Ein sehr interessanter Roman
Die 90 jährige Tatjana erzählt ihrem jungen Nachbar ihr Leben in Moskau unter Stalin. 1910 wurde sie als Tochter zweier Russen in London geboren. Da ihre Mutter bei der Geburt starb, engagierte ihr Vater ...
Die 90 jährige Tatjana erzählt ihrem jungen Nachbar ihr Leben in Moskau unter Stalin. 1910 wurde sie als Tochter zweier Russen in London geboren. Da ihre Mutter bei der Geburt starb, engagierte ihr Vater ein englisches und ein französisches Kindermädchen für sie. Im Alter von 9 Jahren zog Tatjanas Vater mit ihr wieder nach Moskau, in der Hoffnung, dass der Kommunismus endlich Gleichberechtigung bringen würde. Tatjana verliebt sich und heiratet einen jungen Russen - bald darauf wird ihr Glück durch eine kleine Tochter erweitert.
Arbeit findet Tanja in Außenministerium, wo sie Dokumente übersetzt und abtippt.. Als ihr Mann in Kriegsgefangenschaft gerät, beginnt Tanja um ihr Leben zu zittern, denn Kriegsgefangenschaft war gleichbedeutend mit Deserteur und bedeutete Gefangenenlager oder Tod für die ganze Familie.
Trotz des ernsten Themas, ist der Roman sehr leicht zu lesen. Tanja erzählt ihrem Nachbarn jeden Tag ein Stückchen mehr vom Leben in Russland unter Stalin. Zwischendurch wird immer wieder aus Originaldokumenten - vor allem Korrespondenz mit dem Internationalen Roten Kreuz - zitiert.
Einige Stellen /Zitate haben mir besonders gut gefallen:
"Das Glück hat immer eine Vergangenheit, und jeder Kummer hat eine Zukunft"
"Sei tapfer, Tata, aber nicht dumm. Leg den Kopf nicht aufs Schafott. Sei schlau, aber nicht zu stolz zum Nachgeben. Das ist Weisheit! Sag lieber ja, und lauf weg. Versuche nicht, einem Menschen mit einem Messer zu beweisen, wie mutig du bist" - Rat von Tanjas Vater an seine Tochter
"Erkläre einem Idioten nicht, dass er ein Idiot ist, du erzählst einem Baum auch nicht, dass er aus Holz ist"
"Aber jetzt, wo in meinem Leben alles vorbei ist.... jetzt denkt sich Gott, dieser von mir erdachte Gott, für mich Alzheimer aus, weil er Angst hat. Er hat Angst, mir in die Augen zu schauen! Er will, dass ich alles vergesse. ....Alzheimer ist die stärkste Bestätigung, dass er mich fürchtet"