Auf nette Weise schräg, einfach zuckersüß und deshalb etwas Besonderes.
Halte mich. Hier (Finde-mich-Reihe 2)Dieses Buch habe ich mir von einer bücherbegeisterten Freundin ausgeliehen ohne zu wissen, dass es sich hier eigentlich um den zweiten Teil einer Reihe handelt. Da es bei der Trilogie jedoch um drei verschiedene ...
Dieses Buch habe ich mir von einer bücherbegeisterten Freundin ausgeliehen ohne zu wissen, dass es sich hier eigentlich um den zweiten Teil einer Reihe handelt. Da es bei der Trilogie jedoch um drei verschiedene Pärchen geht und die Geschichten deshalb nur lose zusammenhängen, war das kein großes Problem. Jetzt kenne ich neben Malik und Zelda schon Rhys und Tamsins Happy End, was mich aber nicht davon abhalten wird, ihre Geschichte auch noch zu lesen. Auch die Protagonisten des dritten Teils - Sam und Amy - lernen wir hier schon kennen. Diese Machart der New Adult-Reihe ist ja nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal, besonders ist an dieser Reihe jedoch, dass es in allen drei Fällen in erster Linie um einen Neuanfang und die heilende Kraft der Liebe geht, die sich über alle Unterschiede und Hindernisse hinwegsetzt. Passend dazu trägt die Reihe auch den Klangvollen Beinamen "Believe in Seconds Chances".
Zelda:
"Du bist niemand für irgendwelche Arrangements. Du bist jemand für hundert Prozent. Für alles oder nichts. Du musst dir sicher sein." Nach einem kurzen Moment sagt er: "Auch mit mir." (…) "Ich will das Hier und das Jetzt und das Alles."
Die Cover der Reihe sind aufeinander abgestimmt, sodass die drei Bände nebeneinander liegend zusammen ein Unendlichkeitszeichen ergeben. Dazu passend sind auch die Titel so gewählt, dass sie in Kombination zueinander passen und "Finde mich. Halte mich. Liebe mich. Jetzt. Hier. Für immer" ergeben. Wenn man jedoch nur ein Einzelband ohne die anderen Teile betrachtet, wirken Titel und Cover etwas seltsam - eben unvollständig. Ich finde die Idee grundsätzlich wirklich klasse - als Einzelwerk wenn man sich nicht auf den Gesamteindruck konzentriert, sind mir die glitzernde Bögen und der bunte, Wasserfarbenverlauf im Hintergrund aber zu kitschig und nichtssagend. Sehr nett finde ich wiederum die kurzen Steckbriefe zu den zwei Hauptprotagonisten in den Leselaschen und die kleinen Unendlichkeitszeichen inklusive Name an den Kapitelanfängen, welche angeben, aus welcher Perspektive gerade erzählt wird. Interessant ist auch der angefügte "Werkstattbericht" am Ende, der einen kurzen Einblick in Kathinka Engels Leben als Autorin gewährt. Auch wenn ich das Cover an sich also nicht unbedingt umwerfend finde, ist die Gestaltung des Piper Verlags als Ganzes wirklich sehr detailgetreu und liebevoll ausgearbeitet!
Erster Satz: "Eine blonde Perücke überdeckt meine leuchtend pinken Haare."
Mit diesem Satz lernen wir die chaotische, spontane, lebenslustige Zelda kennen, die eine Art Doppelleben führt. Unter der Woche lebt sie in einer gemütlichen WG, studiert verrückt in der Gegend herum, trägt bunte Klamotten, pinke Haare und drückt ihre Laune durch ihren Nagellack aus. Doch am Wochenende zwingt sie sich in ein knappes Designerkleid, trägt eine blonde Perücke, überschminkt ihre kessen Sommersprossen und lässt sich in der Welt der Reichen und Schönen von potentiellen Heiratskandidaten langweilen. Denn die Unterstützung ihrer reichen Eltern bei ihrem Studium hat ihren Preis: sie soll endlich dazugehören und den Namen der Familie durch eine gute Heirat glänzen lassen, wenn sie schon nicht wie ihre Brüder Jura studieren will. Malik hat dagegen ganz andere Probleme. Trotz seiner Vergangenheit im Gefängnis erfährt er von seiner großen Familie Unterstützung und Rückhalt, welche er auch unbedingt notwendig hat, um mit den rassistischen Anfeindungen und Vorurteilen umgehen zu können, mit denen er sich tagtäglich konfrontiert sieht. Als die beiden sich bei einem Wochenende mit Freunden näher kommen, treffen zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander - kann ihre Liebe die Hindernisse überwinden?
Malik:
"Es ist ein absolut authentisches Tanzen, das ich so noch nie von irgendjemandem gesehen habe. In ihren gelben Leggins und den schwarzen Hotpants ist sie so sehr sie selbst, wie man es nur sein kann. Das ist Zelda. Als sich der Song kurz verlangsamt, breitet sie die Arme aus. Es sieht aus, als würde sie fliegen."
So beginnt eine berührende Geschichte über Rassismus, Vorurteile, Träume, Liebe, Freundschaft und den Kampf, der es manchmal darstellt, den eigenen Weg zu finden. Dass die Geschichte mit knapp 400 Seiten nicht besonders lang ist, bemerkt man vor allem am Anfang, als ganz plötzlich wie aus dem Nichts Gefühle in den Beiden aufkommen, die man zu Beginn nicht ganz nachvollziehen kann. Dann geht es jedoch so süß und herzergreifend weiter, dass man der Geschichte diesen Schnitzer gerne verzeiht. Mir hat sehr gut gefallen, dass wir hier viel mehr Gefühl, bunte Lebensfreude und ein viel authentischerer Hintergrund erhalten als in anderen meist oberflächlichen Büchern des Genres. Hier geht es endlich mal nicht nur um heiße Leidenschaft und anziehende Protagonisten mit sexualisierten Gedanken und großem Lebenstraumata, sondern um zwei Protagonisten die einfach unfassbar süß zusammen sind und gut als Paar funktionieren auch wenn ihre Welten scheinbar nicht kompatibel sind. Auch wenn wir weder von bahnbrechend neuen Ideen lesen noch wirklich vom typischen Ablauf abweichen, ist die Story um Zelda und Malik auf nette Weise schräg, einfach zuckersüß und deshalb etwas Besonderes.
Zelda:
"Auf dich", sagt er. "Darauf dass du mir den Atem raubst."
Ich werde rot. Spüre unseren Kuss wieder auf meinen Lippen. "Auf dich", erwidere ich leise. "Und darauf, dass ich dir beibringen werde, ohne Luft zu leben."
In die sympathischen, (wenn auch recht eigenwillige) Protagonisten, die abwechselnd aus ihrer Perspektive erzählen dürfen, habe ich mich sofort verliebt. Malik, der für seinen Traum alles geben würde aber mit zahlreichen Hürden zu kämpfen hat, wuchs mir mit seiner zerbrechlichen und warmherzigen Teddybär-Art sofort ans Herz. Ein weiterer Pluspunkt konnte er dadurch sammeln, dass er trotz seiner Vergangenheit weder ein Bad Boy ist, noch dunkle Geheimnisse verbirgt sondern einfach nett und süß ist - was in diesem Genre zu einer wirklichen Seltenheit geworden ist. Zelda ist der verborgene Star der Geschichte: unangepasst, stur, spontan, kunterbunt-chaotisch und ein wahrer Sonnenschein - solch ein Mädchen will doch jeder als beste Freundin haben Auch wenn sie oft am Rande der Glaubwürdigkeit tanzt, ist sie auf liebenswerte Weise verrückt, dass man sie einfach lieben muss! Einzig Zeldas Familie erscheint an vielen Stellen ein wenig überzogen und bleibt im Gegensatz zu anderen Nebenprotagonisten eindimensional und blass der "Antagonist" der Geschichte. So verbohrt, unsympathisch und gemein kann man doch gar nicht sein, wenn man so eine weltoffene Tochter groß gezogen hat, oder?
Malik:
"Der Rhythmus beruhigt mich, ruft mir in Erinnerung, wer ich bin und wer ich nicht mehr sein will. Nie wieder sein will. Ein Spielball meiner Herkunft. Opfer meiner eigenen Dummheit. Umgeben von einem dunklen Nebel, der mir jede Energie nimmt und mich zu verschlucken droht. Ich habe mir fest vorgenommen, nicht mehr mit mir selbst zu hadern. Meine Familie soll nichts als stolz auf mich sein. Und deswegen bin ich hier. Entschieden."
Das Ende gefiel mir ebenfalls sehr gut da es nicht mit Glitzer um sich geworfen hat, wie man das leider auch viel zu oft liest. Es gibt keine überstürzte Heirat, ein Prolog mit Kindern und Co und auch ansonsten wird alles herrlich offen gelassen. Gefällt mir!
Jetzt bin ich natürlich gespannt auf die anderen Teile der Reihe, die ich definitiv auch lesen will!
Malik:
"Ich...", beginne ich und mache einen Schritt auf sie zu. "Du..." Ich dränge sie gegen die Wand. Das ist eine so dumme Idee. Es ist die dümmste Idee, seit ich angefangen habe, Ideen zu haben. Es ist riskant. Es widerspricht jedem Plan, den ich jemals für mich gefasst habe. Und doch fühlt es sich an, als wäre es das einzig Richtige. Als könnte nur Zelda mich ganz machen. Als wäre ich nur ich selbst, wenn sie in meiner Nähe ist. Als wäre dort, wo sie ist, mein Zuhause."
Fazit:
Auch wenn wir weder von bahnbrechend neuen Ideen lesen, noch wirklich vom typischen Ablauf abweichen, ist die Story um Zelda und Malik auf nette Weise schräg, einfach zuckersüß und deshalb etwas Besonderes.