Irrungen durch Emotionen
Sally Rooneys „Gespräche mit Freunden“ wird von der Protagonistin Frances, einer jungen Studentin in Dublin, wiedergegeben. Der ihr am nächsten stehende Mensch ist ihre Ex-Freundin Bobbi, mit der zusammen ...
Sally Rooneys „Gespräche mit Freunden“ wird von der Protagonistin Frances, einer jungen Studentin in Dublin, wiedergegeben. Der ihr am nächsten stehende Mensch ist ihre Ex-Freundin Bobbi, mit der zusammen sie als Poetry Combo von ihr geschriebene Gedichte auf der Bühne performt.
Bei einem dieser Auftritte lernen sie das ein Jahrzehnt ältere Paar Melissa und Nick kennen. Melissa ist Autorin, Nick ein gutaussehender Schauspieler, der seine größten Erfolge hinter sich zu haben scheint. Während Bobbi sich mit Melissa anfreundet, fühlt Frances sich zu Nick hingezogen. Während Bobbis Zuneigung für Melissa platonisch bleibt, entwickelt sich zwischen Nick und Frances eine Affäre.
Frances ist ein Mensch, dem nichts im Leben so wirklich wichtig oder erstrebenswert erscheint, sie hat keine Pläne für einen erstrebenswerten Beruf, sparsam Geld zu verdienen reicht ihr.
Ihrer ist ein nebulöser Charakter, der sich erst in der Interaktion mit anderen erst offenbart. In den Gesprächen, die dem Roman seinen Namen geben, ist Frances häufig passiv und betrachtet das Ganze eher von außen. Lediglich in gesellschaftspolitischen oder feministischen Diskussionen öffnet sie sich ein stückweit. Sie ist nicht sehr proaktiv, sondern lässt sich eher mitziehen und eröffnet ihre Gefühlswelt nur in Gedanken sich selbst. Ihre politischen und bisweilen feministischen Unterhaltungen bleiben stets theoretisch und führen nie zu Aktionen, gleiches gilt für Frances Gefühle. Für ihre Mitmenschen bleibt sie unnahbar und sogar kaltschnäuzig. Selbst ich als Leserin fühlte mich trotz dessen, das sich mir mehr eröffnet als den involvierten Charakteren, auf Distanz gehalten.
Mit ihren Emotionen kann sie größtenteils auch nicht wirklich umgehen wie man an den kleinen Gesten bemerkt, Wunden und Verletzungen, die sie sich selbst zufügt. In den Episoden mit Frances coabhängiger Mutter und ihrem alkoholsüchtigen Vater erahnt der Leser, worin diese Gefühlsunzulänglichkeit ihren Ursprung hat.
Ich muss sagen, dass mich das Buch nicht so wirklich erreicht hat. Der Klappentext las sich dynamischer als die Geschichte letztlich war. Die „Gespräche mit Freunden“ sind ganz interessant, ziehen sich allerdings manchmal in unnötige Längen und – damit muss man klarkommen – bleiben fazitlos.