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Veröffentlicht am 10.01.2024

Feministische (Neu-)Interpretation

Julia
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1984 erzählt hässliche Gegebenheiten aus einer hässlichen Welt, bevölkert mit hässlichen Menschen - in hässlicher Sprache. Und trotz und wegen all des Widerwillens, den Orwell in mir wachrief, beschäftigte ...

1984 erzählt hässliche Gegebenheiten aus einer hässlichen Welt, bevölkert mit hässlichen Menschen - in hässlicher Sprache. Und trotz und wegen all des Widerwillens, den Orwell in mir wachrief, beschäftigte mich sein Werk, wühlte mich auf und brachte mich zum (Nach-)Denken. Diesen Ton trifft auch Sandra Newman. Sie bleibt Orwell und der von ihm geschaffenen Atmosphäre treu, greift aber die achtlos hingeschmissenen Krumen auf. Was Orwell nur Nebensätze und Winston keine Gedanken wert war, erzählt sie. Die weibliche Perspektive, der unsichtbare Alltag, das alltägliche Leiden und Leben der Frauen.




1984 habe ich damals in der Schule gelesen und auch wenn es wahrlich kein klassischer Lesegenuss war, bewegte und beeindruckte mich das Buch doch nachhaltig. Nur Julia blieb eine unbefriedigend blasse Figur. Das hat Sandra Newman nun geändert!

Denn Julia schildert die Ereignisse aus Orwells Dystopie aus ihrer Sicht und das gleich Vorweg: Sandra Newman beherrscht ihr Handwerk. Sie kriecht in die Ritzen und Nebengassen von Orwells Roman und macht diese zum neuen Hauptschauplatz, bleibt dabei Ton und Handlung treu und schafft dennoch etwas Neues. Ihre Schilderungen aus Julias Perspektive und Orwells Geschichte von Winston könnten im selben Buch alternierend abgedruckt werden, so sehr bereichern sie sich gegenseitig.

Ich gebe zu, dass ich von Anfang an Schwierigkeiten mit dem Buch hatte - meiner hohen Erwartungen an eine feministische Neuerzählung wegen und auch bezüglich des Schreibstils. An letzterem störte mich vor allem die vulgäre Sprache und auch wenn ich nachvollziehen kann, dass Julia in einer Welt, die Liebe abgeschafft zu haben glaubt und Sexualität unterdrückt, das Vokabular fehlt, störte mich die Derbheit der Worte und Gedanken dennoch. Was den feministischen Blickwinkel angeht - er war definitiv vorhanden! Nur eben anders, als ich mir das gedacht hatte. Ich hatte mir eine aufgeklärte, bewusste Protagonistin erhofft, die gezielt Bündnisse mit Frauen angeht, ganz viel weiblicher support in einer unterdrückenden und unterdrückten Gesellschaft - und ich gebe zu, dass das naiv ist und war. Wie soll das in dieser Gesellschaft möglich sein? Und es hätte auch nicht zu Orwells Ton und Aussage gepasst. Nachdem ich diese anfängliche Enttäuschung verdaut hatte und Julias quasi ausschließliche Selbstdefinition über ihre Sexualität als ihren Weg, sich dem System zu entziehen, akzeptieren konnte, sah ich, wie Newman der Welt dennoch ihren Stempel aufdrückte: Menstruation wird angesprochen (sogar der in Spanien bereits beschlossene "Menstruationsurlaub"; ungünstiges Wort btw.), wie die Frauen sexueller Ausbeutung und Missbrauches ausgesetzt sind, selbst alltägliche Schwierigkeiten und Bloßstellungen wegen des Overalls und dem Toilettengang, künstliche Befruchtung und Abtreibung... Das alles aus Frauenperspektive zu erlesen und erleben, macht die Ungleichheit in Orwells dystopischer Welt für mich bedeutend greifbarer und erdrückender.

Und auch wenn mir das explizite und starke female empowerment fehlte, ist es zwischen den Zeilen doch rauslesbar. Julia macht eine Charakterentwicklung und Reflektion ihrerselbst und ihrer Vergangenheit durch und die angedeutete Romanze war auch überraschend berührend. Unterteilt ist das Buch ja in drei Abschnitte und während mich im ersten vor allem die vulgäre Sprache irritierte, im zweiten Julias von O´Brien zugedachte Aufgabe und die Folter schockte, war ich von Julias Selbstermächtigung im letzten Abschnitt begeistert und empfand diesen Teil auch am angenehmsten zu lesen. Und dann kam das - für mich überraschende und schockierende - Ende, das einerseits unbefriedigend offen ist und so viele Fragen aufwirft, gleichzeitig aber eine hervorragende Parallele zum Ende von Orwells Dystopie ist und die gleiche hoffnungslose Verzweiflung hervorruft.

Bereits Winston lebte in wenig glamourösen Umständen mit langen Arbeitszeiten, schlechter Ernährung und besorgniserregendem Alkoholkonsum - den Frauen von denen Sandra Newman erzählt, ergeht es größtenteils noch schlechter und sowohl der Drogenkonsum als auch der Alkoholmissbrauch (sogar während der Schwangerschaft!), sind ständige Begleiter im Buch. Das alles kreiiert eine kaum zu ertragende Stimmung und Atmosphäre, die das Buch einerseits so unangenehm zu lesen machen und gleichzeitig die Faszination auslösen. Auch die omnipräsente Gewalt und Unterdrückung, die Folterszenen, der in Ozeanien verankerte Rassismus und Antisemitismus, sowie die Thematik von Eugenik lassen Lesefreude im klassischen Sinne nicht oder nur schwerlich aufkommen. Julia ist - wie 1984 auch - keine leichte Kost und hätte durchaus mit Triggerwarnungen versehen werden können.

Was ich für mich festgestellt habe, während ich teilweise - trotz der handwerklich exzellent umgesetzten Neuinterpretation - recht lustlos zum Buch griff: Ich glaube, ich will (vorerst?) einfach keine Dystopien mehr lesen. Ich habe genug von Umweltzerstörung und sozialer Ungerechtigkeit, von Kriegen und Armut, von Unterdrückung und patriarchalen Systemen, Rassismus und Vorurteilen. In der realen Welt ist all das bedrohlich genug - ich will nicht auch noch von fiktiven Welten lesen, die sich dieser menschengemachten Probleme nicht entledigen können. Zu viele Frauen sterben täglich, erleben Gewalt und werden vergewaltigt, als dass ich davon noch lesen mag. Wütende Kritik am Ist-Zustand, mutige Ideen, diesen aufzubrechen und optimistische Utopien - das will ich.

Ganz viel Text, gar kein Sinn?! Ich habe lange überlegt, wie ich das Buch bewerten soll - "schön" war es nicht, aber das soll es ja auch nicht. Dass ich dem Genre gegenüber momentan eine Abneigung entwickele, dafür kann es nicht. 1984 habe ich damals auch volle Punktzahl gegeben und Julia "gefiel" mir ja auf die gleiche Weise; sogar besser wegen der weiblichen Perspektive und ich bin begeistert, wie großartig Sandra Newman den Balanceakt zwischen Original und eigenem Werk meistert. Letztlich habe ich mich dafür entschlossen, nur einen halben Anker für die störende vulgäre Sprache abzuziehen und mit der Empfehlung zu verbleiben: Wer 1984 liest, sollte unbedingt auch Julia lesen. (Und wer Julia lesen möchte, hat mehr "Freude" daran, wenn 1984 zuvor gelesen wird.)

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Veröffentlicht am 11.06.2020

... und Periode ist weder "Frauensache" noch unpolitisch!

Periode ist politisch
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Von dieser Lektüre nehme ich einiges mit und kann sie menstruierenden und nicht-menstruierenden Menschen nur empfehlen; schreibt die Autorin doch frank und frei, ohne sich von Tabus oder Scham aufhalten ...

Von dieser Lektüre nehme ich einiges mit und kann sie menstruierenden und nicht-menstruierenden Menschen nur empfehlen; schreibt die Autorin doch frank und frei, ohne sich von Tabus oder Scham aufhalten zu lassen, über die verschiedensten Aspekte der Periode.


Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich eigentlich über dieses Buch gestolpert bin - all zuviel Aufmerksamkeit bekommt es ja nicht. Videotrailer und Leseprobe machten mich jedoch mehr als neugierig, mich zum "Tabuthema" Periode zu belesen.

Und das habe ich nicht bereut! Nicht nur schreibt Franka Frei sarkastisch, unterhaltsam und frisch; sie sorgte bei mir dabei auch für einige Aha-Momente. Von Bedeutung für sozialen und finanziellen Gesellschaftsstatus, über kulturelle Stigmata, Produktbandbreite und die Pille zu Auswirkungen auf Umwelt und Ökonomie - das Buch thematisiert eine Menge Aspekte von Menstruation und zeigt, dass sie definitiv kein "Frauenproblem" ist. Weil Menstruation - hey JKR! - weder ausschließlich Frauen* betrifft noch an sich als Problem gesehen werden sollte.

Es ist unglaublich, dass Menstruation (immer noch) ein solches Tabuthema ist; so wenig darüber gesprochen und geforscht wird... umso mehr braucht es Bücher wie dieses! Auch das Verlagslabel ist bereits Ausdruck der Marginalisierung und Tabuisierung des Themas; ist Heyne Hardcore doch ein Label für "unkonventionelle, kritische, unbequeme Alternativen abseits ausgetretener Mainstream-Pfade" und veröffentlicht sonst vor allem Underground, Erotik, Rock ’n’ Roll und Spannung.

Ganz oft habe ich beim Lesen zustimmend mit dem Kopf genickt oder selbigen ungläubig geschüttelt, so manches Mal verblüfft oder überrascht die Augen aufgerissen oder gar das Internet durchforstet. Gerade über die Pillenpause als "Friedensangebot" an die Kirche stolperte ich ^^

Kleine Kritik gibt es für den stellenweise belehrend wirkenden Ton - gerade bezüglich Menstruationsprodukte positioniert sich die Autorin mehrfach deutlich und lässt wenig Raum für Diskussion. Aber in Ordnung, das Buch heißt ja auch Manifest und nur weil eine Meinung geäußert wird, muss ich der ja nicht blind folgen, sondern kann eigene Recherche anstellen und/oder eine eigene Einstellung entwickeln/haben. Bezüglich Patriarchat, Homo- und Transphobie, oder was Menschen noch für unlogischen Hass entwickeln können, kann ich ihre Statements jedoch nur lauthals bejahen, wir brauchen (leider) viel mehr öffentlichen Stimmen, die benennen, was schiefläuft und warum wir in unseren Köpfen ausmisten müssen!

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Wunderbar

Uplettering
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Ein wunderbares Buch zum Schmökern und Inspirationensammeln, sodass ich nach dem Blättern Ideen für künftige Projekte habe und vermeintlichen Müll mit ganz anderen Augen betrachte.


Vor einiger Zeit schon ...

Ein wunderbares Buch zum Schmökern und Inspirationensammeln, sodass ich nach dem Blättern Ideen für künftige Projekte habe und vermeintlichen Müll mit ganz anderen Augen betrachte.


Vor einiger Zeit schon habe ich das Lettering für mich entdeckt und auch wenn ich bei weitem kein Naturtalent bin, dieses Jahr auch das Experiment BulletJournal gestartet. Als ich also dieses Buch entdeckte, das verspricht, aus Abfall Nützliches und Schönes dank Lettering zu machen, war ich sofort neugierig!

Und ich muss sagen, dieses Buch ist nicht nur wunderbar gestaltet, sondern auch inhaltlich vollkommen gelungen - ich habe es nicht als "und genau das musst du machen" sondern als Anregung gelesen. Ich habe jetzt einen groben Plan, was ich mit alten Dosen, Flaschen und Gläsern anfangen könnte, was es für Möglichkeiten gibt.

Dank der Anleitungen, Fotos und Vordrucke ist es mir möglich, etwas, das mir gefällt, nachzuahmen - aber eben auch anzupassen. Bei mir gibt es so zum Beispiel keinen Kaffee, sondern Tee. Wunderbar ist außerdem, dass die Ideen größtenteils ohne viele teure Materialien auskommen - ich müsste mir lediglich einmal Acryllack und einen Porzellanstift kaufen und könnte dann fast alles nachlettern.

Hilfreich waren zudem Tipps & Tricks zu Etikettenentfernung und Auftragen des gewünschten Letterings mit Vorlage - daran scheitern bei mir nämlich viele Projekte: Mit Lineal und Radiergummi geht´s, aber aus einem Guss direkt aufs Objekt?!

Auch wenn die Begründung für das Ausbleiben schlüssig war, hätte ich mir dennoch Ideen für Plastikabfall gewünscht, da davon bei mir leider (noch?) am allermeisten anfällt -.-

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Solide Fantasy!

Die Grisha-Trilogie
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Humorvolle und fesselnde Fantasy vor russischer Kulisse, mit vielseitigen Charakteren, aufregenden Kämpfen, emotionalen Momenten und einigen Überraschungen. Abzüge nur für die unnötig verkomplizierte (Dreiecks-)Liebesgeschichte. ...

Humorvolle und fesselnde Fantasy vor russischer Kulisse, mit vielseitigen Charakteren, aufregenden Kämpfen, emotionalen Momenten und einigen Überraschungen. Abzüge nur für die unnötig verkomplizierte (Dreiecks-)Liebesgeschichte. Definitiv vor den Krähen lesen!



Nachdem mich die Glory or Grave-Dilogie so begeistern konnte, habe ich mir vorgenommen, endlich die Grisha-Trilogie zu lesen. Zu Weihnachten habe ich mir den Schuber also selbst geschenkt und mich im neuen Jahr ins Leseabenteuer gestürzt - und dabei festgestellt, dass ich den ersten Band nicht nur vor einiger Zeit, sondern vor FÜNF Jahren das erste Mal gelesen habe... wie die Zeit vergeht! xD

Definitiv kann ich sagen, dass ich die Krähen besser fand, als Alinas Erlebnisse - weil die Charaktere diverser, die Liebesgeschichten berührender und zugleich unkomplizierter und der Handlungsaufbau noch fesselnder ist. Dennoch ist die Grisha-Trilogie wendungs- und spannungsreiche, solide Fantasy!

Zudem ist die Reihe eine angenehme Abwechslung vom steten Setting in den Staaten oder Westeuropa - Alinas Welt ist durch das zaristische Russland inspiriert, was in Volksglauben, Essen, Kleidung und Landschaft immer wieder zum Tragen kommt. Hier eine offizielle Zusammenstellung von Inspirationen, Rezepten und Aussprachen; hier könnt ihr herausfinden, welchem Grisha-Orden ihr angehören würdet - ich wäre eine Alkemi :)

Viele sind ja überzeugte Fans von Nikolai, den ich ebenfalls mochte - mein Favorit ist und bleibt trotz der vielen großartig herausgearbeiteten Charaktere der Dunkle, mit dem Alina so vieles verbindet und der auf seine verquere Weise nie der Böse hat sein wollen... hach ♥ Ich liebe die Autorin dafür, einen so schillernden, facettenreichen und liebens-werten Antagonisten geschaffen zu haben, statt einem platten selbstsüchtigen und durch und durch korrumpierten Bösewichts. Gerade die Szenen, in denen ich den Sog zwischen Alina und dem Dunklen spüren konnte, diese zarten Momente der Verbundenheit, wie sie seines Namens gedenkt... Gänsehaut!

Verwundert war ich über die Namen - in der Droemer-Neuausgabe ist aus Alina Starkowa Alina Starkov und aus Malyen Mal geworden?! Letzteren habe ich zwar ins Herz geschlossen, war aber auch des Häufigeren von ihm genervt - erst sein Desinteresse und später sein Aufopferungsbedürfnis stehen der Liebesgeschichte immer wieder im Wege.

Leigh Bardugos Stärke ist definitiv ihr humorvoller Schreibstil, der einen durch die Seiten fliegen und die Zeit vergessen lässt - zudem sorgen immer wieder unerwartete Überraschungen für Spannung. Durch die Glory or Grave-Dilogie war ich für den Ausgang und einzelne Ereignisse bzw. Enthüllungen gespoilert (Sturmhond, Genja, das Ende...), was meinen Lesespaß allerdings nicht trübte! Nur noch selten schaffe ich es, so schnell durch ein Buch zu rasen, wie die Autorin das trotz der vielen Seiten ermöglicht!

Besonders gelungen war für mich das Ende, wofür ich jedoch in die Spoilerkiste greifen müsste.

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Veröffentlicht am 20.09.2017

#teamchaos

Chaosliebe (Die Chaos-Reihe 3)
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Starker, realistischer Abschluss einer genialen Reihe! Liebe, Freundschaft, verrückte Götter, magische Wesen, Sarkasmus und ganz viel Chaos - nur der finale Endkampf hätte etwas dramatischer und umfangreicher ...

Starker, realistischer Abschluss einer genialen Reihe! Liebe, Freundschaft, verrückte Götter, magische Wesen, Sarkasmus und ganz viel Chaos - nur der finale Endkampf hätte etwas dramatischer und umfangreicher sein können.

Eeeeeeeeendlich! Die Geschichte von May, Seth und all den anderen verrückten, genialen und liebgewonnenen Übernatürlichen geht weiter. Beziehungsweise: Leider endet sie vorläufig :(

Und was für ein Ende! Mit Paukenschlag, Überraschungen und grandiosen Entscheidungen seitens der Autorin und May... aber beginnen wir von vorne ;)

Wieder schaffte es Teresa Sporrer, mich von der ersten Seite an zu fesseln und mit Mays unverbesserlichem Sarkasmus zu unterhalten. Ernsthaft, ich liebe dieses Mädel - immer einen frechen Spruch oder zynischen Kommentar auf den Lippen, chaotisch und unverbesserlich, gleichzeitig liebenswert tollpatschig und bereit, für ihre Liebsten alles zu tun. Jetzt wurde es nur Zeit für sie, als Hexe erwachsen zu werden, ihre vollen Kräfte zu erhalten... und uuuuh, ihre Veränderung ist GENIAL!!! Ich fand May vorher schon klasse, aber jetzt, als personifiziertes Chaos und wandelndes Böse mit Emotionen...

Aber auch die anderen Charaktere hatten ihre starken Auftritte und Szenen, sei es die kampfeslustige Ingrid, die turtelnden Eltern, May Großmutter und wie sie Seth zusammenstaucht, Harmonys medizinische Faszination oder die drei neuen Freundinnen von Mays Mutter... herrlich! Überhaupt, nicht nur die Übernatürlichen aus Mays College, sondern gerade die Götterverschnitte nach Riordan- Manier lösten bei mir regelrechte Fangirlattacken aus. Götter anderer Kulturen und Kontinente haben zwar ihre Gastauftritte und bereichern die Geschichte, verschieben aber nicht den Fokus - und der liegt ganz klar auf Ägypten, Chaos und Mays Coven.

Neben dem angenehmen Schreibstil, der von Humor, aber auch actiongeladenen Szenen geprägt ist, möchte ich positiv hervorheben, wie realistisch die Geschichte ist. Nein, nicht die Götter und Übernatürlichen, das Buch ist natürlich Fantasy. Was ich meine, sind die zwischenmenschlichen Beziehungen und Emotionen. May geht nicht einfach davon aus, für immer mit Noah zusammen zu sein, wie das sonst in solchen Büchern der Fall ist husttwilight , auch wenn sie sich das momentan wünscht - sie lebt erstmal im Jetzt und um die Ewigkeit kümmert sie sich später. Und auch das Thema Sex wurde von der Autorin viel realistischer (als sonst in Jugenbüchern) umgesetzt - für May ist das nicht von Anfang an perfekt, sondern sie zweifelt, fühlt sich unwohl, denkt viel nach... Fand ich klasse! Und auch, dass am Ende nicht alle ihren achso perfekten Partner gefunden haben, mit dem sie die Ewigkeit verbringen wollen, macht die Geschichte glaubwürdig.

Das Ende ist der Autorin ebenfalls fantastisch gelungen - gerade weil nach Kampf und vielen Überraschungen dennoch nicht alle Fragen geklärt und einige Handlungsfäden nicht zu Ende geführt sind. Eben einer Chaosprinzessin gebührend verrückt und un-perfekt! Ich hoffe ja auf ein Spin-off... Ein Wiedersehen mit Re, Isis und Anubis UUUUUUND mehr über Seth und Destiny. #mankannjaträumen

Ich habe nur einen kleineren Kritikpunkt an diesem starken und begeisterndem Reihenabschluss: Mir war der Endkampf mit Horus "zu einfach". Seine Verrücktheit sorgte dafür, dass er in meinen Augen May kein würdiger Gegner war, nachdem sie ihre vollen Chaoskräfte entfaltet hatte. Dadurch war der Kampf mir dann auch zu kurz - dafür, dass drei Bände darauf hinarbeiten...