Ein poetischer Sommer, der Geist und Körper eines Jungen erwachen und erblühen lässt
Offene SeeRobert ist 16 und gerade mit der Schule fertig. Er lebt in einer kleinen Bergarbeiterstadt im Norden Englands. Der zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende und wenn dieser Sommer vorüber ist, wird der Junge, ...
Robert ist 16 und gerade mit der Schule fertig. Er lebt in einer kleinen Bergarbeiterstadt im Norden Englands. Der zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende und wenn dieser Sommer vorüber ist, wird der Junge, genauso wie die vorherigen Generationen seiner Familie, in die Dunkelheit und Enge des Bergs 'einzufahren'. Robert graut davor, denn er liebt das Licht und die Natur und das Gefühl von Freiheit, das für ihn damit verbunden ist. Aber die Kraft, sich seinem vorgegebenen Schicksal zu widersetzen, bringt er, zumindest zu diesem Zeitpunkt, noch nicht auf. Und so macht er sich auf Richtung Küste. Wenigstens einmal in seinem Leben will er heraus aus seinem beengten kleinen Kosmos und ein ganz kleines Stückchen sehen, von dieser herrlichen aufregenden Welt. Auf seinem Weg klopft er an viele Türen, und die Menschen dahinter haben immer ein paar Stunden Arbeit für ihn und versorgen ihn im Gegenzug mit den paar kargen Lebensmitteln, die sie erübrigen können. Eines Tages dann landet er durch einen Zufall vor dem Cottage einer sehr imposanten älteren Frau, Dulcie mit Namen, die ihn zum Essen einlädt und da er sich revanchieren will, mäht er ihre verwilderte Wiese am Haus. Aus diesem einen Tag wird ein ganzer Sommer, in dem Robert das kleine Nebengebäude auf Dulcies Grundstück wieder aus seinem halbverrotteten Schlaf erweckt. Und Dulcie, diese hochgebildete, weitgereiste, weltmännische und ganz innen von einer tiefen Kram belastete Frau tut auch etwas für ihn. Sie reißt seine enge Denkwelt auf, führt ihn ein in die Literatur und die besondere Faszination der Lyrik und zeigt ihm, das man ein Recht hat, die vorgegebenen Konventionen und erdrückenden Erwartungen der Menschen, in deren Umfeld man lebt, aufzubrechen und sein ganz eigenes glückliches Leben zu leben.
Dieses Buch ist von einer wunderbar poetisch dargebotenen Beschreibung der Natur geprägt, von einer sensiblen Beobachtungsgabe für die Menschen und das, was ist und was vielleicht kommen wird. Und mitten darin erleben wir zwei Menschen, die sich zufällig finden und gegenseitig retten, für ein langes Leben auf Roberts Seite und ein etwas kürzeres auf Seiten von Dulcie, der Dame mit dem großen Hut.
Ein literarisches Kleinod, dass ich sehr empfehlen kann.