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Veröffentlicht am 05.03.2020

Wie stark ist man selbst?

Sei du meine Stärke
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Im Königreich Juda hat die Anbetung von Götzen Einzug gehalten. Für einen bevorstehenden Krieg lässt König Ahas mitten in der Nacht seine beiden Söhne aus dem Bett holen, um dem Gott Moloch ein Opfer darzubringen ...

Im Königreich Juda hat die Anbetung von Götzen Einzug gehalten. Für einen bevorstehenden Krieg lässt König Ahas mitten in der Nacht seine beiden Söhne aus dem Bett holen, um dem Gott Moloch ein Opfer darzubringen für einen günstigen Kriegsausgang. Der junge Hiskia muss so mitansehen, wie sein älterer Bruder, der erstgeborene Eliab getötet wird. Als der Krieg als verloren gilt, ist der königliche Priester Uria gezwungen, erneut eine Opfergabe für Moloch durchzuführen, bei der erneut alle Erstgeborenen den Feuertod finden sollen. Diesmal wäre auch Hiskia zum Opfer gefallen, doch das Leben des jungen Prinzen wird durch seine Begegnung mit Jahwe gerettet. Mit Unterstützung seines Onkels Secharja studiert er die Lehren des Gottes Israel und beginnt, an ihn zu glauben. Die Verhaftung Secharjas beschert Hiskia einen neuen ägyptischen Lehrer, der ihn bald die Lehren von Jahwe vergessen lässt. Als Hiskia selbst König wird und für das Wohl seines Volkes verantwortlich ist, muss er sich darüber klarwerden, welchem Gott er dienen will und welch ein König er seinem Volk sein möchte…
Lynn Austin hat mit „Sei du meine Stärke“ einen wunderbar fesselnden und berührenden Roman vorgelegt, der den Leser in die antike Zeit vor Christus katapultiert, um dort eine biblische Geschichte voller Spannung und Gefühl hautnah mitzuerleben. Der Erzählstil ist flüssig, bildgewaltig und mit durchgängiger Spannung versetzt, so dass man sich, einmal begonnen, von der Geschichte nicht mehr lösen kann. Die Autorin ist bekannt dafür, ihre christlich-historischen Romane sehr nah mit dem Bibeltext zu verankern, so auch in diesem Buch, das wieder einmal sehr gut recherchiert überzeugt. An der Seite von Hiskia erlebt der Leser die Götzenzeit im Königreich Juda und wie leichtfertig Menschen geopfert werden, wenn es darum geht, wichtigere Ziele zu erreichen. Aber es ist auch ein Buch über Arroganz, Zerrissenheit im Glauben, Mut, Stärke und die Hoffnung, den wahren Gott zu finden und seine Lehre zu leben bzw. weiterzutragen. Dem Leser wird während der Lektüre der Spiegel vorgehalten, wie er selbst sich wohl verhalten würde in der einen oder anderen Situation.
Die Charaktere sind sehr lebendig gestaltet und überzeugen durch ihre Wankelmütigkeit, ihren Mut, ihre Überzeugungen oder auch durch ihre Ängstlichkeit. Der Leser bewegt sich lautlos unter ihnen und darf ihre Gedanken und Gefühle kennenlernen. König Ahas ist ein machtgieriger Mann, dessen Welt sich nur um sich selbst dreht. Er ist im Grunde schwach, gefühlskalt und zu keinen eigenen Entscheidungen fähig. Ahas Frau Abi ist ein Kämpferin, die mit aller Macht ihren verbliebenen Sohn beschützen will. Hiskia ist ein junger Mann, der schon einiges durchmachen musste. Er möchte auf keinen Fall seinem Vater nacheifern, ist aber innerlich zerrissen, welchen Weg er einschlagen soll. Uria hatte einmal ehrbare Ziele, doch verrät diese für eine Machtposition. Er ist verblendet und lässt sich für Dinge einspannen, die er früher nie in Betracht gezogen hätte. Secharja war mal ein erfolgreicher Priester, bis er dem Alkohol verfiel. Doch er findet die Kraft, seinen Glauben wiederzufinden und bereichert Hiskias Leben als dessen Lehrer.
Mit „Sei du meine Stärke“ erzählt Lynn Austin eine wunderbare historische Geschichte, die zu faszinieren weiß und zum Nachdenken anregt. Absolute Leseempfehlung für ein außergewöhnliches Buch!

Veröffentlicht am 04.03.2020

Idas Traum von Farben

Nachtschwarz bis Blütenweiß. Rosen, Rilke und der Krieg
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1939. Die 17-jährige Ida besucht ein renommiertes Mädchenpensionat am Bodensee, liebt die Werke von Rilke und hofft auf eine Karriere als Malerin. Doch dann kommt es für sie ganz anders, denn ihre Schwester ...

1939. Die 17-jährige Ida besucht ein renommiertes Mädchenpensionat am Bodensee, liebt die Werke von Rilke und hofft auf eine Karriere als Malerin. Doch dann kommt es für sie ganz anders, denn ihre Schwester Alice stirbt kurz nach der Geburt ihres Sohnes. Vorher kann sie Ida noch das Versprechen abringen, dass diese sich um deren Mann Alfred und Baby Paul kümmert, obwohl Ida eigentlich ganz andere Lebenspläne hatte. So heiratet Ida ihren Schwager und kommt zurück auf das Gut ihrer Eltern. Gerade als Ida und Alfred sich einander annähern, bricht in Deutschland der Zweite Weltkrieg aus und verändert sich mit Alfreds Einberufung nicht nur Idas Leben von Grund auf, sondern auch das Schicksal ihrer jüdischen Freundin Hanna hängt mit der Machtergreifung der Nazis am seidenen Faden…
Yngra Wieland hat mit „Nachtschwarz bis Blütenweiß: Rosen, Rilke und der Krieg“ einen gefühlvollen und atmosphärisch-dichten historischen Roman vorgelegt, der in eindrucksvoller Weise das Schicksal seiner Protagonistin während des Zeitraums von 1939 bis 1946 beleuchtet. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und anrührend, der Leser taucht sofort in die Vergangenheit ein und erlebt schon gleich zu Beginn der Geschichte mit Hauptprotagonistin Ida einen Moment, der für die nächsten Jahre ihres Lebens prägend ist und all ihre Pläne über den Haufen wirft. Wunderbar zeigt die Autorin die Gegensätze eines behüteten jungen Lebens auf, das mit Beginn des Krieges mehr und mehr zerfällt. Wo vorher etwas wie Hoffnung war, hält Zerstörung, Kummer und ständige Angst Einzug, zusätzlich geprägt von Verrat und Denunziation. Die einzige Hoffnung und Flucht von Ida ist die Malerei, die sie wenige Augenblicke zur Ruhe kommen lässt und nicht alles dauerhaft nur schwarz zu sehen. Nicht nur die Kriegsjahre verlangen ihr viel ab, sondern auch die Zeit danach; die Rolle der Frau zur damaligen Zeit wird gut dargestellt. Jedes ihrer Kapitel hat die Autorin mit einer Farbe belegt, die sich beim Leser während der Lektüre desselben im Kopf zu einem Bild formt, Emotionen freisetzt und zum jeweiligen Inhalt sehr gut passen. Die bildhafte Sprache trägt zusätzlich dazu bei, dass der Leser oftmals das Gefühl hat, hautnah bei den geschilderten Ereignissen dabei zu sein und eine schicksalhafte Zeit mit Ida zu erleben.
Die Charaktere sind sehr lebendig und greifbar gestaltet, sie bestechen mit ihren individuellen Eigenschaften und wirken vor allem glaubwürdig, so dass der Leser sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen kann. Ida zeigt für ihr zartes Alter bereits eine eindrucksvolle Stärke und Verantwortungsgefühl. Sie stellt ihre eigenen Wünschen hintenan, um sich um andere zu kümmern, für sich und andere zu kämpfen, während sie nie die Hoffnung verliert, dass sie doch noch ihre Träume leben kann. Viktor schwärmt schon ewig für Ida und kann sein Glück kaum fassen, als sie sich auf seine Avancen einlässt. Alfred ist der Ehemann von Idas verstorbener Schwester, mit dem Ida so einiges verbindet. Marianne ist eine verblendete Frau, die sich wohl nur dann besser fühlt, wenn sie auf andere herabsehen und diese niedermachen kann. Hanna muss um ihr Leben bangen und braucht eine Freundin wie Ida.
„Nachtschwarz bis Blütenweiß: Rosen, Rilke und der Krieg“ ist ein eindrucksvoller und fesselnder Roman über die dunkelste Zeit deutscher Geschichte, über das Schicksal einer jungen Frau und die Hoffnung, dass die Welt eines Tages wieder bunt und farbenfroh wird. Wunderbar erzählt und jede Leseempfehlung wert!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2020

Die Frauen von Belmonte

Belmonte
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Nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter Franca erlebt deren Enkelin, die Landschaftsgärtnerin Simona, eine Überraschung, denn sie erbt ein altes Haus im beschaulichen italienischen Dörfchen Belmonte nicht ...

Nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter Franca erlebt deren Enkelin, die Landschaftsgärtnerin Simona, eine Überraschung, denn sie erbt ein altes Haus im beschaulichen italienischen Dörfchen Belmonte nicht weit von Ancona. Simona, die gerade ihren Job in einer Gärtnerei verloren hat und deren Beziehung momentan nicht so verläuft, wie geplant, ist neugierig, was sie in Belmonte erwartet und macht sich auf die Reise. Dort in den Hügeln zieht sie nicht nur in das geerbte Haus it wunderschönem Garten ein und trifft auf die unbekannte Verwandte ihres italienischen Familienzweigs, sondern erhält über Sprechkassetten, die ihr von einem Unbekannten zugespielt werden, zusätzlich Einblick in Francas bewegte Vergangenheit, die auch Auswirkungen auf Simonas Leben hat…
Antonia Riepp hat mit „Belmonte“ einen wunderschönen Generationenroman vorgelegt, der nicht nur mit einer flüssigen, farbenfrohen und gefühlvollen Sprache besticht, sondern dem Leser neben einer spannenden und atmosphärisch-dichten Geschichte gleich drei interessante Frauenleben präsentiert, die einem mehr oder weniger mitten ins Herz treffen. Wechselnde Perspektiven lassen den Leser zwischen den Zeiten wandeln und dabei so unterschiedlichen Protagonistinnen kennenlernen, deren Einzelschicksale aber auch so manche nicht unwichtige Parallele in ihren Leben aufweisen. So trifft der Leser in Italien als erstes auf die Bauerntochter Teresa im Jahr 1944, wo sie während des Krieges mit ihrer Freundin Marta die Widerstandskämpfer in den Bergen mit Nahrung versorgt. Ihre unglückliche Liebe zum wohlhabenden Cesare Prisco wird sie ihr Leben lang begleiten ebenso wie ein dunkles Geheimnis, das sie mit Freundin Marta teilt. Teresas Tochter Franca führt ein ebenso bewegtes Leben wie ihre Mutter und kommt in den 50er Jahren als Gastarbeiterin nach Deutschland, wo sie eine Familie gründet, jedoch auch ein Geheimnis hütet. Schließlich trifft man in der Gegenwart auf Francas Enkelin Simona und deren schwieriger Beziehung zu ihrer Mutter Marina. Die Autorin versteht es sehr geschickt, die Lebenswege der drei Frauen miteinander zu verweben und deren Geheimnisse gleich einem Quilt Stück für Stück aufzudecken und die unterschiedlichen Verwicklungen preis zu geben. Mit farbenprächtigen Beschreibungen lädt sie den Leser ein, sich selbst ein Bild vom gastfreundlichen Belmonte zu machen, den Düften der Kräuter und Früchten nachzuspüren und die italienische Lebensfreude zu teilen.
Die wunderbar lebendigen Charaktere besitzen allesamt Persönlichkeit aufgrund ihrer glaubhaften Ecken und Kanten, in deren Kreis sich der Leser schnell wohl fühlt und das Mitleiden, Mithoffen und Mitfiebern leicht machen, während er ihre Schicksale verfolgt. Teresa ist eine Frau voller Träume, sie ist eine Kämpfernatur, die sich nicht unterkriegen lässt, auch wenn sie einige Niederschläge einstecken muss. Franca hofft auf ein besseres Leben, ihr Heimweh wird sie ihr Leben lang begleiten. Simona ist eine tatkräftige junge Frau, die an einem Scheideweg steht. Sie ist offen und direkt, mutig und entschlossen. Marta Ferri ist Teresa als Freundin bis in den Tod eng verbunden und teilt mit ihr so manches Geheimnis. Adriano, der Americano, ist ein zurückhaltender Mann, der selbst einen Schicksalsschlag zu verkraften hat und sich erst nach und nach öffnet. Tobias ist ein gradliniger Kerl, der seiner Frau die Wünsche von den Lippen abliest und ihr einiges an Freiraum lässt. Aber auch Irma, Giovanna, Federico, Marina oder Sebastian haben wichtige Rollen, mit der sie die Spannung in dieser generationsübergreifenden Geschichte steigern.
„Belmonte“ ist vom ersten Moment an eine hinreißende und fesselnde Geschichte, die den Leser mit all seinen Geheimnissen und Verwicklungen in Atem hält und das Buch nicht aus der Hand legen lässt, bis alles aufgedeckt ist. Wunderbar erzählt und ein absolutes Lesehighlight! Chapeau – besser geht es nicht!

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Das dunkle Geheimnis der Magd

Die stumme Magd
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1710 Yorkshire/England. Daniel Huntington hat seine Liebe zu Pferden zum Beruf gemacht und tritt als neuer Stallmeister seinen Dienst auf dem Gestüt des Baronets Brigham an, um sich dort um das Wohl der ...

1710 Yorkshire/England. Daniel Huntington hat seine Liebe zu Pferden zum Beruf gemacht und tritt als neuer Stallmeister seinen Dienst auf dem Gestüt des Baronets Brigham an, um sich dort um das Wohl der kostbaren Tiere zu kümmern. Auf dem Gut gelingt es ihm schnell, sich einzuleben und sich mit einigen der Bediensteten anzufreunden. Dadurch erfährt er auch einiges über den jetzigen Eigentümer, der mit eiserner Hand regiert und ihm schon bald Auflagen macht. Der Grund ist eine junge Magd, die mit niemandem spricht und um die alle einen Bogen machen, während jeder ihrer Schritte vom Baronet regelrecht kontrolliert wird. Was hat es mit dieser jungen Frau auf sich und was ist ihr Geheimnis?
Annette Spratte hat mit „Die stumme Magd“ einen wunderschönen historischen Roman vorgelegt, der von der ersten Zeile an zu fesseln weiß und den Leser in eine vergangene Zeit abtauchen lässt, um die Geschehnisse auf dem Gestüt hautnah mitzuerleben. Der Erzählstil ist flüssig, farbenfroh, gefühlvoll und von Beginn an mit einer unterschwelligen Spannung versehen, der den Leser neugierig macht und an den Seiten kleben lässt, während er sich unter die Bewohner des Gutes mischt, um sämtliche Geheimnisse aufzudecken. Die Autorin hat ihrer Geschichte zudem Briefe und Tagebucheintragungen beigemischt, die ein besseres Kennenlernen des Hauptprotagonisten ermöglichen und so manche Fragen. Die bildhaften Beschreibungen des Gestütes und der Umgebung lassen während der Lektüre vor dem inneren Auge des Lesers wunderschöne Bilder entstehen. Auch der christliche Aspekt wird in diesem Roman wunderbar vermittelt, denn es geht um Vertrauen in Gott, Hoffnung und Vergebung.
Liebevoll und detailliert gezeichnete Charaktere mit Persönlichkeit, die lebendig und vor allem glaubwürdig wirken, schaffen von Beginn an eine Nähe zum Leser, der im Verlauf der Handlung mit ihnen leiden und fiebern darf. Daniel ist ein offener Mann mit einem starken Glauben, der seine Arbeit mit den Tieren liebt, aber auch den Menschen um ihn herum viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft entgegen bringt. Annabelle wurde lange Zeit wie eine Aussätzige behandelt und muss ein schreckliches Trauma verarbeiten. Erst langsam traut sie sich aus ihrem Schneckenhaus, um wieder Vertrauen zu fassen, welches bis dahin nur einer Schimmelstute vorbehalten war. Riley ist ein sehr unangenehmer Mann, der mit Härte durchgreift und dafür vor nichts zurückschreckt. Aber auch Pete, Russel, Chauncey sowie die zahlreichen Bediensteten des Gutes machen die Handlung durch ihre Auftritte abwechslungsreich und spannend.
„Die stumme Magd“ ist ein wunderbar tiefgründiger Roman vor historischem Hintergrund, der neben einer Liebesgeschichte auch kriminalistische Elemente in sich vereint. Der Besuch auf dem adligen Gestüt sowie das Aufdecken eines alten Geheimnisses machen diese Lektüre zu einem wahren Genuss. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.02.2020

Fanatische Ideologie als Zerreißprobe

Ein wenig Glaube
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Das Ehepaar Lyle und Peg Hovde leben in Wisconsin und freuen sich riesig über die Entscheidung ihrer Adoptivtochter Shiloh, mit ihrem kleinen 5-jährigen Sohn Isaac bei ihnen einzuziehen, nachdem der Kindsvater ...

Das Ehepaar Lyle und Peg Hovde leben in Wisconsin und freuen sich riesig über die Entscheidung ihrer Adoptivtochter Shiloh, mit ihrem kleinen 5-jährigen Sohn Isaac bei ihnen einzuziehen, nachdem der Kindsvater sie verlassen hat. Lyle und Peg mussten schon einen schweren Schicksalsschlag durch den frühen Tod ihres Sohnes durchleben, nun soll wieder Leben im Haus einkehren. Als sie erkennen, dass Shiloh sich einer radikalen Sektengemeinschaft angeschlossen hat, die auch Einfluss auf Isaacs Leben nimmt, versuchen sie, Shiloh ins Gewissen zu reden. Doch diese blockt alle Einwände ab und distanziert sich immer mehr von ihren Eltern. Ihr Verhältnis zum Sektenpastor Steven macht die Lage nur noch schlimmer, zumal die Sekte den kleinen Isaac dazu benutzt, als Heilsbringer zu fungieren. Als Isaac während einer Reise von Shiloh bei seinen Großeltern wohnt und krank wird und ins Krankenhaus muss, eskaliert die Lage zwischen Lyle, Peg und Shiloh…
Nickolas Butler hat mit „Ein wenig Glaube“ nach seinen beiden hervorragenden Büchern „Shot Gun Love Songs“ und „Die Herzen der Männer“ wieder einen tiefgründigen, intensiven und sehr emotionalen Roman vorgelegt, der dem Leser ans Herz geht und vor allem nachdenklich stimmt, wie er selbst in solch einer Situation handeln würde. Der Erzählstil ist flüssig, bildhaft, gefühlvoll und vor allem berührend. Butler weiß, wie er mit wenigen Worten die Lage so umreißen kann, um den Leser nicht an der gefühlsmäßigen Zerrissenheit der Großeltern teilhaben zu lassen, sondern er zeigt auch die gefährlichen Methoden von Sekten und deren extremen Einfluss auf das Leben von Menschen auf. Es geht aber auch um die Frage, was ist falsch und was ist richtig. Wie weit darf man sich in das Leben anderer einmischen, egal, wie nahe diese einem stehen und ist ein Eingriff richtig, nur weil diese Person an etwas anderes glaubt als man selbst. Darf man anderen seine eigene Meinung aufzwingen und sie bevormunden, wenn es um Glaubensfragen geht? Butler hat seine Geschichte in Anlehnung eines tatsächlichen Falles aus dem Jahr 2008 geschrieben und verdeutlicht in eindringlichen Worten die Gratwanderung zwischen gefährlicher Ideologie und den Wunsch, geliebte Menschen vielleicht auch vor sich selbst zu beschützen. Das Buch beleuchtet beide Seiten sehr anschaulich, fesselt den Leser, dessen Gehirn anhand der Geschichte und der verzwickten Lage regelrecht raucht, während er sich Gedanken macht, wie man hier eine für alle Beteiligten praktikable Lösung finden könnte, um die unüberwindbar scheinenden Gräben zwischen den Personen wieder zu schließen.
Seinen Charakteren hat Butler mit viel Liebe zum Detail Leben eingehaucht und ihnen durch persönliche Eigenschaften Individualität und Authentizität verliehen. Der Leser darf in die Familie Hovde einziehen und sich in einige von ihnen hineinversetzen, ihren Zwiespalt sowie ihre Hilflosigkeit nachvollziehen. Lyle und Peg sind freundliche, warmherzige Menschen, die ihre Tochter und ihren Enkel sehr lieben und sich verständlicherweise große Sorgen machen. Lyle ist rücksichtsvoll und wägt viel ab, um den richtigen Ton zu treffen. Seine Gedankenkarussell ist gut nachvollziehbar und macht ihn sehr sympathisch, denn er macht es sich nicht leicht und geht auch mit sich selbst ins Gericht. Shiloh ist eine bockige und verblendete Frau, die sich nichts sagen lässt und völlig blind ihr Kind für Scharlatanerie zur Verfügung stellt. Isaac ist ein fröhlicher kleiner Kerl, der anderen Freude bereitet und nicht versteht, welches Schicksal seine Mutter ihm mit ihren Entscheidungen zugedacht hat. Pastor Steven besitzt Charisma und eine gewisse Anziehungskraft, er weiß die Menschen zu manipulieren und für seine Zwecke zu missbrauchen. Dabei ist er kalt wie ein toter Fisch.
Mit „Ein wenig Glaube“ kann Butler erneut sein außergewöhnliches Erzähltalent beweisen. Er lässt den Leser eine Achterbahn der Gefühle durchleben, während er zu Gast bei den Hovdes ist und sich einmal mehr fragt, wie er selbst mit dieser schwierigen Situation umgehen würde. Sehr aussagekräftig und wunderbar erzählt, ist hier die absolute Leseempfehlung mehr als verdient!

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