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Veröffentlicht am 04.03.2020

Ein schwer zu fassender Killer mit Hang zu Rätseln

Dunkle Botschaft: Thriller
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Dies ist der vierte Teil um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz, die sich gerne in Mordermittlungen einmischt. Auch wenn ich die ersten beiden Bände nicht gelesen habe, fand ich bereits bei „Winterkalt“ ...

Dies ist der vierte Teil um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz, die sich gerne in Mordermittlungen einmischt. Auch wenn ich die ersten beiden Bände nicht gelesen habe, fand ich bereits bei „Winterkalt“ sehr leicht den Einstieg in die Geschichte.

„Dunkle Botschaft“ beginnt mit einem erschreckenden Prolog, in dem ein Junge von seinem Großvater misshandelt wird. Nicht nur körperlich leidet er, auch seine Seele nimmt durch die herzlosen und brutalen Lebensumstände Schaden. Dabei sehnt sich der Junge nur nach einem: Zuneigung!

Julia Schwarz soll die Obduktion einer Frau, die einen tödlichen Stromschlag erlitten hat, durchführen. Was nach Routine und einem Unfall aussieht, ändert sich schlagartig, als Julia eine rätselhafte Nachricht an der Leiche findet. Dies ruft Kriminalkommissar Florian Kessler auf den Plan, der sich einem geschickten, wie auch gewissenlosen Mörder mit Hang zu Rätseln und einer Vorliebe für ausgefallene Tötungsarten gegenüber sieht. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt und wird auch für Julia Schwarz, die wie stets auf eigene Faust ermittelt, zur tödlichen Gefahr. Zudem ist sie hinter einer vermeintlichen Affäre ihres Vaters her. Das führt immer mal wieder auf Nebenschauplätze und lenkt den Blick vom eigentlichen Geschehen ab. Manchmal hat mich Julia mit ihren Mutmaßungen bzgl. ihres Vaters etwas genervt.
Besonders spannend fand ich die Rückblenden zum Heranwachsen des Jungen mit dem brutalen Großvater. Natürlich stellte sich schnell die Frage, ob er der gesuchte Mörder sein könnte. Doch so leicht machte es Catherine Shepherd uns nicht. Aus unterschiedlichen Perspektiven entwirft sie einen rasanten Thriller, der stets nur Bruchstücke der Geschichte offen legt und Spuren in die verschiedensten Richtungen legt. Ihr Schreibstil ist angenehm und beflügelt die Fantasie, so dass man sich den Geschehnissen nicht entziehen kann. Die Idee mit den Rätseln und Zahlencodes, die Florian und Julia bei rechtzeitigem Lösen zum nächsten Opfer führen sollen, ist unglaublich gut umgesetzt und treibt die Handlung schnell voran. Die Autorin führt die Leser/innen immer wieder an der Nase herum und so manche Spur führt ins Nichts. Zudem waren die Leseabschnitte perfekt gewählt, denn sie ließen mich zunächst mit einem absoluten Cliffhanger zurück. Das Ende war grandios und nervenzerreißend spannend. Catherine Shepherd ist mit der Entlarvung des Mörders wieder einmal eine tolle Überraschung gelungen. Ihre Charaktere zeichnet sie sehr genau und mit einem guten Blick für die Lebensumstände, Psyche und Gefühle. Nur Julias Fantasie bzgl. einer Affäre ihres Vaters und ihre Alleingänge haben mich in diesem Herzrasen-erzeugenden Thriller gestört.
Für mich wurden alle Fragen beantwortet und das rasante Ende hat mich wieder einmal von Catherines Thrillern überzeugt. Es war mir eine große Freude, zu rätseln, mit zu fiebern, zu bangen und zu hoffen und letztlich den Fall geklärt zu wissen. Ein herzliches Dankeschön für dieses Buch!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.01.2020

Wenn die Vergangenheit trennt und nicht vereint

Geteilt durch zwei
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Zufällig hört Nadja bei einem Radiointerview eine ihr wohl vertraute Stimme: die ihrer Tochter Lena und ihre eigene! Zunächst denkt Nadja nicht weiter darüber nach, denn ihr Leben mit Ehemann Ralph und ...

Zufällig hört Nadja bei einem Radiointerview eine ihr wohl vertraute Stimme: die ihrer Tochter Lena und ihre eigene! Zunächst denkt Nadja nicht weiter darüber nach, denn ihr Leben mit Ehemann Ralph und Lena läuft in geregelten Strukturen. Ihr Verhältnis zur Adoptivmutter und dem Stiefvater Herbert bekommt einen Riss, als Nadja plötzlich anfängt, nach ihrer „wahren“ Herkunft, sprich ihren biologischen Eltern zu fragen. Sie beginnt Nachforschungen und stößt dabei auf Pia, ihre Zwillingsschwester. Damit beginnt nicht nur für Nadja und Pia, sondern auch für deren Familien ein Spießrutenlauf, denn über die Vergangenheit der Zwillingsschwestern will niemand in den Familien reden und sie stoßen auf eine Mauer von Schweigen, Halbwahrheiten und Lügen. Besonders Nadja stürzt sich wie besessen auf die Suche nach ihrer Identität, hat sie vermeintlich stets etwas in ihrem Leben vermisst. Doch wieviel Wahrheit erträgt sie? Wird ihr bisheriges Leben noch Bestand haben? Und wie hoch ist der Preis für die Suche nach ihren leiblichen Eltern?

Nur zögerlich lässt sich die gemeinsame Vergangenheit von Nadja und Pia wie ein Puzzle zusammensetzen. Dabei kommen viele unschöne Familiengeheimisse ans Licht und selbst das Verhältnis der wiedervereinten Zwillinge bringt das Leben aller Beteiligten ins Wanken. In einem Konstrukt aus Lügen, Halbwahrheiten, Widersprüchen und Schweigen verrennt sich Nadja in ihrer Suche nach ihrer Herkunft. Dabei schwanke ich immer wieder zwischen Sympathie und völligem Unverständnis für diese Frau! Die Suche nach ihren Wurzeln verfolgt Nadja mit solcher Vehemenz und fast schon Besessenheit, dass sie dabei die ihr nahestehenden Menschen beinahe aus den Augen verliert. Allein ihre Tochter Lena, die Psychologie studiert, scheint dafür Verständnis zu haben und spricht ihr gut zu. Ihre Adoptivmutter mauert und will nicht mit der ganzen Geschichte um Nadjas Herkunft herausrücken. Auch wenn die Männer in diesem Roman nur eine untergeordnete Rolle spielen und die Frauen im Fokus stehen, haben sie mich doch nachhaltig beeindruckt. Rainer, Herbert und Ralph sind wahre Ruhepole und stehen mit all ihrer Liebe zu ihren Frauen, auch wenn die bisweilen übers Ziel hinausschießen und die Tragfähigkeit ihrer Ehen bis an ihre Grenzen austesten. Die Charakterzeichnungen sind für mich der Teil der Geschichte, der mir wirklich ans Herz ging und mich durch den Roman trug.
Äußerlich sind Nadja und Pia sofort als Zwillingen zu erkennen, als würden sie in den Spiegel schauen. Doch vom Wesen her trennen die beiden Welten, was nicht zuletzt auf ihr getrenntes Aufwachsen zurückzuführen ist. Diese Diskrepanz hat die Autorin ganz hervorragend beschrieben und die Zerrissenheit der beiden Schwestern so anschaulich dargestellt, dass ich mich teils gut in sie hineinversetzen konnte.
Was mich allerdings neben Nadjas Hartnäckigkeit und Versessenheit immer wieder gestört hat, war das ständige Kaffeekochen und – trinken. Da fühlte ich mich ins England historischer Romane versetzt, in denen sämtliche Probleme, Streit und Neid bei einer Tasse Tee lösbar schienen.

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Veröffentlicht am 29.11.2019

Ein überdrehter Beamter und ein überraschendes Wiedersehen

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
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„Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“
Vorweg möchte ich anmerken, dass ich selber im Öffentlichen Dienst arbeite und mir das Beamtentum nicht ganz fremd ist.

Hans Fredenbek steht mitten in ...

„Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“
Vorweg möchte ich anmerken, dass ich selber im Öffentlichen Dienst arbeite und mir das Beamtentum nicht ganz fremd ist.

Hans Fredenbek steht mitten in seinem spartanisch eingerichteten und veralteten Beamtenbüro und ergeht sich in einem Monolog unter Einbeziehung des Publikums. Einzig das Laufband im Büro zeugt von einer gewissen Modernität. Herr Fredenbek referiert teils absturs, bisweilen sehr amüsant über Rechtschreibung bis Allgemeinwissen und kommt dabei vom Hundertsten ins Tausendste. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen kommen durch eine Art Flirtanleitung zur Sprache – wobei die Fantasie weitaus größer erscheint als die Realität. Das Verschwinden bzw. Nichtvorhandensein eines Radiergummis bringt seinen herrlichen Monolog erst ins Rollen und sein starres Verharren in der Enge seines Büros, in dem sich seit Jahren nichts geändert hat, ins Wanken.
Der Autor bedient sich dem „vermeintlich typischen Klischee eines staubtrockenen Beamten“ und macht daraus ein Feuerwerk an Abstrusität, wirren Gedankengängen, völlig neuen Einblicken in die Seele der Frau und auch ins Beamtendasein an sich. Von unterhaltsam bis urkomisch erstreckt sich die Bandbreite des Monologs eines eingeschworenen Beamten, dem (fast) nichts wichtiger ist als die Einhaltung von Gesetzen, Vorschriften und Vorgängen, außer sie verlangen ihm ausgesprochen viel Einsatz ab. Die Einbeziehung des Publikums in diesem Theaterstück finde ich genauso ansprechend und gekonnt inszeniert, wie die Stimmen aus dem Off. Herrlich!

„Einladung zum Klassentreffen“
Dieses Stück ist so ganz anders als das erste. Hier geht es um zwei Menschen, die sich einst sehr nahe waren und sich verloren haben – warum auch immer. Das digitale Zeitalter spielt hier eine große Rolle und auch die Neugier der Mitmenschen, die alleine schon durch ein Telefonat im Zugabteil befördert wird. Doch es hat nichts Übergriffiges, sondern ein Wohlwollen, mit dem die Fahrgäste im Zug an dem Telefonat von ihm und ihr teilhaben. Am meisten hat mich überrascht, dass mit ganz wenig Bühnenbild oder erklärenden Worten, ein so warmherziger Ton erzeugt werden kann. So ergibt sich für mich eine schöne Liebesgeschichte, die auch auf die Unwägbarkeiten und Enttäuschungen des Lebens eingeht, so dass der Dialog nicht ins Kitschige abdriften kann. Dazu eine Prise Humor … Dieses Theaterstück kann ich mir sehr gut auf der Bühne vorstellen. Was mich zu der Frage bringt, ob es bereits aufgeführt wurde oder noch darauf wartet.

Beiden Stück ist anzumerken, dass der Autor a) weiß wovon er schreibt (ich sage nur Beamter), b) mit Worten sehr gut umgehen und mit wenig Aufwand ganz unterschiedliche Stimmungen erzeugen kann, c) sich in die Situationen und Emotionen der Schauspieler hineinversetzen kann – steht er doch selbst auf der Bühne und schließlich d) auch vor Irrungen und Wirrungen in einem ausufernden Monolog nicht zurückschreckt und dabei den roten Faden stets im Blick behält.

Es war mir eine Freude und Genuss, diese beiden Stück zu lesen. Bisher kannte ich Theaterstücke aus der Schule und durfte sogar schon selbst als Werther (Die Leiden des jungen Werther) in einer Dreiviertelbergsteigerhose (in Ermangelung einer Knickerbocker) vor der Schulkamera jede Menge Text zum Besten geben. Danach saß ich lieber vor der Bühne und habe mich vom musikalischen und schauspielerischen Talent (manchmal auch Unvermögen) anderer Personen berieseln lassen. Nachdem ich ein bekennender Krimi-Thriller-Junkie bin, ist meine Neugierde geweckt, was den Kurzkrimi „Schöne Bescherung“ betrifft.

Veröffentlicht am 22.11.2019

Im Rausch der Rache wird auch ein guter Mensch zur Bestie

Die Rache bleibt
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Im 4. Band um die beiden Ermittler Peter Liebig und Rita Momsen geht es Schlag auf Schlag. Innerhalb kürzester Zeit werden zwei brutal ermordete und verstümmelte Frauen gefunden. Dabei hinterlässt der ...

Im 4. Band um die beiden Ermittler Peter Liebig und Rita Momsen geht es Schlag auf Schlag. Innerhalb kürzester Zeit werden zwei brutal ermordete und verstümmelte Frauen gefunden. Dabei hinterlässt der Täter rätselhafte Botschaften und scheint mit den Ermittlungsbehörden ein perfides Spiel auf Leben und Tod zu treiben. Auffällig ist zudem, dass es sich bei den Toten um die Ehefrauen des Rechtsmediziners Dr. Schiller und eines … handelt. Hat es der Täter gezielt auf eine bestimmte Personengruppe abgesehen? Welches Motiv steckt hinter den blutigen Morden? Und warum verstümmelt er die Frauen bis zur Unkenntlichkeit? Der Täter geht sehr geplant, brutal, rücksichtslos und kaltblütig vor. Spuren von ihm sind keine zu finden. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit …

Bisher habe ich „Die Macht der Rache“ von H. C. Scherf gelesen und wurde förmlich in die Handlung des Thrillers hineingezogen. Deshalb war ich schon sehr gespannt, wie es mir mit dieser Reihe um die Ermittler Liebig und Mosen gehen würde. Die 3 vorhergehenden Fälle habe ich leider noch nicht gelesen, was ich jedoch gerne nachholen möchte. Der Schreibstil ist auch in „Die Rache bleibt“ eher nüchtern, aber packend gehalten und das Augenmerk liegt auf der Ausarbeitung der Charaktere – weniger auf Nebensächlichkeiten. Das erhöht meiner Meinung nach die Spannung und führt dazu, dass die/der Leser/in durch die Handlung getrieben wird. Die Sichtweise des Täters kam erst zur Mitte des Buches zur Sprache, so dass er im Dunkeln blieb. Allerdings hat mich eine Rückblende auf Geschehnisse einige Jahre zuvor auf seine Spur gebracht – ganz sicher war ich mir ab dem 20. Kapitel. Das minderte meine Lesefreude etwas. Nichtsdestotrotz habe ich mich prima unterhalten und dem Ende der Ermittlungen entgegengefiebert. Zum Ende des Buches hin hat sich die Spannung noch gesteigert und es wurde so dramatisch, dass ich immer wieder Gänsehaut bekam. Die Auflösung des Falles ist nachvollziehbar und logisch ausgearbeitet. Für mich bleibt dieser Thriller etwas hinter „Die Macht der Rache“ zurück. Doch letztlich fand ich ihn sehr spannend, bisweilen sehr grausam und erschreckend, wenn man bedenkt, wie sich über Jahre hinweg ein Doppelleben führen lässt, ohne dass es auffliegt. Die beiden Hauptpersonen Liebig und Momsen sind mir sympathisch und kommen – wie auch ihre Kollegen – sehr authentisch rüber. Den Zusammenhalt innerhalb des Kommissariats und auch der Rückhalt durch den Vorgesetzten Rösner finde ich glaubhaft erzählt. Ihre Emotionen und Handlungen waren menschlich und die feine Dosis Privatleben ergänzt das Bild gekonnt. Vor allem Peter Liebig wurde vom Autor an die Grenzen des Erträglichen und fast schon darüber hinaus geführt. Die Motive des Täters sind für mich bis zu einem gewissen Grad sogar nachvollziehbar, auch wenn sie das schlimm anhören mag. Doch es spricht dafür, dass der Autor seinen Charakter und sein Leben so gekonnt ausgearbeitet hat, dass ich mich ein Stück weit in ihn hineinversetzen konnte. Auch spricht es für die hohe Qualität des Schreibens, die ich vom Autor schon einmal genießen konnte. Das Zitat eines mexikanischen Indios zu Anfang des Thrillers bringt die Handlung auf den Punkt, so dass ich dieses als Titel für meine Rezension verwende.
Die drei Vorgängerbände stehen auf jeden Fall auf meiner Leseliste. Ich hatte jedoch nicht das Gefühl, dass sie eine Voraussetzung für das Verständnis dieses Teiles sind.

Veröffentlicht am 22.11.2019

3 Generationen Frauen im 20. Jahrhundert

Die Lichtsammlerin
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Klappentext:
Großmutter, Mutter und Tochter. Dazwischen zwei Kontinente, ein Jahrhundert und ein Geheimnis, das die Familie zerreißt: Marys Großmutter Rosa wird wie eine Heilige verehrt. Wenn Mary nach ...

Klappentext:
Großmutter, Mutter und Tochter. Dazwischen zwei Kontinente, ein Jahrhundert und ein Geheimnis, das die Familie zerreißt: Marys Großmutter Rosa wird wie eine Heilige verehrt. Wenn Mary nach dem Grund fragt, bleibt ihre strenge Mutter Erika stumm. Wollte sie doch mit der Flucht nach Australien in den 1940er Jahren alles hinter sich lassen. Als alte Frau kehrt Erika in ihre Heimat zurück, und die Erinnerung kommt mit aller Macht wieder. Sie erzählt, und ihre Tochter Mary begreift, warum für die Frauen ihrer Familie Liebe immer nur Verlust bedeutet hat.
Beatrix Kramlovsky erzählt mitreißend die Geschichte dreier starker Frauen, die sich im 20. Jahrhundert in den Zerwürfnissen, den beiden Weltkriegen und dem entbehrungsreichen Zeiten danach behaupten mussten. Dabei scheinen Rosa, ihre Tochter Erika und ihre Enkelin Mary sehr unterschiedliche Wege zu gehen und doch zieht sich ihre Stärke und die Liebe wie ein rotes Band durch ihren Lebenslauf.
Die Geschichte der 3 Frauen beginnt mit der Erkrankung von Ricky. Nach vielen, gemeinsamen Jahren mit ihrem geliebten Mann in Australien kehrt sie nach dessen Tod in ihre geliebte Heimat Österreich zurückgekehrt. Dorthin holt sie ihre Tochter Mary, die ihre Leben von Kindesbeinen an in Australien verbracht hat und nur widerwillig nach Österreich fliegt. Mit der Heimat ihrer Mutter Erika verbindet sie gar nichts und auch ihre strenge, kühle Mutter ist ihr fremd. Die beiden trennen Welten nicht nur in geografischer sondern auch in emotionaler Hinsicht. Pflichtbewusst lässt Mary ihren Partner und ihre Tochter in Australien zurück, um sich auf das Abenteuer Erika und die Vergangenheit ihrer Großmutter Rosa einzulassen. Mit der Zeit erfährt Mary sehr viel über die beiden Leben und die Geheimnisse ihrer starken „Vorfahrin“, die zu einer Art Lichtgestalt in einem Bergdorf und unter den Arbeitern dort wurde.
Die Sprunghaftigkeit des Romans erinnert an die Demenzerkrankung von Erika, auch Ricky/Rikki genannt. Anfangs tat ich mich damit etwas schwer, denn die Autorin wechselte zwischen Mary und Erika hin und her und ebenso zwischen den Zeiten. Es erforderte meine ganze Aufmerksamkeit, um in der Geschichte nicht den Faden zu verlieren. Das Stilelement „Zeitsprünge“ passt jedoch hervorragend zur Erkrankung von Erika und mit der Zeit habe ich mich ganz gut daran gewöhnt. Die Charaktere der drei Frauen sind sehr anschaulich beschrieben und meine anfängliche Abneigung gegen Erika hat sich im Laufe des Lesens gegeben. Ich konnte sie immer besser verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen. Am meisten hat mich Rosa (Herma) imponiert. Wie sie als kultivierte Frau ein Leben in der Abgeschiedenheit eines Bergdorfes als Frau des Fabrikleiters geführt hat und dabei die Sympathie der Bewohner gewonnen hat, war wunderbar beschrieben. Ihre große Liebe zu ihrem Mann Josef war bedingungslos, aber auch ihr Einsatz für andere Menschen. Diese Zeit ist so bildlich beschrieben, dass ich mich schnell mit Rosa anfreunden konnte und ein inneres Bild von ihr hatte.
Ohne viel über den Inhalt vorwegzunehmen, möchte ich noch anmerken, dass es erstaunlich ist, wie sich Handlungen, Gefühle und Ängste von Generation zu Generation übertragen. Teilweise sind die Auswirkungen unbegreiflich und schwer nachvollziehbar, solange man der Geschichte der einzelnen Personen nicht auf den Grund geht. Die Themen Verhältnis Mutter/Tochter, Familie und Heimat regen sehr zu nachdenken über meine eigene Geschichte an. Vor Kurzem habe ich „Kriegsenkel“ von Sabine Bode gelesen und der Roman hat mir erneut vor Augen geführt, wie sehr generationsübergreifende Erlebnisse Menschen und die Beziehungen untereinander prägen können.

In „Die Lichtsammlerin“ sind ganz selbstverständlich Informationen z. B. über die Besatzungszeit und die Aufteilung Österreichs in Zonen eingeflochten, die für mich völlig neu waren. Das wiederum hat mich dazu gebracht, in Internet darüber nachzulesen.

Mir hat dieser anspruchsvolle Roman gut gefallen und ich kann gerne eine Leseempfehlung aussprechen.