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Veröffentlicht am 07.03.2020

Wie alles begann

Im Schatten des Kronturms
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Hadrian Blackwater hat die Nase voll vom Töten. So jung er auch ist, es liegt ein ganzes Leben als Soldat, Söldner und Arena-Kämpfer hinter ihm. Er nutzt die Nachricht vom Tod seines Vaters für einen Neuanfang, ...

Hadrian Blackwater hat die Nase voll vom Töten. So jung er auch ist, es liegt ein ganzes Leben als Soldat, Söldner und Arena-Kämpfer hinter ihm. Er nutzt die Nachricht vom Tod seines Vaters für einen Neuanfang, sobald er von Professor Arcadius den letzten Wunsch seines Vaters vernommen hat. Doch plötzlich findet er sich mit einem Mörder zusammen auf dem Weg zu einem Einbruch – und beide sind sich einig: gleichgültig was Professor Arcadius sagt, dass wird ihre erste und letzte gemeinsame Operation.

In einem spannenden Auftakt erzählt Michael J. Sullivan wie die Diebesbande Riyria ihren Anfang nahm. Ich bin sehr glücklich die beiden Meisterdiebe mit ihrem trockenen Humor wieder durch neue Abenteuer begleiten zu können, auch wenn der erste Band ein bisschen den Witz der anderen Reihe missen lässt. Wie sich die beiden Diebe allerdings zusammenraufen ist toll!

Im Prinzip werden hier zwei Geschichten parallel erzählt: die von Hadrian und Royce und die von Gwen, einer Seherin und Prostituierten, die auf die Erfüllung einer Prophezeiung wartet. Erst am Ende werden beide Erzählstränge miteinander verbunden. Ein Epilog, der weitere Überraschungen bereithält, schürt die Vorfreude auf den nächsten Band. Die Hauptgeschichte des ersten Buches wird hier abgeschlossen, Andeutungen und einige offene Punkte lasse darauf hoffen, dass das Abenteuer bald weitergeht. Außerdem vermisse ich Hadrian und Royce sobald ich das Buch schließe.

Michael J. Sullivan hat hier den Auftakt zu einem großartigen Prequel vorgelegt, der hoffen lässt, dass er tatsächlich alle angedachten 12 Bände schreiben wird!
Für alle Fans der beiden Meisterdiebe und diejenigen, die sie kennenlernen wollen, eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Gekiddnapped

Die Glücksbäckerei – Die magische Verschwörung
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Rose ist verzweifelt. Seit sie den Backwettbewerb gewonnen hat, belagern Journalisten die Glücksbäckerei. Sie hat schon gar keine Lust mehr überhaupt zu backen – gefährlicher Wunsch, den sie so kurz vor ...

Rose ist verzweifelt. Seit sie den Backwettbewerb gewonnen hat, belagern Journalisten die Glücksbäckerei. Sie hat schon gar keine Lust mehr überhaupt zu backen – gefährlicher Wunsch, den sie so kurz vor ihrem Geburtstag ausspricht wie der sprechende Kater Gus warnt. Prompt wird Rose noch am selben Tag entführt – vom Besitzer des Great-Cake-Konzerns. Sie soll fünf seiner Rezepte verbessern, dann darf sie wieder gehen. Entsetzt muss Rose feststellen, dass es sich bei diesen Rezepten um magische handelt, die aus dem gefährlichen Anhang ihres Familienrezeptbuches stammen, der von ihrer bösen Tante gestohlen wurde.

Der dritte Band der Glücksbäckerei wartet mit einer äußerst originellen Idee auf, die witzig umgesetzt wurde. Die Rezepte sind genial und die Geschichte hinter ihnen jedes Mal wieder zum Lachen. Gleichzeitig wird auch ein ernster Ton angeschlagen wie Süßigkeiten als Ersatz für menschliche Zuwendung oder industrielle Produktionen, die mehr Wert auf Kundenbindung um jeden Preis als auf Qualität legt. Ein bisschen was zum Nachdenken verpackt in eine bunte, phantasievolle Geschichte, die großartig unterhält.

4 ½ Sterne für ein tolles Kinderbuch, bei dem ich nur bedaure, dass nicht ein einziges der guten Glyck-Rezepte zum Nachbacken beigegeben wurde.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Titanen unter sich

Goethe
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Thomas Mann war ein begeisterter Goethe-Leser und ein großer Kenner von dessen Leben und Werk. In seinen Essays über den Titanen der deutschen Literatur zitiert er kenntnisreich aus Primär- und Sekundärliteratur. ...

Thomas Mann war ein begeisterter Goethe-Leser und ein großer Kenner von dessen Leben und Werk. In seinen Essays über den Titanen der deutschen Literatur zitiert er kenntnisreich aus Primär- und Sekundärliteratur. Als Leser lässt man sich nur zu gerne fesseln und vergisst dabei leicht, dass hier kein Literaturwissenschaftler mit fundierter Rechercheleistung spricht, sondern ein Künstler, der selbst Dichtung schafft. Im Anhang ist nur zu oft zu lesen, wo sich Mann vertan, falsch zitiert oder zugeordnet hat. Das beeinträchtigt den Spaß an der Lektüre allerdings nicht. Die Beweihräucherung Goethes hält sich dabei in Grenzen zu Gunsten von Textinterpretation und Editionsgeschichte. Besonders fesselte mich der längste Essay „Goethe und Tolstoi“ zwei Titanen, die erstaunlich viele Gemeinsamkeiten haben.

Es empfiehlt sich allerdings nicht die Essay-Sammlung am Stück zu lesen. Je weiter man kommt desto häufiger findet man Abschnitte, die Mann von sich selbst abgeschrieben hat. Ganze Passagen sind identisch und das wird nervig.

Als ein Leser, der weder von Goethe noch von Mann viel hält war ich äußerst positiv von diesem Buch überrascht. Literaturwissenschaftliche Abhandlungen und Essays interessieren mich immer und das hat mich wieder dazu gebracht zu einem Buch zu greifen, das eigentlich weit außerhalb meines Interessenfeldes liegt. Ich habe es nicht bereut. Ein hochinteressantes Werk, das vor allem in der „Ansprache im Goethejahr 1949“ auch einen Blick auf das Nachkriegsdeutschland und Exilliteraten wirft.

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Veröffentlicht am 11.01.2020

Auserwählt

Nacht über Frost Hollow Hall
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Tillys Leben ist nicht einfach. Es gibt nie genug Geld im Haus, ihr Vater verfolgt seine eigenen Träume ohne Rücksicht auf Verluste, dabei ist er der einzige, von dem Tilly ein bisschen Zuneigung bekommt. ...

Tillys Leben ist nicht einfach. Es gibt nie genug Geld im Haus, ihr Vater verfolgt seine eigenen Träume ohne Rücksicht auf Verluste, dabei ist er der einzige, von dem Tilly ein bisschen Zuneigung bekommt. Ihre Mutter bevorzugt ihre Schwester Eliza, die das Tilly auch spüren lässt. Doch alles ändert sich als Willy Potter Tilly zu einer Mutprobe herausfordert: Schlittschuhlaufen auf dem See von Frost Hollow Hall, in dem vor 10 Jahren Kit, der einzige Erbe des Hauses, ertrank – beim Schlittschuhlaufen. Auch Tilly bricht ein und seither träumt sie von Kit. Will ihr sein Geist etwas sagen? Sie nimmt den Posten als Zimmermädchen in Frost Hollow Hall an, um es herauszufinden, doch dort lauen noch weitere finstere Schatten.

Eine spannende Geistergeschichte vor der Kulisse des 19. Jahrhunderts. Ein düsteres Herrenhaus, eine schuldbeladene Vergangenheit, Trauer und eine morbide Freude an Dienstbotentratsch, dazu Freundschaft und Mut Dinge zu ändern halten den Leser in Atem. Großartig geschrieben mit sympathischen Charakteren und einer phantastischen Atmosphäre. Man wird förmlich in das unheimliche Herrenhaus hineinversetzt, in eine Familie, die den Verlust ihres Sohnes nicht verkraftet, zu Dienstboten, die sich den teils skurrilen, teils unheimlichen Wünschen ihrer Herrschaft nachkommen schwankend zwischen Angst und Verständnislosigkeit.

Ein wunderbares Buch, das genau das Richtige für dunkle Wintertage ist.

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Veröffentlicht am 01.12.2019

Das Wichtigste ist die Familie

Wo sich die Sterne spiegeln
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Malcolms Vater hat sich nur durch Verantwortungslosigkeit und Egoismus ausgezeichnet und damit auch Malcolms Leben zerstört. Nach seinem Tod spürt Malcolms Großvater Alberto Malcolms Halbschwestern auf ...

Malcolms Vater hat sich nur durch Verantwortungslosigkeit und Egoismus ausgezeichnet und damit auch Malcolms Leben zerstört. Nach seinem Tod spürt Malcolms Großvater Alberto Malcolms Halbschwestern auf und holt sie nach Hause. Malcolm ist sich nicht ganz sicher, was er von der altklugen zwölfjährigen Keira und der defensiven Callie mit ihrer schwierigen Vergangenheit halten soll. Während er darum kämpft mit der neuen Situationen fertigzuwerden, kommt es auch im erfolgreichen Familienunternehmen zu einer Krise.

Ein traumhafter Liebesroman über Familie, Vertrauen und das Überwinden der Vergangenheit. Ich bin der Geschichte von der ersten Seite an verfallen. Die Charaktere sind alle hinreißend. Gerade Keira ist mit ihrer quirligen, altklugen Art immer für einen Lacher gut, während Malcolm durch seine, von einer rührender Hilflosigkeit durchsetzten, Selbstsicherheit überzeugt. Sobald dann auch noch sein Playboy-Freund Santiago dazu stößt und den Leser mit einer urkomischen plötzlichen Unbeholfenheit erobert, mit der er um seine Traumfrau wirbt, war ich rettungslos verloren. Dieses Buch lädt zum Träumen ein!

Von mir gibt es 4 ½ Sterne. Einen halben Stern ziehe ich ab, da ich den Schlusskonflikt zu schwach fand und mir Callie mit ihrer Opferrollen-Tirade, die immer wieder ausführlich wiedergekaut wird, sehr schnell auf den Geist ging. Außerdem waren mir die Schlafzimmerszenen wieder einmal viel zu ausführlich und in vielen Fällen auch ungeschickt in die Geschichte eingebunden. Weniger wäre hier mehr gewesen.

Trotzdem ist es ein Buch, bei dem ich es nicht erwarten kann, es wieder zur Hand zu nehmen. Die Geschichte und die Charaktere klingen noch lange nach.