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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2020

Und was willst du?

Ein Sommer auf Sylt
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Nach dem unerwarteten Tod des Vaters erbt Julia ein Haus auf Sylt, von dem sie nicht gewusst hat. Da ihre Mutter bei ihr und ihrem Freund Jo eingezogen ist, muss schnell etwas passieren. Gemeinsam mit ...

Nach dem unerwarteten Tod des Vaters erbt Julia ein Haus auf Sylt, von dem sie nicht gewusst hat. Da ihre Mutter bei ihr und ihrem Freund Jo eingezogen ist, muss schnell etwas passieren. Gemeinsam mit der Mutter und ihren beiden Tanten reist Julia nach Sylt, um das Haus so schnell wie möglich und so teuer wie möglich zu verkaufen. Doch alles kommt ein wenig anders.
Nicht nur wohnt die Ex-Geliebte ihres Vaters in dem Haus, Julia findet auch noch dazu Gefallen an der Insel und an einem ihrer Bewohner …
Natürlich ahnt man ziemlich sicher vorher, worauf das Ganze hinauslaufen wird, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Lena Wolf schreibt spritzig, verarbeitet viele kuriose Einfälle und hat ein Portfolio an Figuren, das durchaus für Überraschungen sorgt.
Gelegentlich möchte man Julia ein wenig schütteln, damit sie zur „Vernunft“ kommt, aber es macht auch Freude, ihr bei ihren langsamen Schritten zur Erkenntnis zur Seite zu stehen.
Ein Sommerroman zum Schwelgen, zum Träumen von Sylt, gelegentlich zum Lachen und zum Kopfschütteln – eine leichte Lektüre, die rundum Spaß verbreitet.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.02.2020

Unglaublich, oder?

Mina und die Karma-Jäger - Der Klassenkassen-Klau
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Mina hat Geburtstag, doch ihre Party wurde abgesagt, weil sie angeblich Läuse hat. Seltsam! Niemand weiß etwas davon, weder von den Läusen noch von der Absage.
Plötzlich taucht ein Junge bei Mina auf – ...

Mina hat Geburtstag, doch ihre Party wurde abgesagt, weil sie angeblich Läuse hat. Seltsam! Niemand weiß etwas davon, weder von den Läusen noch von der Absage.
Plötzlich taucht ein Junge bei Mina auf – ein toter Junge, bzw. eben sein Geist. Er verlangt Hilfe von Mina, denn seine Karmabewertung ist richtig schlecht, und der Himmel hat angeordnet, dass er sie um Hilfe bitten soll. Julius, so heißt der Geist, ist ein echter Egozentriker, der viel Spaß daran hat, anderen Streiche zu spielen, egal wie schlecht das für diejenigen ausgeht.
Diese Folge heißt: Der Klassenkassen-Klau, und mit der Aufklärung dieses Falls soll Julius sein Karma aufbessern.
Doch dazu braucht es viele Umwege. Mina und Julius müssen sich aneinander gewöhnen, Verständnis für einander entwickeln und jede Menge lernen. Das bedeutet nicht automatisch, dass Julius immer alles falsch macht und Mina automatisch richtig liegt, doch bei ihr stehen Herz und Bauchgefühl im Zentrum, bei Julius er selbst, bis … tja, wird nicht verraten, Spoileralarm.
Insgesamt handelt es sich bei diesem Reihenauftakt um eine sympathische, humorvolle, leicht fantastische und doch sehr geerdete Geschichte um Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt.
Das fantastische Element sorgt dafür, dass die Story nicht ins Belehrende abgleitet.
Als Klassenlektüre eignet sich das Buch ganz sicher, da es viele Redeanlässe gibt und zwei Identifikationsfiguren für Leserinnen und Leser zur Verfügung stehen.
Sprachlich ist das Buch optimal an die Zielgruppe angepasst, auch die Illustrationen motivieren zusätzlich und lockern den Text auf. Der ist sehr lesefreundlich gestaltet, mit großen Zeilenabständen und rechts ausflatternden Zeilen. Es gibt viele Dialoge und nette Nacktmull- und Regenwurm-Vignetten am unteren Buchrand.

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Eine gelungene Zeitreise

Die Galerie am Potsdamer Platz
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In den Dreißiger Jahren kommt Alice Waldmann nach Berlin. Die junge Frau will ihre Familie finden und erfahren, warum der Kontakt zu ihrer Mutter völlig abgerissen war. Ihre Großmutter, Helena Waldmann, ...

In den Dreißiger Jahren kommt Alice Waldmann nach Berlin. Die junge Frau will ihre Familie finden und erfahren, warum der Kontakt zu ihrer Mutter völlig abgerissen war. Ihre Großmutter, Helena Waldmann, scheint sie zu hassen, doch Alice findet Unterschlupf bei Rosa, ihrer Tante. Dort erhält sie nach und nach Zugang zur Gesellschaft der Künstler und der Kunstgalerien. Ihre Leidenschaft wird das Fotografieren.
Der Autorin, Alexandra Cedrino; gelingt es mit wenigen Sätzen, das Leben und die Ereignisse der Dreißiger Jahre vor dem geistigen Auge der Leserinnen lebendig werden zu lassen. Man spürt beim Lesen die Unruhe, den Wunsch nach Umbrüchen und Freiheit, die heraufziehenden Konflikte mit den Nationalsozialisten usw. Auch Alice, die Hauptfigur, versucht, sich selbst zu definieren, ihren eigenen Weg zu gehen und so viel wie möglich zu erleben und sich selbst zu verwirklichen.
Gesellschaftliche, politische, soziale oder andere Hindernisse sollen ihr nicht im Weg stehen.
Der Kunstbetrieb rund um die Familie Waldmann erweist sich als Türöffner für eine ganze Reihe von Geschehnissen, die die Entwicklung der Hauptfigur vorantreiben. Sehr gut sind auch die anderen wichtigeren Charaktere gelungen, die alle eigene Ziele haben, eigene Spiele spielen und jeweils ihr eigenes Päckchen mit sich herumtragen.
Sprachlich wird man von der ersten Seite an in die Geschichte hineingezogen und begleitet die Figuren gern.
Der Umschlag, mit seiner grafischen Gestaltung und den gedeckten Farben ist ebenfalls auch Blickfänger, der Aufmerksamkeit auf sich zieht, vor allem im Vergleich zu vielen anderen Büchern, die im gleichen Zeitraum spielen.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Spannendes Abenteuer

Das Wolkenschiff – Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)
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Die Zwillinge Marie und Arthur verlieren ihren Vater, Ernest Brightstorm, einen Entdecker. Er hat eine Wettbewerbs-Entdeckungsreise zum Kontinent Südpolaris unternommen und ist gescheitert. Durch seinen ...

Die Zwillinge Marie und Arthur verlieren ihren Vater, Ernest Brightstorm, einen Entdecker. Er hat eine Wettbewerbs-Entdeckungsreise zum Kontinent Südpolaris unternommen und ist gescheitert. Durch seinen Tod verlieren die Kinder nicht nur den Vater, sondern auch ihr Zuhause und werden quasi als Sklaven verkauft. Doch sie geben nicht auf. Mit Harriet Culpepper, einer jungen, energischen Entdeckerin wagen sie die Reise erneut. Harriet will als Erste den Pol erreichen, die Kinder wollen ihren Vater finden bzw. herausfinden, was wirklich geschehen ist, denn es gibt Hinweise, dass die Geschichte um ihren Vater sich nicht so abgespielt haben könnte, wie die Rückkehrerin Eudora Vane es erzählt hat.
Die hoch spannende Geschichte spielt in einer Parallelwelt. Zwar ist London – im Buch Lontown – unschwer zu erkennen. Als Zeit ist wohl das Ende des 19. Jahrhunderts angedacht, wenn man sich die beschriebenen Lebensbedingungen in den „Slumbs“ anschaut. Das Buch hat ein wenig etwas von Steampunk, doch stehen hier die Figuren und ihre Geschichte deutlich im Vordergrund. Die Geschwister haben Ecken und Kanten, machen Fehler, entwickeln sich weiter. Sie treffen auf Helfer, begegnen aber auch dem Bösen. Es tauchen wunderbare, fremde Kreaturen auf, und die Länder, die sie bereisen liegen gerade so ein wenig neben der Realität, dass die Autorin nicht viel braucht, um ein lebendiges Bild zu erzeugen, das beim Lesen klar im Kopf entsteht.
Die Geschichte, die an Jules Vernes „Kinder des Kapitän Grant“ erinnert, wartet mit einigen Überraschungen auf, wurde intelligent konstruiert und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt.
Sprachlich sind Stil und Wortwahl hervorragend an die Zielgruppe angepasst. Ein bisschen schade ist, dass auf dem Titelbild ganz eindeutig nicht die „Aurora“, also das Wolkenschiff abgebildet ist, mit dem die Zwillinge unterwegs sind. Man hätte sich ein Bild der „Aurora“ gewünscht, nachdem es die Autorin so ungewöhnlich kreiert hat.
Zum Ende des Buches kündigt sich eine zweite Forschungsreise an. Diesen zweiten Band werden alle Leserinnen und Leser sicher voller Ungeduld erwarten.

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Veröffentlicht am 19.03.2019

Träume muss man leben

Allee unserer Träume
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Ilse Schellhaas wächst in einem Haushalt auf, in dem sie einerseits erfährt, welchen Restriktionen Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterliegen, andererseits wächst sie durch ihren Vater in die Welt ...

Ilse Schellhaas wächst in einem Haushalt auf, in dem sie einerseits erfährt, welchen Restriktionen Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterliegen, andererseits wächst sie durch ihren Vater in die Welt der Architektur und seines Bauunternehmen hinein.
Deshalb beschließt sie, selbst ein Studium in diesem Bereich zu absolvieren. Es gelingt ihr gegen alle Widerstände. Nach dem Krieg und der Gründung der DDR gelingt es ihr tatsächlich, in das Planungskomitee berufen zu werden, das die neue Prachtstraße in Ostberlin, die Stalin- bzw. Karl-Marx-Allee entwickeln soll. Ilse als Frau wird jedoch nicht für voll genommen und ist durch einen Fehler in ihrer Vergangenheit erpressbar. Trotzdem bringt sie ihre Ideen ein, setzt sich durch und setzt sich außerdem für die Belange der Bauarbeiter auf den Baustellen ein. Sie will Häuser und Wohnungen für die einfachen Menschen, mit Annehmlichkeiten, aber ohne Schickimickikram.
Dieser Roman erzählt die Geschichte Ilses auf zwei Ebenen, einerseits entlang des Baufortschritts der Prachtstraße, andererseits in Rückblicken auf Ilses Leben, sodass sich nach und nach zeigt, wo ihr Weg wie verlaufen ist und warum sie heute steht, wo sie steht.
Ilse ist eine starke Frau, nicht unfehlbar, ein Kind ihrer Zeit, aber trotzdem intelligent, und man wünscht ihr beim Lesen recht bald, dass sie ihr Glück findet, sich beruflich verwirklichen kann und gleichzeitig die Liebe findet.
Zahlreiche Nebenfiguren bevölkern den Roman, einige tauchen wiederholt auf und spielen eine entscheidende Rolle in mehreren Lebensabschnitten von Ilse.
Zeitgeschichte wird en passant mit erzählt, aber weder belehrend noch als Mittel zum Zweck. Die beiden Autoren haben jeweils Szenen ausgewählt und „in Szene gesetzt“, die sich ausgezeichnet eignen, um exemplarisch zu erfahren, wie die Lebensbedingungen waren, die andererseits aber, da durch Ilses Augen betrachtet, eben auch entscheidend für ihre jeweiligen Entscheidungen waren.
Wie ein Puzzle setzt sich im Laufe des Romans Ilses Schicksal zusammen.