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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2020

Thriller und Flüchtlingsdrama zugleich

American Dirt
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Lydia ist Buchhändlerin und die Frau eines Journalisten. Bei einer großen Familienfeier kommen Killer des ansässigen Kartells und erschießen die ganze Familie. Nur Lydia und ihr Sohn Luca können durch ...

Lydia ist Buchhändlerin und die Frau eines Journalisten. Bei einer großen Familienfeier kommen Killer des ansässigen Kartells und erschießen die ganze Familie. Nur Lydia und ihr Sohn Luca können durch einen mehr als glücklichen Zufall fliehen. Wie jeder in Mexico weiß, gibt es im ganzen Land kein Entrinnen, wenn das Kartell jemanden sucht. Also heißt es, das Land verlassen. Wie Tausende Mexikaner auch, versuchen die beiden also, sich über die Grenze in die USA abzusetzen. Diese abenteuerliche Flucht ist es, die den Rahmen für die Geschichte bildet.

Im Grunde wird kein Thriller erzählt, auch wenn die Spannung hoch ist. Es geht mehr um das Dilemma, dem Flüchtlinge auf der ganzen Welt ausgesetzt sind. Der Angst, die sie zur Flucht treibt. Der Sehnsucht nach Frieden und Freiheit und einem Leben – vor allem für die Kinder – ohne Gefahr. Aber der Weg, den sie gehen ist illegal und der Staat in den sie flüchten wollen, möchte dies verhindern, ebenso wie die Menschen die sie verfolgen.

Wer sich einlässt auf die gefühlsbetonte Sprache, die zwischen den zwei Hauptdarstellern wechselt. Und wer sich für das Thema frei von Vorurteilen interessiert, der ist in einer starken und glaubwürdig erzählten Geschichte gelandet. Das Buch liest sich schnell und gibt Einblicke in eine Welt, wie wir sie nur aus den Nachrichten oberflächlich kennen.

Veröffentlicht am 12.04.2020

gelungener Erstling

Unsere glücklichen Tage
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Der Titel „Unsere glücklichen Tage“ und das Cover der drei jungen Frauen am Meer trifft bereits den leicht melancholischen und unterschwellig traurigen Ton, der sich durch die Geschichte zieht. Melancholisch, ...

Der Titel „Unsere glücklichen Tage“ und das Cover der drei jungen Frauen am Meer trifft bereits den leicht melancholischen und unterschwellig traurigen Ton, der sich durch die Geschichte zieht. Melancholisch, da vier Freundinnen so schöne Sommer erlebt haben. Voll intensiver Nähe, voll Wärme und jugendlich hoffnungsvoll. Traurig, da etwas ihre Freundschaft zerstört hat und man ohne zu wissen, was es war, bereits von der ersten Seite an spürt, dass die Hauptdarstellerin Elas sich nach den vergangenen glücklichen Zeiten sehnt, auch wenn sie es selber gar nicht zugeben will.

Mir hat vor allem die Sprache des Buches sehr gefallen. Wie die Emotionen und vor allem die Gefühle und Charaktere der Menschen beschrieben werden. Das war es, was für mich das Besondere dieser Story ausgemacht hat. Es ist weniger der tatsächliche Plot, in dem es vor allem um die erste große Liebe, um Eifersucht und Enttäuschung geht. Es ist mehr das Ausloten der menschlichen Untiefen, das Hinterfragen der Beziehungsgeflechte und der Werte. Hier sehe ich die großen Stärken des Romans. Die Darsteller sind nicht schwarz oder weiß, handeln nicht immer, wie man es sich wünscht. Es ist kein seichter Liebesroman und das Ganze steuert auch nicht auf ein großes rosarotes Happyend zu.

Wie würde ich mich verhalten, wenn meine große Jugendliebe plötzlich wieder vor der Türe stände? Ist es möglich, Verletzungen zu vergessen und neu anzufangen? Fragen, die mich auch schon in meinem Leben beschäftigt haben. Deshalb hat mir das Buch gut gefallen und mich an vielen Stellen abholen können. Diese Autorin werde ich im Blick behalten.

Veröffentlicht am 09.03.2020

solider Erstling

Wie viele willst du töten
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„Wie viele willst du töten“ ist der Erstling von Joanna Schaffhausen; trotz des deutsch klingenden Namens eine US-Amerikanerin. Die Geschichte spielt in Massachusetts. Ein angenehm kurzer, knapper Prolog ...

„Wie viele willst du töten“ ist der Erstling von Joanna Schaffhausen; trotz des deutsch klingenden Namens eine US-Amerikanerin. Die Geschichte spielt in Massachusetts. Ein angenehm kurzer, knapper Prolog lässt den Leser erahnen, was der Hauptdarstellerin, Ellery Hathaway vor 14 Jahren widerfahren ist, als sie von einem Psychopathen gefangen gehalten wurde. Hier setzt auch bereits einer meiner kleinen Kritikpunkte an, denn irgendwie kann ich es mir nicht vorstellen, dass man nach so einem traumatischen Erlebnis – und ganz ist sie noch nicht darüber hinweg – ausgerechnet Polizistin wird. Dies ist aber ja eine gängige Struktur in vielen Thrillern. Also habe ich es mal so hingenommen. Und sie bekommt auch noch jährlich seltsame Geburtstagskarten. Die Vermutung, dass ein Trittbrettfahrer unterwegs ist, liegt nahe. Als zum dritten Mal eine Person verschwindet, die Ellery kennt, holt sie sich erneut Hilfe beim FBI, welches sie damals auch befreite. Agent Reed Markham ist ein sperriger Charakter. Einer, der sich nicht alleine auf seine Gefühle verlässt, sondern immer auf der Suche nach handfesten Beweisen ist. So glaubt er Ellery auch erst nicht, dass die Karten und die Verschwundenen zusammenhängen.
Man merkt, dass die Autorin Psychologie studiert hat. Das wirkt sich durchaus positiv auf die Story aus, die die ein oder andere Wendung parat hat und trotz eines Täters, der sich im letzten Drittel auch für den Leser deutlich abzeichnet, eine große Portion Spannung bis zum Ende aufrecht erhalten kann. Das Buch liest sich flott und man fiebert durchaus mit der Heldin mit.

Sieht man mal von der Ausgangssituation ab – persönlich betroffene und psychologisch angeknackste Ermittlerin, der keiner so recht glauben will – dann kann ich den Roman durchaus empfehlen. Ich mochte es auch, dass die Autorin nicht zu sehr in die Trickkiste griff, um den Mörder zu verbergen oder sein Motiv hochzuschaukeln. Alles noch im Bereich des realistischen.

Veröffentlicht am 24.02.2020

schöner Schmöker

Raffael - Das Lächeln der Madonna
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Bei einem Roman über den Maler Raffael Sanzio hat man natürlich ganz bestimmte Erwartungen. Vor allem als versierte Histo-Leserin möchte ich bei so einer Geschichte nicht nur über den Menschen und Maler ...

Bei einem Roman über den Maler Raffael Sanzio hat man natürlich ganz bestimmte Erwartungen. Vor allem als versierte Histo-Leserin möchte ich bei so einer Geschichte nicht nur über den Menschen und Maler etwas erfahren, sondern auch über die geschichtlichen Fakten. Weil es mich interessiert aber auch, weil das Schaffen der Künstler durch die Zeit und die damalige Epoche beeinflusst waren und man viele Kunstwerke nur versteht, wenn man den gesellschaftspolitischen Hintergrund kennt. Hier hat mich der Roman auch wirklich abgeholt. Raffaels Kunst und die Zeit, in der er lebte und arbeitete, werden sehr gut beschrieben und gründlich beleuchtet. Der Umfang des Buches ist dem Anspruch und der relativ langen Zeitspanne, um die es geht, angemessen.

Etwas intensiver hätte ich mir die private Geschichte gewünscht. Die, die den Leser berührt und bei der er wirklich emotional mitfiebert. Da waren mir die Protagonisten manchmal etwas fremd und blass. Und vielleicht auch der Raum etwas zu gering, den der Autor Raffael in seiner Geschichte eingeräumt hat.

Ein schöner historischer Roman, der Lust auf mehr von Noah Martin macht.

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Veröffentlicht am 11.02.2020

still aber hoffnungsvoll

Nach Mattias
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Keine Angst. Auch wenn der Klappentext sagt, dass es hier um Tod und Trauerbewältigung geht, so ist es doch kein wirklich trauriges Buch. Vielmehr ist es ein Rückblick auf einen geliebten jungen Menschen ...

Keine Angst. Auch wenn der Klappentext sagt, dass es hier um Tod und Trauerbewältigung geht, so ist es doch kein wirklich trauriges Buch. Vielmehr ist es ein Rückblick auf einen geliebten jungen Menschen aus der Perspektive von neun ihm nahe stehenden Menschen. Und es ist ein Blick auf darauf, dass trotz aller Trauer und trotz des erlittenen Verlustes das Leben sich schnell wieder Bahn bricht und man lernt, mit dem Geschehenen umzugehen. Das tut jeder auf seine Weise. Das geht bei jedem in unterschiedlichem Tempo und es ist nicht immer leicht. Aber gerade die Erinnerung an Matthias ist es, die den Blick nach Vorne wieder ins Positive ausrichtet. Diese Verarbeitung durchzieht alle Geschichten mal mehr mal weniger. Die Sprache ist eindringlich und sanft zugleich.

Das Büchlein ist schmal und doch gehaltvoll. Das Cover gibt sehr gut die Stimmung des Buches wieder. Still aber hoffnungsvoll. Ein Buch der leisen intensiven Töne. Mir hat es gefallen.