Europa 2049
Christoph Leitl, rund 20 Jahre Chef der österreichischen Wirtschaftskammer, beleuchtet die Situation der europäischen Wirtschaft gegenüber der chinesischen. Es scheint, als ob die Chinesen demnächst die ...
Christoph Leitl, rund 20 Jahre Chef der österreichischen Wirtschaftskammer, beleuchtet die Situation der europäischen Wirtschaft gegenüber der chinesischen. Es scheint, als ob die Chinesen demnächst die Nase vorne haben werden.
Was man dagegen tun kann?
Im ersten Teil erklärt er in elf Kapiteln, warum Europa so ist, wie es ist. Er zeigt die Bruchlinien auf.
In Teil zwei stellt er zwölf Thesen auf, die durchaus ihre Berechtigung haben und aller (auf)fordern sich anzustrengen und mit zu machen:
Unabhängigkeit erlangen!
Den inneren Zusammenhalt wieder finden!
Talente fördern!
Handlungsfähigkeit herstellen!
Innovationsführerschaft erlangen!
Globale Partnerschaften bilden!
Auf den Mittelstand setzen!
Lassen wir die Jungen ran!
Den Governance-Wettbewerb gewinnen!
Großbritannien bleibt Europa!
Europa weiterdenken!
Jetzt weiterdenken!
Die Ideen aus Christoph Leitls Mund klingen durchaus interessant. Nur bei einigen frage ich mich, was hat er die letzten 20 Jahre getan? Warum hat er nicht versucht, das eine oder andere um zusetzen? Vielleicht, weil er aktiver Teil des etablierten Systems war? Ohne diese Bürde, irgendeine Gruppe zu nahe zu treten, lässt es bestimmt leichter gewagte Hypothesen anstellen.
Leitl hat bestimmt Recht, wenn er das unschöne Szenario für 2049 entwirft, dass selbst die USA hinter China und Indien auf den dritten Platz zurückfallen. Meiner Ansicht nach, wäre es endlich an der Zeit, dass Europa und Russland an einem Strang ziehen, dass deren Politik aufhört, sich gegenseitig mit Sanktionen zu bestrafen.
Christoph Leitl wünscht sich ein bunteres, jüngeres und weiblicheres Europa. Vielleicht schafft es ja Ursula von der Leyen:
„Es gibt keine Herausforderung Europas, die nicht mit den Stärken Europas bewältigt werden kann. Gemeinsam bewältigen wir Herausforderungen, mit denen jeder Einzelne von uns überfordert wäre.“
Ein schöner Gedanke, doch allein, mir fehlt der Glaube.
Fazit:
Der Leser merkt, dass Christoph Leitl ein leidenschaftlicher Europäer ist. Seine Vision ist „Europe together“ statt „America first“ oder „China strong“.