Sylt kurz vor dem ersten Weltkrieg
Frisch verwitwet muss Moiken Jacobsen zusammen mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter Emma das kleine Häuschen in Keitum verlassen, das ihrer Schwiegermutter gehört. In dem mondänen Hotel "Strandvilla" in ...
Frisch verwitwet muss Moiken Jacobsen zusammen mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter Emma das kleine Häuschen in Keitum verlassen, das ihrer Schwiegermutter gehört. In dem mondänen Hotel "Strandvilla" in Westerland findet Moiken eine Anstellung und eine Unterkunft für sich und Emma, so dass die beiden Frauen auf Sylt bleiben können. Der Hotelier Theodor von Lengenfeldt ist von der jungen Witwe bezaubert und macht ihr den Hof, doch auch Moikens Jugendliebe Boy Lassen lebt in Westerland und liebt sie immer noch. Boy verdient sein Geld als Strandfotograf und schon bald entdeckt Emma ihre Liebe zur Fotografie und fängt eine Lehre in seinem Geschäft an. Hin und her gerissen zwischen den beiden Männern, träumt Moiken insgeheim davon, in dem stillgelegten Strandpavillon, der Theodor gehört, ein Strandcafé zu eröffnen und dort die wunderbaren Torten und Pralinen anzubieten, die sie mit Leidenschaft selbst herstellt.
"Die Strandvilla" von Sina Beerwald ist ein historischer Roman, der in der Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg spielt. Dabei zeigt die Autorin , wie sich Leben auf Sylt in dieser Zeit abgespielt hat, beim Lesen konnte ich einiges zum Alltag der Inselbewohner erfahren. Dabei denke ich zum Beispiel an die teilweise beschwerlichen Zugfahrten, bei denen es immer wieder vorkam, dass die männlichen Passagiere aufgefordert wurden, beim Freischaufeln der Gleise zu helfen, im Sommer wegen Sandverwehungen und im Winter wegen des Schnees. Die Figuren sind anschaulich beschrieben, so dass ich mir alle gut vorstellen konnte, jedoch bin ich mit der manchmal etwas kühlen Moiken nicht so ganz warm geworden. Mit ihren Entscheidungen eckt sie auch oft bei Emma an, die an der Schwelle zum Erwachsenenalter mehr Selbstbewusstsein entwickelt und häufig die Autorität ihrer Mutter in Frage stellt. Der Schreibstil der Autorin hat mich gefesselt und ich war erstaunt, als ich schnell am Schluss des Romans angekommen war. Dabei hatte mich irritiert, dass beim e-Book 461 Seiten angezeigt wurden, die Geschichte aber bereits auf Seite 300 zu Ende war. Nach der Danksagung waren die restlichen Seiten mit Leseproben von Sina Beerwalds weiteren Büchern angefüllt, so dass der Leser noch einige ihrer Werke vorgestellt bekommt.
Fazit: Das Buch zeigt das Leben auf Sylt kurz vor dem Beginn des ersten Weltkrieges, die Protagonistin muss nicht nur um ihren Lebenstraum kämpfen, sondern steht auch zwischen zwei Männern, ihre Entscheidung wird die Weichen für ihr zukünftiges Leben stellen.