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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2017

Spannend bis zur letzten Seite!

Das Buch der Spiegel
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Auch wenn ich mit Schlagwörtern wie „Pageturner“ und „spannungsgeladen bis zur letzten Seite“ nicht sonderlich gerne benutzte hier trifft es zu! Ein Buch das nicht in das klassische Genre Kriminalliteratur ...

Auch wenn ich mit Schlagwörtern wie „Pageturner“ und „spannungsgeladen bis zur letzten Seite“ nicht sonderlich gerne benutzte hier trifft es zu! Ein Buch das nicht in das klassische Genre Kriminalliteratur passt, aber auch kein einfacher Roman. Eine Schublade gibt es für dieses Werk nicht und das ist schon mal der erste gute Grund es zu lesen.

E.O. Chirovici hat in „Das Buch Der Spiegel“ eine Geschichte erzählt, die eigentlich recht kurz ist, wenn man sie chronologisch hört und die Wahrheit kennt. Aber der Clou ist die Erzählweise der Geschichte, was der zweite Grund ist, dieses Buch zu lesen. Das Ereignis um das sich dieser Roman dreht passiert in den 1980er Jahren und wird nun in drei Teilen ans Licht gebracht von drei verschiedenen Erzählern, die sich die Geschichte gegenseitig übergeben. Es beginnt mit Peter Katz, einem Literaturagenten, der ein Manuskript sichtet, es gut findet und sich mit dem Autor in Verbindung setzen möchte…schon an der Stelle sollte nicht mehr verraten werden.
Jeder der drei Teile ist zudem aus einer anderen sehr persönlichen Sicht geschrieben. Jeder Teil hat die Geschichte als roten Faden, aber man lernt auch diese drei Menschen sehr gut kennen. Somit wird es nie langweilig, weil man zu Beginn jedes neuen Abschnitts wie neu beginnt und einen andere Perspektive einnimmt. Aber der Vorteil ist, dass jede neue „Runde“ mit mehr Informationen beginnt. Die Verwirrung wird aber wirklich fast auf der letzten Seite erst aufgelöst.

Der dritte gute Grund diesen Roman zu lesen ist die flüssige Sprache. Natürlich auch auf Grund der guten Übersetzung von Silvia Morawetz und Werner Schmitz. Sprachlich gibt es einige Stellen, die höchst interessant sind und auch das Zitatpotential ist hoch wie beispielsweise: „Zuweilen sind die Toten stärker als die Lebenden“ (Seite 25).

Fazit: Inhalt gut – Schreibstil gut – Plot gut – wenig Blut mit viel Spannung = Was will man mehr? Ich empfehle diesen Roman allen die gerne eine Kombination aus Whodunits und guter Literatur lesen möchten.

Veröffentlicht am 30.12.2016

Wahnsinn! Einer der besten Romane aus 2016!

Im Sommer wieder Fahrrad
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Man nehme eine Berliner Schnauze mit Herz am rechten Fleck und einem großen Schreibtalent schüttle gut und man erhält den tolle Roman: "Im Sommer wieder Fahrrad" von Lea Streisand.

Von den viele Romanen, ...

Man nehme eine Berliner Schnauze mit Herz am rechten Fleck und einem großen Schreibtalent schüttle gut und man erhält den tolle Roman: "Im Sommer wieder Fahrrad" von Lea Streisand.

Von den viele Romanen, die ich in 2016 gelesen habe, ist dies recht spät hinzugekommen, aber definitiv unter den Top 5 des Jahres!
Lea Streisand hat mit ihrem Debüt "Im Sommer wieder Fahrrad" ein phänomenal überzeugendes Werk geschaffen!

Es ist ein autobiografisches Buch über die Krebserkrankung der Autorin mit Anfang 30 und die Lebensgeschichte ihrer Großmutter, einer Lebefrau des Theaters in Ost-Berlin. Eine gewagte, aber gelungene Kombination.
Geschichten der Chemotherapie haben an sich viel Trauer- und Tragikpotential und laden ein über die eigenen Sterblichkeit zu sinnieren, aber Lea Streisand schafft es einerseits ungeschminkt ihr Leid dazustellen und zur gleichen Zeit wahnsinnig humorvoll zu beschreiben was vor sich geht.
Das Leben der Oma ist einfach ein Knaller! Wie eine Wundertüte des Lebens in dem eine furchtlose Frau alle Gelegenheiten am Schopf packt. Sehr erfrischend!

Ich freue mich Lea Streisand für mich entdeckt zu haben und würde mich sehr freuen, wenn der Fankreis weiter wächst!

Es loht sich auf die Autorin bei YouTube zu stalken, den sie ist ein Highlight zum Lauschen! Und für alle die den Luxus haben in Berlin zu sein: geht zu Ihren Lesebühnen!

Fazit: So viel Schnoddrigkeit in guter Literatur habe ich selten gelesen. Für meine Berliner Seele ein Happening der besonderen Art. Unglaublich gut und mit ganz viel Berliner Charme! Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 24.11.2016

Seit langem mal wieder ein Krimi den ich inhaliert habe!

Der Angstmann
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"Der Angstmann" von Frank Goldammer ist der erste Fall für Kriminalinspektor Max Heller. Der Krimi spielt im letzten Kriegswinter 1944/45 in Dresden und thematisiert gekonnt den Zustand der Stadt und seine ...

"Der Angstmann" von Frank Goldammer ist der erste Fall für Kriminalinspektor Max Heller. Der Krimi spielt im letzten Kriegswinter 1944/45 in Dresden und thematisiert gekonnt den Zustand der Stadt und seine Bewohner mit allen Aspekten der inneren Einstellung. Natürlich ist der rote Faden dieser Geschichte die Suche nach einem Mörder. Diesem bestialische Frauenmörder ist Max Heller auf der Spur, allerdings macht der Krieg und vor allem die verheerende Bombennacht vom 13. Feb 1945 macht es ihm nicht leicht weiter zu forschen.

Man findet sehr leicht in die Geschichte hinein und die Seiten fliegen nur so - ein wahrer Pageturner! Durch viel wörtliche Rede, (meist) kurze Kapitel und spannende Beschreibungen liest es sich wunderbar.
Mir war auch Max als Protagonist sehr sympathische.

Bisher hat Frank Goldammer zwei Regionalkrimis im Gmeiner Verlag veröffentlicht: "Revierkampf" und "Abstauber". Mit "Der Angstmann" hat er nun den renommierten dtv mit einer breiten Reichweite.

Ich freue mich schon auf den nächsten Fall von Max Heller und bedaure nur, dass er erst im Herbst 2017 erscheinen wird!

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Krimi mit tiefem Einblick in die Psyche der Deutschen zu Kriegende. Definitiv lesenswert!

Veröffentlicht am 30.10.2016

Schweizer Selbstbeherrschung par excellence

Und damit fing es an
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Der Roman beginnt in der Schweiz in den 40er Jahren der Nachkriegszeit. Der kleine Gustav wohnt mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen im Örtchen Matzlingen (nicht zu verwechseln mit Matzingen). ...

Der Roman beginnt in der Schweiz in den 40er Jahren der Nachkriegszeit. Der kleine Gustav wohnt mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen im Örtchen Matzlingen (nicht zu verwechseln mit Matzingen). Eine arme Familie, nicht nur mangelt es an Geld, auch an Zuwendung und Liebe. Der erste Abschnitt bringt uns den Protagonisten Gustav nahe und wie er seinen besten Freund, Anton, in der Grundschule kennenlernt. Ein jüdischer Junge aus gutem Hause, Vater Bankier und er selbst ein angehender Musiker mit viel Talent. Gustavs Mutter, Emilie, ist diese Freundschaft ein Dorn im Auge, da es ihr selbst und ihrem Jungen vor Augen führt was ihr nicht vergönnt war zu behalten. Auch der Umstand, dass die Familie jüdisch ist, spielt für Emilie eine Rolle.
Im zweiten Abschnitt geht die Geschichte weiter in die Vergangenheit und wir erfahren wie sich Gustavs Eltern kennenlernten und wie es zu den Verhältnissen kam in denen Gustav aufwuchs.
Eine spannende Erzählweise uns als Lesern nicht chronologisch den Lauf der Geschichte zu erzählen, sondern erst die Kindesjahre Gustavs und dann wie seine Eltern davor zueinanderstanden und wie alles so kam wie es eintraf. Eben: Und damit fing es an.
Übrigens heißt dieser Roman von Rose Tremain im Original ‚The Gustav Sonata‘. Auch sehr treffend und fast besser als der deutsche Titel.
Der dritte und letzte Abschnitt springt dann in die 90er Jahre und erzählt das Leben von Gustav und einigen anderen Personen, die man bis dahin kennenlernt weiter.
Dies ist ein wunderbar komponierter Roman über die Lebensgeschichte eines Mannes, der gefangen ist in der Schweizer Selbstbeherrschung. Das Prinzip der Kokosnuss, wie er es als Kind lernt, brennt sich ein. All das Gute schützen mit einem harten Verhalten nach Hause, bloß nicht aus der Rolle fallen. Zum Schluss ist klar was ihn ein Leben lang umtreibt.
Sprachlich toll umgesetzt mit all den feinen Nuancen. Erstaunlich ist, dass eine britische Autoren es schafft einen so schweizerischen Roman zu schreiben! Chapeau, das hat mir imponiert. Das dies der erste Roman der Autorin ist, den ich las, werde ich mir noch andere Werke von Rose Tremain zulegen.
Kurze Anmerkung noch zum Inhalt: Es gibt einige sexualisierte, explizite Strecken in dem Roman. Wer sich an so etwas stört, der sollte sich dessen bewusst sein. Es ist weder „billig“ eingebaut noch sonst irgendwie fehl am Platz, ganz im Gegenteil ohne diese Szenen wäre der Roman ein anderer.

Fazit: Ein Roman für Menschen, die gute Literatur schätzen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Geschichte in den 50er Jahren auf der Bühlerhöhe!

Bühlerhöhe
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Wir befinden uns Anfang der 1950er Jahre in Deutschland. Adenauer ist Kanzler und die junge Republik fängt an sich zu verändern, ein Zustand der Verdrängung der Kriegsereignisse. Adenauer will ein Wiedergutmachungsgesetzt ...

Wir befinden uns Anfang der 1950er Jahre in Deutschland. Adenauer ist Kanzler und die junge Republik fängt an sich zu verändern, ein Zustand der Verdrängung der Kriegsereignisse. Adenauer will ein Wiedergutmachungsgesetzt verabschieden um eine monetäre Entschädigung der ermordeten Juden zu ermöglichen.
Nun macht Adenauer Urlaub auf der Bühlerhöhe wie jedes Jahr und es ist ein Anschlag einer jüdischen Extremistengruppe geplant um ihn zu töten und damit das Gesetzt zu verhindern. Die Gruppe ist davon überzeugt, dass Israel kein Blutgeld von den Deutschen annehmen sollte. Zur Gründung Israels ist es allerdings wichtig, dass dieses Geld fließt um den Staat aufbauen zu können.
Israel schickt einen Mossad-Agenten und eine junge Frau namens Rosa Silbermann um dieses Attentat zu verhindern und arbeitet vor Ort mit dem deutschen BND zusammen.

Das ist im Groben die grundlegende Handlung des Romans ‚Bühlerhöhe‘ von Brigitte Glaser. Neben diesem Hauptstrang passiert noch viele vieles mehr! Ein wunderbares Figurenkabinett zeigt uns verschiedene Standpunkte, gibt uns Verständnis für Handlungen, die aus einem Erlebnis in der Vergangenheit rühren und einen guten Einblick in die 50er Jahre!
Zum einen lebt dieser Roman von den falschen Fährten die hier für den Hauptdrang gelegt werden um zu klären wer den Kanzler ermorden will. Hier merkt man, dass die Autorin des Romans, Brigitte Glaser bisher Kriminalromane schrieb. Zum anderen ist der Roman im Kern eine Reflektion des Nachkriegsdeutschlands. Die Zeit zwischen Kriegsende und Aufarbeitung, die erst Anfang der 60er Jahre begann mit den Auschwitzprozessen. Und zu guter Letzt scheint dieser Roman auch (für mein Verständnis) eine kleine literarische Erinnerung an die Bühlerhöhe zu sein.

Die Charaktere sind vielschichtig beschrieben und zeigen uns wie unterschiedlich die Wahrnehmungen je nach Erfahrungsschatz sind. Allesamt sehr eigen und differenziert beschrieben.

Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen und kann ihn wärmstens empfehlen. Wer sich für Romane interessiert, die eine gut recherchierte historische Grundlage haben, ist hier bestens aufgehoben!