Sehr fesselnd und bewegend
Die Geschichte wird aus Sicht von Alexander erzählt, einem alleinerziehenden Vater, der in Minsk in eine neue Wohnung zieht. Anfangs noch unwillig lernt er dabei seine neue Nachbarin kennen, Tatjana. Die ...
Die Geschichte wird aus Sicht von Alexander erzählt, einem alleinerziehenden Vater, der in Minsk in eine neue Wohnung zieht. Anfangs noch unwillig lernt er dabei seine neue Nachbarin kennen, Tatjana. Die 91jährige ist an Alzheimer erkrankt und vergisst immer mehr. Sie malt rote Kreuze an Türen und Wände um den Nachhauseweg zu finden.
Rote Kreuze ist auch der Titel des Buches - und der Begriff taucht nicht nur als Wandbemalung von Tatiana auf, sondern zieht sich - wie ein roter Faden - durch den Roman.
Tatjana erzählt nach und nach Alexander ihre Lebensgeschichte. Und die zieht Alexander mehr und mehr in den Bann. Er will mehr wissen, von ihrem ganzen Leben hören. Diese Geschichte ist eng mit der russischen Geschichte des 20. Jahrhunderts verwoben. Tatjana wuchs in London auf, ihre Eltern kamen aus Moskau. 1920 kehrt sie mit ihrem Vater nach Moskau zurück. Ab 1930 arbeitet sie für den NKID, dem Volkskommisariat für Auswärtige Angelegenheiten als Übersetzerin und Sekretärin. 1943 wird sie vor eine schwierige Entscheidung gestellt, eine Entscheidung, die ihr ganzes weitres Leben beeinflussen wird...
Gerade einmal 278 Seiten, doch Sasha Filipenko hat so viel darin erzählen können. Eine sehr fesselnde und bewegende Geschichte, eine, die man auch nicht so schnell vergessen kann. Immer wieder werden auch Original-Dokumente, Anfragen vom Genfer Roten Kreuz und sowjetrussische Vermerke dazu, zitiert., mit eingeflochten in Tatjanas Lebensgeschichte.
Als Leser fragt man sich an so manch einer Stelle, wie hätte man an Tatjanas Stelle gehandelt, was hätte man ändern können, was hätte man anders gemacht, wie machtlos wäre man selbst gewesen? Beim Lesen fühlt man mit , man leidet mit ihr, denn der Roman lässt den Leser an vielen stark berührenden und auch schockierenden (Lebens-)Momenten der Protagonistin teilnehmen. Man hält des öfteren beim Lesen den Atem an.
Der Schreibstil Filipenkos , vor allem bei den Dialogen, haben sehr gut zum Ambiente des Romans gepasst . Ich habe das Buch nicht aus der Hand legen können und habe das Buch an einem Tag verschlungen.
Und am Ende....ja, am Ende schließt man es noch ganz benommen von der überraschenden Wendung und man weiß, so eine Geschichte bleibt haften.
Ein Buch, das gelesen werden sollte, gelesen werden muss!