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Veröffentlicht am 29.05.2020

Wenn Dir keiner glaubt ...

Wolfsbeute
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Es ist immer schwer, einen guten Thriller zu besprechen, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Oft genug wird in den Rezensionen ausgeplaudert, was man sich als Leser gerne selbst mehrere hundert Seiten ...

Es ist immer schwer, einen guten Thriller zu besprechen, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Oft genug wird in den Rezensionen ausgeplaudert, was man sich als Leser gerne selbst mehrere hundert Seiten lang erarbeitet, um dann einen tollen Aha-Moment zu erleben - oder eben nicht, wenn es schon in der Rezension oder auf dem Buchumschlag steht. Das ist ärgerlich.

Erfreulicherweise ist der Klappentext von „Wolfsbeute“ extrem knapp gehalten. Deswegen sei hier auch kaum mehr verraten: Kommissar Servaz, der sich nach seinem letzten Fall in einer Reha-Einrichtung befindet, versucht seelisch wieder auf die Beine zu kommen. Gleichzeitig lernen wir die erfolgreiche Radiomoderatorin Christine Steinmeyer kennen. Servaz und Christine erhalten beide anonyme Post und damit beginnen über 600 spannende Thrillerseiten. Christine wird Opfer eines Stalkers und zu dessen Spielball ...

Eigentlich mag ich Plots nicht so sehr, in denen mit der wehrlosen Hauptperson perfide Spielchen gespielt werden ... Da fühlt man sich selbst so hilflos. Dieses Buch hat mich aber wirklich gefesselt. Es braucht ein bisschen, bis die ersten Fäden sich finden, aber dann konnte ich es kaum noch aus der Hand legen. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Martin Servaz und Christine geschildert, so baut sich langsam aber sicher Spannung auf.

Miniers Schreibstil ist eher ruhig und beherrscht, nicht hektisch. Er läßt sich Zeit, seine Figuren in ihrem Umfeld vorzustellen und sie agieren zu lassen. Bei Christine wird dadurch der Einfluss des Stalkers auf ihr Leben (Vorher/Nachher-Vergleich) besonders deutlich und nachvollziehbar.

Obwohl dies bereits der dritte Band der Servaz-Reihe ist, kann man diesen Thriller auch ohne Vorkenntnisse lesen. Es gibt genug Hinweise auf Servaz‘ Vergangenheit, um seine Handlungsweisen zu verstehen.

Einziges Manko: Mir war die Protagonistin nicht sympathisch.

Insgesamt kann ich diesen Thriller auch versierten Spannungs-Leser*innen absolut empfehlen; es gibt reichlich Aha-Momente. Man muss der Handlung etwas Zeit lassen, um die Spannung aufzubauen und dann ist man gefangen.

Viereinhalb Sterne.

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Kampf gegen das schwarze Gras

Bloom
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Das giftgrüne Cover, das seine Wirkung am besten entfaltet, wenn man Vorder- und Rückseite zusammen betrachtet, zeigt bereits die Bedrohung. Die schwarzen Pflanzen wirken wie ein Maul, das den Weg in eine ...

Das giftgrüne Cover, das seine Wirkung am besten entfaltet, wenn man Vorder- und Rückseite zusammen betrachtet, zeigt bereits die Bedrohung. Die schwarzen Pflanzen wirken wie ein Maul, das den Weg in eine grüne Hölle frei gibt. Das Cover ist ein Blickfang, es ist aber ohne den Klappentext nicht klar, um was es sich hier handelt. Das Cover der englischen Originalausgabe finde ich passender.

Kenneth Oppel hat hier den ersten Band einer neuen Trilogie vorgelegt und ich sage es gleich vorweg, dem zweiten Band fiebere ich schon entgegen.



Auf der kleinen kanadischen Insel Salt Spring Island wächst urplötzlich und überall schwarzes Gras. Schnell stellt sich heraus, dass der Regen, der offenbar dafür verantwortlich war, das schnell wachsende Gras auf der ganzen Welt verteilt hat. Was zuerst nur lästig ist, wird bald zur ernsten Bedrohung für die Nahrungsmittelproduktion. Zeitgleich entwickeln sich die extrem starken Allergien von Anaya und Petra, die auf Salt Spring leben, zurück. Gemeinsam mit dem Außenseiter Seth, versuchen die Mädchen hinter das Geheimnis des Grases zu kommen und begeben sich in Lebensgefahr.

Zunächst liest sich die Geschichte wie ein Ökothriller, aber nach einigen Kapitel entwickelt sich das Geschehen in eine andere Richtung. Das ist nicht unbedingt mein Lieblingsgenre, aber gut gemacht. Das Buch liest sich sehr rasant. Ständig entwickeln sich neue Bedrohungen und die Protagonisten stolpern von einer lebensgefährlichen Situation in die nächste.

Das Buch beginnt mit einem kurzen Prolog, in der das Gras bereits zu einer Bedrohung geworden ist, um im ersten Kapitel zwei Wochen in die Vergangenheit zu gehen, als alles begann. Da man als Leser*in schon weiß, was kommen wird, verfolgt man gespannt die Ereignisse und ist von Beginn an von der Geschichte gefesselt.

Gut gefallen hat mir, dass die Jugendlichen, die durch ihre Allergien bisher immer einen speziellen Stand in der Schule hatten und stark unter ihren Einschränkungen gelitten haben, nun zu den Helden mutieren.

Da es im Buch ordentlich zur Sache geht (es wird schon fies und gruselig) und auch Personen ums Leben kommen, empfehle ich es für junge Leser ab 12 Jahren.

Das Buch endet mit einem Knalleffekt und ich bin mir sicher, dass die Zielgruppe den zweiten Teil kaum erwarten kann.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Rückkehr auf die scheinbar trostlose Heimatinsel - Romantische Komödie

Die kleine Sommerküche am Meer
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Mure ist eine sehr kleine schottische Insel. Mit kauzigen Bewohnern, einem kleinen Hafen und einem Bauernhof, dem die junge Flora vor einigen Jahren entflohen ist, um in London in einer Anwaltskanzlei ...

Mure ist eine sehr kleine schottische Insel. Mit kauzigen Bewohnern, einem kleinen Hafen und einem Bauernhof, dem die junge Flora vor einigen Jahren entflohen ist, um in London in einer Anwaltskanzlei zu arbeiten. Dort fällt sie im Heer der kleinen Angestellten kaum auf, bis genau ihre besondere Herkunft gefragt ist. Nun muss sie beruflich zurück auf das verhasste Eiland und sich ihrer Vergangenheit stellen. Dabei soll sie doch die Interessen eines Milliardärs auf der Insel vertreten. Ein handfester Naturbursche, der von ihr angehimmelte Staranwalt und ihre eigene Familie machen es Flora aber nicht leicht, ihren Auftrag zu erfüllen. Und dann ist da ja noch das alte Rezeptbuch ihrer Mutter und ein kleiner leerstehender Laden am Hafen.



Wer Jenny Colgans erfolgreiche Trilogie der “Kleinen Bäckerei am Strandweg“ (oder nur einen Teil davon) gern gelesen hat, wird von der „Kleinen Sommerküche am Meer“ nicht enttäuscht werden. Erneut steht eine sympathische junge Frau im Mittelpunkt, die sich neu erfindet bzw. endlich zu sich selbst findet. Dabei spielt das Kochen und Backen eine große Rolle und die Liebe kommt ebenfalls nicht zu kurz.

Das bewährte Rezept greift erneut. Die Autorin schreibt gewohnt witzig und kurzweilig. Die Seiten fliegen nur so vorbei. Das Setting auf der schottischen Insel ist reizvoll und die lokalen Sitten und Gebräuche werden ernsthaft und doch mit einem Augenzwinkern geschildert. Man muss diesen Ort einfach lieben. Die Protagonistin ist eine besondere Figur, der man gerne folgt und deren Zerrissenheit man absolut nachvollziehen kann.

Auch die „Sommerküche“ ist als Mehrteiler angelegt, die beiden Folgebände sind bereits erschienen.

Eine süße, romantische Komödie, die größtenteils vorhersehbar ist, aber dennoch viel Spaß macht. Fünf Romantiksterne sind verdient.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Drollige Halb-Geisterfledermaus flattert durch eine witzig-coole Geschichte

Vincent flattert ins Abenteuer (Band 1)
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Vincent, leider nur eine Halb-Geisterfledermaus, sucht für seinen geräumigen Dachboden einen Freund und Mitbewohner, um es gemeinsam gegen die hässliche Katze aufzunehmen und in die Geisterwelt zu reisen. ...

Vincent, leider nur eine Halb-Geisterfledermaus, sucht für seinen geräumigen Dachboden einen Freund und Mitbewohner, um es gemeinsam gegen die hässliche Katze aufzunehmen und in die Geisterwelt zu reisen. Bis ein akzeptabler Freund anklopft, stehen ganz schön schräge Typen bei Vincent vor der Dachluke.

Die Autorin Sonja Kaiblinger hat dem kleinen, drolligen Vincent ein eigenes Abenteuer geschenkt. Viele Kinder kennen ihn schon aus den Scary Harry-Büchern, wo er bisher rumgeflattert ist.

Hier steht er im Mittelpunkt, umringt von zahlreichen skurrilen Tieren und einem Poltergeist. Das Buch habe ich meinem fast siebenjährigen Sohn in einem Rutsch vorgelesen. Er war gleich vom Beginn des Buches gefangen, da fielen die Begriffe “Geisterhaus“ und „geheimes Portal in der Schornsteinklappe“ und dann kam die hässliche Katze. Ihm hat die Geschichte sehr gut gefallen, vor allem die lustigen Szenen und Figuren. Einige Stellen musste ich mehrfach vorlesen.

Die großzügigen, detailreichen und liebevollen Zeichnungen haben ihm auch gefallen und unterstützen den Text hervorragend. Auf Nachfrage hätte er sich die Geschichte aber auch ohne Bilder angehört.

Die Textdarstellung ist besonders, da sie sich an Comics anlehnt. Es gibt kleine, ergänzende Beschriftungen der großflächigen Zeichnungen, verschiedene Schrifttypen und -größen, um zu unterscheiden, wer gerade spricht. Kleine Textabschnitte, die optisch an Sprechblasen erinnern. Dies schafft kleine Leseeinheiten für noch ungeübte Leser, für die die Bücher zum Selbstlesen gedacht sind. Die verschiedenen Schrifttypen und -größen lockern das Schriftbild für diese Zielgruppe auf. Beim Vorlesen war es für mich an wenigen Stellen etwas verwirrend, wer gerade spricht und was zuerst gelesen werden sollte.

Das gebundene Buch ist hochwertig ausgestattet, mit einem farbigen Buchblock und festen, griffigen Seiten.

Insgesamt eine lustige Geschichte zum Vor- und Selbstlesen mit winzigen Gruselspritzern, coolen Sprüchen, einer tollen Aufmachung für junge Leser und wunderschönen Zeichnungen.

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Veröffentlicht am 24.06.2024

In einer kleinen Stadt

Mit Blick aufs Meer
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Eine US-amerikanische Kleinstadt an der Küste von Maine. Im beschaulichen Crosby spielt sich ab, was sich jeden Tag in tausenden von Kleinstädten abspielt: Das Leben in all seinen Facetten. Wir treffen ...

Eine US-amerikanische Kleinstadt an der Küste von Maine. Im beschaulichen Crosby spielt sich ab, was sich jeden Tag in tausenden von Kleinstädten abspielt: Das Leben in all seinen Facetten. Wir treffen hier auf Ehepaare, die sich noch lieben oder auch nicht, auf Unfälle, Überfälle, Selbstmordgedanken, Hochzeiten und Scheidungen, Hinterhältigkeit und Liebe, Magersucht und Alkoholabhängigkeit, Affären und Schlaganfälle, Beerdigungen und Trost, Brandstiftung und viel Einsamkeit.

In jedem der 13 Kapitel stehen andere Personen im Mittelpunkt, eine ist aber immer dabei: Olive Kitteridge, einst strenge Mathelehrerin in der örtlichen Schule. Sie ist verheiratet mit Henry, dem pensionierten Apotheker, und hat einen Sohn. Chris entflieht Crosby, was Olive schwer verkraftet kann. Sie ist insgesamt eine notorisch schlecht gelaunte Person, nachtragend und stänkert gerne. Mit jedem vorgestellten Charakter steht sie irgendwie in Verbindung, meistens durch ihre Tätigkeit als Lehrerin. Sie hat allerdings eine gute Menschenkenntnis und durchschaut vieles und viele. Olive ist kein Charakter, den man mögen muss, aber sie hat irgendwas. Immer wieder blitzt etwas zutiefst Menschliches durch, Humor und Hilfsbereitschaft.

Ich habe das Buch gerne gelesen, mich in der Kleinstadt bewegt und immer mehr Leute kennengelernt. Die Autorin schreibt sehr vertraut über ihre Charaktere, denen sie mit wenigen Strichen ein Leben zeichnet. Die Geschichten lesen sich ganz leicht, gehen aber tief in das Innere der Figuren. Die chronologischen Geschichten sind in sich abgeschlossen, beziehen sich aber manchmal aufeinander und gewähren Rückblicke.

Manchmal hatte ich den Eindruck, dass Strout die Geschichten mit etwas Abstand geschrieben hat, denn bestimmte Tatsachen werden wiederholt, das ist unnötig, weil man es schon weiß und nicht vergessen hat, weil es gerade erst vor einer oder zwei Geschichten erwähnt wurde.

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