Da kullern die Tränen
Nicht weg und nicht daLoslassen...
Anne Freytags Bücher sind ein Phänomen für sich. Sie gehören zu den Büchern, die man am liebsten sofort verschlingt, aber gleichzeitig auch noch gerne aufhebt, damit man sie immer noch vor ...
Loslassen...
Anne Freytags Bücher sind ein Phänomen für sich. Sie gehören zu den Büchern, die man am liebsten sofort verschlingt, aber gleichzeitig auch noch gerne aufhebt, damit man sie immer noch vor sich hat.
Nicht weg und nicht da ist genauso so ein Buch. Ich habe es mir lange aufgehoben und auf den passenden Moment gewartet. Ich wusste nämlich, dass diese Geschichte sehr ans Herz geht. Nun aber war meine Zeit gekommen, Luise, Jacob und Kristopher endlich kennenzulernen.
In Nicht weg und nicht da, lernen wir zu Beginn die 15 jährige Luise kennen, die ihren Bruder kurz zuvor verloren hat. Wütend und voller Trauer versteckt sie ihr Inneres hinter einer Mauer und ganz viel Sarkasmus. Dabei lässt sie kaum Jemanden an sich ran. Ihr Äußeres wirkt auf Manche provokant und auf andere verletzlich oder mitleiderregent, denn sie hat sich nach dem Tod ihres Bruders, die Haare komplett abrasiert.
An ihrem 16. Geburtstag bekommt sie eine email von ihrem toten Bruder, worin er erklärt, er sei in einer Art Zwischenwelt und nur sie könne ihm helfen, den Weg dort heraus zu finden.
Kurz zuvor lernte Luise Jacob kennen und sie verbringt gerne die Zeit mit ihm. Das wiederum bringt sie in eine Art Gewissenskonflikt, denn auf der einen Seite möchte sie trauern und auf der anderen Seite fühlt sie sich glücklich.
Wieder einmal hat Anne Freytag bewiesen, was sie kann. Nämlich Geschichten schreiben! Sie gehen ans Herz und vermitteln einem das Gefühl, als wäre man Teil des Ganzen. Was auch dafür sorgt, dass man, auch nach Beenden des Buches, noch lange an die Personen zurückdenkt, die darin eine Rolle spielten.
Ganz besonders hier. Ich habe die drei Hauptcharaktere so sehr lieb gewonnen, allen voran Kristopher, mit seinen Schwächen und seinen Stärken. Und obwohl der nicht da war, war er nicht weg. Immer präsent! Stück für Stück verblasst er aber, wie ein Stern am Himmel, kein Wunder, dass da kein Auge trocken blieb. Aber auch Luise & Jacob haben mich begeistert, mit ihrer verletzlichen Art. Ich konnte zuschauen, wie sie gewachsen und gereift sind, sodass ich sie am Ende, mit einem guten Gefühl, gehen lassen konnte, auch wenn es schwer fiel.
"Loslassen" ist hier das große Thema. Wie soll man aber jemanden verabschieden, der plötzlich nicht mehr da ist und es zudem auch nicht versteht, warum er gegangen ist? Fragen, die Luise, aber auch der Leser, nach und nach beantwortet bekommt.
Fazit:
Anne Freitag hat wieder mal, auf sehr einfühlsame Weise, eine Geschichte mit warmherzigen Charakteren geschrieben, die nicht nur traurig und nachdenklich macht, sondern auch positiv nach vorne schauen lässt.