Ein bewegendes Buch das auch zum Nachdenken anregt
Manche Engel sterben früh
von Margarete van Marvik
Ein sehr bewegendes Buch das mich von Anfang an in den Bann gezogen hat und mir viele Fragezeichen in den Kopf gezaubert hat. Ich litt mit dem kleinen ...
Manche Engel sterben früh
von Margarete van Marvik
Ein sehr bewegendes Buch das mich von Anfang an in den Bann gezogen hat und mir viele Fragezeichen in den Kopf gezaubert hat. Ich litt mit dem kleinen Mädchen das früher ein schönes Leben im Kreise ihrer Familie hatte und das in dem Moment als die kleine Schwester auf die Welt gekommen ist für die Eltern quasi nicht mehr vorhanden war. Für mich unvorstellbar und ich konnte das Verhalten der Eltern nicht nachvollziehen. Die kleine Ruth konnte machen was sie wollte, sie war für die Mutter Luft. Es zählte nur noch die kleine Christin die von der Mutter vergöttert und verwöhnt wurde. Wichtige Ereignisse wie Geburtstag und Einschulung wurden von der Mutter ignoriert, sie war nur noch auf das Baby fixiert. Das kleine Schwesterchen merkte natürlich im Laufe der Jahre was für eine Stellung sie im Herzen der Mutter hatte und natürlich spielte sie ihre Trümpfe gegenüber der großen Schwester immer wieder aus. Durch das Verhalten der Eltern, speziell der Mutter empfand Ruth auch nie etwas für die Schwester, außer das sie diese für das Verhalten der Mutter verantwortlich machte. Schließlich war sie der Grund warum sie von der Mutter ausgeschlossen wurde. Lange und schwere Jahre liegen hinter Ruth, einzig und alleine der Gedanke irgendwann aus diesem Leben verschwinden zu können und bei der Schwester der Mutter in Berlin ein neues Leben aufzubauen ließen sie nach vorne schauen. Jahre von Entbehrungen, Liebesentzug führten dazu das sie körperlich und seelisch im Ausnahmezustand war. Schon im Kindesalter bekommt sie Ausschläge, sie fängt an sich zu ritzen und trinkt immer mehr – letztendlich hält sie nur der Gedanke irgendwann genügend Geld für einen Neuanfang in Berlin zu haben am Leben. Ruth schafft es – sie kann ihrem alten Leben entkommen und in Berlin neu anfangen. Obwohl es nicht leicht ist schafft sie es, sie baut sich einen kleinen Freundeskreis auf, hat eine Arbeit die ihr Spaß macht und ihre eigene, kleine Wohnung. Es könnte nicht besser laufen, sie wird selbstbewusster und scheint ihr altes Leben hinter sich gelassen zu haben.
Es war so schön zu lesen wie Ruth es letztendlich geschafft hat die Schatten ihrer Vergangenheit hinter sich zu lassen und der Neustart gelungen ist. Tja, bis zu dem Tag an dem es plötzlich klingelt und ihre Schwester vor der Tür steht. Man spürt in dem Moment wie sehr sie mit sich ringt das Mädchen, das für sie wie eine Fremde ist, in die Wohnung einzulassen. Letztendlich gibt sie sich aber einen Ruck und bittet Christin rein. Christin, inzwischen 14 Jahre alt sieht verwahrlost aus und hat keine Ähnlichkeit mehr mit dem kleinen gepflegten Prinzesschen das sie einmal war. Ruth kümmert sich um die Kleine, lässt sie baden, gibt ihr zu Essen und dann passiert etwas das dazu führt das sie die Kleine am nächsten Tag nicht mehr in die Wohnung lässt...... Kurze Zeit später erfährt Ruth das die kleine Schwester gestorben ist........
Ruth gibt sich die Schuld daran, dann aber findet sie ihr Tagebuch und liest die Geschichte ihrer kleinen Schwester. Eine Geschichte bei der man Gänsehaut bekommt, eine Geschichte gegen die die von Ruth richtig harmlos ist. Ruth ist fassungslos, aber nicht nur sie – auch ich. Ruth beschließt die Verantwortlichen nicht damit durchkommen zu lassen, auch wenn das für sie nichts anderes bedeutet wie die Vergangenheit wieder an die Oberfläche kommen zu lassen und sich dieser zu stellen. Aber auch in diesem Abschnitt gab es dann Momente die schön waren und die auch für Ruth wichtig waren. Sie hat sich mit ihrem Vater ausgesprochen der mehr oder weniger auch ein Opfer der Mutter war, sie hat ihren alten Freund wiedergetroffen und natürlich hat sie auch mit der Mutter gesprochen. Allerdings waren diese Gespräche weniger erfreulich, den in ihren Augen hat sie nichts falsch gemacht. Auch das Schicksal ihrer kleinen Tochter hat sie nicht sonderlich gerührt. Ich fühlte in dem Moment mit Ruth und wie auch sie konnte ich die Frau nicht verstehen.
Die Geschichte hat mich nach Christins Tod noch mehr mitgenommen wie zuvor. Das Verhalten der Mutter war Dreh und Angelpunkt und sie war letztendlich der Ausschlag dafür was mit den Mädchen passiert ist. Sie die eigentlich für beide ein Hafen der Sicherheit sein sollte, hat beide Mädchen aus dem Haus getrieben und dafür gesorgt das ihr seelisches und körperliches Gleichgewicht aus den Fugen geraten ist. Am Anfang war es für mich unvorstellbar das ich Ruths Geschichte einmal weniger schlimm finden würde wie das was mit der kleinen Christin passiert ist.
Das Buch hat mich von Anfang bis Ende sehr bewegt und mir auch die Tränen in die Augen getrieben, für mich unvorstellbar wie eine Mutter so handeln kann. Obwohl die Geschichte in den 60iger Jahren spielt, es könnte die Geschichte eines jeden Mädchens sein – die Zeit spielt hierbei keine Rolle.
„Manche Engel sterben früh“ hat mich sehr bewegt, mich sehr mitgenommen und mich zum Nachdenken gebracht. Ein tolles Buch, auch sehr interessant für jüngere Leser allerdings ist es keine leichte Kost und man sollte mindestens 16 Jahre alt sein wenn man das Buch liest.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.