Eine bittersüße Liebesgeschichte, die ohne Kitschfaktor auskommt und mir unter die Haut ging
Maxime und Jo sind Zwillinge, doch während Jo es liebt sich aufzubrezeln um die Männerwelt mit ihrer Weiblichkeit und Attraktivität durcheinander zu wirbeln, mag es Max klamottentechnisch gesehen eher ...
Maxime und Jo sind Zwillinge, doch während Jo es liebt sich aufzubrezeln um die Männerwelt mit ihrer Weiblichkeit und Attraktivität durcheinander zu wirbeln, mag es Max klamottentechnisch gesehen eher leger und ist auch alles andere als ein männermordender Vamp. Stattdessen hängt sie gerne mit ihrem besten Kumpel Jonas (in den sie heimlich verliebt ist) und seinen Bandkollegen herum oder trifft sich mit ihrer besten Freundin Kim.
Zwar weiß irgendwie mittlerweile jeder, dass Max auf Jonas steht, doch Jonas ist sich dieser Tatsache nicht bewusst. Max begreift zwar, dass sie sich vielleicht langsam mal öffnen sollte, doch sie scheut das Risiko. Eines Tages, als sie den Zoo besucht, lernt sie dort Moritz kennen. Moritz, der sie fleißig fotografiert, ist eigentlich Kurierfahrer, doch er würde zu gerne auch hauptberuflich als Fotograf arbeiten.
Obwohl Max relativ schroff auf ihn reagiert, steht Moritz am nächsten Tag vor ihrer Tür, um Max die im Zoo vergessene Tasche zu bringen, die sie bei ihrer überstürzten Flucht dort liegen ließ. Trotz leichter Bedenken lässt sich Max danach auf ein Date mit Moritz ein, bei dem er sich als liebenswerter und sympathischer junger Mann entpuppt, der Max sehr offen begegnet. Obwohl Moritz kein Hehl daraus macht, dass er sich in Max verkuckt hat, weiß Max noch nicht, was sie davon halten soll. Wird sie sich auf eine Beziehung mit Moritz einlassen? Doch dafür müsste sie zunächst alle Hoffnungen, die sie sich jemals auf Jonas gemacht hat, begraben und sich außerdem mit dem Gedanken vertraut machen, dass Moritz bereits einen kleinen Sohn hat.
Nachdem mich Kyra Grohs Erstling „Pinguine lieben nur einmal“ im vergangenen Jahr so positiv überrascht und berührt hat, war es für mich klar, dass ich auch den aktuellen Roman „Halb Drei bei den Elefanten“ lesen wollte. Wieder hat sich die Autorin für ein recht ungleiches Heldenpaar entschieden. Da wäre einmal Max, ein burschikoses Durchschnittsmädel mit großer Klappe gesegnet, die aber im Grunde ihres Herzens dennoch von Romantik und der großen Liebe träumt und Moritz, ein Mann, der durch seinen selbst verschuldeten Werdegang bereits durch die harte Schule des Lebens gehen musste. Nun ist er Vater eines vierjährigen Sohnes, lebt von der Mutter (Jana) getrennt und hält sich eher schlecht als recht mit Gelegenheitsjobs finanziell über Wasser. Sein größter Traum ist es, Fotograf zu werden, doch aufgrund gewisser Fehltritte im Leben, scheint ihm dieser Traum verwehrt zu bleiben.
Max, die aus reichen, behüteten Elternhaus stammt, wenngleich sich ihre Eltern früh scheiden ließen, kennt weder Not noch Entbehrungen, doch sie hat große Bindungsängste.
Der Autorin gelingt es meiner Meinung nach sehr gut, ihr Heldenpaar so detailliert zu charakterisieren, dass man sich als Leser gut in die beiden hineinversetzen und ihre Probleme nachvollziehen kann. Zugegeben, Max ist schon eine kleine Zicke, da sie jedoch ein großes Herz hat und man durch die gewählte „Ich-Form“ stets auch Einblicke in Max Gedanken und Gefühlswelt geliefert bekommt, hat mich dieser Punkt nicht allzu sehr gestört.
Auch Moritz, der Held des Romans ist, auch wenn es im ersten Moment so scheint, kein einfach gestrickter Akteur. Irgendwie ahnt man bei ihm schon recht früh, dass er nicht ganz so offen und ehrlich ist, wie es den Anschein hat. Sein Geheimnis, dass gegen Ende des Romans gelüftet wird, hat mich auch noch nach dem Lesen des Romans eine Weile beschäftigt und ich habe mich dabei ertappt, wie ich mir die Frage stellte, wie ich an Max Stelle reagiert hätte.
Wir hätten in „Halb Drei bei den Elefanten“ also ein Heldenpaar mit Ecken und Kanten, das authentisch wirkt und mich berühren konnte und eine bittersüße Liebesgeschichte die ganz ohne Kitschfaktor auskommt. Da die Autorin jedoch trotz aller Ernsthaftigkeit in Bezug auf die Story, nicht damit spart, den Akteuren humorige Dialoge auf den Leib zu schreiben, die mir so manches Mal beim Lesen die Lachtränen in die Augen getrieben haben, wird es dennoch nie schwermütig.
Apropos Lachtränen: Bei Moritz Mitbewohner Kai, der eine Vorliebe für T-Shirts mit ausgefallenen Schriftzügen hat, kamen mir unweigerlich Assoziationen zu „Spike“, Mitbewohner von William Thacker/Hugh Grant in dem Hollywoodstreifen „Notting Hill“; dessen denkwürdige Auftritte genauso schräg und lustig geraten sind, wie die von Kai.
Ab der Mitte des Romans fand ich dann, dass die Handlung ein wenig ins Stocken geriet und Max Unentschlossenheit begann mich etwas zu nerven, doch ließ dieses Gefühl, dann auch schnell wieder nach; spätestens nachdem Jonas und Moritz aneinander gerieten, wurde es wieder spannend. Auch die Nebenfiguren sind sympathisch gestrickte Akteure, allen voran die Schwester von Max und der niedliche Sohn von Moritz.
Kurz gefasst: Eine bittersüße Liebesgeschichte, die ohne Kitschfaktor auskommt und mir unter die Haut ging.