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Veröffentlicht am 25.06.2020

e-m@il für Dich meets Was ihr wollt

Dein Lächeln um halb acht
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Welche Singlefrau träumt nicht vom letzten ersten Date? Dem Date, bei dem alles passt und man den Partner fürs Leben findet? In „Dein Lächeln auf halb acht“ von Laura Jane Williams ist es allerdings ein ...

Welche Singlefrau träumt nicht vom letzten ersten Date? Dem Date, bei dem alles passt und man den Partner fürs Leben findet? In „Dein Lächeln auf halb acht“ von Laura Jane Williams ist es allerdings ein Mann, Daniel, der unbedingt Nadia dazu einladen möchte. Das Problem ist nur, dass er sie bisher nur vom Sehen kennt. Jeden Montag stürmt sie in allerletzter Sekunde in die 7.30-Uhr-U-Bahn, in der er bereits sitzt und nie traut er sich, sie anzusprechen. Dann bringt sein Mitbewohner ihn auf die Idee, eine Anzeige in „Missed Connections“ zu schalten – einer Rubrik der Metro-Zeitung für Annoncen, wenn man jemanden in der U-Bahn gesehen hat und kennenlernen will.
Nadia ist süchtig nach diesen Annoncen und liest auch die für sie bestimmte, kann sich aber nicht vorstellen, dass sie wirklich gemeint ist. Ihr letzter Freund hat ihr Selbstvertrauen stark beschädigt und erst als eine Freundin sie bestärkt, antwortet sie ebenfalls mit einer Annonce. Ein amüsanter Schlagabtausch via Anzeigen beginnt, dem bald viele Menschen auf Twitter folgen – aber trauen sich die beiden auch irgendwann zu einem richtigen Treffen?

Das Buch kam als Überraschungspost vom Verlag und hat mir sehr gut gefallen. Ich bin eigentlich kein Fan von Liebesgeschichten, die meisten sind mir zu romantisch oder vorhersehbar oder es werden zu viele Dramen eingebaut, aber bei „Dein Lächeln um halb acht“ passte einfach alles. Die Geschichte ist eine Kombination aus „e-m@il für Dich“ und „Was ihr wollt“ und wird abwechselnd aus Nadias und Daniels Sicht erzählt. Beide haben schon andere Beziehungen und erste Verluste hinter sich und sind jetzt bereit für DEN Partner für den Rest ihres Lebens, aber den gilt es erst mal zu finden. Unbewusst laufen sie sich nach der ersten Anzeige immer mal wieder über den Weg, das Schicksal scheint sie also unbedingt zusammenführen zu wollen, aber irgendwas geht immer schief. Und obwohl man sich natürlich von Anfang denken kann, wie die Sache letztlich ausgeht, ist doch der Weg dahin sehr amüsant, unterhaltsam und abwechslungsreich und wird durch die geschickten Wendungen in der Handlung nie langweilig. Das Ende hat mir besonders gut gefallen und war für mich extrem romantisch.

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Agathe kann`s nicht lassen

Ein Mordsgeschenk für Agathe
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Was schenkt man eine 90jährigen am besten zum Geburtstag? Das hat sich auch Familie Christiansen gefragt und für die begeisterten Krimileserin und Kreuzworträtsellöserin kurzerhand selbst ein Krimiwochenende ...

Was schenkt man eine 90jährigen am besten zum Geburtstag? Das hat sich auch Familie Christiansen gefragt und für die begeisterten Krimileserin und Kreuzworträtsellöserin kurzerhand selbst ein Krimiwochenende auf einer Ostseeinsel organisiert. Vielleicht hätten sie das aber doch lieber einem Profi überlassen sollen, denn ihr Plan verselbständigt sich bald, die (viel zu vielen) Eingeweihten verstricken sich in Widersprüche und die Situation eskaliert. „Fehler sind was für Anfänger, Könner produzieren Katastrophen.“ (S. 148)

Mit viel Humor erzählt Hanna Reed, wie der geplante „harmonische Familienurlaub“ langsam jeder Kontrolle entgleitet. Nicht nur, dass Agathe anders reagiert und handelt, als ihre Familie es erwartet hätte, den schönen Plan damit ad absurdum führt und ihnen das Leben schwer macht, nach und nach kommen auch noch diverse langgehütete Geheimnisse ans Licht. Außerdem wird ordentlich gezankt und sich sogar geprügelt – wie es bei solchen Feiern eben gern mal passiert.

Die Autorin schreibt sehr unterhaltsam und kurzweilig und die Dynamik innerhalb der Gruppe funktioniert toll. Die Gegenstücke ihrer Protagonisten meint man zum Teil aus der eigenen Familie zu kennen. Da gibt es z.B. den ewigen Single, der dazu verdonnert wird, sich um die immer noch sehr rüstige Agathe zu kümmern, und die vorlauten, mit allen Wassern gewaschenen Urenkel, welche die Situation ihrer kopflosen Eltern schamlos ausnutzen. Mein Highlight aber war der Bombenentschärfer, den nur die eigene Mutter zur Explosion bringt.

Mit 186 Seiten ist das Büchlein perfekt für einen gemütlichen und spannenden Tag am Strand oder um sich einen Sonntag lang auf eine Ostseeinsel zu träumen.

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Veröffentlicht am 20.05.2020

Ein echter Wohlfühlroman über beste Freundinnen, Schwestern und Familie

Heidesommerträume
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„Kinderlos, in schwierigen Familienverhältnissen, Single, mit bröckelnder Karriere.“ (S. 77) – so beschreibt sich die Liebesroman-Bestsellerautorin Carolin selbst, weil ihr Leben gerade den Bach runtergeht. ...

„Kinderlos, in schwierigen Familienverhältnissen, Single, mit bröckelnder Karriere.“ (S. 77) – so beschreibt sich die Liebesroman-Bestsellerautorin Carolin selbst, weil ihr Leben gerade den Bach runtergeht. Eigentlich soll sie in wenigen Wochen das endgültige Manuskript ihres nächsten Romans abgeben, aber seid ihr Freund sie vor 3 Monaten verlassen hat, hat sie eine Schreibblockade. Ihre beste Freundin Moni ist Frisörin, verpasst ihr erst mal eine neue Frisur und schlägt ihr dann vor, dass sie doch etwas Abstand gewinnen und endlich mal wieder ihre Schwester Lola in der Lüneburger Heide besuchen soll. Die betreibt dort zusammen mit ihrem Mann Paul ein schnuckeliges Romantikhotel. Carolin ist inzwischen verzweifelt genug, um Monis Vorschlag anzunehmen. „Sie musste unbedingt den Knoten in ihrem Hirn lösen und gleichzeitig, mit etwas Glück, vielleicht sogar den in ihrem Herzen.“ (S. 67) Doch bei Lola läuft alles anders als geplant. Das Hotel sieht verwahrlost aus, die Gäste sind unzufrieden und bei Lola und Paul hängt der Haussegen schief. Die Situation eskaliert, als Lola einfach abhaut. Plötzlich müssen Carolin und Paul allein mit allem klarkommen. Und dann sind da noch der Porschefahrer, der ihr Herz zum Stolpern bringt, die Angst, dass ein Hoteltester unter den nörgelnden Gästen ist und ein Familiengeheimnis, von dem Carolin keine Ahnung hatte und das zu einem riesigen Missverständnis führt ...

Ich habe Carolin und ihre beste Freundin Moni sofort gemocht. Die beiden sind mitten aus dem Leben gegriffen und herrlich normal. Carolin zweifelt an ihrer Kreativität, ob sie überhaupt je wieder ein Buch schreiben und über ihren Ex hinwegkommen können wird, der sich leider immer noch á la „Lass uns Freunde bleiben“ in ihr Leben einmischt. Moni verzweifelt, weil sie mit ihrer Teenagertochter überhaupt nicht mehr klarkommt, da hilft auch das Wörterbuch der Jugendsprache nicht wirklich weiter (danke für die Lachflashs diesbezüglich). So eine Freundin wie Moni wünscht man jeder Frau – lustig, etwas fordernd und immer für einen da, wenn man sie braucht.
Auch in Lola und Paul konnte ich mich gut einfühlen. Lola ist mit dem Hotel überfordert und erhofft sich mehr Unterstützung von Paul, der eigentlich Tierarzt ist, gleichzeitig kann er ihr aber nichts recht machen. Paul ist verzweifelt, weil er gern die entspannte Lola wiederhätte, in die er sich mal verliebt hat. Er ist es auch, der beiden Schwestern wirklich zuhört und so das Problem klären kann, dass schon Jahre zwischen ihnen steht – ein toller Mann.
Der heimliche Star des Buches aber ist Hannibal – mehr wird hier nicht verraten.

„Heidesommerträume“ von Silvia Konnerth ist ein echter Wohlfühlroman über beste Freundinnen, Schwestern, Familie und natürlich Männer . Perfekt zum Abtauchen, Lachen, Entspannen und Mitfiebern. Die Handlung ist überraschend, spritzig, leicht und sehr unterhaltsam. Ich habe mich beim Lesen mehrfach gefragt, inwieweit Carolin Silvias Alter Ego ist – nicht wegen der Männerprobleme, sondern den Selbstzweifel und Schwierigkeiten während des Schreibprozesses. Sie gewährt hier nämlich einen ganz wunderbaren Einblick in den Alltag einer Schriftstellerin und räumt dabei mit so manchem Klischee auf. Ich bilde mir ein, sogar eine kleine Hommage an Bridget Jones entdeckt zu haben.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Das Komplott

Tribut der Sünde
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Stuttgart 1513: Die sechzehnjährige Franziska fiebert der Hochzeit mit ihrem Verlobten Martin entgegen, den sie von Kindsbeinen an kennt. Eines Nachts verlangt er verzweifelt Einlass in ihr Haus, seine ...

Stuttgart 1513: Die sechzehnjährige Franziska fiebert der Hochzeit mit ihrem Verlobten Martin entgegen, den sie von Kindsbeinen an kennt. Eines Nachts verlangt er verzweifelt Einlass in ihr Haus, seine Kleidung ist voller Blut. Franziska Vater, ein wohlhabender Ratsherr und Weinhändler, will ihn gerade dazu befragen, als die Stadtwache kommt und Martin verhaftet. Kurz darauf wird auch Franziskas Vater festgenommen. Jetzt ist sie auf sich allein gestellt. Kann sie Martins Unschuld und die ihres Vaters beweisen?

Zur gleichen Zeit versucht Herzogin Sabina von Bayern, die Frau von Herzog Ulrich von Württemberg, die Ehe mit ihrem ungeliebten Mann beenden zu lassen. Ihre Hochzeit wurde schon beschlossen, als sie noch Kinder waren, doch sie hassen sich. Ulrich hat ganz offen eine Geliebte und drangsaliert und demütigt Sabina regelmäßig, die es ihm versucht mit gleicher Münze heimzuzahlen. Als Franziska zufällig hinter ein Geheimnis von Sabina kommt, wird es für beide Frauen gefährlich.

Auch unter Stuttgarts Bürgern brodelt es. Sie liegen im ständigen Zwist mit Ulrich, da der neue Umgelder (Umsatzsteuern / Ausschankgelder) einrichten will, um seinen teuren Lebenswandel zu finanzieren.

„Tribut der Sünde“ ist der Auftakt einer neuen Trilogie von Silvia Stolzenburg die sich in den Folgebänden neben Franziska wahrscheinlich auch um den „armen Konrad“ dreht – einen Aufstand der Bevölkerung 1514 im Herzogtum Württemberg, zumindest lässt dies der Klappentext vermuten.

Franziska ist eine gebildete, manchmal noch etwas naive und in der Liebe verklärte junge Frau, die hier viel Mut und Scharfsinn beweisen und an ihre Grenzen gehen muss. Sie glaubt an Martins Unschuld und die ihres Vaters, opfert dafür viel und beginnt auf eigene Faust, Nachforschungen anzustellen. Dabei hilft ihr ihr alter Freund Jakob, der sich mit anderen Gegnern des Herzogs zusammengetan hat und seit Jahren heimlich in Franziska verliebt ist. Er versucht ihr auch die Augen über Martin zu öffnen, aber sie glaubt ihm nicht. Bald kommen sie einem großen Komplott auf die Spur und geraten in Lebensgefahr.

Silvia Stolzenburg schreibt gewohnt spannend und mit viel Liebe für Details und historische Genauigkeit. Auch das Setting hat mir gut gefallen, ich konnte das mittelalterliche Stuttgart fast vor mir sehen. Jetzt bin ich schon sehr gespannt, wie es mit Franziska und Jakob weitergeht.

Mein Tipp für alle Fans von Iny Lorenz.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Utopia

Die Schule am Meer
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1925 gründen 4 sehr engagierte Lehrerehepaare auf Juist „Die Schule am Meer“ – eine Reformschule, in der die Schüler mitreden dürfen, nicht mehr geschlagen oder missbraucht und Jungen und Mädchen zusammen ...

1925 gründen 4 sehr engagierte Lehrerehepaare auf Juist „Die Schule am Meer“ – eine Reformschule, in der die Schüler mitreden dürfen, nicht mehr geschlagen oder missbraucht und Jungen und Mädchen zusammen unterrichtet werden. „Hier auf Juist konnten sie eine neue Welt erschaffen. Konnten ihre gemeinsame Version einer Schule ohne Angst verwirklichen.“ (S. 24) Sie kaufen ein altes, heruntergekommenes Anwesen und bauen dieses zusammen mit den Schülern aus beziehungsweise erweitern es immer wieder. Das Geld dazu stammt von Schulgeldern, Spenden und dem, was die Schüler z.B. in den Ferien auf Konzert- oder Theaterreisen verdienen. Kameradschaft und Zusammenhalt werden großgeschrieben, man duzt sich untereinander – auch die Schüler ihre Lehrer.
Zudem werden nicht nur der Geist, sondern auch der Körper gestählt, das morgendliche Bad in der eiskalten Nordsee gehört genauso dazu wie Gymnastik und Ausdauerläufe. Man formt den Menschen als Ganzes.

Aber Juist ist klein und die Schule hat nicht nur Befürworter, sondern auch Gegner, die nationalsozialistisches Gedankengut auf der Insel verbreiten und Stimmung gegen die Reformisten machen. Vor allem, dass ca. 1/3 der Lehrer und Schüler Juden sind oder Kommunisten sind, ist ihnen ein Dorn im Auge.

Die Autorin Sandra Lüpkes stammt von Juist, kennt die Geschichte der Schule von Kindheit an und erzählt sie aus drei Perspektiven.
Da ist zum einen Anni Reiner, die aus einem reichen, jüdischen Elternhaus stammt und zusammen mit ihrem Mann Paul (einem Arier) zu den Gründern gehört. Anni ist nicht nur Lehrerin, sondern steckt von Beginn an immer wieder die ihr jährlich zustehenden Dividenden aus dem Familienvermögen in die Schule, die auch ihre 3 Töchter besuchen. Sie hat ihr Leben als behütete Industriellentochter für Paul und ihren gemeinsamen Traum aufgegeben und bereut es fast nie. Schwer wird es für die erst, als die Schule 5 Jahre nach der Gründung zu einer Bildungsmaschinerie geworden, die ihre ganze Kraft und Zeit raubt, und Paul die Belange der Schule bzw. Schüler vor die seiner Familie stellt.
Eine weitere Sicht auf die Geschehnisse bietet Eduard Zuckmayer. Er ist Dirigent bzw. Konzertmeister und auf der Insel im Urlaub, als er die Schule entdeckt. Das Konzept gefällt ihm so gut, dass er als Musiklehrer bleibt. Er möchte – wie seine Mitstreiter – eine Aufgabe, die ihn erfüllt und seinem Gegenüber, in dem Fall den Schülern, etwas bringt, anstatt Karriere zu machen.
Moskito steht für die Schüler aus aller Herren Länder. Seine Familie lebt seit 10 Jahren in Bolivien. Dass sie ihn jetzt so weit weg nach Föhr in die Schule schickt, gefällt ihm zu Beginn nicht, doch er findet schnell Freunde.

Die Schule erscheint wie ein ganz eigener Kosmos am Ende der Welt, Informationen von außen kommen oft erst verspätet an. Eine kleine heile Welt, während es „draußen“ immer ungemütlicher wird und die Nazis an die Macht kommen. Irgendwann hat das „Draußen“ trotzdem Auswirkungen auf die Schüler und Lehrer und die Ausrichtung der Lehrpläne, zumal der der Direktor alles macht, damit die Schule nicht verboten wird.

Das Konzept der Reformschule hat mir sehr gut gefallen, die idealistischen Vorstellungen von der großen Gemeinschaft, dass Freud und Leid immer geteilt werden. Nachteilig war, dass es kaum einen Rückzugsort gab und sie von der Natur anhängig waren.

Der Roman ist im wahrsten Sinne des Wortes schwere Kost – 576 Seiten dick und knapp 700 g schwer. In meinen Augen ist es kein Schmöker für leichte Lesestunden, dazu ist die Handlung zu komplex und umfangreich, das Thema zu schwer.
Ich würde das Buch als biografischen Roman bezeichnen, denn die Lehrer gab es wirklich, die Schüler sind fiktiv, orientieren sich aber auch an damals dort lebenden Kindern.
Sandra Lüpkes hat einen sehr eindrucksvollen Roman geschaffen, der mir zum Ende hin echte Gänsehaut beschert hat.

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