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Veröffentlicht am 27.04.2017

Wenn eine Hundertstelsekunde entscheidend ist ...

Abfahrt in den Tod
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Der bekannte Ski-Abfahrtsläufer Marc Grassmann fährt nach einem Unfall sein erstes gutes Rennen und ist kurz davor zu gewinnen, als plötzlich eine Drohne über ihm explodiert und ihn trifft. Ist es zuerst ...

Der bekannte Ski-Abfahrtsläufer Marc Grassmann fährt nach einem Unfall sein erstes gutes Rennen und ist kurz davor zu gewinnen, als plötzlich eine Drohne über ihm explodiert und ihn trifft. Ist es zuerst noch unklar, ob es sich um einen Unfall oder einen Anschlag handelt, wendet sich das Blatt, als Sprengstoff in den Überresten gefunden werden. Von dem Zeitpunkt an wird Marc unter Personenschutz gestellt. Andrea Brunner bekommt diesen Auftrag zugewiesen, doch kann sie ihn wirklich annehmen? Immerhin handelt es sich bei Marc um ihren Ex-Freund. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht, denn es folgt ein weiterer Anschlag auf Marcs Leben und Andrea fängt an zu ermitteln …

Der Einstieg in das Buch hat mir sehr gut gefallen. Neben einem persönlichen Grußwort Hansi Hinterseer, steigt der Leser gleich mit Marc direkt in die Geschichte ein. Man erlebt, wie Marc seine Abfahrt erlebt. Hautnah erzählen die beiden Autoren jedes Detail, was der Skifahrer hört, spürt, denkt und erlebt. Wie er quasi mit einem Tunnelblick in voller Konzentration seinen Lauf abholviert. Der Leser ist selbst angespannt, fühlt Marc nach und wird wie er aus dieser Konzentration brutal herausgerissen, als die Drohne ihn trifft.

Ich bin selbst kein Fan dieses Sports. Schaue mir zwar bei Durchzappen mal den einen oder anderen Lauf an, aber das war es dann auch schon. Von daher war ich überrascht, wie sehr mich die Schilderungen zu dem Sport gefesselt haben. Natürlich stehen die Ermittlungen im Vordergrund, jedoch ist der Sport nicht wegzudenken, immerhin ist es Marcs Leben und Leidenschaft.

Aber nicht nur Marc wird vom Leser begleitet, auch Andrea lernt man näher kennen. Ihre Sorgen, Nöte, ihre Zweifel an ihrer Ehe und ihre Ängste, die aus der Vergangenheit rühren. Die Geschichte ist sehr spannend und fesselnd geschrieben, jedoch wird sie immer wieder unterbrochen. Eine mysteriöse Stimme meldet sich zu Wort, zeigt an, dass sie mit dem, was da auf der Piste geschieht, nicht einverstanden ist. Aber um wen handelt es sich dabei und was hat er vor?

Der Leser wird eingebunden in die Geschichte, man fiebert mit, fragt sich, wer könnte ein Motiv für die Anschläge haben und was ist überhaupt das Motiv. Mit vielen Wendungen bietet das Buch eine spannende Unterhaltung, die leider viel zu schnell gelesen ist.

Fazit:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Auch wenn ich mit dem Skisport nur wenig anfangen konnte, war ich doch von der ersten Seite an gefesselt und hoffe nun, dass es bald ein weiteres Buch von dem Autorenduo geben wird.

Veröffentlicht am 27.04.2017

Showdown in den Klippen von Rügen

Rabenaas
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Kerstin Sonntag, die Kollegin von Hauptkommissar Luka Kroczek, begleitet einen Streifenpolizisten zu einem Routineeinsatz. Ausgerechnet bei den Schreppers, wegen denen es Unmengen an Anzeigen hagelt und ...

Kerstin Sonntag, die Kollegin von Hauptkommissar Luka Kroczek, begleitet einen Streifenpolizisten zu einem Routineeinsatz. Ausgerechnet bei den Schreppers, wegen denen es Unmengen an Anzeigen hagelt und deren Mutter überall als Rabenaas verschrien ist. Zunächst sieht der Fall recht harmlos aus, doch dann fällt plötzlich ein Schuss.

Kerstin, die den Schuss abgegeben hat, steht im Kreuzfeuer und muss sich verantworten. Doch war es Notwehr? Oder ein grundlos abgegebener Schuss? Wieso hat Kerstin geschossen?

Die Mutter, Martha Schrepper, schwört bittere Rache für den Schuss auf ihre Tochter. Luka Kroczek möchte sich aus diesem Disput heraushalten und hofft auf die Untersuchung durch eine unabhängige Dienststelle und das abschließende Gerichtsurteil. Doch dann geht es plötzlich rund auf Bullerbü, dem kleinen Flecken Erde auf Rügen, auf dem eine Wohnsiedlung aus gerade mal drei Häusern die Polizisten schwer in Atem halten.

Als es den ersten Toten gibt, weiß Luka, dass wohl mehr dahinter steckt als nur der Schuss seiner Kollegin auf die Tochter von Martha Schrepper…

Bereits zum dritten Mal durfte ich Luka, Kerstin, Conny und die anderen auf Rügen besuchen. Anschaulich beschreibt die Autorin nicht nur die wunderschöne Landschaft, die Dörfer und Menschen, sondern auch die Konflikte, mit denen sich nicht zuletzt Luka herumschlagen muss. Schnell wird klar, dies ist kein einfacher Fall, da er sehr emotional geladen ist und auch auf das Privatleben von Luka übergreift.

Nachvollziehbar wird jeder Schritt geschildert, die Verzweiflung, Angst, aber auch der Wille, den Fall endlich zu lösen ist selbst für den Leser körperlich spürbar und lässt ihn regelrecht mitfiebern.

Immer wieder neue Wendungen, neue Erkenntnisse und der Zeitdruck, endlich das Ganze stoppen zu können, treiben die Geschichte voran. Letztlich löst sich alles auf und man freut sich auf ein baldiges Wiedersehen auf Rügen.

Zwar handelt es sich bei dem Buch um den dritten Band mit Luka Kroczek, dennoch kann man ihn unabhängig von den Vorgängerbänden lesen, denn alle Beziehungen, die für die Geschichte wichtig wären, werden in aller Kürze verständlich erläutert. Dank der Karte im Deckel findet man sich auch schnell als Ortsunkundiger auf Rügen zurecht und bekommt sogar noch ein wenig Geschichte von Rügen mitgeliefert.

Fazit:
Erneut ein spannender und atemberaubender Ausflug auf die schöne Insel Rügen, bei der alles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Veröffentlicht am 01.01.2017

"Das wäre ihr verdienter Lohn."

Schnick, schnack, tot
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Eine Klasse Amsterdamer Schüler fährt für einige Tage auf die Insel Vlieland im Ijsselmeer. Alles sieht nach einem kleinen, wenn auch recht stürmischen, Ausflug aus. Doch gleich in der ersten Nacht geschieht ...

Eine Klasse Amsterdamer Schüler fährt für einige Tage auf die Insel Vlieland im Ijsselmeer. Alles sieht nach einem kleinen, wenn auch recht stürmischen, Ausflug aus. Doch gleich in der ersten Nacht geschieht das Schreckliche – eine Schülerin wird ermordet.

Kiki wird in einer Vogelbeobachtungshütte tot aufgefunden. Sofort fängt die örtliche Polizei mit den Ermittlungen an. Dank des Sturms kann niemand die Insel verlassen. Doch nach dem ersten Schock wird klar, der Mörder muss noch auf der Insel sein. Aber wer ist es? Und schlägt er erneut zu? Warum musste Kiki überhaupt sterben?

Der Einstieg in das Buch nimmt den Leser gleich gefangen. Man erlebt hautnah mit, wie Kiki stirbt und begleitet sie bis zu ihrem letzten Atemzug.

Die eigentliche Geschichte beginnt dann mit der Überfahrt zur Insel Vlieland. Nach und nach lernt man viele der Schüler und die Begleitlehrer näher kennen, denn jedes Kapitel wird aus der Sicht einer anderen Person geschrieben. Durch diesen Perspektivenwechsel wird zum einen die Geschichte vorangetrieben, zum anderen werden die ganzen Figuren deutlich plastischer und man kann sich als Leser besser in eine Person einfühlen.

Bald wird klar, viele der Mitschüler hätten ein Motiv gehabt, um Kiki aus dem Weg zu räumen. Sei es Lotte, die von Kiki ausgenutzt wurde und nun schwer enttäuscht ist, oder Juno, ihre beste Freundin, der sie die Theaterrolle weggeschnappt hat oder Nynke, der sie den Freund ausgespannt hat.

Motive gibt es viele, aber auch Geheimnisse. Nicht nur bei den Schülern, auch die Lehrer haben das eine oder andere Geheimnis, so dass man als Leser dauernd am Rätseln ist, wer könnte der Mörder sein und was sind das alles für Geheimnisse? Wie hängt das zusammen?

Das Buch war schnell gelesen, wozu nicht nur die kurzen Kapitel, sondern auch die unterschiedlichen Perspektiven beigetragen haben. Die Autorin hat es geschafft, wirklich jedem Protagonisten seine eigene Stimme zu geben und ihm dadurch seinen ganz persönlichen Charakter einzuhauchen. Selbst der Mörder kommt zwischendrin immer wieder zu Wort.

Fazit:
Ein tolles Buch, ein interessanter Aufbau. Spannend bis zum Schluss mit viel Abwechslung, die den Leser nicht nur unterhält, sondern ihn sogar noch fordert. Meine Empfehlung nicht nur für junge Leser.

Veröffentlicht am 01.01.2017

Wenn sich Dein Leben von heute auf morgen ändert ...

Dein perfektes Jahr
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Hannah ist eine sehr optimistisch und positiv eingestellte Frau, die sich endlich getraut hat, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. So gründet sie zusammen mit ihrer Freundin Lisa einen eigenen Kindergarten, ...

Hannah ist eine sehr optimistisch und positiv eingestellte Frau, die sich endlich getraut hat, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. So gründet sie zusammen mit ihrer Freundin Lisa einen eigenen Kindergarten, der ein völlig neues Konzept verwirklichen soll.

Daheim läuft es dagegen nicht ganz so gut. Ihr Freund Simon wird freigestellt und sitzt nur noch zu Hause rum. Wird krank und kommt einfach nicht mehr in die Gänge. Bis Simon eines Tages eine schlimme Nachricht erhält.

Der Verleger Jonathan N. Grief hat von seinem Vater den Buchverlag Griefson & Books übernommen. Leider versteht er von der Branche und dem Verlagsgeschäft nur recht wenig und ist daher froh, dass er mehr durch seine Präsenz als durch Wissen glänzen kann. Doch dann gibt es Probleme im Verlag.

Als Jonathan dann auf einer seiner Joggingrunden eine Stofftasche mit einem ausgefüllten Kalender findet, gerät sein Leben endgültig aus der Bahn. Wer hat die Tasche an sein Fahrrad gehängt? Wieso ist der Kalender schon ausgefüllt? Und was sind das für seltsame Anweisungen, die da im Kalender stehen?

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Hannah und Jonathan geschrieben. Schnell ist man in der Geschichte drin und durch die Wechsel mit den Cliffhangern am Ende, bekommt man schnell einen ungeheuren Lesefluss. Schon bald ist man als Leser Teil der Geschichte und weiß gar nicht so recht, mit wem man mitfiebern möchte. Sowohl Hannah wie auch Jonathan werden einem sympathisch, auch wenn es bei Jonathan ein wenig länger dauert.

Auch die Emotionen schwankten bei mir von todtraurig bis hin zu wahren Heiterkeitsausbrüchen. Die Autorin versteht es, den Leser nicht nur mit der Geschichte zu fesseln, sondern ihn diese regelrecht erleben zu lassen.

Nicht nur die Hauptprotagonisten, auch die Nebenfiguren wirken sehr lebendig, plastisch und naturgetreu, nicht etwa überzogen. Jede Figur hat ihren einen persönlichen Charakter, seine eigene Stimme, die den Leser durch die Geschichte hinweg begleitet.

Fazit:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich habe es regelrecht inhaliert, konnte es kaum zur Seite legen, was nicht zuletzt an den Perspektivenwechseln, den unterschiedlichen Handlungssträngen und dem Wunsch lag, endlich wissen zu wollen, wie alles zusammen hängt und wie es weiter geht.

Veröffentlicht am 01.01.2017

"Wie viel bist Du bereit, für Deine Ideen zu opfern?"

Die Flügel der Freiheit
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Bereits seit geraumer Zeit versteckt sich Martin Luther auf der Wartburg, harrt der Dinge und widmet sich, um der Langeweile zu entgehen, seiner Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Doch dann kommt eines ...

Bereits seit geraumer Zeit versteckt sich Martin Luther auf der Wartburg, harrt der Dinge und widmet sich, um der Langeweile zu entgehen, seiner Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Doch dann kommt eines Tages Barthel auf die Wartburg und bringt Kunde von seinem Meister Lucas Cranach.

Briefe, die Martin Luther zutiefst verstören und derentwegen er sich entschließt, seine Tarnung als Junker Jörg aufzugeben und wieder ins Leben als Martin Luther zurückzukehren. Aber nicht nur Luther war für den evangelischen Glauben aktiv, auch sein ehemaliger Weggefährte Thomas Müntzer. Und ausgerechnet dieser wird für Luther zu einem gefährlichen Gegenspieler.

Passend zum kommenden Lutherjahr (500 Jahre Veröffentlichung der 95 Thesen), bringt Tilmann Röhrig ein Buch über Luther und seine Jahre nach der Zeit auf der Wartburg heraus. Auf knapp 470 Seiten lässt der Autor den Leser recht kompakt gefasst in das Leben von Martin Luther Einblick erhalten. Dabei muss man dazu sagen, dass Tilmann Röhrig wohl ein besonderes Gespür für die damalige Zeit in Wort, Verhalten und Situation entwickelt hat.

Das Buch ist daher nicht eine einfache Bettlektüre, sondern verlangt dem Leser schon einiges an Konzentration ab. Nicht zuletzt die ganzen Protagonisten ließen mich gerne mal den Überblick verlieren, welchen ich aber dank des Personenregisters am Ende des Buches (inkl. einer kleinen Beschreibung zur Person) wieder gefunden habe.

Im Großen und Ganzen verfolgt man zwei starke Handlungsstränge, den von Luther und seinen Bestrebungen, die evangelische Sache voranzutreiben, den Menschen nahe zu bringen und gegen seinen Gegner Thomas Müntzer anzukommen und den von Barthel Reiche, einem Formschneider, der sein ganz eigenes Liebesglück zwischen den beiden Front sucht.

Der Autor hat sich bei seiner Geschichte sehr stark an den bekannten Fakten angelehnt, einige fiktive Elemente eingemischt und damit die Geschichte rund gemacht. Von daher ist dieser Roman sowohl unterhaltsam, wie auch sehr informativ. Die bildhafte Sprache des Autors erweckte bei mir ein farbenprächtiges Kopfkino, das nur durch manch schwerfällige Formulierung etwas ausgebremst wurde. Nichtsdestotrotz ist das Buch gut zu lesen, nur für abends vor dem Schlafen gehen, war es für mich ungeeignet.

Parallel zu dem Buch habe ich noch das Hörbuch dazu aus dem AUDIOBUCH – Verlag gehört. Das Buch wird von Wolfgang Berger in der autorisierten Lesefassung mit 6 CDs (487 Minuten) gelesen.

Ich kannte den Sprecher bisher noch nicht, werde auch nicht ganz mit ihm warm. Bei einige Stellen, Passagen und Personen konnte er mich durchaus überzeugen und begeistern. So liebe ich seine Stimme in der Rolle des Philipp Melanchthon, von dem bekannt ist, dass er zum einen ein etwas kleinerer, dürrer Mann war, der zudem lispelte. Wolfgang Berger in dieser Rolle erzeugte genau dieses Bild von ihm. Jedoch waren mir z.B. die Herren Konrad Gerlach, Anton Gruber und Hans Reichardt zu ähnlich im Tonfall und Stimme, eine Unterscheidung war hier nicht wirklich möglich, so dass ich manchmal das Gesagte nicht der richtigen Person zuordnen konnte.

Trotz dieser Probleme hat mir das Hörbuch in Summe gefallen. 6 Cds sind schon einiges an Hörmaterial und daher war ich einige Zeit damit beschäftigt, da ich Hörbücher immer auf dem Arbeitsweg höre.

Fazit:
Tilmann Röhrig hat mit diesem Buch einen großen Roman zu Martin Luther geschaffen. Die Einblicke in die Gesellschaft, die gewählte Sprache und auch die Handlung tragen dazu bei, dass man das Buch nicht so schnell vergessen wird und viel von den vermittelten Informationen daraus mitnimmt.

Bei dem Hörbuch dazu hätte ich mir an manchen Stellen doch ein wenig mehr Feinheit gewünscht, jedoch in Summe wurde es gut umgesetzt, so dass ich den 6 CDs gebannt gelauscht habe und die Ungereimtheiten im Nachgang durch das Buch geklärt habe.

Beides eine Empfehlung, nicht nur für Leser, die sich für die Geschichte um Luthers Leben interessieren, sondern auch für jede, die ganz besondere historische Romane suchen, sie werden bei diesem Buch/Hörbuch gewiss fündig werden.