Cover-Bild Herr Origami
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: Zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 12.09.2017
  • ISBN: 9783455001518
Jean-Marc Ceci

Herr Origami

Claudia Kalscheuer (Übersetzer)

Ein junger Japaner reist auf der Suche nach seiner großen Liebe nach Italien. Als er sie nicht finden kann, wählt er ein Leben in Abgeschiedenheit. In der Toskana widmet er sich ganz der Meditation und der Herstellung von Washi, traditionellem japanischem Papier, das zum Falten von Origami benötigt wird. Jahrzehnte später besucht ihn ein junger Uhrmacher. Der Mann arbeitet an einer hochkomplizierten Uhr, die sämtliche Zeitmessungen abbilden soll. Die Begegnung gibt dem Leben beider Männer eine völlig neue Richtung.

Ein verzaubernder, poetischer Roman, so klar und formvollendet wie ein Origami.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Johnny in einem Regal.
  • Johnny hat dieses Buch gelesen.
  • Dieser Titel ist das Lieblingsbuch von Johnny.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2020

Eine zauberhafte Zen-Geschichte

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»Meister Kurogiku ist heute sechzig Jahre alt und lebt immer noch in seiner Ruine.«

In schlichter Sprache erzählt Jean-Marc Ceci von einem Japaner, der vor vielen Jahrzehnten der Liebe wegen nach Italien ...

»Meister Kurogiku ist heute sechzig Jahre alt und lebt immer noch in seiner Ruine.«

In schlichter Sprache erzählt Jean-Marc Ceci von einem Japaner, der vor vielen Jahrzehnten der Liebe wegen nach Italien gekommen ist.
In der Abgeschiedenheit eines Dorfes stellt er das traditionelle Papier her, das zum Falten von Origamifiguren verwendet wird.

Eines Tages besucht ihn ein junger Mann, der eine Uhr bauen will, die viele verschiedene Zeitmessungen anzeigen soll.

Das kleine Büchlein war für mich eine zauberhafte Überraschung. Wie mit einem Tuschepinsel zeichnet der Autor ein Bild von einem Mann, der Washi-Papier aus der Rinde der Kozo-Bäume herstellt. Mit nur zwei Falten, der Berg- und der Talfalte, schafft dieser anschließend daraus Origamifiguren.

Es fällt mir schwer, das Buch zu beschreiben. Daher beschreibe ich lieber meine Empfindungen beim Lesen. Das Handlung hat sich entfaltet wie eine zarte Blüte. Und es tritt dieser Moment ein, bei dem man einfach nur liest und alle Gedanken verschwinden. Einfach und schön.

Eine berührende Geschichte von Kunstfertigkeit, von Stille und vom Jetzt.

Veröffentlicht am 31.01.2018

Eine seltene Kostbarkeit: Ein Buch wie ein großer Atemzug

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Dieses Buch ist eine seltene Kostbarkeit. Jedoch muss man sich auf seine Besonderheiten einlassen können. Die Geschichte ist durchaus in kurzer Zeit zu bewältigen, man kann sich aber auch länger von einzelnen ...

Dieses Buch ist eine seltene Kostbarkeit. Jedoch muss man sich auf seine Besonderheiten einlassen können. Die Geschichte ist durchaus in kurzer Zeit zu bewältigen, man kann sich aber auch länger von einzelnen Sätzen oder Abschnitten gefangen nehmen lassen.

Das Buch handelt von Begegnungen, die das Leben grundlegend verändern. Ein japanischer junger Mann begegnet einer italienischen Frau und folgt ihr in ihr Heimatland um sie erneut zu treffen, vergeblich. Doch bleibt er in dem Land seiner unerfüllten Liebe, kehrt nur zur Beerdigung seines Vaters nochmals in sein Heimatland zurück.
Vierzig Jahre später begegnet dem nun gereiften Meister der Papierkunst ein junger wandernder Uhrmacher mit ehrgeizigen Plänen für eine hochkomplizierte Uhr. Der alte Meister und der junge Mann treten in einen Austausch miteinander, katalysiert von einer älteren Frau, die dem Meister zur Hand geht, sowie der Katze mit dem bezeichnenden Namen „Ima“, was „Jetzt“ bedeutet, der beide grundlegend verändert und in ihrer Lebenseinstellung voranbringt. Der alte Mann erwacht zu neuer Lebendigkeit und der junge Mann wird ein wenig heruntergebremst, und für beide ist das gut.

Die vier Kapitel des Buches und die einzelnen Abschnitte beginnen mit schönen japanischen Schriftzeichen und ihrer Umsetzung in lateinische Buchstaben.

Verschwenderisch wird mit dem Raum für den Text umgegangen, oft stehen nur wenig Sätze oder einzelne Abschnitte auf einer Seite, die erst in der Mitte beginnt. Hier spiegelt sich das meditative Element des japanischen Meisters und sein Bemühen um innere Ruhe wieder, in die man beim Lesen eintauchen kann. Es lohnt sich langsam zu lesen und einzelne Teile zu wiederholen, um die Schönheit und Schlichtheit der Darstellung zu erfassen. Wie nebenbei erfährt man noch Details über die Herstellung von handgeschöpftem Japanpapier und über das Origami, die Kunst des Papierfaltens.

Ein Buch wie ein tiefer Atemzug, das man öfter in die Hand nehmen kann.

Veröffentlicht am 17.11.2017

»Was nützt uns alles Haben, wenn es uns an Sein fehlt.« — Wahnsinnig tolle, japanisch anmutende Literatur aus belgischer Feder.

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„Herr Origami“ von Jean-Marc Ceci hat mich schon länger angesprochen. Als ich es dann auf der Buchmesse wiedergesehen habe, war es wie ein Treffen von Geliebten, die nur noch darauf warten, dass jemand ...

„Herr Origami“ von Jean-Marc Ceci hat mich schon länger angesprochen. Als ich es dann auf der Buchmesse wiedergesehen habe, war es wie ein Treffen von Geliebten, die nur noch darauf warten, dass jemand den ersten Schritt macht. Und so ist dieses kleine Büchlein schließlich bei mir gelandet. Und ich habe es nicht bereut: Innerhalb von 2 Stündchen, eingerollt auf dem Sofa, habe ich dieses Schmuckstück beendet. Die Textform ist etwas ganz Besonderes, doch darauf gehe ich später ein. Zunächst einmal zum Inhalt: Meister Kurogiku lebt sehr zurückgezogen in einem ärmlichen Haus in Italien und stellt dort Washi her, das Papier, das in Japan nicht nur für Lampenschirme, sondern auch für Origami verwendet wird. Jedes hergestellte Blatt Papier betrachtet er ausgiebig und behält die schönsten Blätter für sich, die restlichen verkauft er. Einst verließ er sein Heimatland Japan und seinen Vater, um einer schönen Italienerin zu folgen, die er nie wieder sah. Mit nichts als einem Blumentopf mit drei Kōzo-Setzlingen reist er ins ferne Italien. Sein Vater brachte ihm die traditionsreiche Washi-Herstellung bei und ermöglichte ihm so, dass er nun davon leben kann – wenn Kurogiku denn lebte! Er lebt sehr sparsam, oft sieht man ihn tagelang nichts essen. Sein Leben scheint der Herstellung von Washi, dem Falten des Origami und dessen Entfaltung sowie dem Zen, der Meditation, gewidmet zu sein. Bis eines Tages ein junger Uhrmacher, Casparo, besucht und bei ihm nächtigen möchte. Er bleibt schließlich doch länger und lernt vieles über Papier, das Leben und die Zeit. Und ob Meister Kurogiku will oder nicht, Casparo bringt ihn mit seinen Denkweisen doch aus dem Takt und öffnet ihm die Augen für Dinge, die er lieber nicht wahrhaben wollte.

Wir sind die Rädchen im Getriebe einer sehr komplizierten Uhr. Wir verstehen nicht immer, was eine kleine Bewegung von uns auf der anderen Seite des Ziffernblatts bewirkt.

„Herr Origami“ ist ein besonderes Buch. Die zunächst ungewöhnliche Textform wirkt anfangs befremdlich und seltsam und man trägt Sorge, dass 160 Seiten auf diese Weise doch niemals eine Geschichte erzählen können. Doch nach und nach entfaltet sich die Geschichte wie ein Origami und bezaubert den Leser durch und durch. Das Ungewöhnliche an diesem Buch ist, dass die Seiten nur etwa zur Hälfte und ausschließlich mit knappen Sätzen befüllt sind. Aber nach einigen Seiten hat einen diesen Buch bereits in seinen Bann gezogen, sodass man erst wieder loslassen kann, wenn man den Buchdeckel schließt. Die besondere Schreibweise und der Textstil ist wirklich eine Seltenheit. Kann sein, dass es sich hier um eine traditionelle japanische Textform handeln mag, aber das lasse ich lieber Experten beurteilen. ?

Dass die stille, unaufgeregte — eben sehr typisch japanische Erzählweise — von einem Autor aus Belgien kommt, scheint zunächst unwahrscheinlich und seltsam, doch je mehr man sich auf das Buch einlässt, umso mehr vergisst man dieses Detail. Man taucht ein in Kurogikus kleine Welt, sein alltägliches Leben, seine Gedanken. Er stellt Washi her, um es zu falten und daraufhin zu entfalten. Und schließlich über dem entfalteten Papier zu meditieren.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.de