So viel Leid und Schuldgefühle
Hör mir zu, auch wenn ich schweigeMaggie und Frank sind seit 40 Jahren ein Paar. Innige Liebe verbindet sie, dennoch beginnt der Roman mit Maggies Selbstmordversuch. Wie konnte es so weit kommen? Frank hat seit sechs Monaten nicht mehr ...
Maggie und Frank sind seit 40 Jahren ein Paar. Innige Liebe verbindet sie, dennoch beginnt der Roman mit Maggies Selbstmordversuch. Wie konnte es so weit kommen? Frank hat seit sechs Monaten nicht mehr mit ihr gesprochen. Während sie im Koma auf der Intensivstation liegt, soll er zu ihr sprechen, um sie zurückzuholen. Er erzählt ihr und damit dem Leser die Geschichte ihrer Beziehung. Frank wird von Schuldgefühlen gequält, weil er etwas getan hat, was er seiner geliebten Frau nicht erzählt hat. Bis fast zum Schluss wiederholen sich gefühlte dreißigmal die Hinweise auf die eine Wahrheit, die er ihr noch sagen muss, bevor es zu spät ist. Dadurch wird eine gewisse Spannung aufgebaut. Dann gibt es einen Cliffhanger, denn just in dem Augenblick, wo er sprechen will, schicken ihn die Ärzte aus dem Zimmer. Danach begegnen wir durch einen Wechsel der Erzählperspektive Maggies Sicht der Dinge. Frank findet Maggies an ihn adressiertes Tagebuch und erfährt ebenfalls vieles, was er nicht gewusst oder anders eingeschätzt hat. Seine Gedanken zu dem Gelesenen finden ebenfalls Aufnahme in die Erzählung.
Der Leser fragt sich zunehmend, wie viel Leid und Schuldgefühle ein Mensch ertragen, eine Beziehung zwischen Mann und Frau überstehen kann. Im Mittelpunkt steht die Tochter Eleanor, auf die das Paar 15 Jahre gewartet hat. Sie entgleitet ihnen zusehends aus zunächst unbekannten Gründen und sie können nichts dagegen tun, dass sie sie schließlich verlieren. Es wird eine Vielzahl von Themen behandelt: Unfruchtbarkeit, postnatale Depression, Drogenabhängigkeit, Selbstverletzung, sexueller Übergriff, Selbstmord. Für Frank und Maggie kommt es wirklich knüppeldick. So glücklich ist die Ehe also trotz aller Liebe nicht, zumal sie von Anfang an Geheimnisse vor einander haben bis hin zur völligen Sprachlosigkeit zur Zeit des Suizidversuchs. Ich konnte mich mit den Charakteren nicht wirklich identifizieren, obwohl die Darstellung berührt. Mir ist das aber vor allem zum Ende hin zu sentimental und melodramatisch. Der Roman hat mir insgesamt weniger gut gefallen, als ich erwartet hatte.