Einzigartig!
Silas ist ein zehnjähriger zurückhaltender Junge. Seine Eltern sind beide Ärzte und haben sich entschlossen in diesen Sommerferien 6 Wochen für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten. In dieser Zeit soll er zu ...
Silas ist ein zehnjähriger zurückhaltender Junge. Seine Eltern sind beide Ärzte und haben sich entschlossen in diesen Sommerferien 6 Wochen für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten. In dieser Zeit soll er zu seiner Oma Heidi ans andere Ende der Stadt ziehen. Diese betreibt dort das urgemütliche „Café Spiegel“ dessen Wände jede Menge Spiegel zieren und wo es die besten Kuchen, Pfannkuchen und Waffeln gibt. Doch zu seinem Entsetzen muss er feststellen, dass Oma ihn für 6 Wochen Kinderferienbetreuung angemeldet hat, ganz alleine! Das macht ihm etwas Angst und er vermisst auch sehr seinen besten Freund Rocco, der mit seinen Eltern verreist ist. Der erste Tag verläuft auch ziemlich mäßig und die Aussicht auf den Nächsten macht ihn schon ein bißchen nervös. Da fällt sein Blick in den Spiegel und er stutzt! Sein Spiegelbild macht sich selbstständig! So lernt Silas seinen Spiegelbill Salis, seinen Begleiter in allen Lebenslagen kennen. Der findet Silas Leben viel zu öde und so beschließen sie für einen Tag zu tauschen. Silas zieht in die Spiegel-Kommandozetrale und beobachtet Salis an seiner Stelle im Feriencamp. Was er dort sieht, lässt ihn staunen!
Schüchterne Kinder haben es oft schwer und wünschen sich oftmals mutiger zu sein, einen Beschützer zu haben oder ähnliches. Hier hat Silas einen Tag lang die Möglichkeit Zuschauer in seinem eigenen Leben zu sein. Spannend oder beängstigend, das kann man so oder so sehen. Silas beneidet sein anderes Ich um seine Kühnheit, gleichzeitig fürchtet er aber auch die Konsequenzen, denn das Bild, das die anderen nun von ihm bekommen, ist ja ein ganz anderes als bisher! Muss er den neuen Erwartungen nun gerecht werden? Eine wirklich aufregende Frage, die hier mit viel Einfühlungsvermögen und Humor weitererzählt wird. Für uns war es wirklich originell, eine noch nie dagewesene Geschichte und das kommt ja gar nicht mehr oft vor, dass man so etwas entdeckt. Dabei ermutigt Salis Kinder mehr zu wagen und mehr auszuprobieren, um sich selbst und ihre Grenzen besser kennenzulernen, ohne sich dabei zu verbiegen. Dies erfolgt stets sehr behutsam, ohne dass sich über den vorsichtigen, schüchternen Silas lustig gemacht wird. Man muss ihn einfach gerne haben! Außerdem überrascht diese Geschichte immer wieder, auch wenn man als Mutter letztendlich zugeben muss, dass es anders ja eigentlich gar nicht sein kann... für Kinder ist es aber einfach nur verblüffend. Sehr gut gefiel uns, dann man immer mitten in Silas Gedanken zu stecken scheint und alles mit ihm zu teilen scheint, die Freude, die Verunsicherung und die Spannung. Die Erzählweise ist leicht und mitnehmend, da fliegt man als geübter Leser geradezu durch die Geschichte, weniger geübte Leser finden es aber wenigstens nicht so anstrengend und freuen sich auf den Fortgang der Geschichte, die noch dazu von fröhlichen Illustrationen von Meinhard Berger aufgelockert wird. Die Schrift ist angenehm, ebenso wie die Zeilenabstände. Es ist schon ein „richtiges“ Buch für junge Leser und kein Leseanfängerbuch mehr, aber nimmt dennoch Rücksicht auf die Bedürnisse der Zielgruppe ab 8 Jahren. Die Kapitel werden jedesmal mit Überschriften eingeleitet, die neugierig machen, auf das, was da kommen mag und haben einen angemessenen Umfang.
Wie Salis mag Autorin Heike Abidi gerne Abwechslung und Herausforderungen, weshalb sie auch gerne zwischen den Genres wechselt und sowohl für Kinder und Jugendliche, als auch Sachbücher, oder Frauenromane (gerne auch unter dem Pseudoym Anna Paulson) schreibt.
Absolut empfehlenswert!