert sind. Wer hat die eigentlich angezündet? Denn die beiden Toten haben weder Zündhölzer noch Feuerzeug bei sich....

Je weiter die Ermittlungen fortschreiten, desto häufiger mehren sich die Indizien, dass hier niemand ermitteln sollte. Da werden Reifen aufgeschlitzt, Einbrüche verübt und auch pure Gewalt angewendet. Als dann noch Wellmanns achtjähriger Sohn in Gefahr gerät, ist für Wellmann Schluss mit lustig.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist eine verzwickte Angelegenheit. Auf der Suche nach der Wahrheit muss sich Wellmann seinen eigenen Dämonen stellen. Es dauert eine geraume Zeit bis alle Puzzleteile an ihrem richtigen Platz fallen.
Auch in der Dienststelle ist nicht alles eitel Wonne. Da gibt es zwei Kollegen, die sich Chancen auf eine Beförderung ausgerechnet haben, die dann durch Wellmanns Rückkehr nach Biberach vereitelt worden sind.

Der Krimi besticht durch zahlreiche falsche Spuren und ein paar recht umtriebige kriminelle Elemente. Nicht der arbeitslose Außenseiter, sondern honorige Bürger haben hier jede Menge kriminelle Energie entwickelt.

Gut gefallen hat mir, dass die meisten Leute Dialekt sprechen. Für Nicht-Schwaben manchmal nicht leicht zu lesen. Auch die versöhnliche Geste am Ende, bei der sich Roberts und Janas Väter die Hände reichen, gefällt mir.

Die Charaktere sind recht gut entwickelt. Ob wir jemals erfahren werden, was Wellmann in Stuttgart so aus der Bahn geworfen hat, dass er selbst Drogen genommen hat? Hierzu gibt es nämlich nur die eine oder andere Andeutung. Aber, vielleicht wird ja eine Reihe aus diesem Regio-Krimi, ähnlich wie die „Kommissarin Vill-Reihe“. Schauen wir einmal.
Der Krimi hat mich gut unterhalten, obwohl ich dem Fasnet/Fasching/Karneval so rein gar nichts abgewinnen kann. Als Kulisse für die Ermittlungen hat es aber gut gepasst.?


Fazit:

Ein gut strukturierter Krimi, bei dem wenig ist, wie es scheint.
Gerne gebe ich hier 4 Sterne.