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Veröffentlicht am 10.03.2020

Hirschgulasch und Herzprobleme

Das eiserne Herz des Charlie Berg
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Charlie Berg hat große Pläne für die Zukunft. Trotz seines schwachen Herzens gelang es ihm die Zivildienststelle im Leuchtturm zu bekommen, wo er in Ruhe ein Buch schreiben will. Bisher fühlte sich der ...

Charlie Berg hat große Pläne für die Zukunft. Trotz seines schwachen Herzens gelang es ihm die Zivildienststelle im Leuchtturm zu bekommen, wo er in Ruhe ein Buch schreiben will. Bisher fühlte sich der 19Jährige als Depp der Familie, der den Haushalt schmiss und seine kleine Schwester aufzog, während seine Mutter mit einer verrückten Schauspieltruppe durchs Land reiste und sein Vater ständig bekifft im Keller Musik machte. Doch alles sollte anders kommen und nichts ist mehr wie zuvor. Ein Jagdausflug mit Opa stellt sein Leben auf den Kopf: Der Hirsch ist zwar tot – Opa aber auch – und im Gebüsch liegt eine weitere Leiche …

„Das eiserne Herz des Charlie Berg“ ist der Debütroman des 1974 geborenen deutschen Medienkünstlers, Musikproduzenten und Podcasters Sebastian Stuertz. Er wuchs am Steinhuder Meer auf, lebt und arbeitet in Hamburg, wo er auch 2019 den Hamburger Förderpreis für Literatur erhielt.

Zunächst war ich von der Inhaltsangabe und einer Leseprobe begeistert. Die Geschichte beginnt sehr spannend, gewürzt mit skurrilem, tiefschwarzem englischen Humor. Doch leider hält für mich der gute Eindruck nicht lange an. Es ist zwar ergreifend zu lesen, wie der herzkranke Charlie versucht sein Schicksal in die Hand und sein Leben auf die Reihe zu kriegen, aber bedauerlicherweise sind zu viele unnötige Längen eingebaut. Man findet z. B. seitenlange Abhandlungen über wirre Musik- und Theaterstücke, dazwischen immer wieder pubertäres sexistisches Geschwafel, ekelerregende Szenen über Masturbation nebst Anleitung sowie Verherrlichung von Drogen jeglicher Art. Zum Glück stimmt dann der Schluss wieder versöhnlich und lässt für Charlie auf ein lebenswertes Leben hoffen.

Fazit: Die Grundgeschichte des herzkranken jungen Mannes wären 5* wert, doch die teils extrem vulgäre Sprache mindert leider den guten Gesamteindruck.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Märchenhaft idealisiert

Ein Mädchen nicht von dieser Welt
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Von ihren Müttern nachts aus dem Ghetto geschmuggelt treffen sie sich zufällig im Wald. Sie kennen sich, gingen in dieselbe 4. Klasse, als alles noch normal war - die beiden 9jährigen jüdischen Jungen ...

Von ihren Müttern nachts aus dem Ghetto geschmuggelt treffen sie sich zufällig im Wald. Sie kennen sich, gingen in dieselbe 4. Klasse, als alles noch normal war - die beiden 9jährigen jüdischen Jungen Adam und Thomas. Jetzt sind sie auf sich allein gestellt und müssen sich selbst helfen. Zunächst leben sie von den Früchten des Waldes, aber als der Winter naht brauchen sie Hilfe. Die finden sie in Mina, einem jüdischen Mädchen, das nicht von dieser Welt zu sein scheint und das sie heimlich mit Nahrung versorgt. Doch es kommt eine Zeit wo sie die Hilfe, die ihnen zuteil wurde, an andere Hilfsbedürftige zurückgeben können …

Der in Jerusalem lebende jüdische Autor und Professor für Literatur Aharon Appelfeld (geb. 1932) hat selbst Krieg und Verfolgung zeitweise in den ukrainischen Wäldern überlebt, bevor er 1946 nach Palästina kam. In „Ein Mädchen nicht von dieser Welt“ beschreibt er den Überlebenskampf zweier 9jähriger Jungen in den Wäldern nahe dem Ghetto. Er bedient sich dabei eines äußerst einfachen Schreibstils und schlichter Ausdrucksweise, was wohl dem Alter der Protagonisten entsprechen soll. Sehr einfühlsam wird aus Sicht der beiden Kinder erzählt wie sie versuchen, sich gegenseitig Trost und Mut zuzusprechen und ihre Ängste zu verbergen.

Eine an sich bewegende Geschichte mit traurigem Hintergrund, die jedoch leider sehr idealisiert rüber kommt und sich wie ein Märchen der Gebrüder Grimm liest. Die Kinder reden und handeln wie Erwachsene und wissen immer sofort was zu tun ist. Ein paar glückliche Zufälle zu viel und ein wahrhaft märchenhaftes Happy End nehmen dem Geschehen meiner Ansicht nach viel von seiner Realität. Die Wirklichkeit dürfte für alle Beteiligten weitaus schlimmer gewesen sein, als es hier zu lesen ist.

Dennoch lohnt es sich, zwei Stunden zu investieren und sich dem hübsch aufgemachten kleinen Büchlein zu widmen.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Trauern ...

Nach Mattias
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Mattias ist nicht mehr, ausgelöscht, tot. Er war doch erst Mitte dreißig und hatte noch so viel vor. Zurück bleiben Menschen, die mit ihrer Trauer und dem Verlust umgehen müssen. Amber vermisst ihren Lebensgefährten, ...

Mattias ist nicht mehr, ausgelöscht, tot. Er war doch erst Mitte dreißig und hatte noch so viel vor. Zurück bleiben Menschen, die mit ihrer Trauer und dem Verlust umgehen müssen. Amber vermisst ihren Lebensgefährten, Quentin seinen besten Freund und Kristianne ihren Sohn – und jeder versucht auf seine ganz eigene Weise mit dem Schmerz umzugehen. Auch auf andere Personen hat Mattias‘ Tod Auswirkungen und beeinflusst direkt oder indirekt ihr weiteres Leben …

Der 1983 in Nordholland geborene niederländische Schriftsteller Peter Zantingh schildert in „Nach Mattias“ sehr einfühlsam, welche Auswirkungen der plötzliche Tod eines Menschen auf sein Umfeld hat und welche Lücke er hinterlässt. Jedes Kapitel des Buches befasst sich mit einer anderen Person, die sich teils gar nicht untereinander kennen und die doch durch Mattias‘ Tod auf schicksalhafte Weise miteinander verbunden sind. Dabei gelingt es dem Autor recht gut, die Todesursache bis zum Schluss geheim zu halten und auf diese Weise die Spannung zu halten und zum Weiterlesen zu animieren.

Zu kritisieren hätte ich jedoch den Schreibstil, der für mich sehr gewöhnungsbedürftig ist und mir nicht gefällt. Ich empfinde die extrem kurzen Sätze als „abgehackt“, „holprig“ und „gewollt auf modern getrimmt“. So redet niemand, nicht einmal der Autor, wie man dem Interview am Ende des Buches entnehmen kann. Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich, dass Mattias zwar oft erwähnt, aber als Mensch der er war kaum beschrieben wird uns somit recht blass und schemenhaft bleibt. Schade, mehr über ihn zu erfahren wäre bestimmt interessant gewesen. Versöhnlich stimmt hingegen das absolut überraschende Ende, das die Geschichte dann wunderbar rund macht und bei mir als Leserin einen positiven Eindruck hinterlässt.

Fazit: Durchschnittlich - kann man lesen, muss man aber nicht!

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Veröffentlicht am 06.01.2020

Das Geheimnis bleibt ein Geheimnis …

Das Geheimnis der Schwimmerin
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Es sind einige Probleme, mit denen der Bibliothekar Simon Watson sich plötzlich konfrontiert sieht. Er lebt schon lange alleine im Haus seiner verstorbenen Eltern an der Küste Long Islands. Seine einzige ...

Es sind einige Probleme, mit denen der Bibliothekar Simon Watson sich plötzlich konfrontiert sieht. Er lebt schon lange alleine im Haus seiner verstorbenen Eltern an der Küste Long Islands. Seine einzige Schwester, Enola, die als Wahrsagerin mit einem Wanderzirkus durchs Land reist, hat nun ihren Besuch angekündigt. Das Haus ist völlig marode und sollte dringend repariert werden, denn es könnte bereits beim nächsten Sturm über die Klippen stürzen. Doch Simon hat kein Geld und zu allem Unglück droht ihm die Kündigung in der Bibliothek. Auch die Freundschaft mit Alice, Arbeitskollegin und Tochter seines nächsten Nachbarn Frank, die er gerne intensivieren möchte, ist ins Stocken geraten. Völlig verwirrt ist er jedoch von einem alten Tagebuch, das er von einem Unbekannten zugeschickt bekommen hat. Es sind die Aufzeichnungen einer Gauklertruppe aus dem 18. Jahrhundert, die offenbar die Vorfahren seine Familie betreffen. Simon beginnt zu recherchieren und muss mit Entsetzen feststellen, dass alle Frauen der Familie, genau wie auch seine Mutter, an einem 24. Juli ertrunken sind. Dieses Datum steht kurz bevor – und auch der Besuch seiner Schwester …

„Das Geheimnis der Schwimmerin“ erschien bereits 2015 unter dem Titel „The Book of Speculation“ in den USA und ist der Debütroman der jungen, hoffnungsvollen Autorin Erika Swyler. Sie ist in Long Island geboren und aufgewachsen und lernte, laut eigenen Angaben, schwimmen, noch bevor sie laufen konnte. Sie besuchte die University in New York und schrieb bereits für einige Literaturmagazine. Heute lebt sie wieder in Long Island, zusammen mit ihrem Ehemann und ihrem Haustier, einem kleinen Hasen.

Es handelt sich hier um eine Familiengeschichte, die in zwei verschiedenen Zeiten spielt – im Hier und Heute an der Küste Long Islands und im späten 18. Jahrhundert in Neuengland – über die im Buch abwechselnd kapitelweise berichtet wird. Verbunden sind beide Erzählstränge durch ein rätselhaftes altes Tagebuch, welches die Aufzeichnungen eines gewissen Hermelius Peabody, Direktor einer wandernden Zirkustruppe, enthält, und das Simon Watson nun von einem geheimnisvollen Fremden namens Churchwarry zugeschickt wurde. Durch Simons Nachforschungen wird nach und nach deutlich, dass zwischen den einzelnen Personen eine Verbindung bestehen muss. Doch warum ertranken die Frauen der Familie am 24. Juli, wo sie doch alle gute Schwimmerinnen waren, die Luft zehn Minuten anhalten konnten und mit ihren Künsten sogar im Zirkus aufgetreten sind? Vor diesem Schicksal will Simon seine Schwester unbedingt bewahren.

Am Schreibstil der jungen Autorin ist absolut nichts auszusetzen, er ist flüssig und lebendig, Landschaften und Szenen sind treffend beschrieben. Dabei stechen besonders die Schilderungen um die Zirkusgruppe aus früheren Zeiten heraus, während die Gegenwart etwas verblasst und die Geschichte sich hauptsächlich um Simons unterschiedlichste Probleme dreht. Eine gewisse Spannung entsteht eigentlich nur dadurch, dass man als Leser wissen möchte, warum die Frauen der Familie ausgerechnet am 24. Juli ertrinken. Doch leider ist darüber, sowie auch über die Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Personen zu den Mitgliedern der damaligen Gauklertruppe, nichts Genaues zu erfahren. Mir ist jedenfalls nichts in Erinnerung geblieben und ich tappe immer noch im Dunkeln, was das Geheimnis um die Schwimmerin war. Wären nicht gelegentlich einige sehr spannende Szenen eingeflochten, hätte ich die Geschichte eher langweilig empfunden.

Fazit: Interessanter Plot und guter Schreibstil, leider mit einigen Längen und offenen Fragen.

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Veröffentlicht am 20.12.2019

Weihnachten - und andere Katastrophen …

Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder
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Wie in jedem Jahr ist es mir zur lieben Gewohnheit geworden, in der Adventszeit ein weihnachtliches Buch zu lesen. Dieses Jahr habe ich mir „Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder“ von Petra Schier, einer ...

Wie in jedem Jahr ist es mir zur lieben Gewohnheit geworden, in der Adventszeit ein weihnachtliches Buch zu lesen. Dieses Jahr habe ich mir „Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder“ von Petra Schier, einer deutschen Autorin die besonders durch ihre seit 2007 jährlich erscheinenden Weihnachtsromane bekannt geworden ist, ausgesucht:

Nach einer gescheiterten Beziehung wagt Laura einen Neuanfang. Im Hotel-Imperium der Sternbachs nimmt sie eine Stelle als PR-Beraterin an und zieht von der Stadt weg in ein Blockhaus am Waldrand. Dort hofft sie Ruhe zu finden und vor allem dem Trubel des kommenden Weihnachtsfestes zu entgehen, denn seit einem Schicksalsschlag in ihrer Kindheit hasst Laura Weihnachten und alles, was damit zusammen hängt. Doch es sollte ganz anders kommen, denn Santa Claus und das Christkind versuchen mit Hilfe der Elfen und der kleinen Westie-Hündin Lizzy alles, ihr das „Fest der Liebe“ schmackhaft zu machen. Ob ihnen das gelingen wird? Denn Laura hat sich verliebt, ausgerechnet in Justus, den Sohn ihres Chefs. Diesen Fehler wollte sie doch nie wieder begehen. Eine Katastrophe scheint sich anzubahnen – und das zum Weihnachtsfest …

Fazit: Modernes Märchen, nett zu lesen, nicht anspruchsvoll, gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit die passende Lektüre.

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