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Veröffentlicht am 13.03.2020

Wer steckt hinter den Grabschändungen auf dem Zentralfriedhof?

VANITAS - Grau wie Asche
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Carolin ist zurück in Wien und hat ihren Job in einer Blumenhandlung auf dem Zentralfriedhof wieder aufgenommen. Doch seit den Vorfällen in München ist sie noch vorsichtiger geworden. Als Unbekannte ein ...

Carolin ist zurück in Wien und hat ihren Job in einer Blumenhandlung auf dem Zentralfriedhof wieder aufgenommen. Doch seit den Vorfällen in München ist sie noch vorsichtiger geworden. Als Unbekannte ein Grab öffnen, den Schädel mit einem Hühnerkopf im Mund auf dem Grabstein arrangieren und Schmierereien hinterlassen, hält sie die Situation genau im Auge. Es bleibt nicht bei dieser einen Tat. Ihr Herumtreiben an den Tatorten ruft Oliver Tassani von der Mordkommission auf den Plan, der ihr genauer auf den Zahn fühlen will. Doch ihre wahre Identität will sie ihm gegenüber geheim halten - wer weiß, bei wem diese Information sonst noch landet? Als gleichzeitig ein Student beginnt, die Blumenhandlung täglich zu besuchen und sich dabei merkwürdig zu verhalten, schrillen bei Carolin alle Alarmglocken. Ist die Angst begründet oder leider sie allmählich unter Paranoia?

Nach dem spannenden ersten Teil von „Vanitas“ habe ich mich sehr auf das Wiedersehen mit der Protagonistin Carolin gefreut. Ausgangspunkt der Handlung ist erneut der Zentralfriedhof in Wien. Von Robert, der sie im ersten Teil nach München beordert hat, hat sie schon eine Weile nichts gehört. Das beruhigt sie jedoch nicht so recht, da die Funkstille auch bedeuten könnte, dass ihm etwas zugestoßen ist. Sie bleibt auf der Hut und will sicher gehen, dass die Taten auf dem Zentralfriedhof nichts mit ihr zu tun haben.

Die Geschichte beginnt in einem angenehm zügigen Tempo. Carolin hat die erste Grabschändung schnell entdeckt und versucht, die auf den Grabstein geschmierten Symbole zu entziffern. Dabei will Tassani von der Mordkommission sie im Blick halten, was ihr gar nicht Recht ist. Kein Wunder also, dass sie ihn nicht informiert, als sie am nächsten Morgen als erste entdeckt, dass erneut etwas vorgefallen ist.

Carolin ist ein Charakter, deren Handeln stark durch die extremen Erfahrungen ihrer Vergangenheit bestimmt wird. Im ersten Band hat man als Leser bereits einige Hinweise bekommen, was damals passiert ist. Im Laufe dieses Bandes erfährt man nun mehr über ihre Narben und was sie gezwungen war mit anzusehen und zu tun. Das half mir dabei, ihr Verhalten zu verstehen und warum sie eine radikale Entscheidung trifft, welche den weiteren Handlungsverlauf entscheidend beeinflusst.

Es gibt in diesem Buch immer wieder Phasen, in denen Carolin als Charakter mit ihrer Vergangenheit und der Frage, wie es für sie weitergehen kann, im Fokus steht. Der Fall rund um die Grabschändungen gerät dabei aber nicht in Vergessenheit, auch hier kommt es regelmäßig zu neuen Entwicklungen. Aus verschiedenen Gründen beginnt die Protagonistin wie schon im ersten Band schließlich damit, Nachforschungen auf eigene Faust anzustellen. Dabei begibt sie sich auf gefährliches Terrain. Ein gelungener Spannungsbogen sorgte dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

In „Vanitas. Grau wie Asche“ von Ursula Poznanski kommt es zu grausigen Vorfällen auf dem Zentralfriedhof in Wien, welche die Protaginistin, die selbst etwas zu verbergen hat, genau im Auge behält. Carolin ist ein vielschichtiger Charakter und ich fand es interessant, sie im Rahmen von unkonventionellen Ermittlungen und der Auseinandersetzung mit ihrer verzwickten persönlichen Situation besser kennenzulernen. Dieser zweite Band lässt sich auch ohne Vorkenntnisse des ersten lesen. Thriller-Fans sollten sich diese Reihe nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 10.03.2020

Wie man Dankbarkeit zum Ausdruck bringen kann

Dankbarkeiten
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Michka hat einst Fotoreportagen gemacht und als Korrektorin gearbeitet. Doch inzwischen ist sie eine alte Frau, der schleichend die Fähigkeit entgleitet, sich auszudrücken. Als sie eines Tages das Gefühl ...

Michka hat einst Fotoreportagen gemacht und als Korrektorin gearbeitet. Doch inzwischen ist sie eine alte Frau, der schleichend die Fähigkeit entgleitet, sich auszudrücken. Als sie eines Tages das Gefühl hat, nicht mehr aufstehen zu können, lässt sie Marie rufen. Die beiden sind eng befreundet, seit Marie ein Kind und Michka ihre Nachbarin war. Zu dieser Zeit hat Marie viel Zeit bei Michka verbracht, denn ihre Mutter hat sich wenig um sie gekümmert. Jetzt hilft Marie ihr, ins Seniorenheim zu ziehen. Mit dem Logopäden Jérôme kämpft sie von nun an mit Übungen gegen den Verlust der Wörter an. Michka hat dabei eigentlich nur noch einen Wunsch: Sie möchte erfahren, was aus den beiden Menschen geworden ist, die ihr einst geholfen haben, zu überleben.

Die Geschichte beginnt mit einigen Worten von Marie zum Thema Dankbarkeit, die mich berühren könnten. Sie selbst verdankt Michka viel, weshalb es für sie selbstverständlich ist, ihr zu helfen, als ihr alles zu entgleiten beginnt. Der Umzug ins Seniorenheim ist für Michka eine große, aber nötige Veränderung und sie muss sich in der neuen Umgebung erst einmal einleben.

Michka leidet an einer beginnenden Aphasie, bei der es ihr schwer fällt, die richtigen Wörter zu finden. Am Anfang sind es nur einzelne Worte - sie sagt „oje“ statt „ok“ und „mit dem Topf voran“. Im Laufe der Geschichte nehmen die Schwierigkeiten bei der Wortfindung jedoch trotz der Übungsstunden mit Jérôme zu. Gerade für Michka, die als Korrektorin einst so meisterhaft mit Worten umgehen konnte, ist das ein schwerer Schlag. Ich fand die Schilderung des schrittweisen Verlusts der Worte sehr berührend. Die Übersetzerin Doris Heinemann hat Michkas Ringen nach den richtigen Begriffen gelungen ins Deutsche übertragen.

Michka hat nur noch eine Bitte, die sie an Marie richtet. Sie soll noch einmal versuchen, die beiden Personen zu finden, denen Michka ihr Leben verdankt, von denen sie aber nur die Vornamen kennt. Marie wagt einen Versuch und erhält dabei Unterstützung von Jérôme, dem sie nie begegnet, da sie am Wochenende kommt und er werktags arbeitet. Abgesehen von diesem Wunsch beginnt Michka, mit ihrem Leben allmählich abzuschließen. Nachts wird sie von Albträumen geplagt, in denen sie sich auf irgendeine Weise rechtfertigen muss. Ganz aufgegeben hat sie aber noch nicht und versorgt Marie und Jérôme mit Ratschlägen und Ermunterung.

Das Buch regt zum Nachdenken an darüber, was am Ende bleibt und wie man Dankbarkeit zum Ausdruck bringen kann. Die Geschichte ist emotional erzählt und obwohl Michkas Verlust der Sprache traurig ist, konnten mir kleine schöne Momente und die gezeigte Hilfsbereitschaft immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Für mich ist „Dankbarkeiten“ ein echtes Lesehighlight, das ich uneingeschränkt weiterempfehle!

Veröffentlicht am 10.03.2020

Ein Roman, den ich jedem ans Herz legen möchte!

Marianengraben
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Mit 11.000 Metern unter dem Meeresspiegel ist der Marianengraben die tiefste Stelle der Welt. Hier unten ist Paula emotional nach dem Tod ihres kleinen Bruders Tim angekommen. Auf dem Friedhof hat sie ...

Mit 11.000 Metern unter dem Meeresspiegel ist der Marianengraben die tiefste Stelle der Welt. Hier unten ist Paula emotional nach dem Tod ihres kleinen Bruders Tim angekommen. Auf dem Friedhof hat sie ihn seit der Beerdigung jedoch nicht mehr besucht, da es ihr nicht gefällt, dabei von anderen beobachtet zu werden. Als ihr Therapeut vorschlägt, dann eben dorthin zu gehen, wenn keiner da ist, entscheidet sie sich kurzerhand für einen nächtlichen Einbruch. Doch wider erwarten ist sie nicht allein, sondern trifft auf einen alten Herrn, der gerade eine Urne ausgräbt. Unfreiwillig trennen sich die Wege der beiden nicht gleich, und kurze Zeit später findet Paula sich mit ihm auf einen Roadtrip gen Süden wieder.

Das Cover des Buches zeigt Tentakeln, von denen sich die Protagonistin Paula in die Tiefe gezogen fühlt. Ihre Gedanken kreisen unermüdlich um ihren Bruder und dessen Tod. Für die angestrebte Promotion findet sie keine Kraft und die Gespräche mit ihrem Therapeuten helfen ihr bei der Bewältigung ihrer Depression bislang auch nicht so recht. Sie ist ganz unten im Marianengraben, aus dem sie nur langsam wieder aufsteigt, wie die Kapitelüberschriften mit der jeweiligen Meterangabe verdeutlichen.

Die Atmosphäre des Buches ist zu Beginn wehmütig und bedrückend und gab mir Einblicke in Paulas Gefühlswelt. Nach kurzer Zeit kommt es jedoch zur ersten skurrilen Szene, denn Paula begegnet nachts auf dem Friedhof Helmut beim Ausgraben einer Urne. Die beiden liefern sich einen amüsanten Schlagabtausch und verbringen aufgrund eines skurrilen Malheurs noch einige Zeit miteinander.

Eigentlich wollte Paula sich nach der Friedhofsaktion schnellstmöglich wieder in ihre Wohnung verkriechen. Doch das Gespräch mit Helmut, der selbst einige Schicksalsschläge erlitten hat, bringt sie ins Nachdenken. Er erzählt ihr von seinem Vorhaben, zu dem er fest entschlossen ist und das eine für sein hohes Alter kräftezährende längere Reise mit seinem Wohnmobil beinhaltet. Und bei dem sie nach einem spontanen „Was solls“-Moment plötzlich seine Begleitung ist.

Die Geschichte konnte mich von der ersten Seite an packen und hat mich nicht mehr losgelassen. Die Autorin beschreibt mit offenen Worten, wie beschissen es ist, einen geliebten Menschen viel zu früh zu verlieren und welche Gedanken beim Trauern im Kopf herumschwirren können. Das hat mich tief berührt und Resonanz in mir ausgelöst. Doch der Roman zieht den Leser nicht mit sich in die Tiefe, sondern könnte mir durch skurrile Momente immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Die Diskussionen zwischen Paula und Helmut sind mal nachdenklich stimmend, mal unterhaltsam. Hier stimmt das Gesamtpaket: „Marianengraben“ ist für mich ein klares Lesehighlight, das ich jedem ans Herz legen möchte!

Veröffentlicht am 01.03.2020

Ein neues Abenteuer in einem anderen Venedig

Serafin. Das Kalte Feuer
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Jeden Monat bei Neumond verschwindet das Wasser aus den Kanälen Venedigs. Für Schlammsammler wie Serafin ist das die Chance, wertvolle Gegenstände zu bergen. Weil niemand weiß, wann genau das Wasser zurückkommt ...

Jeden Monat bei Neumond verschwindet das Wasser aus den Kanälen Venedigs. Für Schlammsammler wie Serafin ist das die Chance, wertvolle Gegenstände zu bergen. Weil niemand weiß, wann genau das Wasser zurückkommt und Gardisten Jagd auf die Sammler machen, ist das Ganze lebensgefährlich. Doch nur so kann Serafin die Medizin für seine kranke Mutter bezahlen. In einer dieser Nächte macht seine goldene und geflügelte Katze Cagliostra ihn auf einen merkwürdigen Fund aufmerksam: Vor einem Spiegel im Kanal liegen zwei bewusstlose Mädchen. Er kann nur eine in Sicherheit bringen, bevor ihn die Gardisten einholen. Sie stellt sich als Junipa vor, ein Mädchen mit Spiegelaugen, die unbedingt ihre Freundin Merle wiederfinden muss. Die beiden stammen aus einem anderen Venedig und sind durch die Spiegelwelt hergekommen. Fasziniert von Junipa bietet Serafin seine Hilfe an und ist im Nu Teil eines gefährlichen Abenteuers...

Ich habe schon viele Bücher von Kai Meyer gelesen, doch der vor fast 20 Jahren erschienene Merle-Zyklus gehörte bislang nicht dazu. Das Erscheinen von „Serafin“ war für mich die perfekte Gelegenheit, das nachzuholen und in Merles magisches Venedig einzutauchen. Nach dem dramatischen Ende des dritten Bandes war ich sehr froh, in „Serafin“ ohne Wartezeit weiterlesen zu können, denn ganz zufriedenstellen konnte mich dieses noch nicht.

Wer die bisherigen Bände kennt, der wird sich beim Titel der neuen Fortsetzung zunächst gewundert haben. Dieser wurde vom Autor mit den Worten „Kein Prequel. Keine Auferstehung.“ bekannt gegeben. Kai Meyer knüpft mit seiner Lösung an Merles Überlegungen aus dem dritten Band an, was sie wohl in der Spiegelwelt erwarten wird. Inzwischen sind zwei Jahre vergangen und die beiden haben bei ihren Reisen durch die Spiegelwelt entdeckt, dass es mehrere Manifestationen von Venedig gibt, in denen Doppelgänger von ihnen und anderen ihnen bekannten Personen unterwegs sind. Sie sehen zwar gleich aus, sind charakterlich aber völlig andere Menschen. Daher ist Merle wenig erstaunt, als sie von einer anderen Merle eingesperrt wird und feststellen muss, dass Junipa von einem Serafin gerettet wurde.

Merle ist schon lange auf der Suche nach ihrem Vater, den sie im legendären Herz der Stadt zu finden hofft. Doch sie und Junipa werden sowohl in der Spiegelwelt als auch in den Manifestationen von Venedig ständig verfolgt, sodass ihre Mission gefährlich und anstrengend ist. Gemeinsam mit dem Serafin dieser Manifestation müssen sie sich immer wieder aus brenzligen Situationen retten und entscheiden, wem sie vertrauen können.

Mir hat die Idee der verschiedenen Venedigs sehr gut gefallen, bei denen viele Dinge ähnlich sind und doch jedes seine Besonderheiten hat. Wenn man die vorherigen Bände kennt macht es besonders viel Spaß, die Unterschiede zu entdecken und die Doppelgänger kennenzulernen. Ein Quereinstieg ist aufgrund des neuen Schauplatzes aber genauso möglich, wobei ich Euch garantieren kann, dass ihr danach die ersten drei Bände auch noch lesen werden wollt. Ich fand den Handlungsverlauf abwechslungsreich und spannend und kann mit dem Ende gut leben, falls es sich diesmal um den endgültigen Abschluss handeln sollte.

„Serafin. Das kalte Feuer“ nimmt den Leser mit in ein anderes Venedig, das Junipa und Merle durch die Spiegelwelt betreten. Dort treffen sie nicht nur auf Doppelgänger, sondern erleben auf der Suche nach dem Herz der Stadt ein neues spannendes Abenteuer. Ob ihr Merle schon kennt oder nicht - dieses magische Venedig wird euch begeistern! Ich gebe eine große Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.02.2020

Von Roten Kreuzen, Gefangenschaft und der Kraft zum Weitermachen

Rote Kreuze
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Alexander ist gerade mit seiner drei Monate alten Tochter in seine neue Wohnung in Minsk gezogen, als er ein rotes Kreuz auf seiner Wohnungstür findet. Als er es entfernen will, wird er von seiner Nachbarin ...

Alexander ist gerade mit seiner drei Monate alten Tochter in seine neue Wohnung in Minsk gezogen, als er ein rotes Kreuz auf seiner Wohnungstür findet. Als er es entfernen will, wird er von seiner Nachbarin angesprochen, die es dort angebracht hat. Bei Tatjana ist Alzheimer diagnostiziert worden, und sie nutzt die Kreuze, um nach Hause zu finden. Bislang ist vor allem ihr Kurzzeitgedächtnis betroffen, während sie sich noch gut an ihre Vergangenheit erinnert, von der sie Alexander berichtet.

Tatjana wurde 1910 in London geboren, zog 1919 aber mit ihrem Vater in dessen Heimat Russland zurück. Dort studierte sie und erhielt schließlich eine Arbeitsstelle im Volkskommissariat für Auswärtige Angelegenheiten, wo sie für die Dokumente zuständig war. Mit dem Zweiten Weltkrieg brachen für sie düstere Zeiten an. Ihr Mann zog in den Krieg, und schon kurz darauf hörte sie nichts mehr von ihm. Doch das war erst der Beginn von Tatjanas persönlichem Leidensweg, auf dem sie die Willkür unter Stalins Herrschaft deutlich zu spüren bekam.

Der Einzug von Alexander in seine neue Wohnung in Minsk und das Entdecken des roten Kreuzes auf seiner Tür gibt der Geschichte einen Rahmen. Schon nach wenigen Seiten beginnt Tatjana mit ihrer Erzählung, welche den Großteil des Romans ausmacht. Das Erzähltempo ist zügig und stringent, sodass ich ihr mühelos in die Vergangenheit folgen konnte. Ihr fiktives Schickal steht exemplarisch für das vieler russischer Frauen zu jener Zeit.

Indem der Autor Tatjana im Volkskommissariat für Auswärtige Angelegenheiten arbeiten lässt, kann er einige Originaldokumente aus jener Zeit in die Handlung einfügen, die im Roman durch ihre Hände gehen. Dass viele Menschen zur Zeit Stalins in Russland mehr oder weniger willkürlich verhaftet wurden war mir nicht neu, die Haltung Russlands zu Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg jedoch schon. Die entsprechende Korrespondenz zum Thema fand ich interessant und beklemmend. Hier sind auch Briefe des Internationales Komittees vom Roten Kreuz abgedruckt, was der zweite von drei Gründen für die Titelwahl ist.

Rund um diesen wahren Kern entrollt sich Tatjanas emotionale und berührende Geschichte, die kein gutes Ende hat und bei der ich genauso gebannt zuhören musste wie Alexander. Auch dieser befindet sich in einer schwierigen Situation, über die man in Tatjanas Erzählpausen mehr erfährt. Zum Ende hin gibt es noch einige überraschende Erkenntnisse, welche die Geschichte gelungen abrunden.

„Rote Kreuze“ ist ein Roman, der von der ersten Seite an mein Interesse geweckt hat und der noch eine Weile in mir nachhallen wird. Hier treffen zwei Menschen mit ungewöhnlichen Lebensgeschichten aufeinander, deren Schicksal mich berührt hat und die trotz allem, was sie erlebt haben, die Kraft zum Weitermachen gefunden haben. Durch den wahren Kern der Geschichte schafft Sasha Filipenko einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen. Ich gebe eine klare Leseemfpehlung!