Kein klassischer Thriller. Dennoch mag ich die Geschichte gerne.
Mein erster Roman von Megan Miranda. Ich hatte wirklich Sorge, dass er mir nicht gefallen könnte, weil viele Personen vor mir eher wenig begeistert waren - und das, wo ich noch "Tick Tack" von ihr auf ...
Mein erster Roman von Megan Miranda. Ich hatte wirklich Sorge, dass er mir nicht gefallen könnte, weil viele Personen vor mir eher wenig begeistert waren - und das, wo ich noch "Tick Tack" von ihr auf dem SuB habe. Nicht so toll!
Aber es kam dann doch ganz anders. Trotz Bedenken habe ich mir das Buch, nach einem Blick in die Leseprobe, bestellt.
Jessa soll das Zimmer ihres toten Ex-Freundes Caleb ausräumen, weil seine Mutter der Meinung ist, dass eine Mutter sowas nicht tun müssen sollte. Irgendwie seltsamer Grund und das ganze Buch über dachte ich mir, dass die Frau irgendwie total komisch wirkt.
Zum Glück konnte das Jessa mit ihrer Art aber aufwiegeln. So spaziert das junge Mädchen also in das Zimmer und schon vor dem Eintreten erfährt man eine kleine Anekdote, weshalb die Tür blau gestrichen ist. Und so zieht es sich durch den Roman. Sie trifft auf Gegenstände, die sie mit einem Ereignis mit Caleb verbindet und durch ihre Erinnerung erfährt der Leser die Geschichte hinter diesem Gegenstand. Beispielsweise erfährt man, wie die beiden wandern waren, als sie seine Wanderschuhe verstaut, oder was es mit der Libellenkette in seiner Hosentasche auf sich hat.
Diese Art zu erzählen fand ich sehr schön, weil man so einen persönlicheren und näheren Einblick bekommt, als wenn sie einfach nur nacherzählen würde, was es mit dem Gegenstand auf sich hat. Also beispielsweise wäre "Diese Schuhe trug er, als wir wandern waren" weniger aufschlussreich als die komplette Geschichte hinter der Wanderung.
So bekommt man als Leser also eine ganze Menge an Informationen und um ehrlich zu sein: Ich musste mich da schon selbst motivieren, weiter zu lesen, denn es wird irgendwann ein wenig zäh. Man bekommt zwar viele Infos über Calebs und Jessas Beziehung, aber was ist denn nun eigentlich mit Caleb passiert? Wo wollte er hin? Die große Frage.
Aber (!) viele der Informationen benötigt man einfach für die Auflösung. Die ganzen Puzzleteile finden am Ende in einem runden Ergebnis zusammen und das hat mir wirklich gut gefallen.
Jessa ist eine angenehme Person, die es einem nicht schwer macht, ihr durch die verschiedenen Geschichten zu folgen. Ihre Emotionen sind nachvollziehbar und ich konnte definitiv fühlen, was sie durchmacht. Max, Calebs bester Freund, nimmt eine sympathische Rolle ein und auch den Handlungsstrang mit ihm fand ich schön ausgearbeitet. Man konnte sich ein wenig von dem Stress mit Calebs Geschichte erholen, aber er war nicht zu aufdringlich, als dass Calebs Schicksal in den Hintergrund rücken würde. Sehr schön eingeflochten und mit der Hauptgeschichte verbunden.
Sowohl Jessa als auch Max waren mir wirklich sympathisch, auch wenn ich bei Max zu Beginn so meine Bedenken hatte.
Die restlichen Nebenfiguren machen einen guten Job und insgesamt ist die Geschichte wirklich nicht schlecht.
Wo es am Anfang zu zäh und langatmig ist, ist es am Ende leider zu schnell vorbei. Ich hätte mir da einen detailreicheren, ausgeschmückteren Ausgang gewünscht, nachdem ich Jessa nun schon so lange begleitet hatte.
Allerdings: Für einen "Thriller" ist das Buch schon sehr ruhig und gemächlich. Wer etwas aufregendes und viel Spannung sucht, wird hier wohl eher enttäuscht. Es ist ein ruhiges Buch. Mit seinen relativ kurzen Kapiteln eignet es sich gut, um zwischendurch mal ein paar Seiten zu lesen. Mir gefiel der Stil und die Ruhe des Buches aber sehr. Die Atmosphäre hatte etwas ganz eigenes. Irgendwie kuschelig und gemütlich, aber gleichzeitig kalt und trostlos. Wer solche Geschichten mag, sollte sich nicht abbringen lassen, doch zu dieser Geschichte zugreifen.