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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2020

Ungewöhnlich gut

The Doll Factory
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Dieses Buch hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Vom ungewöhnlichen Genremix über den beinahe poetischen Sprachstil bis hin zur wunderschönen Ausstattung war alles ein Lesevergnügen.

London zur Zeit der ...

Dieses Buch hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Vom ungewöhnlichen Genremix über den beinahe poetischen Sprachstil bis hin zur wunderschönen Ausstattung war alles ein Lesevergnügen.

London zur Zeit der erstenWeltausstellung 1851. Es ist ein authentisches, schmutziges London, in dem Iris und ihre Schwester Rose darum kämpfen, ihren Lebensunterhalt als Puppenmacherinnen zu verdienen. Durch ihr ungewöhnliches Aussehen fällt Iris den Malern der Präraffaelitischen Bruderschaft auf, jedoch ebenso dem verwirrten Tierpräparator Silas. Während Iris sich bald entscheiden muss, ob sie es wagt, ihren Ruf zu verlieren, wenn sie Modell steht und ihren Traum verfolgt, selbst zu malen, ahnt sie nicht, welchen immer größeren Raum sie in Silas' Gedanken einnimmt. Und auf welchen gefährlichen Pfaden diese Gedanken entlag irren...

Geradezu meisterlich versteht es die Autorin, plastische Charaktere zu schaffen, mit denen man mitfiebert und -leidet, so zum Beispiel den Straßenjungen Albie, aber auch Iris selbst. Außerordentlich ist auch Macneals Fähigkeit, sich in Silas' abstruse Welt einzufühlen und diese dem Leser zu schildern. Ihr bildhafter Stil hat mich besonders begeistert ("Erversucht die Spinnweben des Grolls von sich abzustreifen..."..."Hier saß sie jahrelang fest wie eine Spinne in einem Bernsteintropfen.").
Lediglich das Ende hätte ich mir etwas ausführlicher dargestellt gewünscht. Inhaltlich hat es mich aber völlig überzeugt.

Der Debütroman einer Autorin, deren Namen ich mir merken werde!

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Veröffentlicht am 22.03.2020

True Colors

Das Geheimnis der Schwestern
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"True Colors" lautet der amerikanische Originaltitel dieses überraschend vielschichtigen Buches. Drei Schwestern geben der deutschen Ausgabe ihren Titel. Im Vordergrund der Geschichte stehen vor allem ...


"True Colors" lautet der amerikanische Originaltitel dieses überraschend vielschichtigen Buches. Drei Schwestern geben der deutschen Ausgabe ihren Titel. Im Vordergrund der Geschichte stehen vor allem die jüngste schöne Schwester Vivi Ann und die älteste Schwester Winona, eine patente Anwältin. Während Winona nicht wagt, ihrem Kindheitsfreund Luke ihre Liebe zu gestehen, verliebt sich dieser in Vivi Ann, was zu schicksalhaften Entwicklungen führt und den Zusammenhalt der ganzen Familie letztendlich auf eine harte Probe stellt. Zwar verlässt Vivi Ann Luke nach kurzer Zeit für den Rancharbeiter Dallas, doch dieser wird wegen des Verdachts des Mordes verhaftet. Wird Winona trotz ihrer Verbitterung Vivi Ann und deren Ehemann Dallas beistehen? Der Zeitbogen der Handlung spannt sich von der Kindkeit der früh mutterlosen Schwestern im Jahr 1979 bis ins erste Jahrzehnt dieses Jahrtausends. Meisterhaft versteht es die Autorin Kristin Hannah, ihre Protagonisten zum echten Leben erwachen zu lassen. Besonders gut gefallen dabei hat mir, dass sie weder für eine der Schwestern Partei ergreift noch eine der beiden an den Pranger stellt, beide Figuren sind mit Stärken und Schwächen ausgestattet und ich konnte mich mit beiden so unterschiedlichen Charakteren identifizieren. Dabei findet die Autorin stilistisch neue Bilder, um ihre Geschichte zu illustrieren: "Vivi Ann hatte gedacht, sie hätte eben auf dem Parkplatz vor der Kirche Angst gehabt....Im Vergleich zu dem, was sie jetzt überkam, war das gar nichts gewesen. Der Unterschied war so groß wie zwischen Fliegen und Fallen."
Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, und ich kann es nur uneingeschränkt weiterempfehlen. Das Setting auf einer Pferdefarm war für mich als Pferdebesitzerin noch ein zusätzlicher Bonus.
Optisch ist das Buch ein Augenschmaus, vor allem für ein Taschenbuch. Einzelne Elemente des schönen, aber nicht kitschigen Covers wiederholen sich in Originalfarben auf dem seitlichen und unteren Schnitt des Buches. Das hatte ich in dieser Form noch nicht gesehen, aber es macht "Das Geheimnis der Schwestern" für mich zu einem echten Sammlerstück.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Katzen und Töchter

Kater mit Karma
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„Kater mit Karma“ ist kein Katzenbuch im klassischen Sinne. Der Orginaltitel „Cats and Daughters“ ist daher viel passender, ich würde es als Katzen-Familien-Buch nach wahren Begebenheiten bezeichnen. Ich ...

„Kater mit Karma“ ist kein Katzenbuch im klassischen Sinne. Der Orginaltitel „Cats and Daughters“ ist daher viel passender, ich würde es als Katzen-Familien-Buch nach wahren Begebenheiten bezeichnen. Ich habe es mit großem Vergnügen gelesen. Die Geschichte beruht auf den Erlebnissen der Journalistin Helen Brown. Die Autorin ist gebürtige Neuseeländerin und lebt mittlerweile in Australien. „Kater mit Karma“ ist der Nachfolgeband zu dem Buch „Cleo“. Letzteres gilt mittlerweile als internationaler Bestseller. Zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Leseeindruck zur Leseprobe von „Kater mit Karma“ verfasst habe, hatte ich Cleo noch nicht gelesen und trotzdem Gefallen an der Leseprobe gefunden. Beide Geschichten stehen für sich allein und sind sicher auch unabhängig voneinander lesbar, auch wenn in „Kater mit Karma“ Bezug auf Ereignisse aus „Cleo“ genommen wird. Meine Empfehlung ist, „Cleo“ auf jeden Fall vorab zu lesen. Als ich die Nachricht erhielt, dass ich erfreulicherweise ein Vorabexemplar des „Katers“ gewonnen hatte, habe ich „Cleo“ noch schnell im Vorfeld gelesen. Dadurch konnte ich dann den Beginn des zweiten Bandes ganz anders würdigen, da mir die handelnden Personen bereits vertraut und zum Teil wirklich ans Herz gewachsen waren.
Der Stil von Frau Brown ist einfach und flüssig gehalten, ohne ins Seichte oder Kitschige abzugleichen. Gerade dass ihr Letzteres gelingt, kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden. Denn die Themen und Lebensprüfungen, mit denen sich die Autorin auseinander setzten muss (im ersten Band der tödliche Autounfall des ältesten, erst neunjährigen Sohnes vor den Augen seines Bruders, das Scheitern der Ehe und eine lebensbedrohliche Erkrankung ihres zweiten Sohnes, im zweiten Band die eigene Brustkrebserkrankung und die langen Aufenthalte ihrer ältesten Tochter in einem von Bürgerkrieg zerrissenen Land) wären von mancher amerikanischen Autorin sicher ganz anders verhackstückt worden. In beiden Büchern stellt jeweils eine Katze den guten Geist der Familie dar, auch wenn in „Kater mit Karma“ dieser gute Geist auch ein ganz schönes Teufelchen sein kann. Ich muss sagen, dass mir die Autorin nicht nur ausgesprochen sympathisch war, sondern dass ich sie auch wirklich bewundere. Trotz dieser Schicksalsschläge hat sie ihren Humor nicht verloren. Dieser wirkt jedoch nie verharmlosend. Vielmehr feiern beide Geschichten trotz der ernsten Problematik das Leben. Besonders beeindruckend fand ich in „Kater mit Karma“ die Schilderung der Krebserkrankung von Frau Brown. Als trauernder Angehöriger meide ich Krankengeschichten sonst grundsätzlich. Hier wurde sie mir quasi nebenbei serviert, und obwohl sich die Autorin nichts erspart, war es auch für mich gut auszuhalten. Während „Cleo“ hauptsächlich davon handelt, wie eine kleine Katze einer Familie nach dem Tod des Sohnes neuen Lebensmut gibt, steht in „Kater mit Karma“ ein Mutter-Tochter-Konflikt im Mittelpunkt. Angenehmerweise rührt der zweite Band daher weniger häufig zu Tränen als der erste.
Ich habe nicht nur die menschlichen Protagonisten, sondern vor allem die kätzischen wirklich lieb gewonnen. Cleo war eine Halbabessinierin, Jonah aus "Kater mit Karma" ein Siamese, bei dem man nicht sicher ist, ob es sich vielleicht doch um einen Tonkanesen handelt. Bester Lesestoff also auch für Liebhaber der orientalischen Katzenrassen, und wer schon einmal mit einer abessinischen Katze sein Leben teilen durfte, weiß ohnehin, wovon ich spreche. Einziges Manko in "Kater mit Karma" war für mich, dass man 150 Seiten warten muss, bis Jonah tatsächlich in das Leben der Familie tritt. Dennoch vergingen auch diese Seiten äußert unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Mühlenmagie

Die Mühlenkinder
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Ich bin so begeistert von Antonia Michaelis‘ märchenhaften Welten und ihrem bildhaften Erzählstil, dass ich auch als lange Zeit Erwachsene ihre Kinderbücher lese.Die Mühlenkinder sind etwas Besonderes. ...

Ich bin so begeistert von Antonia Michaelis‘ märchenhaften Welten und ihrem bildhaften Erzählstil, dass ich auch als lange Zeit Erwachsene ihre Kinderbücher lese.Die Mühlenkinder sind etwas Besonderes. Zum Geschichten Vorlesen zusammen zu kommen, spielt in ihrer Familie eine große Rolle. Aber noch besser: Von Zeit zu Zeit weht der Wind aus Nordost, danndrehen sich die Flügel ihrer alten Mühle und die Geschwister erleben ein gewaltiges Abenteuer. Die vier Schwestern werden zu Prinzessinnen und ihr Vater zum König mit der schiefen Krone. Als Jorunn,die zweitjüngste Schwester auf einmal verschwindet, müssen die beiden ältesten Schwestern zusammenhalten, um sie wiederzufinden. Denn Jorunn ist in die Fänge eines Wassertrolls geraten! Die Autorin schildert die Suche der Mädchen derartig einfallsreich und farbenprächtig, dass es eine Freude ist. In ihrer wunderbaren Sprache konnte ich mich wie immer verlieren. Manche Sätze haben sogar eine wohlige Gänsehaut bei mir ausgelöst. Schon der Buchbeginn ist herausragend. Klischees werden hier absolut nicht bedient, vielmehr ist nichts so, wie es anfangs scheint. Mit Ich-Erzählerin Liv gibt es eine Protagonistin, die alles andere als zart-mädchenhaft ist. Aber auch die älteste Schwester Merit ist eine starke Identifikaktionsfigur und alles andere als püppchenhaft.Eine wunderbare Ergänzung bieten die Zeichnungen und Ornamente in schwarz-weiß, die das schöneCover im Innern wieder aufgreifen. Das Ganze ist rundum so gelungen, dass ich mir noch mehr Abenteuer aus der Mühlenkinder-Welt wünsche!

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Mensch, das unbekannte Wesen

Ich und die Menschen
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So begeistert hat mich schon lange mehr keins der hier gewonnenen Bücher, und ich gebe aus vollem Herzen volle Sternpunktzahl. Der Roman ließ für mich nichts zu wünschen übrig. Der Autor berichtet hier ...

So begeistert hat mich schon lange mehr keins der hier gewonnenen Bücher, und ich gebe aus vollem Herzen volle Sternpunktzahl. Der Roman ließ für mich nichts zu wünschen übrig. Der Autor berichtet hier auf nicht nur geniale, sondern auch sehr witzige Weise von einem der Menschheit unendlich überlegenen Außerirdischen, der den Platz eines berühmten Mathematikprofessors einnehmen muss. Denn dieser hat eines der großen Rätsel der Mathematik gelöst, was für die Menschheit einen enormen Entwicklungsschritt bedeutet würde. Doch die Menschen sind nur "eine zweibeinige Lebensform von mittlerer Intelligenz", also muss das verhindert werden. Deshalb wird der Professor entführt, während der neue "Andrew" in die für ihn völlig fremde, regelrecht absoßende Form von dessen Körper schlüpft. Alles auf der Erde ist für ihn fremd, was zu sehr unterhaltsamen Missverständnissen führt. Eigentlich soll "Andrew" alle Menschen ausschalten, die von dem gelösten Räsel wissen könnten, aber immer tiefer lässt er sich ins Menschsein hineinziehen und versucht zu verstehen, was es mit einem Konzept namens Liebe auf sich hat. Schließlich ist er der Frau des Professors und ihrem Sohn ein viel besserer Ehemann und Vater als der es war. Doch ohne es zu wissen, begeht er dann einen entscheidenden Fehler...
Dieser Roman entzieht sich einfach allen Klassifizierungsversuchen, er ist auch absolut kein Science Fiction. Der Figur des Außerirdischen bedient sich der Autor nur, um die Menschheit quasi wie einen geheimnisvollen Käfer unter dem Mikroskop zu betrachten. Das gelingt ihm einzigartig, wohl auch, weil ihm die Idee zu der Geschichte kam, als er selbst unter Panikattacken litt und ihm einfach alles gerade zu extraterrestrisch erschien! Sehr sympathisch macht ihn auch, dass man an seiner Schilderung des Familienhundes Newton merkt, was für ein Hundefreund er ist. In diesem Roman geht es nicht um fremde Planeten, sondern darum, was es bedeutet, ein Mensch zu sein und darum, was es heißt zu lieben.

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