Profilbild von uli123

uli123

Lesejury Star
offline

uli123 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit uli123 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2020

Ein chaotisches Familienleben

Von Erholung war nie die Rede
0

Das Buch gehört in die Reihe um die Familie Bundschuh, zu der die weiteren Bände „Tief durchatmen, die Familie kommt“ und „Ihr seid natürlich eingeladen“ gehören. Die Autorin ist vor allem als Fernsehschauspielerin ...

Das Buch gehört in die Reihe um die Familie Bundschuh, zu der die weiteren Bände „Tief durchatmen, die Familie kommt“ und „Ihr seid natürlich eingeladen“ gehören. Die Autorin ist vor allem als Fernsehschauspielerin bekannt. Die chronologische Lesereihenfolge muss nicht eingehalten werden. Dieses Mal unternimmt die Berliner Familie Bundschuh mit Schwiegermutter, Bruder und Schwägerin sowie den beiden Familienhunden eine Reise nach Norderney. Alle Verwandten geraten in den verschiedensten Konstellationen aneinander und Mutter Gundula und Vater Gerald ziehen den Sinn ihrer Ehe in Zweifel. Das alles ist so amüsant geschrieben, dass man sich ein Dauerschmunzeln nicht verkneifen kann. Vieles könnte auch im wirklichen Leben passieren und so wird der eine oder andere vielleicht Parallelen in seinem eigenen Familienleben finden.
Fünf Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2020

Wie auf den zweiten Blick aus ungleichen Männern Freunde werden

Das kann uns keiner nehmen
0

Ein solch tolles Buch mit seiner gelungenen Mischung aus zwei Lebensgeschichten und Reisebericht lese ich nicht alle Tage.
Bei der Besteigung des Kilimandscharo-Gipfels treffen sich unfreiwillig der reservierte ...

Ein solch tolles Buch mit seiner gelungenen Mischung aus zwei Lebensgeschichten und Reisebericht lese ich nicht alle Tage.
Bei der Besteigung des Kilimandscharo-Gipfels treffen sich unfreiwillig der reservierte Schriftsteller Hans aus Hamburg und der grantige, urige, etwas „großkotzige“ Bayer Tscharli, die es dorthin aus unterschiedlichen Motiven verschlagen hat. Zu Hause in Deutschland hätten sie einander gemieden. In Afrika aber bleiben sie auf Wunsch des gesundheitlich angeschlagenen Tscharli für eine ganze Woche zusammen und begeben sich auf eine gemeinsame Reise nach Daressalam und Sansibar. Beide erkennen allmählich, über den jeweils anderen falsch geurteilt zu haben. Sie werden zu Freunden und erzählen sich ihre Lebensgeschichten, in denen zwei Frauen und Afrika ihre tiefen Abdrücke hinterlassen haben.
Schon die Beschreibungen über Leben und Menschen in Afrika, hier vor allem in Tansania und Sansibar, sind sehr beeindruckend und widerlegen viele der Vorbehalte und Vorurteile, die wir gegenüber dem uns fremden Kontinent und seinen Bewohnern leicht zu hegen geneigt sind. Auf jeden Fall stimmen sie nachdenklich. Die Touren der beiden Protagonisten auf den Kibo, nach Daressalam und ihre Rollerfahrten auf Sansibar lassen sich anhand der Karten in den inneren Bucheinbänden schön nachvollziehen. Vielleicht wird beim einen oder anderen Leser die Lust zu einer Afrika-Reise geweckt; vielleicht begräbt er aber einen bereits vorhandenen Wunsch auch schnell wieder angesichts diverser geschilderter Gefahren, denen sich Tscharli und Hans, dieser auch schon auf einer ein Vierteljahrhundert zurückliegenden ersten Reise auf den Schwarzen Kontinent, ausgesetzt sehen.
Richtig lebendig wird die Geschichte durch den Protagonisten Tscharli. Mit einer Mischung aus bayrisch, erfundenem Suaheli und ein wenig englisch haut er, den man sich als Ur-Bayer vorstellen muss, durchweg in jeder Situation tolle Sprüche heraus, die sich Hans sogar notiert. Darunter befinden sich schöne Lebensweisheiten, die es wert sind, zitiert zu werden. Wie er als Mensch ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Auch Hans hat immer mal wieder Anlass, an der Richtigkeit dessen zu zweifeln, was ihm erzählt wird. Doch egal, welche Verfehlungen sich Tscharli in der Vergangenheit hat zuschulden kommen lassen und wie man selbst dazu steht – als Mensch gewinnt man ihn im Laufe der Geschichte einfach nur lieb. Welche Frauengeschichten beide Männer verfolgen, will man natürlich erfahren und wird so geschickt an der Stange gehalten. Die tragischen Auflösungen erfolgen spannungserhöhend erst relativ spät.
Der Autor hat in dieses Buch Autobiografisches eingearbeitet, der während einer Afrika-Reise im Jahr 1993 lebensbedrohlich erkrankte (eine Parallele zu Hans).
Ein Buch, das ich uneingeschränkt mit fünf Sternen bewerte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.02.2020

Hommage an die Leiterin der Heilsarmee in Frankreich

Das Haus der Frauen
0

Wie schon in ihrem sehr zu empfehlenden ersten Roman „Der Zopf“, der durch den vorliegenden zweiten fast noch getoppt wird, stellt die Autorin Frauen in den Vordergrund ihrer Geschichte. Die Französin ...

Wie schon in ihrem sehr zu empfehlenden ersten Roman „Der Zopf“, der durch den vorliegenden zweiten fast noch getoppt wird, stellt die Autorin Frauen in den Vordergrund ihrer Geschichte. Die Französin Blanche Peyron widmete ihr Leben Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts als Mitglied der Heilsarmee dem Kampf um die Unterstützung obdachloser Frauen in Paris. Unter schwierigsten Bedingungen eröffnete sie den sog. Palais de la Femme, einem Frauenhaus für am Rande der Gesellschaft stehende Frauen, das noch heute betrieben wird. Rückblicke auf die Vergangenheit wechseln sich ab mit Schilderungen aus dem Leben der fiktiven Pariser Staranwältin Solène, die nach dem Suizid eines Mandanten einen burn-out erleidet. Auf den Rat ihres Psychiaters hin nimmt sie eine ehrenamtliche Beschäftigung als öffentlicher Schreiber im Haus der Frauen auf. Die Arbeit für Frauen am Rande der Gesellschaft - obdachlos, rituell verstümmelt, in der Ehe misshandelt, vergewaltigt - lässt Solène trotz mancher Rückschläge ins Leben zurückfinden und erkennen, dass ihr ganzes bisheriges Leben fremdbestimmt war. Endlich macht sie das, was sie schon als Jugendliche gerne tat – schreiben.
Dieses Buch lässt einen die eigene Komfortzone verlassen und konfrontiert einen mit dem ganzen Elend, dem Frauen seit Jahrhunderten bis in die heutige Zeit hinein ausgesetzt sind. Die Autorin schildert mit großer Genauigkeit die Gefühle und Befindlichkeiten der Frauen, nicht ohne auch einmal durch kleine Anekdoten einen gewissen Humor einzuarbeiten, wodurch dem ernsten Thema etwas an Schärfe genommen wird. Wer dieses Buch gelesen hat, wird hoffentlich nicht mehr den Blick abwenden von gesellschaftlich ausgegrenzten Frauen, die am Straßenrand betteln oder sich prostituieren, und ihnen mit mehr Empathie begegnen. Sehr lehrhaft sind die Passagen bzgl. Blanche Peyron und der Geschichte der Heilsarmee, die mir bis dato gar nicht bzw. nur vage geläufig waren.
Ein wirklich lesenswertes Buch, auch für Männer.



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2020

Wunderbar geschriebene Ahnenforschung

Die Bagage
0

Inwieweit der Roman tatsächlich die Herkunft der Autorin wiedergibt, wie es auf dem Buchrücken heißt, vermag ich nicht zu beurteilen. Doch egal, ob Autobiografie oder Fiktion oder eine Mischung aus beidem ...

Inwieweit der Roman tatsächlich die Herkunft der Autorin wiedergibt, wie es auf dem Buchrücken heißt, vermag ich nicht zu beurteilen. Doch egal, ob Autobiografie oder Fiktion oder eine Mischung aus beidem – ganz wunderbar ist die Geschichte in jedem Falle. Basierend auf Erzählungen ihrer weit verzweigten Verwandtschaft, erzählt die Autorin das Leben ihrer Großmutter Maria und deren Nachkommen, die kinderreich und in Armut in der Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs in einem österreichischen Bergdorf lebte. Ihre einzigartige Schönheit wird ihr zum Verhängnis. Die männlichen Dorfbewohner steigen ihr hinterher. Als sie dann während des Kriegsdienstes ihres Ehemannes schwanger wird, brodelt aus Neid und Missgunst heraus die Gerüchteküche um den wahren Kindsvater. Der Ehemann fühlt sich gehörnt (ob zu Recht oder zu Unrecht, muss jeder selbst lesen) und lehnt das Kind (Grete, die Mutter der Autorin) Zeit seines Lebens ab. Immer wieder schweift die Autorin bis in die Gegenwart vor und befördert zum Teil hanebüchen klingende Werdegänge ihrer Onkel und Tanten und deren Abkömmlingen zu Tage, die daher wirklich die saloppe Bezeichnung einer „Bagage“ verdienen. Eine Vokabel übrigens, die eingangs der Geschichte gut erläutert wird.
Ein wirklich besonderes Buch für jeden Leser von Familiengeschichten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

Rührender Liebesroman

Annika Rose und die Logik der Liebe
0

Das ist wirklich ein ganz besonderer Liebesroman. Was ihn zu so etwas besonderem macht, ist die Protagonistin Annika, die von klein auf merkwürdig ist und sich anders als ihre Mitmenschen verhält, was ...

Das ist wirklich ein ganz besonderer Liebesroman. Was ihn zu so etwas besonderem macht, ist die Protagonistin Annika, die von klein auf merkwürdig ist und sich anders als ihre Mitmenschen verhält, was sie aber erst im Erwachsenenalter als Autismus diagnostizieren lässt. Aufgrund dieser Entwicklungsverzögerung wirkt sie oft kindlich und lebensuntüchtig und braucht am College ihre Freundin als Coach. Mit der Pflege von Heimtieren, dem Lesen und dem Schachclub ist sie vollauf zufrieden. Hier trifft sie auf Jonathan und zwischen beiden entwickelt sich eine zärtliche Liebe, die allerdings auf tragische Weise recht abrupt zu Ende geht, ohne dass sich beide aussprechen. Zehn Jahre später treffen sie zufällig wieder aufeinander. Obwohl ihrer beider Leben inzwischen weitergegangen sind, lieben sie einander immer noch. Doch erneut schlägt das Schicksal zu …
Es ist eine so rührende und zärtliche Liebesgeschichte, die umso schöner ist, als nichts in Kitsch ausartet. Von Autismus habe ich zwar schon gehört. Doch erst am Beispiel von Annika ist mir so richtig klar geworden, was er für die Betroffenen bedeutet und werde künftig wirklichen Respekt vor Betroffenen haben. Die Autorin hat sich dieses Themas sehr gekonnt angenommen. Gerade das Anderssein von Annika führt dann auch zu einigen komischen und deshalb gut unterhaltenden Situationen. Am Ende wird noch ein spannendes, wenngleich tragisches Ereignis eingebaut. Erst hier wird klar, warum die Geschichte in wechselnden Zeitebenen im Jahr 1991 und 2001 spielt.
Wirklich zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere