Ein Hoffnungsschimmer?
Nach Band 2 „Zeit aus Glas“ geht es nahtlos vom August 1939 bis 28. Juli 1940 mit Band 3 in England weiter.
Ruth Meyer bemüht sich immer noch intensiv um die Ausreise ihrer Eltern aus Deutschland nach ...
Nach Band 2 „Zeit aus Glas“ geht es nahtlos vom August 1939 bis 28. Juli 1940 mit Band 3 in England weiter.
Ruth Meyer bemüht sich immer noch intensiv um die Ausreise ihrer Eltern aus Deutschland nach England. Sie hat sich mittlerweile mit dem Leben auf dem Hof der Sandersons arrangiert. Mit Farmer Freddy versteht sie sich ausgesprochen gut. Er ist freundlich, unterstützt sie und stärkt ihr den Rücken, damit sie die Unfreundlichkeiten seiner Frau besser ertragen kann. Seine Frau Olivia hingegen besticht mit negativen Tugenden. Sie ist eitel, neidisch, hysterisch, gehässig und egoistisch. Das Leben auf dem Land gefällt ihr überhaupt nicht, schwere und lästige Arbeiten lässt sie prinzipiell von Ruth erledigen. Sie fühlt sich mehr dazu berufen, stundenlang mit dem Auto zum Einkaufen zu fahren oder fadenscheinige Erledigungen vorzugeben, um vom Hof wegzukommen. Töchterchen Jill fühlt sich eher zu Ruth hingezogen.
Zur Ankunft der Eltern in Harwich wird Ruth von Freddy begleitet und sie ist entsetzt über das verhärmte und schlechte Aussehen ihres Vaters nach seinem Aufenthalt im Konzentrationslager. Die Eltern finden zuerst bei Verwandten Unterkunft, bevor sie eine eigene kleine Wohnung beziehen können, die sie mit den mittlerweile eingetroffenen, eigenen Möbeln einrichten. Zum Chanukka-Fest lässt Olivia gnädigerweise Ruth ein paar Tage zu den Eltern reisen. Inzwischen kreisen die Gespräche nur noch um den ausgebrochenen Krieg, die ständige Verdunklung, den Fliegeralarm und die Lebensmittelrationierungen. Mittlerweile wurden im Ort und auf der Farm der Sandersons junge Mädchen samt Lehrerinnen aus der Stadt einquartiert, die natürlich neue, zusätzliche Probleme mit sich bringen.
Und auch in dieser schwierigen Situation ist Edith Nebel wieder an der Seite von Ruth und unterstützt sie jetzt hinsichtlich der Ausreisebemühungen nach USA und es wird spannend, wann und ob es noch gelingt, für alle eine Schiffspassage nach Amerika zu bekommen.
Zwischendurch erfährt man immer wieder in kurzen Absätzen von den Geschehnissen in Deutschland und den zurückgebliebenen Angehörigen bzw. Freunden.
Wie immer bei einer Buchreihe empfiehlt es sich, in der richtigen Reihefolge zu lesen. Aber Ulrike Renk hat Neueinsteiger nicht alleine gelassen. Anfangs wiederholt sie immer wieder einiges an Hintergrundwissen nach dem Motto „Was bisher geschah“, damit auch sie der Geschichte folgen können. Im Nachwort macht die Autorin wieder sehr interessante Anmerkungen und man merkt einfach, mit wie viel Herzblut diese Reihe geschrieben wurde.
Der vorliegende Band umfasst nur eine kurze Zeitspanne und daher erfährt der Leser sehr viel über das tägliche Leben von Ruth während dieser Zeit in England. Für ihr Alter musste sie aus der Situation heraus sehr schnell erwachsen werden. Nach wie vor verdient sie absolute Bewunderung, denn sie ist mutig, lässt sich nicht unterkriegen, kämpft um ihre Lieben, fügt sich klaglos in das harte Leben auf dem Hof ein, am Ende lernt sie auch wieder das Lachen und ganz wichtig – sie schreibt ihr Tagebuch weiter. Nach der Ankunft der Eltern wird auch deren bedrückendes und eingeschränktes Leben geschildert mit den ständigen Sorgen und Ängsten. Wie die anderen Bände auch, ist es wahrlich kein Wohlfühlbuch, aber ich finde es sehr wichtig, daß durch Ruths Tagebuch die Ereignisse authentisch und bewegend geschildert werden können, auch wenn es jetzt in Romanform erfolgt. Dadurch bekommt man als Leser einen detaillierten Einblick in den eingeschränkten Alltag und als Warnung, daß dies nie mehr geschehen darf!
Mir hat auch dieser Band – trotz des bedrückenden Themas - wieder sehr gut gefallen. Ich warte gespannt auf Band 4 und den Abschluß der Geschichte!