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Veröffentlicht am 08.03.2020

Wenn man den Träumen noch Leben schuldet

Das Haus der verlorenen Träume
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Isabel arbeitet in London als Controllerin bei einer Investmentbank. Gerade hat sie sich eine teure Eigentumswohnung geleistet, in der sie zukünftig mit ihrem Verlobten Jack leben möchte. Doch als der ...

Isabel arbeitet in London als Controllerin bei einer Investmentbank. Gerade hat sie sich eine teure Eigentumswohnung geleistet, in der sie zukünftig mit ihrem Verlobten Jack leben möchte. Doch als der sie mit einer Kollegin betrügt und dann auch noch ihre geliebte Großtante Ada stirbt, zieht es Isabel den Boden unter den Füssen weg. Sie nimmt sich vier Wochen Urlaub und reist in die Toskana zur Testamentseröffnung, bei der sie erfährt, dass sie das schöne Bauernhaus nebst eigenem Weinberg nur zur Hälfte erbt. Der andere Teil geht an ihre ehemalige Jugendliebe und besten Freund Neri, der als Sohn des Grafen von Torrelupo eine besondere Stellung hat, an der damals die Beziehung zu ihm zerbrochen ist und Isabel seither keinen Schritt mehr auf toskanischen Boden gesetzt hat. Kaum hat sich Isabel in dem alten Haus ihrer Tante niedergelassen, stürmen die Erinnerungen von damals auf sie ein, als sie jeden Sommer dort verbracht hat. Aber auch Neris Anwesenheit fördert einige Bruchstücke zutage, die Isabel bis heute nicht verwunden hat…
Lisetta Renzi hat mit „Das Haus der verlorenen Träume“ einen unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt, dessen Geschichte die malerisch-romantischen Toskana als Hintergrundkulisse hat. Der eingängig-flüssige und gefühlvolle Erzählstil verführt den Leser sofort und lässt ihn gemeinsam mit Isabel eine nostalgische Reise antreten, in denen nicht nur alte Erinnerungen eine Rolle spielen, sondern auch gewichtige Entscheidungen endlich fällig werden. Besonders hervorzuheben sind die den Kapiteln vorangestellten Beschreibungen über einzelne Gegenstände und Raumgestaltungen, die ganz wunderbar zur Thematik des jeweiligen Inhalts passen und gleichzeitig schöne Tipps geben, die eigenen vier Wände gemütlich zu gestalten. Der Zauber der Toskana und seiner Weinberge sowie die italienische Lebensfreude seiner Bewohner werden durch farbenfrohe Beschreibungen an den Leser übertragen, der den würzigen Geruch von besonderen Kräutern, Käse und Wein alsbald in der Nase hat und sich wünscht, in einer lauen Sommernacht mit den Protagonisten an einem Tisch zu sitzen und es sich gutgehen zu lassen. Die Geschichte birgt zwar keine großen Überraschungen, transportiert aber ein wunderbares Gefühl von Urlaub und Fernweh.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und bestechen mit ihren individuell angelegten Eigenschaften durch Glaubwürdigkeit und Authentizität. Der Leser fühlt sich von Beginn an wohl mit ihnen und kann ihre Gefühle und Handlungen gut nachvollziehen. Isabell ist eine Frau, die gern die Kontrolle behält und nichts dem Zufall überlässt. Sie hat Angst vorm Fliegen und vorm Tauchen, beschäftigt sich lieber mit Zahlen und Dingen, die keinerlei Emotionen hervorrufen. Eigentlich ist sie aber ein sehr gefühlvoller Mensch mit einem guten Auge für Details, doch dies hat sie jahrelang unterdrückt. Je länger sie sich in der Toskana aufhält, umso emotionaler und offener wird sie wieder für die Dinge, die sie einmal geliebt hat. Neri ist ein attraktiver junger Mann, der gern mit den Händen arbeitet. Von Kindheit an wurde er mit einem gewissen Standesdünkel erzogen, der ihm oftmals im Weg steht. Er ist fleißig, beliebt und hat eine gute Antenne für die Gefühle anderer. Aber auch Giovanna, Kate, Jack und Bardo sind für den Verlauf der Geschichte nicht unwichtig.
„Das Haus der verlorenen Träume“ ist ein gefühlvoller Liebesroman, den man am besten im Italienurlaub oder in einer Hängematte unter einem schattigen Baum genießen sollte, um dabei ins Träumen zu geraten. Schöne Wohlfühlgeschichte mit Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.03.2020

Kriegsjahre

Cavendon Hall – Jahre des Schicksals
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1938. Der Zweite Weltkrieg steht kurz bevor und sowohl die adligen Inghams als auch die Dienstbotenfamilie Swann hoffen noch darauf, dass England sich nicht einmischen wird. Doch die Hoffnung ist vergebens, ...

1938. Der Zweite Weltkrieg steht kurz bevor und sowohl die adligen Inghams als auch die Dienstbotenfamilie Swann hoffen noch darauf, dass England sich nicht einmischen wird. Doch die Hoffnung ist vergebens, einmal mehr sind sie gefordert, sich um den Zusammenhalt der Familie sowie um das allgemeine Überleben ihrer Mitmenschen zu kümmern. Derweil müssen sie zusehen, wie ihre Kinder und Enkel zum Kriegsdienst eingezogen werden und können nur beten, dass der Krieg bald endet und alle wohlbehalten in den Schoß der Familie zurückkehren werden…
Barbara Taylor Bradford hat mit „Jahre des Schicksals“ den dritten Teil ihrer historischen Familienreihe um CavendonHall vorgelegt und sich diesmal die Zeit des Zweiten Weltkriegs sowie der Belastungen und Entwicklungen in den beiden Familien annimmt. Der Leser zieht gern wieder nach Yorkshire in den Familiensitz der Ingrams ein und darf sich bei einem Tässchen Tee für die nächste Zeit ganz auf die Aktivitäten der Bewohner konzentrieren. Mit flüssig-leichten und farbenfrohen Worten führt die Autorin den Leser in eine emotionale Geschichte, denn die Zeiten stehen auf Krieg und setzen den einzelnen Familienangehörigen aufs Schärfste zu. Die Inghams sind nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Landbewohner verantwortlich, deren Wohl sie ebenfalls verpflichtet sind. Aber auch die einschneidenden Veränderungen innerhalb der Familie, die Sorge um die Kinder und Enkel, die zum Kriegsdienst einberufen werden, werden sehr einfühlsam und glaubhaft geschildert. Die bildhaften Beschreibungen lassen die Handlung während der Lektüre vor dem inneren Auge des Lesers wie einen Kinofilm ablaufen, so dass man das Gefühl hat, bei allem hautnah dabei zu sein. Überraschende Wendungen tragen außerdem dazu bei, die Spannung immer wieder zu steigern.
Die bereits bekannten Charaktere wurden glaubhaft weiter entwickelt und neue gut inszeniert eingeführt. Der Leser hat das Gefühl, zu Gast bei alten Freunden zu sein und an ihren Schicksalen teilzuhaben. Wie in vielen Familien üblich, gibt es auch hier einige Intrigen, Neid, Liebesbande, Verluste und einiges mehr, was durchlebt werden will. Die ungewöhnlichen Bande und der Zusammenhalt zwischen den Ingrams und ihren langjährigen Dienstboden sind eng und lassen die herrschaftliche und bürgerliche Seite oftmals verschwimmen, vor allem jetzt in den Kriegsjahren, die ihnen gemeinsam einiges abverlangt. Als Leser hofft man, dass Daphne, Charlotte, Dulcie und Cecily mit ihren Familien heil durch den Krieg kommen werden und keine Verluste zu beklagen haben.
„Jahre des Schicksals“ ist ein unterhaltsamer und schöner Schmöker, der den Leser à la „Downton Abbey“ abtauchen lässt und kurzweilig sowie spannend eine turbulente Zeit mit den Familienangehörigen erleben lässt. Verdiente Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.03.2020

Abschied von der Elbstrandvilla

Sturm über der Villa am Elbstrand
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60er Jahre Hamburg. Der Zweite Weltkrieg liegt bereits einige Jahre zurück und hat der Familie Nieland einige Verluste eingebracht. Nun befindet sich Deutschland mitten im Wiederaufbau und im Wirtschaftswunder, ...

60er Jahre Hamburg. Der Zweite Weltkrieg liegt bereits einige Jahre zurück und hat der Familie Nieland einige Verluste eingebracht. Nun befindet sich Deutschland mitten im Wiederaufbau und im Wirtschaftswunder, was auch Veränderungen für die Familien Nieland und Timmlein mit sich bringt. Sofie Timmleins Enkelin Isabel möchte eine ernstgenommene Journalistin werden, während ihre Cousine Rosa sich als Schauspieler einen Namen machen möchte, doch dann wird sie unfreiwillig durch die Grenzmauer, die Deutschland in Ost und West teilt, von ihrer Familie getrennt und versucht alles, um wieder in den Schoß dieser zurückzukehren, was sich als gefährlich und gar nicht so einfach herausstellt. Die Sturmflut 1962 verlangt den beiden Familien noch einmal alles ab, denn auch diesmal bleiben sie nicht von Überraschungen verschont…
Charlotte Jacobi hat mit „Sturm über der Villa am Elbstrand“ den finalen Teil ihrer Hamburg-Trilogie vorgelegt, der wieder einmal mit einigen Verwicklungen, sehr guter historischer Hintergrundrecherche und vielen Spannungsmomenten aufwarten kann. Der Erzählstil ist flüssig, bildhaft und fesselnd, nach wenigen Zeilen hat sich der Leser erneut in der Elbstrandvilla in Hamburg eingelebt und verfolgt voller Neugier die Entwicklungen und Machenschaften der Hausbewohner nach einem Zeitsprung von mehreren Jahrzehnten. Sehr gelungen werden für Erstleser viele Informationen aus den ersten beiden Bänden als Randnotizen eingeflochten, so dass der Leser der Handlung durchgängig folgen kann. Die akribische Recherche des historischen Hintergrunds ist auch diesmal wieder exzellent, so werden viele Details rund um die große Flut in die Handlung mit eingebracht, aber auch der Mauerbau, die Anti-Atomkraftmärsche sowie der Hamburg-Besuch der Beatles finden sich in der Geschichte wieder. Viele bekannte Namen der damaligen Zeit tauchen im Rahmen des politischen und gesellschaftlichen Lebens der damaligen Zeit auf und zeugen einmal mehr von der guten Hintergrundrecherche. Überraschende Wendungen machen die Geschichte durchweg spannend und aufgrund der bildreichen Erzählweise hat der Leser während der Lektüre das Gefühl, nicht nur das Leben einiger Familienmitglieder zu beobachten, sondern hautnah bei einem Stück Zeitgeschichte mit dabei zu sein.
Die bekannten Charaktere haben den Jahren angepasst eine glaubwürdige Entwicklung hingelegt, die Enkelgeneration ist liebevoll und lebendig neu inszeniert, so dass sie dem Leser ebenso schnell ans Herz wachsen, wie die „alten Hasen“. Sofie Timmlein ist inzwischen eine geachtete und angesehene Zahnärztin, was sie ihrer eigenen Hartnäckigkeit, ihrem Fleiß und ihrer Ausdauer zu verdanken hat, aber auch ihrer Hilfsbereitschaft und ihrem Gerechtigkeitssinn. Auch Anna steht noch mit beiden Beinen im Leben und hat von ihrer resoluten Art nichts verloren. Isabel besitzt eine gesunde Neugier und gebärdet sich teilweise wie ein Pitbull, während sie Nachforschungen betreibt und den Dingen auf den Grund geht. Rosa ist eine Künstlerseele, die sich in arge Schwierigkeiten bringt. Aber auch Willy, Timon und Burkard machen diese Geschichte rundum spannend und zu einem krönenden Abschluss der Familiensaga.
Mit „Sturm über der Villa am Elbstrand“ heißt es Abschiednehmen von liebgewonnenen Protagonisten. Das Buch besticht durch eine akribische Hintergrundrecherche sowie der Entwicklung einer Familie über mehrere Jahrzehnte, wobei die schicksalshafte Erlebnisse der Vergangenheit bis in die Zukunft reichen. Spannende und kurzweilige Lektüre, die man nicht aus der Hand legen kann und somit eine Leseempfehlung verdient.

Veröffentlicht am 06.03.2020

Auf Regen folgt Sonnenschein

Ein Sonnenstrahl im Regen
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Die 25-jährige Poppy hat das große Glück, mit Jamie die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Doch dann fällt ihr Leben in tausend Scherben, als er an ihrem ersten Hochzeitstag bei einem Überfall erschossen ...

Die 25-jährige Poppy hat das große Glück, mit Jamie die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Doch dann fällt ihr Leben in tausend Scherben, als er an ihrem ersten Hochzeitstag bei einem Überfall erschossen wird. Poppy kann sich eine Zukunft ohne Jamie gar nicht vorstellen, in ihrer Trauer entschließt sie sich, Jamies Wunschliste abzuarbeiten, um ihm gedanklich nahe zu sein und langsam selbst wieder ins Leben zurückzufinden. Mit der Eröffnung eines eigenen Restaurants realisiert Poppy seinen ersten Traum und merkt dabei, wie sehr es ihr selbst Zufriedenheit verschafft. Doch es warten noch weitere Wünsche darauf, von Poppy realisiert zu werden. Dabei bekommt sie Unterstützung von Cole, der für sie kein Unbekannter ist…
Devney Perry hat mit „Ein Sonnenstrahl im Regen“ einen unterhaltsamen und anrührenden Roman vorgelegt, der den Leser auf eine Achterbahn der Gefühle schickt. Der Schreibstil ist flüssig, emotional und bildhaft, so dass der Leser schon mit den ersten Zeilen in die Geschichte eintauchen kann. Wechselnde Perspektiven machen nicht nur die Gedanken- und Gefühlswelt von Poppy deutlich, sondern geben dem Leser auch einen Einblick in Coles Leben. Schon im Prolog schlittert der Leser mit Poppy von himmelhochjauchzenden Glücksmomenten in ihrem Eheleben in die grausame Fratze des schrecklichen Verlustes und muss einmal mehr feststellen, wie nahe Glück und Unglück doch beieinander liegen. Der Autorin gelingt der Spagat, gefühlvolle Szenen nicht ins klischeehafte abdriften zu lassen, alles ist gut nachvollziehbar und löst beim Leser nicht nur Emotionen aus, sondern auch Gedanken daran, wie es einem selbst in der einen oder anderen Situation ergehen würde. Mit sensibler Hand führt sie den Leser durch Themen wie Verlust, Trauerbewältigung und das Finden einer neuen Liebe. Die farbenfrohen Schilderungen des Restaurants lassen während der Lektüre schöne Bilder im Kopf entstehen und den Wunsch, dort einmal zu Gast sein zu dürfen und dem einen oder anderen über den Weg zu laufen.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und wirken mit ihren ganz persönlichen Eigenheiten sehr glaubwürdig und lebendig, so dass der Leser sich mit ihnen wohlfühlt und gern einige Zeit mit ihnen verbringt. Poppy hat mit 25 Jahren einen Schicksalsschlag zu verdauen, den man sich kaum vorstellen kann. Sie ist freundlich, liebevoll, hilfsbereit und eine Kämpfernatur, die sich weder unterkriegen lässt und noch schnell aufgibt. Cole ist ein liebenswerter, einfühlsamer und rücksichtsvoller Mann, fast könnte man sagen ein Traumprinz, wie man ihn sich nicht schöner backen könnte. Jimmy macht oftmals den „Lauten“, jedoch hat er ein großes Herz. Aber auch Finn, Randall und Melissa geben der Handlung abwechslungsreiche Momente.
„Ein Sonnenstrahl im Regen“ ist ein gefühlvoller Liebesroman, der neben allem Herzschmerz auch mit Humor aufwarten kann und aufzeigt, dass das Leben neben aller Trauer immer noch ein Ass im Ärmel hat und für Überraschungen sorgt. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.02.2020

Selbstreflexion

Hotel du Lac
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Als die englische Schriftstellerin Edith Hope, eine Frau in den besten Jahren, ihren Bräutigam am Tag ihrer Hochzeit sitzen lässt, überreden ihre engsten Freunde sie, sich in Genf in einem eleganten Seehotel ...

Als die englische Schriftstellerin Edith Hope, eine Frau in den besten Jahren, ihren Bräutigam am Tag ihrer Hochzeit sitzen lässt, überreden ihre engsten Freunde sie, sich in Genf in einem eleganten Seehotel einzunisten und auszuspannen, bis sich das Gerede um ihre Person gelegt hat. Edith erreicht das luxuriöse Hotel und startet ihre Selbstreflexion, während ihr so manch skurriler Hotelgast über den Weg läuft. Während dort am Ort so gar nichts mehr los ist, da die Touristensaison zuende ist, hat Edith genügend Zeit, die Gegend zu erkunden, die weiteren Gäste kennenzulernen und sich in einem Rückblick über ihren Faux pas Gedanken zu machen…
Anita Brookner hat mit „Hotel du Lac“ wohl ihren eindrucksvollsten Roman vorgelegt, die Booker-Prize-prämierte Geschichte gehört zu den sogenannten Klassikern der Literatur. Der Schreibstil ist flüssig, dabei anspruchsvoll und der Zeit angemessen. Brookner, die sich mit der Schriftstellerei auskennt, lässt ihre Protagonistin Edith ebenfalls Bücher schreiben, so bewegt sie sich in sicheren Bahnen und weiß um die Gedanken, der Suche nach Lösungen, der nötigen Phantasie und die Entwicklung von Geschichten. Jedoch lässt sie Edith eher lieblos und geringschätzig ihrer Berufung nachgehen, während sich die Gedanken von Edith immer nur um ihre eigene Person und ihre Handlungen kreisen, diese aber dann sehr detailliert und aus allen nur möglichen Blickwinkeln betrachtet. Dabei kommt auch Ediths Vergangenheit nach und nach an die Oberfläche und die Ereignisse, die dazu führten, dass Edith sich nun in ihrem Genfer Exil aufhält. Brookner gelingt es mit ihrer Detailbesessenheit und ihrer Sprache, die Zeit sprichwörtlich einzufangen und den Leser einen Blick in die Seele ihrer Protagonistin werfen zu lassen.
Die wenigen Charaktere sind allesamt ungewöhnlich und fein ziseliert. Ihr zufälliges Zusammentreffen im Hotel und ihr Interagieren miteinander ist eher von nebensächlicher Natur, hauptsächlich steht Edith im Vordergrund mit ihren Gedanken und Gefühlen. Sie ist eine Frau, die wahrscheinlich selbst noch über ihren Mut staunt, ihren Bräutigam sitzengelassen zu haben, doch im Inneren weiß sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Dies wird ihr erst bewusst, nachdem sie mit ihren Zufallsbekanntschaften (Madame de Bonneuil, Monica, Iris Pusey, Jennifer) unterhält, mehr von ihnen erfährt und Rückschlüsse auf ihre eigenen Taten zulässt.
Der Roman „Hotel du Lac“ lässt den Leser eine Woche in einem eleganten Hotel verbringen und Edith Hope bei ihrem eindrucksvollen Seelenstriptease Gesellschaft leisten. Tiefgründig und eindrucksvoll, jede Zeile wert!