Profilbild von SeitenRaupe

SeitenRaupe

Lesejury Profi
online

SeitenRaupe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SeitenRaupe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2019

Ikosaeder

10 Stunden tot
0

Die Würfel fallen! Und der der Zufall bestimmt, wer, wann, wo und wie dem Mörder zum Opfer fällt. Es könnte jeden treffen!

Ein Ikosaeder ist ein vielflächiger Körper (Polyeder). Er hat zwanzig Flächen ...

Die Würfel fallen! Und der der Zufall bestimmt, wer, wann, wo und wie dem Mörder zum Opfer fällt. Es könnte jeden treffen!



Ein Ikosaeder ist ein vielflächiger Körper (Polyeder). Er hat zwanzig Flächen (Seiten), die aus gleichseitigen Dreiecken gebildet werden. Mich hat es in diesem Buch beeindruckt, dass ein Täter – neben 'normalen' sechsseitigen Würfeln - einen solchen platonischen Körper als Hilfsmittel nimmt, um seine perfiden Mordgelüste auszuleben. Aber dieses abartige Würfelspiel ist nur ein kleiner Aspekt in diesem vom schwedischen Autor Stefan Ahnhem geschriebenen Thriller „10 Stunden tot“ aus der Thriller-Reihe um den Ermittler Fabian Risk.
Und genau diese Würfelidee, auf die im Klappentext hingewiesen wird, hat mich bei diesem Thriller besonders neugierig gemacht und zum Lesen animiert. Ebenso hat mich das düstere Cover mit der etwas mit Gras zugewachsenen Eisenbahnschienen-Weichen gefangen genommen.

Helsingborg, ein kleiner schwedischer Küstenort wird in kurzer Zeit von einer Reihe von Morden, Verbrechen und Anschlägen überschattet, die teils von hoher Grausamkeit zeugen. Doch wer steckt dahinter? Bald stellen Fabian Risk und sein Team fest, dass sie nach mehreren Tätern suchen müssen. Eine aufreibende Ermittlungsarbeit hält das Team nahezu Tag und Nacht Trab. Dies geht auch an die Belastungsgrenze im privaten Bereich – vor allem bei Fabian Risk, dessen Familie auseinanderzubrechen droht. Während Fabian Risk mit diversen Fällen mit seinem gesamten Team beschäftigt ist, zweifelt er am Selbstmord seines Kollegen Hugo Elvin und vermutet, dass einer seiner Kollegen, Ingvar Molander, Elvin auf dem Gewissen haben könnte, da Elvin – nicht unbegründet – Molander beschattet hatte.
Im Buch werden viele aktuelle und brisante Themen wie Fremdenhass, Rechtsradikalität, Pädophilie, Stalken mit krankhafter Sexbesessenheit aufgegriffen und gekonnt in den Kriminalfällen zu Schwerpunkten verarbeitet, die packend und aufreibend erzählt werden. Und wie muss es sein, wenn man feststellt, dass sein eigener Partner eine politische Gesinnung hat, die man selber nicht gutheißt. Diesem Konflikt muss sich beispielsweise die Polizistin Irene Lilja stellen und lösen.

Der Thriller ist aufgrund der vielen Fälle durch eine hohe Komplexität gekennzeichnet, was auch eine gewisse Aufmerksamkeit erfordert, wodurch aber auch eine hohe Fesselung an die Story erreicht wird. Aber wenn man einmal den Einstieg gefunden hat, dann bleibt man in und von der Geschichte gefangen.

Ahnhem schafft es durch kurze Kapitel, kombiniert mit einem ständigen Perspektivenwechsel, eine konstante Spannung aufrecht zu erhalten, was zudem Speed und Dynamik in die Handlung bringt.
Besonders gut gelungen ist, dass, bei einzelnen Kapiteln, je nachdem, welchen Protagonisten er ins Zentrum eines Kapitels stellt, dass er den Sprachstil und Satzbau dem Charakter anpasst, sei es beispielsweise kindlich-subtil oder auch hasserfüllt und vergrämt. Diese Authentizität bringt einen diese Personen besonders nahe und man kann sie sich extrem gut vorstellen.

Etwas enttäuschend fand ich, dass das „Würfelthema“ nicht so viel Raum im Thriller eingenommen hat, wie ich es mir gewünscht habe. Aber so eine perfide – wenn nicht so grausam, würde ich schon sagen: geniale und ausgeklügelte– Idee, ist mir noch nie in einem Krimi/Thriller untergekommen.

Das Ende ist offen, und man schließt den Thriller mit einem Fragezeichen. Auf der einen Seite ist es unbefriedigend, die Geschichte nicht mit einem zufriedenen Gefühl der Fallaufklärung schließen zu können, auf der anderen Seite hat es aber auch den Vorteil, da der Leser dazu möglicherweise motiviert werden soll, sich „sein“ Ende zu erdenken. Also, es liegt an Dir!

Ich habe lange keinen Thriller mehr gelesen, aber diese kurzweilige Story konnte mich überzeugen und hat auch des öfteren meinen Atem stocken lassen, da die Schilderungen der Straftaten teilweise sehr schockierend und auch barbarisch waren. Leider kam die „Würfel-Geschichte“ etwas zu kurz und die Fälle sind nicht richtig abgeschlossen. Außerdem konnte ich keinen Bezug vom Titel „10 Stunden tot“ zum Inhalt feststellen. Er ist zwar spannend aber irgendwie isoliert. Auch wenn ich zwischen 3 und 4 Sternen schwanke, gebe ich 4 Sterne, da mich die Vielseitigkeit und Verstrickung der einzelnen Plots der Geschichte fasziniert haben.

Veröffentlicht am 27.02.2020

Paris – die Stadt der Hiebe!

Fehlstart
0

Das Leben in Paris ist ein Schlag ins Gesicht! Nichts ist schön in dieser „Monsterstadt“ (S.155), wo sich „unter dem Arsch des Eifelturms“ (S. 83) ganz Frankreich drängt, eine Stadt voll mit „Ramschläden, ...

Das Leben in Paris ist ein Schlag ins Gesicht! Nichts ist schön in dieser „Monsterstadt“ (S.155), wo sich „unter dem Arsch des Eifelturms“ (S. 83) ganz Frankreich drängt, eine Stadt voll mit „Ramschläden, Taubenkacke (S.78), eine Stadt, in der für Familien kein Platz mehr ist und somit zur „Stadt ohne Seele“ (S.103) wird.

Es ist ein interessantes Buch, ich kann nicht sagen, ob es gut oder schlecht ist, da ich richtig zwiegespalten bin wie schon lange nicht mehr. Ich bin auf Sätze gestoßen, die mich fasziniert haben, da ich ihn ihnen irgendwie ein Tiefe, wenn nicht sogar sprachliche Eleganz gesehen habe. Gleichzeitig war ich aber schockiert von banalen und vulgären Äußerungen, die ich abstoßend fand und die Leselust gehemmt haben. Ich hatte oft den Eindruck, dass Sex – neben 'Saufen' - das Einzige ist im Leben junger Sinn suchender, aber zum Scheitern verurteilter junger Menschen ist, diesem stressigen und widrigen Alltag zu entkommen.

Die in Frankreich viel gelobte Autorin Marion Messina ist 1990 in Grenoble geboren und studierte nach ihrem Abitur Politikwissenschaft und Agrarwissenschaft. Ihr Debüt-Roman „Fehlstart“ erschien in Frankreich bereits 2017 unter dem Titel „Faux départ“. Bei diesen Eckdaten könnte man fast meinen, dass der gesellschafts- und politikkritische Roman (auto)biographische Züge haben könnte, schließlich ist die Protagonistin Aurélie ebenfalls 1990 geboren und in Grenoble aufgewachsen. Es kann aber auch sein, dass diese biographische Übereinstimmung deshalb gewählt wurde, da sich Messina mit dieser Generation und den Problemen am besten auskennt und identifizieren kann und somit aus dieser Perspektive den hier angeprangerten Bildungsnotstand in Frankreich, die schlechte Wohnungs- und Arbeitsmarktsituation – vor allem der Hauptstadt - unter die Lupe nehmen vermag.

In dem Roman lässt sich für mich keine richtige Handlung erkennen. Die Probleme und der Alltag der Figuren werden aber gut beschrieben. Es sind aber immer deprimierende, triste und düstere Darstellungen, so dass man mit den Figuren nicht warmwerden kann, sondern eher mitleidig (von oben) betrachtet. Bei den fast schon animalischen sexuellen Bedürfnissen habe ich sogar schon etwas wie Abscheu und Verachtung empfunden.

Aurélie (19 Jahre), die nach dem Abitur glaubt, dem Arbeitermilieu mit dem Jura-Studium, das sie in ihrer Heimatstadt Grenoble beginnt, zu entkommen, wird bald ernüchtert. Sie kann in dieser neuen Welt keinen Fuß fassen und findet keinen Anschluss zu den Kommilitonen. Schon hier wird sie dermaßen ausgebremst. „Sie gehörte weder zur künftigen Elite noch zur nächsten Politkergeneration. Sie gehörte weder zur Zukunft noch zur Gegenwart“ (S.33). Zum Glück – oder zum Pech – lernt sie bei einem Putzjob den ein fünf Jahre älteren kolumbianischen Literaturstudenten Alejandro kennen. Es ist aber eine einseitige Liebe. Alejandro möchte ungebunden und frei bleiben. So bleibt es bei einer durch Gespräche und Sex geprägten Beziehung, für die sich Aurélie aber vollends aufgibt, sich schon beinahe nur durch ihn definiert: „Ohne Alejandro an ihrer Seite war sie niemand mehr“ (S. 71).
Alejandro, der sich immer mehr von seinem Heimatland Kolumbien entfremdet wird quasi zum Heimatlosen, zum Umherirrenden, da er auch in Frankreich nicht ankommt. Nachdem Alejandro den Studienort Grenoble verlässt um nach Lyon zu gehen, beschließt gleichfalls Aurélie in Paris ein neues Leben zu beginnen, was sich als Illusion entpuppt. Und auf einmal steht Alejandro wieder vor ihr; tja, man sieht sich immer zweimal im Leben.... Gibt es nach dem Fehlstart nun einen Neustart?

Ein in der Schwebe Existieren – es ist ja kein Leben – wird in diesem Buch gut herausgestellt. Weder Alejandro noch Aurélie finden eine richtige Wohnung (ist ja auch nicht bezahlbar); der Arbeitsstress in einem mehr oder weniger ihren Vorstellungen entsprechenden Arbeitsverhältnis laugt sie aus; es bleibt die Sucht nach dem und die Flucht in den Sex.

Dieses Buch ist nicht für zart besaitete gedacht, da Messina gnadenlos und schonungslos mit vielen Facetten des französischen Lebens abrechnet. Scheitern ist an der Tagesordnung. Sie teilt ordentlich aus, so dass man den Eindruck erhält, Frankreich (mit der seiner Hauptstadt Paris) ist ein zukunftsloser Ort auf einem absteigenden Ast.
Der Glanz und die Leichtigkeit, die man vom „savoir vivre“ hat, geht verloren – leider. Mut und Hoffnung ist vergeblich! Kein „vive la france!“

Die Idee, mit dem diesem kompakten Roman Kritik zu üben, gefällt mir. Beeindruckend, dass man so viel Anklagepunkte auf so wenig Seiten packen kann. Aber es ist schon ein mutig – wenn nicht sogar anmaßend – alles nur so einseitig schlecht und missmutig zu sehen. Deshalb konnte mich der Roman nicht vollends überzeugen.
Lesenswert aber kein ausgesprochenes Highlight!

✶ ✶ ✶ (✶)

3,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.06.2019

Geheimdienst – Gemein-Dienst

Slow Horses
0

River Cartwright, einst M15-Agent, hat einen Einsatz im Bahnhof von King's Cross vermasselt und ist daraufhin auf einen niedrigen Posten – quasi aufs Abstellgleis – in eine untere Abteilung versetzt worden, ...

River Cartwright, einst M15-Agent, hat einen Einsatz im Bahnhof von King's Cross vermasselt und ist daraufhin auf einen niedrigen Posten – quasi aufs Abstellgleis – in eine untere Abteilung versetzt worden, wo er mit niedrigeren Arbeiten beschäftigt wird, wie Müllsäcke nach Beweismaterial zu durchforsten oder abgehörte Telefonate aufzuschreiben. Und wäre nicht sein einflussreicher Großvater – Ex-Agent – gewesen, wäre River sogar ganz ausgeschieden. River ist ehrgeizig, er möchte zurück zum M15. Als er durch ein Video erfährt, dass ein pakistanischer junger Mann öffentlich im Internet geköpft werden soll, nimmt er die Ermittlungen auf eigene Faust auf und versucht mit Hilfe einiger Kollegen den Entführten zu retten. Dabei stößt er auf viele Ungereimtheiten.

Der Agenten-Thriller „Slow Horses“ ist der erste Roman der Agentenserie um den Agenten-Chef Jackson Lamb, Kopf der „ausrangierten“ M15-Agenten, die ins sogenannte „Slogh House“ als „Slow Horses“ (lahme Gäule) abgeschoben wurden.
In englischer Sprache gibt es mittlerweile fünf Bücher dieser Serie, in denen Mick Herron London als Hauptschauplatz dieser Agenten-Einsätze gewählt hat. Mick Herron legt dabei aber auch viel Wert auf die Darstellung der Personen, die im Roman eine wichtige Rolle spielen, da auch ihre persönlichen Eigenschaften die Handlung tragen. Sie sind meist an individuellen Problemen gescheitert (Alkohol, Drogen, Ehe zerrüttet etc.) und müssen mit diesen zurecht kommen. Gleichzeitig werden sie aber auch mit gesellschaftlichen Problemen (politische und soziale Miseren, Terroranschläge) konfrontiert, die es ebenfalls zu lösen gilt. Ein schwieriger Spagat!

„Slow Horses“ ist ein komplexer Roman, dessen Handlung nicht unbedingt gradlinig verläuft. So gibt es immer wieder neuwachsende Spannungskurven. Wenn man sich in der politischen Welt etwas auskennt, erleichtert es das Verstehen der Handlung.
Gleich am Anfang wird der Leser Zuschauer des verpatzten Einsatzes von River Cartwright. Anschließend erfolgt ein Schnitt und man findet sich im „Slough House“, ein runtergekommendes, altes und unscheinbares Gebäude, wieder, wo River mit seinem Chef Jackson Lamb und sieben weiteren Kollegen und Kolleginnen eher Handlangerarbeiten erledigen als sich großen Dingen zu widmen. Damit man weiß, wer dorthin abgeschoben wurde und warum es zu dem tiefen Fall kam, werden die Charaktere detailliert beschrieben und der „Faux Pas“ erläutert. Dies hat zwar nicht direkt mit der Handlung zu tun, zeigt aber, dass nicht nur Personen für die Handlung wichtig sind, sondern dass Individuen mit ihren persönlichen Schwächen und Stärken von Bedeutung sind und somit Persönlichkeiten sind.

Im „Slough House“ teilen sich die Ex-Agenten meist zu zweit ein Büro, aber jeder ist im Prinzip ein Einzelkämpfer. Erst als das besagte Video im Internet auftaucht, in dem angekündigt wird, dass ein pakistanischer Jugendlicher in 48 Stunden öffentlich im Internet enthauptet werden soll, werden die „Slow Horses“ wachgerüttelt. Auf einmal entwickelt sich so was wie ein Wir-Gefühl. Mehrere der „Lahmen Gäule“ schließen sich zusammen und versuchen die Entführer und das Opfer zu finden. Sie wollen die Katastrophe verhindern aber gleichzeitig möchten sie dem Team der M15-Agenten zuvorkommen, um selbst als Helden dazustehen.
Bei der Auflösung des Falls werden immer mehr und größere Verschwörungen aufgedeckt. Es zeigt sich, dass unter den Mitarbeitern von Jackson Lamb Maulwürfe weilen, die eher für die Chefin des M15 arbeiten und gegen Lamb agieren. Aber auch in die andere Richtung ist das Vertrauen gestört. Selbst Politiker tauchen auf, denen ein Fair-Play fremd ist und die Opposition durch widrige Aktionen ins schlechte Licht rücken wollen. Somit wird deutlich, dass die Entführung letztendlich eine Inszenierung ist. Aber dennoch ist die Abwendung aufgrund der Involvierung verschiedenster Personen nicht weniger gefährlich und spektakulär, da alles irgendwie aus dem Ruder läuft.

Beim Lesen der Geschichte stellt sich immer wieder die Frage: Wer kann hier wem noch trauen? Wer arbeitet für und mit wem? Gegen wen werden Intrigen geplant, um jemanden zu schaden? Und Das ist gut gelungen! Es zeigt, dass oft miese Wege recht sind, um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Die Handlung ist sehr verstrickt/verwoben, so dass man den Thriller konzentriert lesen muss und am besten auch ohne große Pausen lesen sollte, damit man aufgrund der Komplexität den Faden nicht verliert. Dass besonders Wert auf die Beschreibung der einzelnen Charaktere gelegt wird, erzeugt beim Leser Nähe zu den Protagonisten und schafft Sympathien, aber auch Antipathien.
Die Handlung springt häufig von der Gegenwart in die Vergangenheit, was den gradlinigen Handlungsverlauf beeinträchtigt und vom Geschehen ablenkt. Den Schreibstil würde ich nun nicht als flüssig bezeichnen. Einige Stellen musste ich häufiger lesen, um nicht aus dem Geschehen rauszufallen.

Die Idee, ausrangierte Agenten in den Mittelpunkt einer Roman-Serie zu stellen, gefällt mir gut, da nun nicht nur die Top-Leute, die „Super-Cops“ im Mittelpunkt stehen, sondern Menschen, die Fehler gemacht haben und begehen. Somit sind sie fast schon auf einer Augenhöhe und nahbar.
Das Ende der Geschichte, wieder ein Blick auf das „Slough House“ ist ein ruhiger Ausklang, was auch durch den sanften Schreibstil unterstrichen wird. 'Diese' Arbeit der „Slow Horses“ ist zwar beendet, aber die Arbeit geht weiter, aber wie? Der Roman beinhaltet eine in sich geschlossene Handlung, macht aber neugierig auf weitere und neue Einsätze der „Lahmen Gäule“ um den Leiter Jackson Lamb.
Meine Quintessenz die ich nach dem Lesen des Romans habe: Trau schau wem! Und: Traurig, dass die Welt so verlogen ist und Gemeinheiten – ohne Rücksicht auf Verluste - an der Tagesordnung sind, wenn es darum geht, auf der Karriereleiter schnell und weit nach oben zu kommen.

Veröffentlicht am 20.04.2019

Was lange währt, wird endlich..... Liebe

Immer noch wir
0

Elja Janus hat mit ihrem im FeuerWerke Verlag erschienen Buch „Immer noch wir“ einen mit 10.000 Euro dotierten Preis der Leselupe-Literaturagentur und des Feuerwerke-Verlags gewonnen.

Lina und Joe waren ...

Elja Janus hat mit ihrem im FeuerWerke Verlag erschienen Buch „Immer noch wir“ einen mit 10.000 Euro dotierten Preis der Leselupe-Literaturagentur und des Feuerwerke-Verlags gewonnen.

Lina und Joe waren als Kinder unzertrennlich. Sie waren die besten Freunde und waren extrem miteinander vertraut. Doch dann verloren sie sich aus den Augen, weil Joe weggezogen ist.
25 Jahre später stehen sie auf einmal wieder voreinander. Irgendwas zieht sie zwar magisch an, aber sie kennen sich nicht sofort wieder. Aufgrund eines Fotos wird beiden klar, wer sie sind und was sie mal füreinander waren. Nun fragen sie sich, wie geht es weiter? Beide wollen so viel mehr als nur Freundschaft, aber auch beide haben Angst, dass der Wunsch und das Verlangen nach dem absoluten „Alles“ mehr zerstören könnte als sie jetzt haben. Herz und Kopf kämpfen mit- und gegeneinander. Immer wieder ringen Lina und Joe mit einem „Nein“ und einem „Ja“. Lina hofft Hilfe bei ihren Freundinnen Isabelle und Bianca zu bekommen, bei Joe ist es der 'ältere' Zwillingsbruder Mats, der auf ihn einredet und Joe hilft, seine gefühlsverletzte Vergangenheit zu bewältigen.

Für das Buch gibt es zwei verschiedene Cover: Einmal zieren Schmetterlinge den Einband (kartonierter Einband), das andere Mal sind es Vergissmeinnicht-Blumen (E-Book).
Beide Cover finde ich sehr passend für diesen Liebesroman, denn die beiden Protagonisten haben schließlich Schmetterlinge im Bauch und erinnern sich gerne an ihre frühe Kindheit, in der sie eine unbeschwerte und tiefe Seelenverwandtschaft hatten.

Mir hat diese Liebesgeschichte gut gefallen. Sie ließ sich leicht und entspannt lesen. Sie wird im Wechsel jeweils aus der Ich-Perspektive von Lina und Joe erzählt, so dass man sich gut mit beiden Personen identifizieren konnte. Man konnte sich richtig gut in diese Auf-und-Ab-Liebesgeschichte fallen lassen und hat mit Lina und Joe richtig gut mitfühlen können, welches Gefühlschaos sie gerade erleben und durchleben. Die Sprache ist sehr feinfühlig, zart und leicht. Auch wenn die Handlung keine großartigen Überraschungen bereit hält und das Ende der Geschichte schon von Anbeginn absehbar, ist sie lesenswert. Denn in meinen Augen muss ein Roman nicht zwingend von der Handlung getragen werden, oft ist auch die sprachliche Umsetzung, das Spiel mit den Worten, ein Kriterium, sich mit einer Geschichte vertraut zu machen. Einige Elemente, die das sich Zueinanderhingezogen und das Zueinandergehören symbolisieren ist das gegenseitige „Einatmen und Ausatmen“. Es taucht immer wieder auf und zieht sich wie eine Perlenschnur durch den Roman und gibt was Vertrautes / Inniges wieder.

Leider aber wird meines Erachtens etwas zu viel des Guten „geatmet“, so dass der Roman dann letztendlich recht – wenn nicht sogar zu - langatmig ist und man sich dann doch das unweigerlich passierende „Happy End“ herbeisehnt. (Das ist etwas schade. Denn bei den letzten 30/35 Seiten war bei mir die Luft raus.)

In meinen Augen ist diese leicht-beschwingte Liebesgeschichte eine schöne Frühjahrs-/Sommerlektüre, mit der man es sich unbeschwert entspannt im Liegestuhl bequem machen kann und einfach mal 'chillig' abschalten und (mit)träumen kann.
Und der Appell dieser Geschichte schwingt ständig mit: „Gibt der Liebe eine Chance!“

Veröffentlicht am 05.10.2019

„Kalte Füße“ bekommt man im „Kalten Krieg“....

Nenne drei Streichinstrumente: Geige, Bratsche, Limoncello
0

ups, als Antwort gab sogar ein Schüler, dass die Füße eines Soldaten sogar erfroren seien.

Ja, das dritte Buch aus der Reihe „Neue witzige Schülerantworten & Lehrersprüche“ von Lena Greiner und Carola ...

ups, als Antwort gab sogar ein Schüler, dass die Füße eines Soldaten sogar erfroren seien.

Ja, das dritte Buch aus der Reihe „Neue witzige Schülerantworten & Lehrersprüche“ von Lena Greiner und Carola Padtberg ist wieder voll gespickt mit witzigen, fantasievollen, kuriosen und katastrophalen Antworten, die Schüler aller Altersklassen und Schulformen mündlich als auch schriftlich zum Besten geben. Zum Besten? Eher wohl nicht, denn diese Antworten sind teil meilenweit entfernt von ansatzweise richtig.
Diese unterhaltsame Lektüre konnte entstehen, da Lehrer und Schüler wieder einmal dem Spiegel-Online-Aufruf gefolgt sind, und zum Schmunzeln gedachte Episoden aus dem Schulalltag eingeschickt haben. Entstanden ist ein kunterbuntes Sammelsurium an 'Unwissen' / „Nichtwissen“...

Das Buch ist in zwölf Kapitel, die sich mit einzelnen Unterrichtsfächern aber auch nicht-fachspezifischen Angelegenheiten, eingeteilt. So werden die Unterrichtsfächer Erdkunde, Biologie, Chemie, Mathematik aber auch Deutsch, Englisch sowie Musik, Geschichte/Politik als auch Religion/Ethik unter die Lupe genommen. In den Fokus geraten diesmal auch die Lehrer mit ihren Eigenheiten, über die sich Schüler auslassen konnten, sei es, Verhalten den Schülern gegenüber oder Spleens der Unterrichtsausführung.

Die Lektüre lässt sich gut und flüssig lesen und ist in einer lockeren, unterhaltsamen Art geschrieben. Ein gutes Konzept ist, dass es keine reine Sammlung und Aneinanderreihung der Frage-Antwort-Blöcke ist, sondern, dass einzelne Wissensabfragungen von den Autorinnen mit feinen ironischen, aber auch sarkastischen und wissenserläuternden Kommentaren eingeleitet oder auch ausgeleitet werden. Passende karikaturartige Cartoons (von Hauck & Bauer) – insbesondere zu Beginn eines Kapitels - lockern das Buch auf.

Ich finde, dass auch dieses Buch wieder mal gelungen ist und 'unterhaltsam' zeigt, wo teilweise nachvollziehbare aber auch Kopfschütteln erzeugende (peinliche) Wissenslücken bei Schülern vertreten sind.
ABER... ! Bei manchen Antworten wundert man sich, wie Schüler auf eine solche Antwort nur kommen können. So musste ich z.B. über diverse geographische Kenntnisse bei Grundschülern schmunzeln, bei einigen Antworten mancher Oberstufenschüler habe ich mir – fast schon vor Entsetzen – nur an den Kopf gelangt. Bei Ausreden, warum der ein oder andere zu spät zum Unterricht erscheint, sind an Einfallsreichtum fast nicht zu überbieten – enorm.
So ist das Buch zwar witzig aber gleichzeitig auch durchaus beschämend, weil es irgendwie ein ungutes Bild auf das deutsche Bildungssystem und/oder die Lernmotivation unserer Schüler wirft.

Irgendwie bin ich etwas hin- und hergerissen. Auch wenn die Antworten per se „neu“ sind, bringt das Buch nicht unbedingt etwas „Neues“. Es reiht sich halt in die Schülerantworten-Reihe gut ein. Wer unterhalten werden möchte und Lesestoff für zwischendurch bzw. einfach mal so sucht, macht nichts Verkehrtes, wenn er auch diesen dritten Band liest. Aber in meinen Augen, liegt nichts Bahnbrechendes vor, so dass ich drei Sterne vergebe.

✶ ✶ ✶