Cover-Bild Rote Kreuze
Teil der Serie "Diogenes Hörbuch"
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 26.02.2020
  • ISBN: 9783257804164
Sasha Filipenko

Rote Kreuze

Robert Stadlober (Sprecher), Ruth Altenhofer (Übersetzer)

Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2020

Rote Kreuze in Russland

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Alexander ist neu eingezogen in den Wohnkomplex und sofort läuft ihm seine 90ig jährige Nachbarin Tatjana Alexejewna über den Weg…natürlich möchte sie Alexander besser kennenlernen, fängt auch gleich an ...

Alexander ist neu eingezogen in den Wohnkomplex und sofort läuft ihm seine 90ig jährige Nachbarin Tatjana Alexejewna über den Weg…natürlich möchte sie Alexander besser kennenlernen, fängt auch gleich an ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Während Alexander zu Beginn noch genervt ist lässt sich Tatjana von ihrer Geschichte nicht abbringen…solange der Alzheimer sie noch nicht ganz vergesslich macht…und die beiden unterschiedlichen Menschen kommen sich näher und beginnen sich zu vertrauen…
„Ich glaube, Pascha hat seine Festnahme vorausgeahnt. Geburtsort? Genua. Alles klar. Ein rotes Kreuz, das sein Schicksal besiegelt.“(Seite 49)
Ich mag die Covergestaltung des Diogenes Verlag einfach, sie zeigen alles und doch wenig und hier trifft es das Cover, in meinen Augen, auch direkt auf den Punkt.
Vom Autor Sasha Filipenko ist dieses Buch das Erste welches im deutschsprachigen Raum erschienen ist, seine weiteren Werke sollen folgen und ich freue mich jetzt schon darauf. Denn der Autor bringt einem ein Russland näher dass so unterschiedlich ist wie das Volk, die Sprache, das Wetter und seine Traditionen. Der Schreibstil konnte mich sehr schnell packen, ich war neugierig auf die Geschichte von Tatjana, ich war neugierig was mit Alexander passiert ist. Der Autor nimmt den Leser mit durch die Geschichte von Russland, von damals mit der jungen Tatjana, zum Aktuellen mit Alexander.
Der kleine aber feine Humor kommt nicht zu kurz, ich mochte die Konstellation von beiden zu Beginn, das Genervte von Alexander, die forsche aber lustige Art von Tatjana, dass sie sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, dass sie ihre Alzheimer Erkrankung für vieles als Vorwand nimmt.
Und doch ist das Buch keine leichte Lektüre, keine dauerhaft lustige, denn sie erzählt nun mal die Geschichte von einem Russland welches man hier und da aus den Geschichtsbüchern kennt, aus Erzählungen oder Berichten. Gerade der Teil den Tatjana von sich erzählt schmerzt, schockiert, bewundert die Frau für ihren Mut, für ihre Offenheit, für das Nicht aufgeben und weitermachen. Auch hier denke ich dass es die Stärke des russischen Volkes zeigt denn aufgeben und nicht mehr aufstehen, das passt so gar nicht zu diesen Menschen.
Alexander selbst hat ebenso sein „Päckchen“ zu tragen, muss mit Verlusten, neuen Situationen zu Recht kommen, wie Tatjana damals, während und nach dem Krieg. Es geht um die Familie, welche Liebe und Hoffnung in dieser Institution liegt, wie man daraus Kraft und Zuversicht ziehen und zerren kann.
Beide Protagonisten kommen zu Wort, beide berichten ihre Geschichten, ihren Schmerz, ihre Zuversicht, aber auch ihre Ängste und Sorgen. Beide stehen für ein Russland aus verschiedenen Zeiten, dass nicht überall einen neuen Weg gegangen ist. Hier und da wäre wohl eine Triggerwarnung angebracht denn das Buch behandelt auch sehr schwer annehmbare Themen, es geht ans Herz, an den Verstand und über das zu ertragende Maß hinaus.
„Nie werde ich diese mit Kuverts vollgestopften Postkästen vergessen. An wen waren diese Briefe adressiert? Würde sie je jemand lesen?“. (Seite 45)
Der Autor versteht wahrlich ein Russland zu präsentieren welches viele begeistern wird. Ich kann für dieses Buch nur eine Leseempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 08.04.2020

Ein Kreuz für die Erinnerung...

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Dieser tolle Roman wurde mir auf der letzten Buchmesse wärmstens ans Herz gelegt und nun weiß ich auch warum.

In der Geschichte geht es um Alexander, der gerade umgezogen ist und versucht ein neues Leben ...

Dieser tolle Roman wurde mir auf der letzten Buchmesse wärmstens ans Herz gelegt und nun weiß ich auch warum.

In der Geschichte geht es um Alexander, der gerade umgezogen ist und versucht ein neues Leben anzufangen. Da besucht ihn seine neunzigjährige Nachbarin Tatjana und erzählt ihm ihre Lebensgeschichte.Was verbindet die beiden und werden sie sich gegenseitig Hoffnung geben können?

Der Roman ist sehr vielfältig in seiner Gestaltung, denn wir erleben die Geschehnisse nicht nur als Erzählungen aus Sicht der beiden Hauptfiguren, sondern Protokolle, Briefe und Gedichte ergänzen das Ganze. Zunächst habe ich den Sinn der Briefe und Protokolle nicht erfassen können, aber im Verlauf der Handlung wurde dann klar, was sie verdeutlichen sollen.

Tatjana habe ich zu Beginn als etwas aufdringlich und anstrengend empfunden, eben eine typische Nachbarin, die gern einem jungen Menschen ein Ohr abkaut. Ihre Lebensgeschichte ist dann aber so spannend, dass man ihr auch als Leser sehr bald gern zuhört, schlicht weil man so viel Leid kaum begreifen kann.

Alexander war mir als Charakter auf Anhieb sympathisch, denn er begegnet seinen Mitmenschen offen gegenüber und scheint im Gegensatz zu seinem Stiefvater auch keine Vorurteile gegenüber anderen zu haben. Sein Schicksal hat mich zu Tränen gerührt und ich musste hart schlucken als ich las, was seine Beweggründe für den Neuanfang waren.

Der Roman zeigt sehr anschaulich wie heilsam zwischenmenschliche Beziehungen sein können und dass ein offenes Ohr noch keinem geschadet hat.

Des Weiteren hatte ich das Gefühl, dass man einen guten Einblick in die stalinistische Sowjetunion bekam durch die Erlebnisse von Tatjana.

Fazit: Ein Roman, der mich mitten ins Herz getroffen hat und sich wie ein richtiger Pageturner las. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Klasse!

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Ein hartes Leben, das russische Geschichte widerspiegelt und die Erinnerung daran muss bleiben

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Alexander, alleinerziehender Vater einer kleinen Tochter zieht gerade ein, in ein Wohnhaus in Minsk. Etwas verwundert über das rotes Kreuz, dass er gerade an seiner Wohnungstür entdeckt hat, bekommt er ...

Alexander, alleinerziehender Vater einer kleinen Tochter zieht gerade ein, in ein Wohnhaus in Minsk. Etwas verwundert über das rotes Kreuz, dass er gerade an seiner Wohnungstür entdeckt hat, bekommt er rasch Aufklärung darüber, was es damit auf sich hat, denn Tatjana, seine über 90-jährige Nachbarin, taucht plötzlich hinter ihm auf und erklärt, dass sie das Kreuz dorthin gemalt hat, um sich zu erinnern, wo sie wohnt, weil sie Alzheimer hat und langsam all ihre Erinnerungen verliert. Sehr nachdrücklich bittet sie Alexander zum Tee und so muss sich dieser, zuerst eher widerwillig, einige der Erinnerungen der alten Frau anhören, obwohl er doch wirklich genug mit seinem eigenen Schicksal zu kämpfen hat und ja selbst gerade versucht, sich ein neues Leben aufzubauen, für sich und seine kleine Tochter. Aber die alte Dame lässt nicht locker und langsam entwickelt sich durch die wiederholten Treffen eine vertraute freundschaftliche Verbindung zwischen den beiden so unterschiedlichen Menschen. Und auch Alexander kann hier sein Innerstes öffnen und bei Tatjana Mitgefühl und Anteilnahme finden.
Die Erinnerungen der alten Frau sind ungeheuer bewegend erzählt und spiegeln sehr adäquat die Geschichte Russlands des 20. Jahrhunderts wieder. Gefühl und menschliches Leid begleiten dieses Geschichte, ihre Geschichte und die Geschichte ihres Landes, die niemals vergessen werden darf, das ist Tatjanas letzter großer Wunsch. Sie fleht geradezu darum, das Alexander sich ihrem Leben öffnet und ihre Erinnerungen für sie und alle Menschen bewahrt.
'Das ist alles, was sie noch will, denn Gott hat sie ausgetrickst. Sie wollte ihm ihre Erinnerungen ins Gesicht schleudern, ihm in die Augen schauen und ihn zwingen, sich dem zu stellen, was er hat geschehen lassen. Doch jetzt geht ihre Erinnerung und Gott hat gesiegt. Er muss sich dem Grauen ihrer Geschichte also nicht stellen, wenn sie bei ihm anklopft, an der Himmelspforte'. Das sind Tatjanas Worte und dem ist nichts hinzuzufügen. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Russische Geschichte in Romanform

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Der Schreibstil von Sasha Filipenko ist wahnsinnig flüssig und hat mich ab der erste Zeile gefesselt.

Die Geschichte wird aus Alexanders Perspektive erzählt. Bei seinem Umzug, fällt ihm einrotes Kreuz ...

Der Schreibstil von Sasha Filipenko ist wahnsinnig flüssig und hat mich ab der erste Zeile gefesselt.

Die Geschichte wird aus Alexanders Perspektive erzählt. Bei seinem Umzug, fällt ihm einrotes Kreuz auf der Tür auf. Als er dabei ist, es weg zu wischen, lernt er seine alte Nachbarin kennen. Die Kreuze malt sie, damit sie den Weg nach Hause findet, da sie merkt ,dass ihre Demenz immer schlimmer wird. Da sie einsam ist, verwickelt sie Sasha in ein Gespräch und lässt nicht locker, bis er bei ihr Tee trinkt und sie ihm ihre ganze Geschichte erzählt. In diesen Abschnitten erzählt Tatjana. Durch die Ausschnitte aus dem Archiv wurde mir noch bewusster, dass es wirklich passiert ist. Gänsehaut pur. Trotzdem waren es mir persönlich etwas zu viele Ausschnitte, daran leidet der Lesefluss ein wenig.

Man könnte sich fragen, ob es wirklich möglich ist in 280 Seiten die russische Geschichte zu erzählen. Meiner Meinung ist das dem Autor erstaunlich gut gelungen, ich selbst habe daran gezweifelt, doch wurde vom Gegenteil überzeugt. Tatjana erzählt ihre Geschichte von Anfang an. Die Gräueltaten, die damals in der Stalin Zeit verbrochen wurde, werden hier wahnsinnig gut beschrieben. Da Tatjana es selbst erzählt und zwischendurch die Ausschnitte abgebildet sind, bekommt man eine gewisse Distanz zu den Emotionen der Protagonisten. Ich persönlich finde das wirklich gut, denn die Ereignisse sind grausam genug.

Mich hat dieses Buch sehr berührt. Ich möchte dieses Buch jedem ans Herz legen. Jeder sollte sich bewusst sein, was damals in Russland passiert ist.

Das war mein erster Roman von Sasha Filipenko, aber garantiert nicht mein letztes Buch von ihm.

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Veröffentlicht am 11.03.2020

rote Kreuze

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Die über 90-jährige Russin Tatjana Alexejewna bekommt einen neuen Nachbarn. Schon am ersten Tag zerrt sie ihn in ihre Wohnung und erzählt ihm Stück für Stück ihr ganzes Leben. Vor allem aus der Angst heraus, ...

Die über 90-jährige Russin Tatjana Alexejewna bekommt einen neuen Nachbarn. Schon am ersten Tag zerrt sie ihn in ihre Wohnung und erzählt ihm Stück für Stück ihr ganzes Leben. Vor allem aus der Angst heraus, dass sie durch ihre Alzheimer-Erkrankung bald alles vergessen haben wird.

Dieser Ausgangspunkt ist von Anfang an das für mich unglaubwürdig und aufgesetzt wirkende Rahmengerüst einer Geschichte, die dann hauptsächlich im stalinistischen Russland vom Leben einer Frau erzählt, die durch den Vater eigentlich zu einer modernen starken Frau erzogen wurde, die sich aber dem herrschenden Regime anpassen muss und an den Repressalien und menschlichen Verlusten fast zu zerbrechen droht.

Eigentlich eine durchaus interessante Story und hi und da blitzt auch das Sprachtalent des Autors durch. Aber mir gefiel einfach das Gesamtkonzept und der Grundton nicht. Die Hauptdarsteller waren mir nicht besonders sympathisch. Nach der Leseprobe hatte ich andere Erwartungen an die beiden und hoffte auf eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei Menschen, die Schicksalsschläge erlitten haben. Stattdessen wird auf relativ wenigen Seiten ein komplexes marxistisches System beschrieben aber leider ohne die Erzählungen der Frau wirklich zu reflektieren.

Mir hat das Buch nur mäßig gefallen.